Quarantäne im Kloster

Das ist nicht dop­pelt ge­mop­pelt, son­dern aktu­el­le Realität in deut­schen Klöstern. "KLÖSTER IN DER PANDEMIE: 'Wir sind allein'“ beti­telt faz​.net einen Beitrag vom 24.12. (Bezahlschranke). Darin ist zu erfahren:

»Die Pandemie macht auch vor Klostermauern nicht halt. Zwischen Lagerkoller unter Mönchen, finan­zi­el­len Sorgen und dem Weihnachtsfest als Herausforderung ver­su­chen die Orden ihre Gemeinschaften am Leben zu halten…

Das Prämonstratenserkloster mit sei­nen zwölf Chorherren ist ein statt­li­cher Wirtschaftsbetrieb. Im klo­ster­ei­ge­nen Drei-Sterne-Hotel und in den Gästezimmern des Bildungszentrums rech­ne­te der Cellerar für 2020 mit 22.500 Übernachtungen. Am Ende waren es nicht ein­mal deren 7000. „Wenn es ein Risiko gibt, trifft es uns hart“, war für ihn schon zu Beginn der Pandemie klar. Nun ist der Großteil der 120 Klosterangestellten in Kurzarbeit. Allein im Roggenburger Bildungszentrum belau­fen sich die Umsatzeinbußen auf rund 850.000 Euro. „Ohne unse­re guten Freunde hät­ten wir die­ses Jahr nicht über­lebt“, sagt Pater Roman.«

Ob die Angestellten auch gute Freunde haben?

»Bei den Kapuzinern in Stühlingen gibt es dage­gen weder einen Klostergasthof mit Biergarten noch eine Ladestation für Elektroautos. „Wir leben ein­fach“, sagt Bruder Thomas. Existenzbedrohend sei die Lage daher nicht. Fraglos wür­den sich die Brüder und Schwestern des Klosters, das zum Mitleben ein­lädt, aber dar­über freu­en, wenn ihnen wie­der jeweils 15 bis 20 Gäste wie in den Vor-Corona-Zeiten Gesellschaft lei­ste­ten. Nicht nur wegen der Spenden, die für das Kloster dann doch einen Geldsegen bedeu­ten; der Kapuzinerbruder berich­tet von zeit­wei­li­gem „Lagerkoller“ und auch von „Phasen, in denen die Nerven blan­ker lie­gen als sonst“. Um aus die­sem Zustand aus­zu­bre­chen, schwingt sich schon ein­mal ein Mönch oder eine Nonne aufs Fahrrad. „Corona macht viel mit den Menschen“, sagt Bruder Thomas. Als das Stühlinger Kloster im Spätsommer zwi­schen­zeit­lich Gäste emp­fan­gen hat­te, sei es mit den Abstandsregeln deut­lich schwie­ri­ger gewe­sen, in gute Gespräche zu kommen.«

Herdenimmunität im Kloster

»Ungleich schwe­rer hat es den Oblatenorden im Sankt-Bonifatius-Kloster in Hünfeld bei Fulda getrof­fen. Etwa 25 von 30 Ordensbrüdern sei­en posi­tiv auf das Coronavirus gete­stet wor­den, sagt Pater Karl-Heinz Vogt, der Superior des Klosters. Während er selbst mit schwe­ren Symptomen im Krankenhaus behan­delt wur­de, sind vier sei­ner an Covid-19 erkrank­ten Mitbrüder ver­stor­ben. Das Kloster wur­de unter Quarantäne gesetzt. Damit die älte­ren Ordensangehörigen nicht von der Eucharistie abge­schnit­ten wür­den, hät­ten die jün­ge­ren Brüder die Kommunion vor die Zimmertüren gestellt und die Gottesdienste auf die Fernsehbildschirme übertragen.

… Man traue­re schon, sagt Superior Vogt, doch das dür­fe nicht die Seelsorge beein­flus­sen. „Wir haben vie­le älte­re Mitbrüder und sind wie­der­holt mit dem Tod kon­fron­tiert.“ Getroffen habe es ihn, als ein Ordensmitglied ver­stor­ben sei, das in sei­nen frü­hen Siebzigern erst mit der Priesterseelsorge hät­te begin­nen sol­len. Ganz prag­ma­tisch sagt Vogt aber auch, die mei­sten der Brüder hät­ten „das Virus schon gehabt“. Man kön­ne von einer Art Herdenimmunität im Kloster spre­chen.«

Vergessene Pfarrer und ein Hausstand

»„Wir leben in der Einsamkeit und im Schweigen“
Vom ener­gi­schen Roggenburger Wirtschaftsleiter sind aber auch nach­denk­li­che Töne zu hören. „Wen kennst du?“, fra­ge er die Mitmenschen immer wie­der. Seine gro­ße Sorge sei, dass es Menschen gebe, die in die­sen Zeiten schlicht über­se­hen wür­den. Das Kloster habe sich auch ein­mal um die Versorgung eines älte­ren Pfarrers geküm­mert, der von sei­ner eige­nen Pfarrei ver­ges­sen wor­den sei…

So gut wie gar nicht mit den übli­chen Routinen bricht dage­gen die Kartause Marienau im baden-würt­tem­ber­gi­schen Bad Wurzach. In ihr leben Mönche des Kartäuserordens, der sich am ent­schie­den­sten der Askese im Namen Gottes ver­schrie­ben hat. „Wir leben in Einsamkeit und Schweigen“, beschreibt Pater Moses Maria, der Marienauer Rektor, die Art der frei­wil­li­gen Quarantäne, der sich die neun Patres und elf Brüder in dem Kloster unter­zie­hen. Doch auch vor den für welt­li­che Besucher nicht zu über­win­den­den Klostermauern macht die Pandemie nicht halt. „Auch wir fah­ren zum Arzt und zum Einkaufen“, sagt der Rektor. In der Klosterkirche und beim Chorgebet wer­de daher Abstand gehal­ten. Schmunzeln muss Pater Moses Maria, als er über den wöchent­li­chen Spaziergang der Patres berich­tet: „Wir gel­ten als ein Hausstand“, sagt er über die Mönche, von denen im Kloster jeder sei­ne eige­ne Zelle bewohnt. Man gehe jedoch in den Wald und nicht ins Dorf spa­zie­ren.«

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