Wieso sind die Kliniken überlastet, Herr Lauterbach?

twit​ter​.com

Damals ver­such­te Lauterbach, nach einem Sturm der Empörung ein paar Millimeter zurück­zu­ru­dern. Am 15.7.19 wird er auf faz​.net so zitiert:

»„Deutschland hat zu vie­le Krankenhäuser, das ist rich­tig. Aber die Größenordnung der Schließungen, wel­che die Studie sug­ge­riert, ist falsch“, sag­te der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, der F.A.Z. Die Studie der Bertelsmann-Stiftung blei­be hin­ter den Erwartungen zurück. „Gerade auf dem Land, aber auch in den Brennpunkten eini­ger Städte gibt es eine Unterversorgung mit Krankenhausbetten.“

„Hohe Zahl der Schließungen geht nicht“

In den genann­ten Bereichen sei eine Schließung ver­blie­be­ner Häuser fatal. Deswegen müs­se im Einzelfall genau geschaut wer­den, wo eine Klinik benö­tigt wer­de und wo nicht, sag­te Lauterbach. „Wir brau­chen zwar mehr medi­zi­ni­sches Personal pro Krankenhausbett, aber die hohe Zahl der Schließungen geht nicht.“«

Einen Tag spä­ter leg­te er wie­der nach. Mit Datum vom 16.7.19 ist auf aerz​te​blatt​.de zu lesen:

»Nur die Richtung stimmt

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach stimm­te heu­te den Plänen zur Verringerung der Krankenhäuser in Deutschland teil­wei­se zu. „Der Grundtenor der Studie ist zwar rich­tig. Aber die Berechnung, dass man bis zu zwei Drittel der Krankenhäuser abbau­en könn­te, die hal­te ich aber für falsch und über­zo­gen“, sag­te er der Passauer Neuen Presse.

Tatsächlich wür­de die Qualität mit weni­ger Krankenhäusern stei­gen, sofern die richti­gen geschlos­sen wür­den, so der SPD-Fraktions-Vize. „Wir haben sehr vie­le Kranken­häuser gemes­sen an ver­gleich­ba­ren Ländern. Bei weni­ger Krankenhäusern hät­ten wir mehr Pflegekräfte, Ärzte und Erfahrung pro Bett und Patient und könn­ten auf über­flüssige Eingriffe verzichten.“

Nur die richtigen Häuser schließen

Großer Schaden könn­te Lauterbach zufol­ge ent­ste­hen, wenn die fal­schen Kliniken geschlos­sen wür­den. „Klar ist: Es darf kei­ne Gewinnmaximierung durch Krankenhaus­schließungen geben. Es wird aber nicht mög­lich sein, mit­tel­fri­stig die Ärzte und Pflege­kräfte vor­zu­hal­ten, um in allen bestehen­den Häusern die Versorgung abzu­decken“, sag­te er.

Die Förderung von Kliniken auf dem Land nann­te er „drin­gend not­wen­dig“. Denn: „Wir haben tat­säch­lich auf dem Land und in den sozia­len Brennpunkten der Städte eher eine Unterversorgung. Wir haben dage­gen eine Überversorgung in vie­len Metropolen beson­ders dort, wo lukra­ti­ve Krankenhausmärkte sind, wo vie­le Einkommens- und Bildungsstärkere leben.“«

"Gewinnmaximierung durch Krankenhaus­schließungen" ist nicht so okay für den Sozialdemokraten, Profit durch Betreiben von Krankenhäusern schon.

Es sind sol­che Worthülsen, mit denen im Bundestagswahlkampf "cam­pact" den Bock zum Gärtner gemacht hat (s. Linke müs­sen Lauterbach wäh­len!). Interessant auch weflop​.cam​pact​.de, Die PharmareferentInnen von "cam­pact".

Frau Wagenknecht hin­ge­gen wird von ihrer eige­nen Parteiführung nie­der­ge­macht, wenn sie auf Lauterbachs Rolle ver­weist: (Video inzwi­schen gelöscht.)

Siehe Wenn "Stern" und Rechte in der Linkspartei schäu­men, muß Wagenknecht etwas rich­tig gemacht haben

6 Antworten auf „Wieso sind die Kliniken überlastet, Herr Lauterbach?“

  1. Das muss man sich mal auf der Zunge zer­ge­hen las­sen: "Bei weni­ger Krankenhäusern hät­ten wir mehr Pflegekräfte, Ärzte und Erfahrung pro Bett und Patient " . Ich bin ja dafür, alle Krankenhäuser bis auf eines (am besten mit nur einem Bett) zu schlie­ßen – dann hät­ten wir die opti­ma­le Versorgung (des einen Bettes) erreicht.

  2. https://​coro​na​-blog​.net/​2​0​2​1​/​0​5​/​1​3​/​k​a​r​l​-​l​a​u​t​e​r​b​a​c​h​-​s​k​r​u​p​e​l​l​o​s​e​r​-​p​o​l​i​t​i​k​e​r​-​i​m​-​d​i​e​n​s​t​e​-​d​e​r​-​p​h​a​r​m​a​i​n​d​u​s​t​r​ie/

    Karl Lauterbach – Skrupelloser Politiker im Dienste der Pharmaindustrie

    "Denkt man an Karl Lauterbach kom­men einem unwei­ger­lich Horrorszenarien über die bald kom­men­de, näch­ste Welle der Corona Pandemie in den Sinn. Dabei hat der Mann auch eine inter­es­san­te Vergangenheit, die geprägt ist von dem Drang, Geld anzu­häu­fen. Schaut man noch genau­er hin, dann hat der Mann durch phar­ma­fi­nan­zier­te Studien sogar Menschenleben auf dem Gewissen. Ein Blick in Karl Lauterbachs Vergangenheit."

    "Lauterbach wirk­te an der Einführung des umstrit­te­nen „Diagnosebezogenen Fallgruppen“ Abrechnungssystems (auch DRG-System) mit. Dieses wur­de, nicht zuletzt durch sei­ne Aussagen, im Jahr 2003 in Deutschland ein­ge­führt. Die Jahre davor hat­te er dafür auch flei­ßig die Werbetrommel gerührt:

    […] Das hat den Vorteil, dass die Pauschale völ­lig unab­hän­gig davon ist, wie lan­ge der Patient behan­delt wird. Wir haben in Deutschland im Vergleich zum euro­päi­schen Ausland sehr lan­ge Verweildauern, fast dop­pelt so hohe Verweildauern. Und wenn nun DRGs ein­ge­führt wer­den, dann haben die Krankenhäuser den Anreiz, so kurz wie mög­lich den Aufenthalt zu gestalten.
    Karl Lauterbach im Deutschlandfunk (2001)

    Genau das ist gesche­hen – und zwar extrem. Schon 2007 berich­te­te das Ärzteblatt von „blu­ti­gen Entlassungen“ – Menschen im Krankenhaus zu las­sen, bringt eben jetzt kei­nen Gewinn mehr. Und dass die durch­schnitt­li­che Verweildauer seit­dem immer noch Jahr für Jahr sinkt, lässt tief blicken:"

    https://​coro​na​-blog​.net/​2​0​2​1​/​0​5​/​1​3​/​k​a​r​l​-​l​a​u​t​e​r​b​a​c​h​-​s​k​r​u​p​e​l​l​o​s​e​r​-​p​o​l​i​t​i​k​e​r​-​i​m​-​d​i​e​n​s​t​e​-​d​e​r​-​p​h​a​r​m​a​i​n​d​u​s​t​r​ie/

    DRG in deut­schen Krankenhäusern: UmSetzung und Auswirkungen Taschenbuch – 1. Mai 2003
    von Markus Lüngen (Autor), Karl W Lauterbach (Autor)

  3. @Warum
    Nach mei­ner Knie OP muss­te ich halb bewusst­los in den Krankenhaus Flur GEHEN. Dort durf­te ich jeman­den anru­fen der mich abhohlt. Musste den rest der Vollnarkose auf einem Plastik Stuhl verbringen.

    1. @Nameless
      Unglaublich. Ich habe nach mei­ner (geplan­ten) Knie-OP immer­hin im Bett gele­gen, auch wenn das erst­mal stun­den­lang auf dem Flur stand. Die Zustände in den Krankenhäusern sind schon lan­ge kata­stro­phal, dank sol­cher "Experten" wie Lauterbach. Und dass sie jetzt noch kata­stro­pha­ler sind, weil ver­mut­lich eine gro­ße Zahl von Pflegekräften im Zusammenhang mit der Corona-Krise den Beruf ver­las­sen hat, kann man sich vor­stel­len. Gäbe es nicht so vie­le Idealisten in den medi­zi­ni­schen Berufen, die weit über ihre Kräfte arbei­ten, wäre mMn schon längst alles zusammengebrochen.

  4. Ärzte wol­len nicht immer nur Geld erwirt­schaf­ten, son­dern auch hin und wie­der mal ihrer Arbeit nach­ge­hen können.

    "31.10.2021, 09:10 Uhr
    Inmitten der Pandemie ver­han­deln die «Ampel»-Koalitionspartner in spe über den Kurs der Gesundheitspolitik. Die Ärzte ver­lan­gen nicht nur für die Krankenhäuser eine Abkehr von Kostendruck und Renditedenken."
    https://www.stern.de/news/gesundheit-keine-industriebetriebe–aerzte-fuer-neue-klinikfinanzierung–30881028.html?utm_campaign=alle-nachrichten&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard

    "Inmitten der Pandemie ver­han­deln die «Ampel»-Koalitionspartner in spe über den Kurs der Gesundheitspolitik. Die Ärzte ver­lan­gen nicht nur für die Krankenhäuser eine Abkehr von Kostendruck und Renditedenken.

    Die Bundesärztekammer hat vor einer immer wei­te­ren Kommerzialisierung des Gesundheitswesens gewarnt und for­dert dafür auch Änderungen bei der Finanzierung der Kliniken.

    «Krankenhäuser sind kei­ne Industriebetriebe, und Ärzte und Patienten sind kei­ne Glieder einer Wertschöpfungskette», sag­te Ärztepräsident Klaus Reinhardt der Deutschen Presse-Agentur vor dem Ärztetag an die­sem Montag in Berlin. «Wir brau­chen des­halb ein Vergütungssystem, das nicht aus­schließ­lich auf wirt­schaft­li­che Effizienz aus­ge­rich­tet ist, son­dern das es uns ermög­licht, unse­re Patientinnen und Patienten mit der gebo­te­nen Sorgfalt und Zuwendung zu versorgen.»

    Die mög­li­chen künf­ti­gen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP haben für ihre Koalitionsverhandlungen ange­kün­digt, das Finanzierungssystem der Kliniken über Pauschalen für Behandlungsfälle weiterzuentwickeln.

    Gegen betriebs­wirt­schaft­li­che Logik
    Bisher sei die kauf­män­ni­sche Geschäftsführung der Kliniken dar­an inter­es­siert, mit mög­lichst wenig Personal mög­lichst vie­le Fälle in mög­lichst kur­zer Zeit zu behan­deln, erläu­ter­te Reinhardt. «Diese betriebs­wirt­schaft­li­che Logik wol­len Ärzte und Pflegekräfte nicht mehr mit­ma­chen.» Die Vergütung der Krankenhäuser müs­se sich nach dem tat­säch­li­chen Versorgungsbedarf rich­ten. Einzupreisen sei­en auch Vorhaltekosten etwa für Notsituationen wie die aktu­el­le Pandemie.

    Der Ärztepräsident for­der­te, die Kosten für alle direkt in der Patientenversorgung täti­gen Mitarbeiter, also auch Ärztinnen und Ärzte, aus der Fallpauschalenfinanzierung aus­zu­glie­dern. Sie müss­ten geson­dert von den Krankenkassen finan­ziert wer­den. So ist es bei Pflegekräften bereits der Fall. «Es steht völ­lig außer Frage, dass wir mit den ver­füg­ba­ren Ressourcen in unse­rem Gesundheitswesen mög­lichst effi­zi­ent und wirt­schaft­lich ange­mes­sen umge­hen müs­sen.» Renditestreben und Kosteneffizienz dürf­ten aber nie­mals Vorrang vor den gesund­heit­li­chen Interessen der Patientinnen und Patienten haben.

    Brauchen gesetz­li­che Regelungen
    Auch pri­va­te Investitionen in der ambu­lan­ten Versorgung und pri­va­te Krankenhäuser sei­en nicht per se schlecht, sag­te Reinhardt. «Wir brau­chen aber gera­de für bran­chen­frem­de Investoren, die im Wesentlichen an hohen Renditen inter­es­siert sind, begren­zen­de gesetz­li­che Regelungen.» Es müs­se Spielregeln für die­se Akteure geben, damit die aus Pflichtbeiträgen der Sozialversicherungen erwirt­schaf­te­ten Renditen einer hoch­wer­ti­gen Versorgung zugu­te­kä­men. «Patientinnen und Patienten müs­sen immer vor Profit gehen. Und die Wettbewerbsordnung im Gesundheitswesen muss dem Gemeinwohl dienen.»

    Beim 125. Deutschen Ärztetag am Montag und Dienstag sol­len neben den gesund­heits­po­li­ti­schen Forderungen unter ande­ren auch gesund­heit­li­che Folgen des Klimawandels ein Schwerpunktthema sein – etwa der Umgang mit häu­fi­ge­ren Hitzewellen in Deutschland oder der kli­ma­be­ding­ten Verbreitung tro­pi­scher Krankheiten. In die­sem Jahr gab es im Mai bereits einen digi­ta­len Ärztetag, nach­dem der Ärztetag im ver­gan­ge­nen Jahr wegen der Corona-Pandemie aus­ge­fal­len war."

  5. Das Bündnis "Gemeingut in Bürgerinnenhand" hat zum "Tag der PatientInnen" eine Aktion auf dem Berliner Alexanderplatz gegen die bun­des­wei­ten Klinikschließungen ver­an­stal­tet und stell­te dabei die im Jahr 2021 erfolg­ten Klinikschließungen und die akut bedroh­ten Krankenhäuser sym­bo­lisch mit über acht­zig plat­zen­den Luftballons dar.
    Außerdem mach­ten sie auf ihre Petition „Bundesweite Krankenhausschließungen jetzt stop­pen!“ auf­merk­sam, für die noch bis 21. Februar Unterschriften gesam­melt werden.

    „Wir erwar­ten, dass Karl Lauterbach als Gesundheitsminister Klinikschließungen stoppt.
    Am 30. Mai 2021 hat Lauterbach unse­re Petition an Jens Spahn gegen bun­des­wei­te Krankenhausschließungen unterschrieben.“

    https://​www​.gemein​gut​.org/​a​k​t​i​o​n​-​z​u​m​-​t​a​g​-​d​e​r​-​p​a​t​i​e​n​t​i​n​n​e​n​-​k​r​a​n​k​e​n​h​a​u​s​s​c​h​l​i​e​s​s​u​n​g​e​n​-​k​o​s​t​e​n​-​l​e​b​en/

Schreibe einen Kommentar zu Nameless Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert