Wieder ohne Schweden

Halb Europa ist nach den frag­wür­di­gen RKI-Kriterien inzwi­schen Risikogebiet. Schweden ist wie­der ein­mal nicht dabei. focus​.de ver­sucht am 24.9. eine Erklärung:

»Kein Lockdown. Kaum Schulschließungen. Gefüllte Restaurants und Bars. Schweden ging in der Corona-Krise einen Sonderweg – und schien zunächst zu schei­tern. Zu Beginn der Pandemie star­ben vie­le Menschen, bis heu­te muss das Land 5870 Tote ver­zeich­nen. Das Vorgehen des Staatsepidemiologen Anders Tegnell geriet hart in die Kritik.

Heute sieht die Lage in Skandinavien anders aus. Während die Betten des im Stockholmer Karolinska Universitätshospital ein­ge­rich­te­ten "Pandemie-Saal" leer­ste­hen, muss­ten im benach­bar­ten Dänemark erneu­te Maßnahmen ver­hängt werden…

Die Dänen machen nun die Immunität der vie­len Infizierten Schweden für deren Vorsprung ver­ant­wort­lich. "Es gibt Anzeichen dafür, dass die Schweden eine Immunitätskomponente gegen die Krankheit in die Hand bekom­men haben. Zusammen mit dem, was sie sonst tun, um die Verbreitung zu ver­hin­dern, hält das die Krankheit auf nied­ri­gem Niveau", sagt etwa Kim Sneppen, Professor für Biokomplexität am Niels-Bohr-Institut, der Modelle zu Superspreadern erar­bei­tet hat gegen­über der Kopenhagener Zeitung "Politiken". In Dänemark sei­en hin­ge­gen der­zeit nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung immunisiert.«

Der Virologe Ulf Dittmer vom Universitätsklinikum Essen meint:

»"Die Personen, die sich zum jet­zi­gen Zeitpunkt in ande­ren Ländern infi­zie­ren, die dort für star­ke Infektionsanstiege sor­gen – das sind jun­ge Leute. Die Partys machen, sich in gro­ßen Gruppen tref­fen. Das sind die Menschen, die in Schweden zu kei­nem Zeitpunkt ein­ge­schränkt waren. Sie hat­ten bereits zu Beginn der Pandemie, im Frühjahr die Gelegenheit, sich anzu­stecken. Hier gibt es viel­leicht tat­säch­lich schon so etwas wie eine Herdenimmunität. Der Anteil der­je­ni­gen, die in die­ser Gruppe bereits Antikörper haben, ist ver­mut­lich schon sehr hoch."

Das erklä­re auch den ver­meint­li­chen Vorsprung oder Erfolg, den Schweden gegen­über vie­len ande­ren Ländern habe. "Schweden fehlt zum jet­zi­gen Zeitpunkt der Infektionstreiber, der in den ande­ren Ländern aktu­ell für star­ke Infektionsanstiege sorgt", erklärt der Virologe…

"Für die­sen 'Erfolg‘ hat das Land aber auch meh­re­re Tausende sei­ner Bürger geop­fert", kri­ti­siert Dettmer. "Die Todesrate war in den ersten Pandemiemonaten rund fünf mal so hoch wie in Deutschland. Diese Menschen muss­ten ster­ben, dafür dass Schweden jetzt die­ses Ergebnis hat und nur noch ver­hält­nis­mä­ßig weni­ge Infektionen ver­zeich­nen muss. Unter die­sem Aspekt zu behaup­ten, man habe alles rich­tig gemacht – das wäre wohl zynisch."«

Ohne den letz­ten Satz geht wohl eine sach­li­che Auseinandersetzung noch nicht – wenn auch nie­mand sich so geäu­ßert hat.

Eine Antwort auf „Wieder ohne Schweden“

  1. Warum machen wir im Sommer Terror wegen eines Wintervirus? In Europa sind trotz künst­lich hoch­ge­trie­be­ner Infiziertenzahlen die Todesraten im Keller. Die etwas kom­pli­zier­te Entgegnung der Corona Anhänger lau­tet, dass sich der­zeit nur jun­ge Menschen anstecken, die­se sei­en unge­fähr­det aber ein Virenreservoir und daher eine Bedrohung für alte Menschen im Winter. Das Gegenargument liest man hier, eine gut immu­ni­sier­te Jugend ist eine natür­li­che Barriere. Die Welt recher­chier­te, dass Schweden im ersten Halbjahr mit 0,48% eine gerin­ge­re Sterblichkeit auf­weist als Deutschland 0,59%. Berücksichtigt man zudem, dass die schwe­di­schen Covid Toten durch­schnitt­lich 86 waren, stellt man fest, dass die 5000 Covid Verstorbenen eine Informationsblase sind.

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