Wieler ist sehr optimistisch und weiß gar nichts

Am 15.10. war Lothar H. Wieler im Phoenix-Gespräch zu ver­neh­men. Auf beein­drucken­de Weise mach­te der RKI-Präsident sei­nen Expertenstatus erkennbar:

Weitere beklem­men­de Highlights:

»Wir haben inzwi­schen einen rela­tiv guten Werkzeugkasten, mit dem wir die Ausbreitung des Virus auch wirk­lich ver­hin­dern kön­nen und ein­däm­men können.«

Ein Klempner mit ähn­lich gutem Werkzeugkasten wäre sehr schnell bankrott.

Mehr verschärfen, Risikogebiete abriegeln

»Der Rahmen muß ein­heit­lich sein, und dann muß man regio­nal natür­lich noch Maßnahmen ver­schär­fen… Die poli­ti­sche Aufgabe ist es dann, aus den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts unter ande­rem eben ver­pflich­ten­de Aussagen zu tref­fen.«

Irregeleitete Demokratiefanatiker könn­ten mei­nen, die Weisungsbefugnis sei umge­kehrt, hat doch das Gesundheits­ministerium die Dienst- und Fach­aufsicht über das RKI.

Auf die Frage, ob Risikogebiete wie Berlin, München und Köln abge­rie­gelt wer­den soll­ten, ant­wor­tet Wieler:

»Inzwischen kann ich mir das vor­stel­len, daß sol­che Maßnahmen durch­ge­führt wür­den. Der Hintergrund ist wie­der der glei­che, den ich eben nann­te: Mobilität ist ein Treiber die­ser Pandemie.«

Der Blick in die Glaskugel ist alles ande­re als das Verbreiten von Panik, son­dern ver­mut­lich Wissenschaft.

»Wir wer­den sehen, daß die Zahl der Schwererkrankten und der­je­ni­gen, die Todesraten, die wer­den auch dann stei­gen, wenn eben wie­der mehr älte­re Menschen infi­ziert wer­den. Das heißt also, wir wis­sen, daß wir in die Vergangenheit schau­en, wir wis­sen nicht genau, was vor­ne kommt.«

Weniger Tote als bei Grippewelle heißt mehr Tote durch Corona

Konfrontiert mit 25.000 Grippetoten 2017/18 und weni­ger als 10.000 "Corona-Toten" bis jetzt kommt: Diese Grippewelle

»… ist wirk­lich eine schwe­re Grippewelle gewe­sen. 25.000 Tote haben wir geschätzt… Die ande­ren Grippewellen sind aber im Schnitt deut­lich gerin­ger… Wir wis­sen, daß Coivd-19 zu deut­lich mehr Todesfällen führt.«

Warum gibt es kei­ne Differenzierung der Zahlen von "an" und "mit" Corona Verstorbenen, lau­tet die Frage des Moderators.

»Wir kön­nen das nicht unter­schei­den. Weil wir bekom­men ja die Meldezahlen von den Gesundheitsämtern nach den Falldefinitionen, die wer­den uns gege­ben… Wir defi­nie­ren Fälle und dann brin­gen wir die Daten eben so raus. Jetzt wer­den natür­lich Untersuchungen gemacht.«

Das Geringste, was sich hier­zu sagen läßt ist, Herr Wieler wider­spricht sich. Denn es ist die Definition von Fällen durch das RKI selbst, die eine Differenzierung verhindert:

»Sowohl Menschen, die unmit­tel­bar an der Erkrankung ver­stor­ben sind ("gestor­ben an"), als auch Personen mit Vorerkrankungen, die mit SARS-CoV‑2 infi­ziert waren und bei denen sich nicht abschlie­ßend nach­wei­sen lässt, was die Todesursache war ("gestor­ben mit") wer­den der­zeit erfasst.«

Freiheitsrechte und Massentierhaltung

Spannend wird es bei die­ser Frage des Moderators Alfred Schier:

»Wer Freiheitsrechte der Menschen ein­schränkt, wer für wirt­schaft­li­chen Lockdown sorgt, der muß das gut begrün­den. Nur hat die­se Begründung im Lauf der Zeit immer wie­der gewech­selt. Am Anfang hieß es, wir müs­sen auf die Verdoppelungszahlen ach­ten, dann hieß es, wir müs­sen drauf ach­ten, daß die Intensivbetten aus­rei­chen, und dann hieß es, wir müs­sen zehn­tau­sen­de von Toten ver­hin­dern. Aber zumin­dest bis­her ist all das nicht eingetreten.«

Die Antwort des RKI-Präsidenten:

»Also, was Sie sagen, das ist aus mei­ner Sicht eine Wahrnehmung… Das Wichtigste für uns ist natür­lich, wir wol­len mög­lichst wenig Menschen in Deutschland sehen, die sich mit dem Virus infi­zie­ren und schwer dar­an erkran­ken. Und die ande­ren Dinge, die Sie anspre­chen, sind ja alles nur Beschreibungen von die­sem Ausgang.«

Zur Massentierhaltung kann Wieler Beruhigendes mitteilen:

»Natürlich soll Massentierhaltung, also die kon­ven­tio­nel­le Tierhaltung dazu füh­ren, daß man in der Regel rela­tiv gute Biosicherheits­containments hat, daß heißt, daß Tiere in Stallungen gehal­ten wer­den, und dort dar­auf geach­tet wird, daß nichts rein­kommt oder raus­kommt. «

Wieler ist seit April 2011 Mitglied des Wehrmedizinischen Beirats im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verteidigung. Das könn­te Einiges erklären.

15 Antworten auf „Wieler ist sehr optimistisch und weiß gar nichts“

  1. @AA
    ,, … wür­de … wollen." ? 

    Bei allem Respekt : Ihr "Distanzwurf" klingt wie ein NDR-Podcast mit einem bun­des­ver­dienst­ge­kreu­zig­ten Messias – also nicht wirk­lich überzeugend …

  2. Ein Tierarzt an der Spitze der ober­sten Seuchenbehörde für Menschen ist ver­gleich­bar mit einem Metzgermeister als Chefarzt einer Chirurgischen Klinik.
    Und die mei­sten Ärzte machen die­sen Popanz mit.

    1. @Bockerer: Wieler ist auch Professor für Mikrobiologie. Das ist als Berufshintergrund völ­lig in Ordnung für den Job. Er soll­te für sei­ne Positionen kri­ti­siert wer­den, nicht dafür, was er stu­diert oder nicht stu­diert hat.

      1. Fachtierarzt für Mikrobiologie habe ich gera­de bei Wiki gele­sen. Bei denen gibt es auch gute Menschen, die aber sich aber doch lie­ber mit Tieren beschäftigen.

    2. Nun, wenn ich Verantwortung hät­te wür­de ich schon dafür sor­gen, dass an der Spitze einer Institution wie dem RKI kein Veterinär steht.

      Aber das wäre rei­ne Fassade. So wie die­ser Job ja auch rei­ne Fassade ist.

      Dass ein Tierazt genau­so gute und wich­ti­ge Arbeit lei­stet und genau­so wis­sen­schaft­lich gebil­det ist, wie ein Humanarzt (und dass es unter Humanärzten auch win­di­ge Brocken gibt) soll­te aber schon klar sein.

  3. Aufgrund sei­ner vete­ri­nä­ren Prägung ist er sicher­lich fast schon eine Idealbesetzung für die der­zei­ti­ge Lage, wenn sich doch alles fast aus­schliess­lich um Coronen dreht. Gibt es doch seit mehr als 20 Jahren Impfstoffe dafür für Rindviecher. Bestimmt auch hin­rei­chend Erfahrungswerte usw.

  4. @AA und covid-ugly

    … Einigen wir uns über eine even­tu­el­le Micro-Kenntnis, des bio­lo­gi­schen Wunders rechts im Sessel, über Herden-Impfungen von Schafen ?

  5. @covid-ugly: Folgeschäden einer Impfung kön­nen bei Schlachtvieh kaum zu Erfahrungswerten füh­ren, da das arme Vieh nicht lan­ge lebt!!!!

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