Unter diesem Titel berichtet tagesspiegel.de am 18.11.22:
»Während der ersten Corona-Infektionswelle gab es in den deutschen Pflegeheimen nicht nur rigide Besuchsverbote für Angehörige, sondern auch erhebliche Zugangsbeschränkungen für Ärzt:innen und anderes Gesundheitspersonal. Das ist einer retrospektiven Studie der Berliner Charité [der Link ist ungültig. Es dürfte sich um diese Arbeit handeln: gkv-spitzenverband.de, AA] im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes zu entnehmen, die bei einer Fachtagung des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) präsentiert wurde.
Demnach wurde der Zutritt selbst für Hausärzt:innen und geriatrische Fachärzt:innen in jeder dritten stationären Einrichtung entsprechend reglementiert. Noch heftiger traf es Psychotherapeut:innen. Für sie galten in zwei von drei Heimen Zugangsbeschränkungen. In jedem fünften wurde ihnen der Zutritt sogar komplett untersagt…
Um einen Überblick über die Einschränkungen für die medizinische Versorgung der Pflegebedürftigen zu bekommen, wurden zwischen November 2020 und März 2021 Heimleitungen in ganz Deutschland befragt…
Zutrittsverbot für Therapeuten
Besonders oft Fehlanzeige herrschte für viele Pflegeheim-Bewohner:innen in dieser ersten Coronawelle bei Massagen, Ergotherapie oder Fußpflege. Laut Studie wurde der Zugang von Physiotherapeut:innen in 86,4 Prozent der Heime streng reglementiert, bei Ergotherapeut:innen geschah dies in 87,2 Prozent aller Einrichtungen. Und in fast jedem dritten Heim wurde solchen Dienstleistern der Zutritt komplett untersagt.
Am härtesten reglementiert wurden Podolog:innen, deren Behandlung für Diabeteserkrankte besonders wichtig ist. Ihre Besuche unterlagen in 94 Prozent der stationären Einrichtungen Zugangsbeschränkungen, in 39,5 Prozent wurden sie überhaupt nicht mehr zu den Pflegebedürftigen gelassen.
Zurückhaltender waren die Heimleitungen bei den Palliativ-Care-Teams und Sterbebegleitungen. Der Erhebung zufolge kamen solche Fachkräfte in zwei von drei Heimen uneingeschränkt zu den Betroffenen. Allerdings: 34,3 Prozent der Einrichtungen verhängten aus Angst vor Ansteckung auch für sie Zugangsbeschränkungen und 2,6 Prozent sogar gänzliches Zutrittsverbot.
Versorgungsdefizite als Folge der Maßnahmen
Bei diesen Zahlen ist es nicht überraschend, dass viele Bewohner:innen medizinisch unterversorgt waren. Die Heimleitungen bestätigten solche Versorgungsdefizite. In fast jedem fünften Pflegeheim bezog sich der bekundete Mangel auf hausärztliche, in fast jedem dritten auf fachärztliche Behandlung…
Insgesamt bestätigten mehr als ein Drittel der befragten Heimleitungen in ihren Einrichtungen COVID-19-Ausbrüche, wenn dort auch getestet worden war. Solche Tests erfolgten der Studie zufolge allerdings nur in 70,5 Prozent der Pflegeheime. Bei 5,2 Prozent der Getesteten wurde den Angaben zufolge eine Corona-Infektion festgestellt worden.
Ein knappes Viertel der Betroffenen (23 Prozent) überlebte diese Erkrankung nicht – fast jedes zweite Todesopfer (42,3 Prozent) war vorher ins Krankenhaus gebracht worden. Bei den Mitarbeiter:innen in den Pflegeheimen fielen der Studie zufolge nur 3,7 Prozent der Tests positiv aus.
Angst- und Stress-Symptome bei vielen Pflegekräften
Den Auswirkungen der ersten Pandemiewelle auf die Heimbeschäftigten widmen die Wissenschaftler in der Studie ein eigenes Kapitel. Erschreckend ist demnach ist die Quote der Pflegekräfte, die unter Stress, Depressionen und Angst leiden. Bedenklich hohe Stress-Symptome zeigten 38 Prozent der Befragten, heißt es in der Untersuchung. Davon wiesen 14,9 Prozent eine schwere und 6,8 Prozent sogar eine sehr schwere Stress-Symptomatik auf. Depressions-Symptome seien sogar bei 40,9 Prozent des Pflegepersonals festgestellt werden. Und unter Angst-Symptomen litten 36,3 Prozent…
Die Politik müsse „umgehend klarere und wirksamere Vorgaben für bessere Arbeitsbedingungen setzen“, drängte die Funktionärin [Irene Maier, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats]. Bewertungsmaßstab dabei müsse sein, „ob die Maßnahme den beruflich Pflegenden hilft, gesund im Beruf zu bleiben, und ob sie damit zur Patienten- und Bewohnersicherheit beiträgt“. Gleichzeitig warnte der Pflegerat davor, die gestiegenen Arbeitsbelastungen allein auf die Coronakrise zu schieben. Bereits vor der Pandemie sei die Personallage in der Pflege prekär gewesen.
Ausschluss von Angehörigen besonders belastend
Als stärkste Belastung empfand das befragte Pflegepersonal übrigens die Sorgen der Angehörigen während der strikten Besuchsregeln in den Heimen. 95 Prozent der Pflegekräfte litt nach eigenen Angaben darunter. Fast ebenso viele (94,5 Prozent) nannten hier die Sorge vor COVID-19-Infektionen der Bewohner:innen…«
@aa
" Studie der Berliner Charité [der Link ist ungültig. "
https://www.gkv-spitzenverband.de/pflegeversicherung/forschung/modellprojekte/pflege_laufende_projekte_8/Covid-Heim.jsp
siehe
https://web.archive.org/web/20221122125404/https://www.gkv-spitzenverband.de/pflegeversicherung/forschung/modellprojekte/pflege_laufende_projekte_8/Covid-Heim.jsp