Corona hebelt Datenschutz für Arme in Berlin aus

Oder ist es doch die Senats­ver­wal­tung? Die Ber­li­ner Daten­schutz­be­auf­trag­te rügt in einer Pres­se­mit­tei­lung vom 1.3.:

»Leis­tungs­be­scheid statt ber­lin­pass: Kein Daten­schutz für Geringverdiener*innen

Die Ber­li­ner Beauf­trag­te für Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­frei­heit kri­ti­siert, dass Men­schen mit gerin­gem Ein­kom­men, wenn sie Bus und Bahn ver­güns­tigt nut­zen möch­ten, im Fal­le einer Kon­trol­le ihren Bescheid über den Bezug von Sozi­al­leis­tun­gen im Ori­gi­nal vor­zei­gen müssen. 

Grund hier­für ist, dass Bür­ger­äm­ter wegen der Coro­na-Pan­de­mie seit Mona­ten kei­ne ber­lin­päs­se mehr aus­stel­len. Mit dem ber­lin­pass kön­nen Berliner*innen mit gerin­gem Ein­kom­men u. a. Bildungs‑, Kultur‑, und Frei­zeit­an­ge­bo­te ver­güns­tigt bzw. kos­ten­los nut­zen. Zudem berech­tigt der ber­lin­pass zum Erwerb eines ver­güns­tig­ten „Ber­lin-Ticket S“ für den Öffent­li­chen Nahverkehr…

Für Ver­wun­de­rung sorgt das Argu­ment der Senats­ver­wal­tung, es hand­le sich bei dem ber­lin­pass um ein frei­wil­li­ges Ange­bot und Betrof­fe­ne hät­ten die Mög­lich­keit, das regu­lä­re Tarif­an­ge­bot der Ver­kehrs­be­trie­be in Anspruch zu neh­men, vor dem Hin­ter­grund, dass die­se auf­grund ihres gerin­gen Ein­kom­mens ja gera­de auf die­se Ver­güns­ti­gun­gen ange­wie­sen sind. 

Maja Smolt­c­zyk:

„Die wei­ter­hin bestehen­de Pflicht zur Offen­le­gung äußerst sen­si­bler Sozi­al­da­ten hal­te ich für daten­schutz­recht­lich sehr bedenk­lich. Die­se Beschei­de ent­hal­ten für die­sen Zweck nicht erfor­der­li­che Infor­ma­tio­nen über Adres­sen, Geburts­da­tum sowie Grund und Höhe der bewil­lig­ten Leis­tun­gen. Im Gegen­satz zum dis­kre­ten ber­lin­pass offen­bart der auf­fäl­li­ge Bescheid auch allen Umste­hen­den, dass der Betrof­fe­ne staat­li­che Leis­tun­gen enthält. 

Ich hal­te es für beson­ders zwei­fel­haft, dass die Senats­ver­wal­tung dar­auf ver­weist, dass Betrof­fe­ne die Wahl hät­ten zwi­schen dem Erwerb der regu­lä­ren Ange­bo­te oder der Preis­ga­be ihrer per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten. Daten­schutz darf nicht vom Ein­kom­men der Betrof­fe­nen abhän­gig sein. Ich appel­lie­re an die Senats­ver­wal­tung, hier nach­zu­bes­sern, um den Betrof­fe­nen wei­ter­hin die Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben zu ermöglichen."«

3 Antworten auf „Corona hebelt Datenschutz für Arme in Berlin aus“

  1. Anmer­kung: Die Ber­li­ner Behör­de ver­sucht hier die Stel­lung gegen­über gro­ßen (MS) und vie­len Unter­neh­men (u.a. Luca-App) zu halten!

    Nach­fol­ge der Ber­li­ner Datenschutzbeauftragten„Die Auf­sichts­be­hör­den brau­chen mehr Mut“

    Das Amt der Ber­li­ner Daten­schutz­be­auf­trag­ten soll neu besetzt wer­den, doch bis­her gibt es kei­ne Ausschreibung.
    Wir haben mit dem Juris­ten Mal­te Enge­ler gespro­chen, der das intrans­pa­ren­te Beset­zungs­v­Nach­fol­ge der Ber­li­ner Datenschutzbeauftragten„Die Auf­sichts­be­hör­den brau­chen mehr Mut“

    Das Amt der Ber­li­ner Daten­schutz­be­auf­trag­ten soll neu besetzt wer­den, doch bis­her gibt es kei­ne Aus­schrei­bung. Wir haben mit dem Juris­ten Mal­te Enge­ler gespro­chen, der das intrans­pa­ren­te Beset­zungs­ver­fah­ren kri­ti­siert und mit einer öffent­li­chen Initia­tiv­be­wer­bung für Wir­bel sorgt.
    23.04.2021 um 08:01 Uhr – Ingo Dach­witz – in Daten­schutz – 2 Ergän­zun­gen­er­fah­ren kri­ti­siert und mit einer öffent­li­chen Initia­tiv­be­wer­bung für Wir­bel sorgt.
    23.04.2021 um 08:01 Uhr – Ingo Dach­witz – in Daten­schutz – 2 Ergänzungen
    https://​netz​po​li​tik​.org/​2​0​2​1​/​n​a​c​h​f​o​l​g​e​-​d​e​r​-​b​e​r​l​i​n​e​r​-​d​a​t​e​n​s​c​h​u​t​z​b​e​a​u​f​t​r​a​g​t​e​n​-​d​i​e​-​a​u​f​s​i​c​h​t​s​b​e​h​o​e​r​d​e​n​-​b​r​a​u​c​h​e​n​-​m​e​h​r​-​m​ut/

  2. Aus­län­der­zen­tral­re­gis­ter:
    Daten­schutz für Geflüch­te­te soll wei­ter aus­ge­höhlt werden

    Datenschutzrheinmain/ Mai 3, 2021/ alle Bei­trä­ge, Beschäf­tig­ten- / Sozi­al- / Ver­brau­cher­da­ten-Daten­schutz, Poli­zei und Geheim­diens­te (BRD), Sozialdatenschutz/ 0Kommentare

    Die Bun­des­re­gie­rung hat einen Gesetz­ent­wurf zur Wei­ter­ent­wick­lung des Aus­län­der­zen­tral­re­gis­ters (Bun­des­tags-Druck­sa­che 19/28170) vor­ge­legt, der am 03.05.2021Gegenstand einer öffent­li­chen Anhö­rung des Bun­des­tags-Innen­aus­schus­ses ist.
    Aus die­sem Anlass war­nen PRO ASYL, Digi­tal­cou­ra­ge und Lan­des­flücht­lings­rä­te in einer gemein­sa­men Stel­lung­nah­me vor mas­sen­haf­tem Daten­miss­brauch durch Behör­den. Sie stel­len fest:

    “Per­sön­li­che Daten von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern zu sam­meln und sie dann in einer zen­tra­len Datei zusam­men­zu­füh­ren, ist in Deutsch­land eigent­lich ein Tabu.
    Das hat nicht zuletzt die Dis­kus­si­on über eine zen­tra­le Erfas­sung von anony­mi­sier­ten Daten zu Coro­na-Infek­tio­nen gezeigt. 

    Anders ver­hält es sich jedoch im Fal­le von Geflüchteten:
    Geht es nach der Bun­des­re­gie­rung, scheint der Daten­schutz für Men­schen ohne deut­schen Pass nicht zu zählen.
    PRO ASYL, die Flücht­lings­rä­te und der Ver­ein Digi­tal­cou­ra­ge fordern:
    Daten­schutz muss auch für Geflüch­te­te sicher­ge­stellt wer­den. Der der­zeit ver­han­del­te Gesetz­ent­wurf zum Aus­län­der­zen­tral­re­gis­ter muss drin­gend über­ar­bei­tet werden.

    Mit dem Gesetz zur Wei­ter­ent­wick­lung des Aus­län­der­zen­tral­re­gis­ters will die Bun­des­re­gie­rung zahl­rei­che Infor­ma­tio­nen über Geflüch­te­te zen­tra­li­siert erfas­sen und staat­li­chen Stel­len zugäng­lich machen – inklu­si­ve der Erkennt­nis­se aus den Asylverfahren.
    Dazu zäh­len auch inti­me Details wie sexu­el­le Ori­en­tie­rung, Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit, poli­ti­sche Ansich­ten und Fluchtgeschichten.
    https://​ddrm​.de/​a​u​s​l​a​e​n​d​e​r​z​e​n​t​r​a​l​r​e​g​i​s​t​e​r​-​d​a​t​e​n​s​c​h​u​t​z​-​f​u​e​r​-​g​e​f​l​u​e​c​h​t​e​t​e​-​s​o​l​l​-​w​e​i​t​e​r​-​a​u​s​g​e​h​o​e​h​l​t​-​w​e​r​d​en/

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