Das war eine Schlagzeile auf rnd.de vom 30.4.:
»Drosten-Studie: Kinder sind genauso infektiös wie Erwachsene
Der Virologe Christian Drosten und sein Team der Berliner Charité haben eine neue Studie veröffentlicht. Darin machen der Virologe und sein Team deutlich, dass Kinder genauso leicht das Coronavirus übertragen können wie Erwachsene. Eine unbegrenzte Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten sei deshalb zurzeit nicht ratsam.«
So kam es dann auch. Kita- und Schulleitungen waren im Dauereinsatz, um ihre "Hygienekonzepte" ständig wechselnden Anforderungen anzupassen. Inzwischen liegt der aktuelle Monatsbericht des Deutschen Jugendinstituts und des RKI vor. Dort wird für den beobachteten Zeitraum vom 10. August bis 4. Oktober 2020 konstatiert:
»Einen tatsächlich bestätigten Infektionsfall bei Kindern, Beschäftigten oder Eltern berichten nur maximal 1 Prozent der Einrichtungen pro Woche…
Seit den Kalenderwochen 33/34 nimmt die Anzahl an COVID-19-Meldefällen in der Altersgruppe null bis fünf Jahre wieder ab. Aktuell betreffen drei Prozent der COVID-19-Fälle diese Altersgruppe. Dies ist weniger, als dem Anteil der Null- bis Fünfjährigen in der Gesamtbevölkerung entspricht (= sechs Prozent). Das heißt, dass in dieser Altersgruppe anteilig weniger Fälle gemeldet werden als in anderen Altersgruppen.«
Noch im Podcast vom 24.6. hatte Drosten erklärt (nur für die Harten):
»Also ich muss wirklich sagen, ich bin da ohne Erwartungen, was dieses ganze Kinderthema angeht…
Was kann so ein Kind von sich geben? Auch da hatten wir ja mal einen Vergleich gemacht anhand unserer damaligen Viruslaststudie und haben gesagt: Wir können das zwar statistisch nicht dokumentieren, nicht nachhalten mit den groben Methoden damals, aber es gibt einen Tick weniger Virus vielleicht bei den kleinsten Kindern…
Wir haben ja viel Erfahrung mit Viruslasten für die Einschätzung von Krankheitsgeschehen. Und bei einer halben Logstoffe Unterschied da geht es gerade so langsam los, dass man überhaupt anfängt, sich mal Gedanken darüber zu machen. Aber klinisch hat das meistens keine Bewandtnis…
Das ist also aus meiner Sicht ein sehr geringer Unterschied. Und interessant ist jetzt hier, dass die Autoren dieser israelischen Studie nun auch sagen: Kinder sind nach ihren Modellrechnungen vielleicht 85 Prozent so infektiös wie Erwachsene. Also auch hier findet sich wieder dieser zahlenmäßige Unterschied. Wir können uns das wirklich so klarmachen: Das würde bedeuten, ein Erwachsener würde im Durchschnitt zehn Leute infizieren und ein Kind würde im Durchschnitt achteinhalb Leute infizieren. So einfach ist das hier gedacht. Jetzt können wir uns ja überlegen: Ist das relevant? Ist das ein relevanter Unterschied?…
Wir sollten aber vielleicht auch noch mal darüber reden, dass diese Studie genau wie fast alle anderen epidemiologischen Studien große Unsicherheiten hinterlässt…«
Symptome anhand eines Fragebogens. Kinder übersehen
»Jetzt wissen wir aber natürlich, dass Erwachsene so zu, ich will mal sagen, 80 Prozent Symptome kriegen. Kinder aber nur, da muss ich jetzt noch größer schätzen, vielleicht zu 20, 30, 40 Prozent…
Eine andere Sache, auf die man auch hinweisen muss, wo jetzt die Autoren einfach nichts dafürkönnen, weil die Grunddaten nun mal so sind, wie sie sind, das ist hier eine Modellierungsgruppe und nicht eine Gruppe, die selber die Feldforschung gemacht hat. Aber wir haben hier auch Informationen über die Symptome. Und bei den Erwachsenen ist das alles ganz realistisch. 88 Prozent der positiv getesteten Erwachsenen haben Symptome gehabt – anhand eines Fragebogens. Und da sind auch milde Symptome dabei. Da kann man sich schon erklären, das wird schon stimmen. Bei den Kindern hingegen ist etwas sehr Auffälliges zu beobachten. Nämlich von den PCR-positiv getesteten Kindern waren 72 Prozent symptomatisch. Das sind zu viele. Das sagt mir, dass hier Kinder übersehen wurden in der Studie. Denn wenn man so viele Kinder testet, das sind 512 positive Kinder, da dürfen nicht so viele Symptomatische dabei sein…«
Symptome sind dann weg
»Und wir wissen besser und besser, dass Kinder das Virus zwar im Rachen haben, aber genau wie bei Erwachsenen ist das Virus nach einer Woche weg aus dem Rachen. Man kann sich sogar einbilden, wenn man viele Kinderdaten gesehen hat, und das habe ich, dass Kinder vielleicht sogar ein paar Tage weniger das Virus im Rachen haben. Das heißt, ich denke, dass man hier viele Fälle hatte, wo man am Anfang der Untersuchung einen Erwachsenen hatte, der Symptome hatte. Und es waren auch ein oder zwei Kinder schon im Haushalt, die auch eigentlich schon milde Symptome hatten. Die hat man aber übersehen. Also der Erwachsene hatte Symptome. Der Erwachsene wird getestet. Dann kommt die Nachuntersuchung. Bis dahin sind ja sieben oder zehn Tage mindestens vergangen, vielleicht sogar noch etwas mehr. Und die Kinder, die zu der Anfangszeit infiziert waren, die mögen sogar Symptome gehabt haben. Vielleicht hat man sogar dem Gesundheitsamt gesagt, da waren auch noch Kinder, die hatten Symptome. Egal, die sind ja alle getestet worden. Und dann war aber der PCR-Test negativ.
Korinna Hennig
Das heißt, mit Übersehen meinen Sie jetzt nicht ein optisches Übersehen, sondern ein technisches.«
Noch eine Studie zu Virus im Stuhl. Sie läßt ein bisschen ahnen
»Christian Drosten
Ein diagnostisches Übersehen. Das heißt, das Kind hatte damals am Anfang durchaus die Infektion. Aber jetzt, wo das Gesundheitsamt kommt, ist die PCR schon wieder negativ. Das Virus ist schon nicht mehr im Rachen zu sehen. Es gibt eine neue Studie, die ist gerade publiziert, aus Südkorea, in "Emerging Infectious Diseases", da wird gezeigt, dass genau wie bei Erwachsenen auch, das Virus im Stuhl über deutlich längere Zeit ausgeschieden wird. Wir haben das damals schon in unserer Nature-Publikation gezeigt über das Münchener Cluster. Und der Stuhl ist übrigens nicht infektiös, sondern einfach PCR-nachweisbar. Wenn man diese Kinder in dieser israelischen Studie anhand einer Stuhlprobe getestet hätte, dann würde ich mal voraussagen, hätte das Ergebnis hier ganz anders ausgesehen. Ich würde schätzen, dass man dann sagen würde, weil die Zahlen sowieso schon so dicht beieinander sind: Kinder und Erwachsene sind ähnlich empfänglich, wahrscheinlich auch ähnlich infektiös. Das ist einfach so ein bisschen zu ahnen. Ich kann das nicht objektivieren. Ich kann nur sagen, anhand all meiner Erfahrung, wenn ich auf diese Zahlen schaue, und ich betrachte nicht nur die nackten Zahlen und weiß sonst nichts über die Erkrankung, sondern ich weiß auch, wie die Ausscheidungskinetik ist. Ich weiß, zu welchem Zeitpunkt das Virus sich wo im Körper verteilt. Ich weiß, wie das bei Kindern speziell noch mal betont ist. Ich weiß, wie solche Haushaltsstudien laufen, wo es Zeitverzögerungen gibt, wann beprobt wird. Da kommen bei mir einfach eins und eins zusammen. Und mein Gesamteindruck ist: Wahrscheinlich ist der Unterschied nur bedingt durch diese reine Beprobung im Rachen. Man kann gerade bei Kindern einen Abstrich machen vom Rektum, letztendlich mit einem Q‑Tip einmal in den Po rein. Das merkt das Kind gar nicht groß, ist gar nicht schmerzhaft. Und im Gegensatz zu einem NasenRachen-Abstrich gibt das sicherlich kein Geweine. Das ist eigentlich eine große Empfehlung für solche Studien, die in Zukunft sicherlich beherzt werden sollte. Da hätte das Ergebnis anders ausgesehen.«
Update 18.10.: In einem undatierten Bericht des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr wird auf eine Pressemitteilung mit der Charité verwiesen, wonach in einer Studie, an der Drosten beteiligt war, festgestellt wurde:
»Wie die Forschenden außerdem zeigen konnten, vermehrt sich SARS-CoV‑2 vermutlich auch im Magen-Darm-Trakt. Allerdings ließen sich im Stuhl der Patienten keine infektiösen Viren nachweisen.«
Ausbruch mit schwedischem Stil spricht Bände
»So eine Studie ist jetzt in Schweden eben gemacht worden… und zwar Seroprävalenzen in der Normalbevölkerung. Unter einem Ausbruch, der ebenso wie in Schweden, mit schwedischem Stil gelaufen ist, ohne einen vollkommenen Lockdown und mit einem teilweise Offensein der Schulen. Und was rauskommt, spricht Bände…
Und jetzt ist es ausgewertet und zusammengeschrieben. Und das Erstaunliche ist: Bei den Erwachsenen 6,5 Prozent. Und jetzt bei den Kindern zwischen 0 und 19 Jahren: 7,5 Prozent. Also mehr als bei den Erwachsenen.
Korinna Hennig
Aber nicht viel mehr.
Christian Drosten
Nicht viel mehr. Das wäre ja wohl noch schöner. Aber immerhin muss man jetzt schon sagen, das ist eben nicht weniger. Und wir müssen immer auch unsere Kenntnis der Umgebungsumstände mit einfließen lassen, denn sonst könnte ja jeder, der lesen kann, sich eine wissenschaftliche Studie nehmen und die direkt in Entscheidungen übersetzen. Und das ist genau das, was wir nicht brauchen können. Sondern wir brauchen wissenschaftliche Erfahrung, die mit einfließt. Und Berufserfahrung und Kenntnis der Situation. Und da muss ich jetzt leider einfach sagen: Das, was ich hier gerade alles erklärt habe, das ist ja meine Berufserfahrung, die ich hier mit einfließen lasse. Und unter dieser Berufserfahrung fühle ich mich von dieser schwedischen simplen Untersuchung doch relativ dazu bewegt, kritisch darüber nachzudenken, wenn man jetzt uneingeschränkt die Schulen nach den Ferien öffnet.«
Wenn man das so quervergleicht, muß man Faktoren nicht so auseinander ziselieren
»Korinna Hennig
Das heißt, wenn wir diese verschiedenen Ansatzpunkte zur Altersfrage zusammennehmen – Empfänglichkeit, Infektiosität und Viruslast – was Sie in Ihrer Studie gemacht haben, was in der südkoreanischen Studie auch vorkommt: Dann könnte man den Schluss ziehen, es ist einfach gar nicht so viel anders, was Kinder und Erwachsene angeht.
Christian Drosten
Genau. Von der Viruslast her ist unsere Studie mittlerweile nicht mehr die einzige. Es gibt mehrere Studien, die genau das bestätigen, was wir auch sehen. Wenn man das so quervergleicht, die haben teils wirklich sehr hohe Viruslasten bei den Kindern. Mehr als bei uns. Also ich glaube, man muss diese Faktoren auch gar nicht unbedingt so auseinander ziselieren. Für mich als Virologe waren eben diese Viruslastdaten anhand meiner ganzen Berufspraxis sehr augenöffnend – und alle anderen klinischen Virologen werden das ähnlich sehen. Ein paar Statistiker haben gesagt, wir machen uns aus diesen Daten kein Gefühl, sondern wir wollen jetzt mal auf die Methodenpräzision bestehen. Das kann man alles machen, das ist auch vollkommen berechtigt. Aber das ändert ja nichts an der Auffassung. Alles das mahnt einfach zur Vorsicht. Das sagt aber auch gleichzeitig natürlich nicht, wir dürfen keine Schulen öffnen. Das ist nicht, was Wissenschaftler sagen. Das ist nicht, was ich jemals gesagt habe. Im Gegenteil. Ich sage ja auch, natürlich müssen wir aus gesellschaftlichen Gründen die Schulen wieder öffnen. Aber ich sage auch, wir müssen das sehenden Auges tun…
Wenn der Trend sich fortsetzt, werden wir vielleicht demnächst überproportional viel Kinder-Inzidenz haben in der Bevölkerung. Und in dieser Situation gehen wir dann in den Herbst und in die Schulöffnung rein.«
»Korinna Hennig
… Wir haben… auch Demonstrationen gehabt am Wochenende, die Anti-Rassismus-Demonstrationen, die nun mal ein wichtiges Anliegen haben, dass sich nicht einfach verschieben lässt. Und nicht überall wird mit Maske demonstriert. Das ist auch schwierig, wenn man laut rufen will. Durchzuckt es Sie da als Virologe, wenn Sie diese beiden Dinge angucken und sagen: Ich hoffe zwar, dass es keine steigenden Neuinfektionszahlen dadurch gibt, aber ich muss damit rechnen.
Christian Drosten
Ja, sicher. Natürlich ist es so, dass ich da jetzt keine spezielle Erfahrung zu habe. Nach allem, was ich so lese, ist es so, dass man sich draußen weniger infiziert. Aber der Effekt von so vielen Leuten an einem Fleck, der wird natürlich auch dagegen spielen. Und natürlich wird das dazu führen, dass sich wieder Nester von Virusverbreitung bilden. Jetzt haben wir in Deutschland zum Glück im Moment eine so niedrige Inzidenz, dass es durchaus vorstellbar ist, dass auch eine große Menschenansammlung zusammenkommt, ohne dass da auch nur ein Infizierter dabei ist. Das ist natürlich ein Effekt und eine Hoffnung, die man jetzt nicht vergessen darf. Wir sind eben wirklich in einem absolut niedrigen Inzidenzbereich in Deutschland. Und vollkommen unabhängig von der Betrachtung, ob so eine große Menschentraube gefährlich ist – ich denke, das ist sie – kann man aber dennoch hoffen, dass trotz aller Gefahr nichts passiert ist, weil einfach gar kein Virus da war.
*Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version der Podcastfolge hat Christian Drosten an dieser Stelle längere Ausführungen zur Datengrundlage für die Seroprävalenz-Studie in Schweden gemacht. Dabei ist ein Fehler in der Darstellung der Stichprobenauswahl passiert. Wir haben uns deshalb entscheiden, diese Passage nachträglich herauszukürzen.«
Christian, wie wäre es mal mit "Sorry"?
Dazu bedarf es Charakter und menschlicher Größe.
"der Stuhl ist übrigens nicht infektiös"
Das ist aber ein Widerspruch zu unserem SPD-Oberpanikmacher Karl Lauterbach und seiner Hochhaus-Theorie: https://www.corodok.de/lauterbach-warnt-vor-klospuelung/
"die Anti-Rassismus-Demonstrationen, die nun mal ein wichtiges Anliegen haben, dass sich nicht einfach verschieben lässt"
Ach, aber Demonstrationen für Grundrechte sind nicht so wichtig und lassen sich problemlos verschieben?
Herr Drosten scheint mir ein Mensch zu sein, welcher absolut unfähig zu jeglicher Art von Empathie ist.
Es bereitet ihm anscheinend nicht nur Vergnügen sein Publikum mit hirnlähmend widersprüchlichem Kauderwelsch ins Wachkoma zu quatschen, er stellt auch eine derart kalte fach-idiotisch fixierte Sichtweise auf Menschen als wissenschaftliche Objekte zur Schau, die mich schaudern lässt.
In seiner Welt stellen Menschen lediglich Virusträger, Infektionscluster, Testobjekte etc. dar, die keinen eigenen Willen oder Anspruch auf Würde haben, sondern die sich gefälligst in Quarantäne begeben, wenn sein Test es so will.
Dass er ernsthaft Rektalabstriche von Kindern forderte, weil die ja durch den ganzen Wahnsinn noch nicht genug traumatisiert sein könnten, zeigt überdeutlich, dass dieser Mann ungefähr soviel Einfühlungsvermögen besitzt wie ein Elefant im Porzellanladen.
Damit ist er allerdings bei unseren Regierenden in bester Gesellschaft.
Also spätetstens bei einer Logstoffe [meint wohl Zehnerpotenzstufen, "Größenorndungen"] muss es wirklich losgehen …
Weiter kam ich nicht mehr .…
VOLLDROSTEN ist gar kein Ausdruck
Es ist kennzeichnend für Hochstapler dass sie keine Scham und keine Selbstkritik geschweige denn Selbstzweifel kennen.
Der Gedanke wird sein: "Wenn die mir das alles durchgehen lassen … . Die wollen es doch genau so haben, sonst würde ich ja gestoppt werden."