Bundesrechnungshof wirft Spahn Geldverschwendung vor

»Über man­geln­de Kri­tik kann Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) nicht kla­gen. Nach Schnell­test-Deba­kel und Impf­stoff-Pro­ble­men erhebt nun auch der Bun­des­rech­nungs­hof (BRH) in einem 42-sei­ti­gen Prüf­be­richt Vor­wür­fe gegen Spahns Minis­te­ri­um. Sie las­sen sich in einem Wort zusam­men­fas­sen: Geld­ver­schwen­dung. Das Minis­te­ri­um sei dabei gleich in drei Berei­chen sehr groß­zü­gig gewe­sen, hin­sicht­lich der Schutz­mas­ken­aus­ga­be über Apo­the­ken, der Unter­stüt­zung von Kli­ni­ken und bei der Schaf­fung neu­er Inten­siv­bet­ten. Der Prüf­be­richt liegt der Süd­deut­schen Zei­tung, NDR und WDR vor.

Seit ver­gan­ge­nem Herbst hat­te der Bund über die Apo­the­ken Coro­na-Schutz­mas­ken an beson­ders vul­nerable Per­so­nen­grup­pen kos­ten­los abge­ge­ben. Die Apo­the­ken beka­men dabei anfangs sechs Euro pro Mas­ke vom Bund erstat­tet, spä­ter noch 3,90 Euro – was der BRH für jeweils völ­lig über­zo­gen hält. Die Prü­fer schrei­ben, das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um habe bis heu­te "kei­ne nach­voll­zieh­ba­re Begrün­dung" vor­ge­legt, wie die Kos­ten­er­stat­tung für die Apo­the­ken fest­ge­legt wor­den sei. Bei den sechs Euro habe das Minis­te­ri­um sich dar­auf beru­fen, dass eine Ana­ly­se von Anfang Okto­ber einen Markt­preis von 5,11 Euro pro Mas­ke erge­ben habe. Aus einer aktu­el­le­ren Preis­ana­ly­se des Minis­te­ri­ums von Ende Novem­ber 2020 sei indes her­vor­ge­gan­gen, dass damals zer­ti­fi­zier­te Schutz­mas­ken gegen das Coro­na­vi­rus "zu einem durch­schnitt­li­chen Preis von 1,62 Euro erhält­lich waren"…

"Unterstützungsleistungen nach dem Gießkannenprinzip"

Außer­dem bewer­tet der Bun­des­rech­nungs­hof in sei­nem Bericht die Zah­lun­gen an die Kran­ken­häu­ser und spe­zi­ell die Anrei­ze für die Schaf­fung neu­er Inten­siv­bet­ten – und fin­det auch hier Anlass zur Kri­tik. Für die Behand­lung von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten hat­ten die Kli­ni­ken im Jahr 2020 schon von den gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen 1,3 Mil­li­ar­den Euro mehr als im Jahr zuvor bekom­men, obwohl die Bet­ten um knapp acht Pro­zent weni­ger aus­ge­las­tet gewe­sen sei­en als 2019.

Zusätz­lich erhiel­ten die Kli­ni­ken 10,2 Mil­li­ar­den Euro aus Steu­er­mit­teln als Aus­gleich für wegen der Pan­de­mie ver­scho­be­ne oder aus­ge­setz­te Ein­grif­fe. Mehr Geld von den Kas­sen und mehr Geld vom Bund: Auch das stellt für den Bun­des­rech­nungs­hof eine mas­si­ve Über­kom­pen­sa­ti­on für Kran­ken­häu­ser im Jahr 2020 aus Steu­er­mit­teln dar… 

In einem drit­ten Punkt ana­ly­siert der Bericht spe­zi­ell die Schaf­fung neu­er Inten­siv­bet­ten. Von März bis Sep­tem­ber 2020 habe der Bund jedes neue Inten­siv­bett mit 50 000 Euro zusätz­lich finan­ziert. Ins­ge­samt wur­den von den Kran­ken­häu­sern dafür knapp 700 Mil­lio­nen Euro abge­ru­fen. Teilt man die Sum­me durch den Zuschuss pro Bett, müss­te es jetzt 13 700 neue Inten­siv­bet­ten in Deutsch­land geben – doch die kann der Rech­nungs­hof nicht fin­den. "Ein sol­cher Kapa­zi­täts­zu­wachs ist aus den vor­lie­gen­den Sta­tis­ti­ken indes nicht abzu­le­sen", schrei­ben die Prü­fer. Das Haus von Minis­ter Spahn recht­fer­tigt sich damit, dass für Inten­siv­bet­ten "bis Früh­jahr 2020 kei­ne ein­heit­li­che Defi­ni­ti­on exis­tiert" habe…«
sued​deut​sche​.de (10.6.)


Das sind Vor­wür­fe, die in "nor­ma­len" Zei­ten längst zum Rück­tritt des Minis­ters geführt hät­ten. Der eigent­li­che Skan­dal aber wird nicht the­ma­ti­siert, daß dies alles näm­lich mög­lich ist durch die Not­stands­ge­setz­ge­bung, mit der sich die Legis­la­ti­ve selbst ent­mach­tet hat und dies wei­ter­hin so hal­ten will.


https://​twit​ter​.com/​D​a​F​e​i​d​/​s​t​a​t​u​s​/​1​4​0​2​9​4​3​5​5​5​0​0​6​5​6​6​401

3 Antworten auf „Bundesrechnungshof wirft Spahn Geldverschwendung vor“

  1. IT-Sicher­heit im Gesundheitsministerium
    Unbe­darft durch die Pandemie

    Das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um lässt acht­zig Pro­zent der Pos­ten für IT-Sicher­heit im eige­nen Haus unbesetzt.
    Obwohl das Minis­te­ri­um schon län­ger von die­sem Miss­stand weiß, ist kei­ne Stra­te­gie erkenn­bar, um dar­an etwas zu ändern.
    10.06.2021 um 12:13 Uhr – Jana Ball­we­ber – in Demo­kra­tie – kei­ne Ergänzungen 

    https://​netz​po​li​tik​.org/​2​0​2​1​/​i​t​-​s​i​c​h​e​r​h​e​i​t​-​i​m​-​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​s​m​i​n​i​s​t​e​r​i​u​m​-​u​n​b​e​d​a​r​f​t​-​d​u​r​c​h​-​d​i​e​-​p​a​n​d​e​m​ie/

    Anmer­kung:
    Nur, wenn man Daten-Scheu­nen­to­re ein­baut bzw.
    die­se aus Per­so­nal­man­gel nicht schnell genug schlie­ßen kann, kön­nen die Daten unge­hin­dert fließen
    (RKI, PEI, BfARM, Gesund­heits­äm­ter, gema­tik gmbH Impf­zen­tren u.v.m.)!

  2. Ich bin sicher, dass Spahn die nicht CE-zer­ti­fi­zier­ten FFp-2-Mas­ken ein­fach in Ver­kehr gebracht hat. Als Rent­ner habe ich im Febru­ar Gut­schei­ne für FFP-2-Mas­ken unge­fragt zuge­schickt bekom­men und ein­ge­löst. Ich bekam meh­re­re Mas­ken. Die­se tru­gen kein CE-Zei­chen, stan­ken und nach kur­zer Zeit lös­te sich mehr­fach ein Gum­mi­band an der Mas­ke, das offen­bar schlecht fixiert war.
    Die Schutz­be­haup­tung Spahns, der TÜV-Nord und die Dekra hät­ten die Mas­ken getes­tet und für brauch­bar befun­den ist wenig glaub­haft. Medi­zin­pro­duk­te wer­den von soge­nann­ten "benann­ten Stel­len", zu denen auch die bei­den genann­ten gehö­ren, nicht getes­tet, son­dern es wer­den die Unter­la­gen des­je­ni­gen geprüft, der das Pro­dukt auf den Markt brin­gen will. Der Antrag­stel­ler ist dabei oft nicht der Her­stel­ler. Er bringt das Pro­dukt ledig­lich auf den Markt und haf­tet auch dafür. Zu den ein­zu­rei­chen­den Unter­la­gen gehö­ren toxi­ko­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen, Risi­ko­ab­schät­zun­gen, Daten über die Bio­kom­pa­ti­bi­li­tät der ver­wen­de­ten Mate­ria­li­en und vie­les mehr. Der Begut­ach­tungs­pro­zess dau­ert auch bei ein­fa­che­ren Pro­duk­ten oft ein Jahr oder mehr, je nach­dem, wie lan­ge der Her­stel­ler braucht, um gefor­der­te zusätz­li­che Nach­wei­se zu erbringen.
    Die­sen Prüf­pro­zess kön­nen die bei­den genann­ten Stel­len unmög­lich gemacht haben, denn selbst wenn das BMG als Inver­kehr­brin­ger auf­tritt, muss das BMG auch die Nach­wei­se brin­gen. Dazu müss­te Kon­takt mit dem chi­ne­si­schen Her­stel­ler auf­ge­nom­men wer­den und der müss­te die erfor­der­li­chen Daten lie­fern. Aber der hat kei­ne CE-zer­ti­fi­zie­rung bean­tragt und braucht des­we­gen auch kei­ne Daten vorzulegen.

    Hin­sicht­lich der Behaup­tung Spahns, TÜV-Nord und Dekra hät­ten die Mas­ken getes­tet, soll­te man den bei­den ben­n­an­ten Stel­len ein­mal auf den Zahn fühlen.

    Mei­ner Ansicht nach stin­ken nicht nur die Mas­ken, son­dern auch die Behaup­tun­gen Spahns.

  3. Frank­reich:
    Rück­ruf von poten­zi­ell gefähr­li­chen FFP2-Masken

    Tobi­as Tscher­rig / 6.06.2021
    Das Minis­te­ri­um für Öffent­li­che Gesund­heit hat Mil­lio­nen FFP2-Mas­ken zurück­ge­ru­fen, die an Pfle­ge­kräf­te ver­teilt wor­den waren.

    https://​www​.infosper​ber​.ch/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​f​r​a​n​k​r​e​i​c​h​-​r​u​e​c​k​r​u​f​-​v​o​n​-​p​o​t​e​n​z​i​e​l​l​-​g​e​f​a​e​h​r​l​i​c​h​e​n​-​f​f​p​2​-​m​a​s​k​en/

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