Auf infosperber.ch ist am 1.9. unter dem Titel "Covid-Übersterblichkeit: fast 20-fache Unterschiede" dargestellt, welche Fallstricke bei der Interpretation von Statistiken zu beachten sind:
»Welches Land hat die Pandemie am besten gemeistert? In diesem unseligen «Wettbewerb» zitieren Medien gern Studien zur Übersterblichkeit.
Dabei schätzen die Wissenschaftler, wie viele Menschen während der Pandemie ihr Leben verloren, verglichen mit nicht-pandemischen Zeiten. «Die Übersterblichkeit war [weltweit—Anm. d. Red.] im Schnitt 13 Prozent über Norm», berichtete beispielsweise SRF im Mai über einen Ländervergleich der WHO 1. In dieser Studie schnitt Schweden klar besser ab als Deutschland. «Ist Deutschland Corona-Spitze? Ja, bei der Übersterblichkeit», spottete daraufhin «Die Weltwoche«.
Beim genaueren Betrachten solcher Vergleiche kommen jedoch Zweifel auf. Man sollte Berechnungen zur Übersterblichkeit «mit grosser Vorsicht» betrachten, rät der Nobelpreisträger für Chemie 2013, Michael Levitt, in der Fachzeitschrift «Environmental Research«. Zusammen mit Kollegen verglich er dort vier Studien zur Übersterblichkeit in verschiedenen Ländern, die in den Medien grosse Resonanz fanden, und hat auch selbst entsprechende Berechnungen angestellt.
Mal sterben mehr Menschen als erwartet, mal sind es weniger als vor der Pandemie
Die Ergebnisse der vier Studien klaffen – etwa für Norwegen oder Luxemburg – um das 19-fache auseinander. In Japan zum Beispiel starben je nach Studie in den Jahren 2020 und 2021 entweder rund 19’500 Personen weniger als sonst üblich – oder aber 111’000 Personen mehr, als aufgrund der Erfahrung zu erwarten gewesen wären.
Je nach politischer Absicht ist es also ein leichtes, das eigene Land in besserem oder schlechterem Licht erscheinen zu lassen, indem man die eine oder die andere Studie heranzieht. Alle diese Studien wurden von Experten begutachtet und gutgeheissen…«
Zur Illustration wird diese Tabelle angeführt:
Auch am Beispiel der Übersterblichkeit bei Kindern wird dargestellt, wie unterschiedliche Ansätze zu sehr verschiedenen Ergebnissen führen können.