Der Hauptmann von Thüringen

Im Jahr 1906 wur­de der legen­dä­re Haupt­mann von Köpe­nick zu vier Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. So hart wird es Mark Haupt­mann ver­mut­lich nicht tref­fen, wenn sich der Ver­dacht der Bestech­lich­keit bewahr­hei­ten soll­te. Bis vor weni­gen Tagen war der Thü­rin­ger noch CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter. Am 25.3. mel­det faz​.net:

»Die vom Vor­stand der Bun­des­tags­frak­ti­on von CDU und CSU gefor­der­te schrift­li­che Erklä­rung unter­zeich­ne­te Haupt­mann noch am 10. März: „In den Jah­ren 2020/2021 habe ich kei­ne finan­zi­el­len Leis­tun­gen – weder direkt noch über Gesell­schaf­ten – aus dem Kauf oder Ver­kauf von Medi­zin­pro­duk­ten … im Zusam­men­hang mit der Bekämp­fung der COVID-19-Pan­de­mie erhal­ten.“ Doch seit Don­ners­tag steht Haupt­mann im Ver­dacht, knapp eine Mil­li­on Euro Pro­vi­si­on für die Ver­mitt­lung von Schutz­mas­ken erhal­ten zu haben…

Am Don­ners­tag dann durch­such­te das Thü­rin­ger Lan­des­kri­mi­nal­amt Haupt­manns Wahl­kreis­bü­ros sowie die damit ver­bun­de­nen Kreis­ge­schäfts­stel­len der CDU in Suhl, Hild­burg­hau­sen, Son­ne­berg und Schmal­kal­den-Mei­nin­gen sowie Woh­nun­gen und Büros in Thü­rin­gen, Bran­den­burg und Ber­lin und die Räu­me einer Fir­ma aus Frank­furt am Main, die mit Medi­zin­pro­duk­ten handelt.

997.000 Euro in Rech­nung gestellt
Die Ermitt­ler wur­den fün­dig. Inzwi­schen gebe es „greif­ba­re tat­säch­li­che Anhalts­punk­te“ dafür, dass Haupt­mann sei­ne Funk­ti­on als Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter genutzt habe, um sich für die Lie­fe­rung von Mund-Nasen-Schutz­mas­ken von besag­ter Fir­ma „Pro­vi­si­ons­zah­lun­gen für die Ver­mitt­lungs­tä­tig­keit ver­spre­chen zu las­sen“, erklär­te die Gene­ral­staats­an­walt­schaft Jena am Donnerstag.

Dem­nach soll Haupt­mann über eine von ihm gegrün­de­te Gesell­schaft für geleis­te­te Ver­mitt­lungs­tä­tig­keit 997.000 Euro in Rech­nung gestellt haben, wel­che die Fir­ma auch tat­säch­lich bezahlt habe. Haupt­mann hat­te erst im ver­gan­ge­nen Jahr eine mut­maß­li­che Brief­kas­ten­fir­ma namens „Haupt­mann Glo­bal Con­sult“ in Zos­sen (Bran­den­burg) gegrün­det, deren Gegen­stand unter ande­rem die „Ver­mitt­lung von Auf­trä­gen“ ist. Der Vor­teil für ihn war offen­bar, dass Fir­men­ein­nah­men nicht zu den ver­öf­fent­li­chungs­pflich­ti­gen Anga­ben von Abge­ord­ne­ten zählen…

Schon vor zehn Tagen war her­aus­ge­kom­men, dass der CDU-Kreis­ver­band Suhl, dem Haupt­mann bis vor kur­zem vor­stand, von eben­je­ner Frank­fur­ter Fir­ma 7000 Euro gespen­det bekom­men hat­te. Haupt­mann bestritt jeg­li­chen Zusam­men­hang mit der Lie­fe­rung von Schutzmasken…«

Hat Haupt­mann anders gehan­delt als vie­le ande­re Abge­ord­ne­te? Hat er sich nur unge­schickt ange­stellt? Waren ande­re Rech­nun­gen offen? Wer­den wir das je erfahren?

7 Antworten auf „Der Hauptmann von Thüringen“

  1. Einer nach dem Ande­ren fällt… Hof­fent­lich erhöht sich das Tem­po noch ein biss­chen bis zur Implo­si­on der Uni­on kurz vor der Bundestagswahl…

  2. Beim Haupt­mann von Köpe­nick muss ich immer an Karl Lau­ter­bach den­ken. Und manch­mal erin­nert mich Karl Lau­ter­bach auch an Josef Goeb­bels. Gut, der Ver­gleich hinkt. Aber – um es mit Uli Gel­ler­mann zu sagen – Goeb­bels hink­te auch und hat­te trotz­dem Erfolg.

      1. @aa
        dass ich beim Haupt­mann von Köpe­nick an Karl Lau­ter­bach den­ken muss, liegt nur dar­an, dass der haupt­mann von Köpe­nik das Para­de­bei­spiel für einen Hoch­stap­ler dar­stellt, auf den aller her­ein­fal­len. Und dass Karl lau­ter­bach kein Epi­de­mio­lo­ge ist, son­dern allen­falls 2 Semes­ter Epi­de­mio­lo­gie gehört ist, ist mitt­ler­wei­le bekannt. Da sich Karl­chen aber völ­lig unge­rührt als Epi­de­mio­lo­ge ver­kauft ist in mei­nen Augen Hoch­sta­pe­lei. Sei­ne Ex-Frau hät­te es ange­sichts des abge­lau­fe­nen Rosen­kriegs wohl kaum gewagt, öffent­lich zu behaup­ten, dass Karl Lau­ter­bach nicht Epi­de­mio­lo­gie, son­dern Public Health and Manage­ment stu­diert hat. Die Unwahr­heit hät­te mit Sicher­heit eine Kla­ge zur Fol­ge gehabt.
        Ich lege Wert auf die Fest­stel­lung, dass die Tat­sa­che, dass mich Lau­ter­bach auch an Goeb­bels erin­nert, aus­schließ­lich auf sei­ne äuße­re Sta­tur bezieht und die­se Erin­ne­rung kei­nen Ver­gleich ande­rer Per­sön­lich­keits­merk­ma­le beinhal­tet. Lau­ter­bach hinkt mei­nes Wis­sens nach nicht.

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