Luca in BW: 3,7 Millionen für die Tonne?

Auf swr​.de (!) liest man am 20.8.:

»Kontaktnachverfolgung? Ministerium hat kei­nen Überblick über Wirksamkeit der Luca-App

Gut drei Monate nach Einführung der Luca-App hat das baden-würt­tem­ber­gi­sche Gesundheitsministerium kei­nen Überblick dar­über, wie vie­le Kontakte damit nach­ver­folgt wer­den konn­ten. Das Land hat­te die App im Frühjahr ohne Ausschreibung und Wettbewerbsverfahren für 3,7 Millionen Euro erworben.

Konkrete Zahlen über die Kontaktnachverfolgung mit der Luca-App sei­en nicht vor­han­den, teil­te das Ministerium auf SWR-Anfrage mit. Darüber habe man kei­nen Überblick. Es sei aller­dings hilf­reich, dass die Gesundheitsämter damit Daten digi­tal erhal­ten und nicht mehr von Hand in die jewei­li­gen Programme ein­ge­ben müs­sen. Das Ministerium hat­te den 3,7 Millionen Euro teu­ren Kauf der App damit begrün­det, dass die Kontaktnachverfolgung erheb­lich erleich­tert wer­de. Allerdings ist es ver­wun­der­lich, dass man trotz­dem gera­de in den Gesundheitsämtern nicht weiß, wie vie­le Kontakte nach­ver­folgt werden.

Das baden-würt­tem­ber­gi­sche Gesundheitsministerium ver­tei­digt den Einsatz der App und mein­te, die Einführung sei zusam­men mit Kommunen und Verbänden gut gelau­fen. Immer wie­der hört man aller­dings, dass nicht alle Gesundheitsämter bereit sind, sich auf die neue Technik ein­zu­las­sen. Es soll Ämter geben, die noch nie die Daten über die App abge­fragt haben…

Hessen hatte um Prüfung der Luca-App gebeten

Das Bundesinnenministerium hat­te nach Kritik bereits zu Wochenbeginn ange­kün­digt, die Luca-App nicht umfas­send durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unter­su­chen las­sen zu wol­len. Zuvor habe das Land Hessen das BSI gebe­ten, eine umfas­sen­de Quellcode-Prüfung der Luca-Anwendung vor­zu­neh­men, teil­te das Ministerium auf Anfrage mit und bestä­tig­te damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Die Luca-App soll die Zettelwirtschaft erset­zen, die bei einer ana­lo­gen Erfassung der Besucher von Restaurants, Ausstellungen und ande­ren Events ent­steht. Der Hersteller konn­te unter ande­rem den Rapper Smudo von den Fantastischen Vier als Fürsprecher gewin­nen. Fanta4-Kollege Thomas D unter­stütz­te Smudo im Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten". "Er hat sich viel Kritik aus­ge­setzt von Datenschützern und von Menschen, die glau­ben, wir woll­ten nur die Daten oder das Geld. Tatsache ist: Das war viel Arbeit, wir sind mit dem Ergebnis zufrie­den und haben noch kei­nen Cent gese­hen. Darum ging es auch nicht."

Die Diskussion zum Thema Datenschutz kann er nicht nach­voll­zie­hen, da die Menschen ihre Daten mitt­ler­wei­le nahe­zu über­all ange­ben, bei­spiels­wei­se bei Google oder Whatsapp. "Die Luca-App war immer so sicher wie mög­lich, und wir haben stän­dig nach­ge­bes­sert." In den ver­gan­ge­nen Wochen und Monaten muss­ten die Macher der App aller­dings immer wie­der Schwachstellen schlie­ßen, die Datenschützer und Aktivisten des Chaos Computer Clubs ent­deckt hat­ten.«

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