Die Masken fallen – Konzert wird trotzdem zu Ende gebracht

»Wummernder Techno, jede Menge Bier und gute Laune: Beim Electrique Baroque war vie­les ähn­lich wie vor Corona, dabei hät­ten die Regeln eigent­lich etwas ande­res verlangt.«

stutt​gar​ter​-nach​rich​ten​.de (5.9.)

»Einigen Gästen war es dabei egal, dass aus­schließ­lich elek­tro­ni­sche Musik aus den Lautsprecher dröhn­te. „Eigentlich ist das nicht so meins“, sagt bei­spiels­wei­se eine jun­ge Frau aus Weil der Stadt, „wir wären wahr­schein­lich auch zu einer Ballermannparty gekom­men.“ Die Tickets hat­te sie mit Freunden Wochen im Voraus gebucht. „Ich glau­be nicht, dass man heu­te irgend­et­was Besseres machen könn­te“, sagt ein Mann Mitte 30, der ein paar Meter wei­ter steht.

Großer Andrang, lange Wartezeiten am Einlass

Wie groß die Freude bei eini­gen wirk­lich war, zeig­te sich kurz nach­dem sie die Sicherheitskontrollen hin­ter sich gebracht hat­ten: Manch einer brach in Jubel aus, ande­re klatsch­ten freu­dig in die Hände. Bei dem ein oder ande­ren dürf­te der Applaus aller­dings nicht nur der Vorfreude, son­dern auch der lan­gen Wartezeit geschul­det gewe­sen sein – vor dem Einlass war viel Geduld gefragt. Gegen 16 Uhr zog sich die Schlange in meh­re­ren Kurven über den Vorhof und ent­lang der Schlossstra­ße bis zum Westausgang des Blühenden Barocks… Zu dem gro­ßen Andrang kam hin­zu, dass ein Bus mit Securityleuten auf der A 8, die bei Pforzheim gesperrt war, im Stau stand und bei den Kontrollen, die wegen der 3G-Nachweise die­ses Mal deut­lich auf­wen­di­ger waren, fehlten.

Der Veranstalter hat­te „ein dif­fe­ren­zier­tes Hygienekonzept“ bei der Stadt vor­ge­legt, die das Open Air nur des­halb erlaub­te. Ursprünglich war auf dem gan­zen Gelände eine Maskenpflicht vor­ge­se­hen gewe­sen, von der gene­rel­len Pflicht rück­te man dann aber rela­tiv kurz­fri­stig ab. Eine Mund-Nasen-Bedeckung muss­te nur noch dort getra­gen wer­den, wo der Mindestabstand von ein­ein­halb Metern nicht dau­er­haft ein­ge­hal­ten wer­den konn­te: neben dem Einlass vor allem auf der Tanzfläche direkt vor der Bühne.«

Nana, ist ja wie bei Nena:

»Mit zuneh­men­dem Alkoholkonsum fie­len neben den Hemmungen auch vie­le Masken. Im Rausch, ange­heizt von den stamp­fen­den Beats, ver­ga­ßen vie­le das Coronavirus völ­lig. Überrascht haben dürf­te das im Endeffekt aber nie­man­den – weder Polizei noch Ordnungsamt und auch nicht den Veranstalter. Es habe zwar über­haupt kei­ne Zwischenfälle gege­ben, nicht ein­mal Ruhestörungen hin­ter­her, aller­dings habe sich irgend­wann „kaum noch einer an die Regeln gehal­ten“, teil­te ein Sprecher der Polizei tags dar­auf mit. Gegen 21 Uhr – als die Stimmung qua­si am Siedepunkt war – wur­de die Musik für gut zehn Minuten unter­bro­chen, die Feiernden soll­ten sich beru­hi­gen und wur­den per Durchsage gebe­ten, die Masken wie­der auf­zu­set­zen. Einige kamen dem nach, ande­re nicht. In Abstimmung mit der Polizei und dem Ordnungsamt wur­de die Veranstaltung – auch in Anbetracht der fort­ge­schrit­te­nen Zeit – trotz­dem voll­ends zu Ende gebracht…«

Update: In einer ersten Fassung des Textes stand falsch in der Überschrift, das Konzert sei abge­bro­chen wor­den. Danke für die Korrektur an einen auf­merk­sa­me­ren Leser als mich.

8 Antworten auf „Die Masken fallen – Konzert wird trotzdem zu Ende gebracht“

  1. Das mit der Autobahn – Sperrung( hier trifft es mal die ande­re Seite), ist in die­sem Fall eigent­lich , so gese­hen , gar nicht mal so schlecht.….….

  2. Und das im Land des weiß­haa­ri­gen Ober-Dementors.
    Und wie­der mal ein Hinweis, wie hier mit zwei­er­lei Maß gemessen
    wird. Irgendwie ist die­ses gan­ze Land mitt­ler­wei­le kogni­tiv dissonant.

  3. Eigentlich müss­te man lang­sam dar­an gehen und alle Artikel und Berichte der ver­gan­ge­nen Jahrzehnte umschrei­ben und über­all anmer­ken, wo jeweils kei­ne Abstände ein­ge­hal­ten, Masken nicht getra­gen und Hygieneregeln miss­ach­tet wur­den. Wir waren ein voll unzi­vi­li­sier­ter Haufen. Kannste Kindern heu­te gar nicht mehr erklären.

    1. Ich trau mich ja kaum es zu sagen, aber das mit dem "Umschreiben" läuft schon.
      Neulich im Fernsehen, ich weiss lei­der nicht mehr was und wo, kam eine Reportage mit lau­ter Menschen auf einem Haufen, alle­samt ohne Maske.
      Da blen­den die tat­säch­lich den Hinweis ein, daß das eine Wiederholung und die Sendung aus der Zeit vor Corona sei.
      Muss man heu­te man­chen Zuschauern offen­bar sagen, damit die kei­ne Schnappatmung bekom­men bei so vie­le Fressekörble-frei­en Menschen.

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