"Eine Impfpflicht ist kein Mittel zur Erziehung und die öffentliche Gesundheitspflege keine moralische Anstalt"

Nach­dem sich im Main­stream der Gedan­ke durch­zu­set­zen scheint, daß eine "Impf­pflicht" weder ver­fas­sungs­ge­mäß noch durch­führ­bar ist, kann am 28.1. auch im "Neu­en Deutsch­land" ein sol­cher Arti­kel erscheinen:

"Der Krampf mit der Pflicht
… Wel­che Zie­le könn­te eine Impf­pflicht ver­fol­gen? Her­den­im­mu­ni­tät? Eine ste­ri­le Immu­ni­tät ist beim jet­zi­gen Coro­na­vi­rus nicht zu errei­chen (sie­he »nd« vom 26. Janu­ar). So sieht es die Fach­welt, aus der sich kaum jemand für eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht aus­ge­spro­chen hat. Erhö­hung der Impf­quo­te? Für die­ses Ziel müss­ten mil­de­re Mit­tel wie eine auf Ziel­grup­pen zuge­schnit­te­ne Impf­kam­pa­gne oder selbst Prä­mi­en zuvor aus­ge­schöpft, was nicht der Fall ist. Ver­hin­de­rung von Infek­tio­nen? Die Imp­fung kann den Krank­heits­ver­lauf beein­flus­sen, nicht aber das Infek­ti­ons­ge­sche­hen, wie man gera­de welt­weit sehen kann. Dass Imp­fun­gen gene­rell Infek­tio­nen ver­hin­dern, ist schlicht unwahr, auch wenn es der Bun­des­kanz­ler höchst­per­sön­lich behauptet.

Wenn Imp­fun­gen schwe­re Erkran­kun­gen unwahr­schein­li­cher machen, wür­de eine Impf­pflicht dann nicht die Über­las­tung des Gesund­heits­sys­tems ver­hin­dern hel­fen? So könn­te man argu­men­tie­ren. Wenn man der Über­las­tung nicht mit einer Ver­än­de­rung des Gesund­heits­we­sen ent­ge­gen­wir­ken möch­te. Tut man dies nicht und setzt statt­des­sen auf eine Impf­pflicht, bür­det man die sozia­len Fol­ge­kos­ten die­ses gesell­schaft­li­chen Miss­stands – einem Gesund­heits­sys­tem, das nicht mehr Gesund­heit für alle, son­dern Pro­fi­te für Weni­ge im Blick hat – den Ein­zel­nen auf. Will­kom­men im Neo­li­be­ra­lis­mus. Und die Rück­kehr zum nor­ma­len Leben, zur Frei­heit? Die hängt nicht an einer Impf­pflicht, das kann man auch in aller Welt sehen.Das soll­te man also nicht ver­knüp­fen. Die Auf­he­bung der Maß­nah­men ist eine poli­ti­sche Fra­ge für sich, die es jetzt – ange­sichts mil­der Erkran­kun­gen und der Zulas­sung neu­er Medi­ka­men­ten gegen Covid – zu dis­ku­tie­ren gäl­te. Doch soll­te man nicht zuvor Impf­geg­nern und ‑skep­ti­kern eine Lek­ti­on ertei­len? Eine Impf­pflicht ist kein Mit­tel zur Erzie­hung und die öffent­li­che Gesund­heits­pfle­ge kei­ne mora­li­sche Anstalt.

Eine Impf­pflicht für Älte­re zielt auch auf die Ent­las­tung des Gesund­heits­sys­tems, berück­sich­tigt aber die rea­le Krank­heits­last. Klingt ver­nünf­tig? Nur wür­de man den Älte­ren das Recht zur eige­nen Ent­schei­dung abspre­chen. War­um dann nicht auch Über­ge­wich­ti­gen, psy­chisch Kran­ken oder ande­ren, die ein höhe­res Erkran­kungs­ri­si­ko haben und also einem neo­li­be­ra­li­sier­ten Gesund­heits­sys­tem »zur Last fal­len«? Oder den Armen? Soll­te man das müh­se­lig erkämpf­te Prin­zip der Frei­wil­lig­keit und Mit­be­stim­mung in der öffent­li­chen Gesund­heits­pfle­ge so leicht­fer­tig aufs Spiel set­zen? Die Aus­ar­bei­tung des Bun­des­ta­ges ist in die­sem Punkt deut­lich: »Wenn schon einem Kran­ken eine medi­zi­ni­sche Behand­lung zu Hei­lungs­zwe­cken nicht auf­ge­nö­tigt wer­den darf, dann darf sie erst Recht einem Gesun­den nicht zu sei­nem vor­beu­gen­den Schutz auf­ge­nö­tigt wer­den. Eine Impf­pflicht, die allein dem Selbst­schutz der Geimpf­ten die­nen wür­de, wäre mit­hin kein legi­ti­mes Ziel.«..

Der Wunsch nach einem Ende des pan­de­mi­schen Aus­nah­me­zu­stands treibt alle um. Doch soll­te man ihn nicht auf ein Vor­ha­ben pro­ji­zie­ren, das das weder ein­lö­sen kann noch ver­hält­nis­mä­ßig ist, sonst gibt man sich einer »auto­ri­tä­ren Illu­si­on« hin, wie Mat­thi­as W. Birk­wald von der Links­frak­ti­on sag­te. Poli­tik bewegt sich in selbst­ge­schaf­fe­nen Sach­zwän­gen und Erzäh­lun­gen, das Ende der Pan­de­mie ist eine poli­ti­sche Fra­ge. Und man stel­le sich nur ein­mal vor, die poli­ti­sche Klas­se wür­de mit der glei­chen obses­si­ven Ener­gie über ein bes­se­res öffent­li­ches Gesund­heits­sys­tem oder die Abschaf­fung der Armut, noch immer das größ­te aller Krank­heits­ri­si­ken, debattieren."

13 Antworten auf „"Eine Impfpflicht ist kein Mittel zur Erziehung und die öffentliche Gesundheitspflege keine moralische Anstalt"“

  1. Die Grund­kri­tik stimmt, nur was hat das mit Neo­li­be­ra­lis­mus zu tun? In ande­ren Pam­phle­ten wäre der Neo­li­be­ra­lis­mus, jeder wäre sich selbst über­las­sen und müs­se sich sei­nen Impf­stof­fe (rich­ti­ge wie fal­sche) aus eige­ner Tasche zah­len. Sicher­lich spielt Pro­fit­ma­xi­mie­rung hier eine Rol­le, bei den Kran­ken­haus­be­trei­bern und bestimm­ten Phar­ma­rie­sen, aber das pas­siert nur, weil die­se gan­ze Bran­che die am stärks­ten lob­by­ie­ren­de ist und die Frei­heit nichts zählt, son­der nur Zwang. Es ist ja nicht nur so, dass ich even­tu­ell bald gezwun­gen wer­de, mir die­sen Dreck in den Arm jagen zu las­sen, son­dern dass ich jetzt schon für die­sen gan­zen Mist bezahle.

    1. @Johannes Schu­mann: Pri­va­ti­sie­rung, Dere­gu­lie­rung, Schaf­fung von Märk­ten in der Daseins­vor­sor­ge, "pri­vat vor Staat" – klas­si­scher Neoliberalismus.

  2. "Eine ste­ri­le Immu­ni­tät ist beim jet­zi­gen Coro­na­vi­rus nicht zu errei­chen (sie­he »nd« vom 26. Januar). "

    Mit dem Virus hat das gar nichts zu tun!

    Intra­mus­ku­lär ver­ab­reich­te Impf­stof­fe erzeu­gen aus­schließ­lich zir­ku­lie­ren­de IgA-Anti­kör­per und KEIN sekre­to­ri­sches IgA (Immun­glo­bu­lin A). Daher ist die Ver­hin­de­rung von Ansied­lung, Ver­meh­rung und auch von Infek­tio­nen (Krank­heit im Sin­ne des Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes) damit auch NICHT zu errei­chen! Zir­ku­lie­ren­de Anti­kör­per kön­nen wenn nur ein Aus­schwem­men und die Ver­brei­tung im Blut­kreis­lauf (Virä­mie) ver­hin­dern, was jedoch bei ALLEN Coro­na-Viren über­haupt nur sel­ten vor­kommt. Aus die­sem Grund waren auch Unter­su­chun­gen bzg. der Ver­hin­de­rung von Über­tra­gun­gen KEIN Inhalt der Zulas­sungs­stu­di­en und bei der Grip­pe­imp­fung aus den EXAKT glei­chen Grün­den, auch NIEMALS ein Argu­ment für eine sol­che gewesen.

    Fazit:

    Die "Imp­fun­gen" mode­ri­en NICHT die Über­trag­bar­keit von Sars-CoV‑2, weil es nie Ihr Ziel war, und weil sie dies schlicht auch gar nicht leis­ten kön­nen! Hier han­delt es sich wie bei den Imp­fun­gen gegen Influ­en­za eben­falls, also maxi­mal um einen Eigen­schutz! Jeder, der dies­be­züg­lich Gegen­tei­li­ges äußert, ist ent­we­der nicht info­miert oder erzählt vor­sätz­lich die Unwahr­heit. (1,2,3,4,5,6,7,8, …)

    (1) COVID-19 Vac­ci­nes May Not Pre­vent Nasal SARS-CoV‑2 Infec­tion and Asym­pto­ma­tic Trans­mis­si­on >>> https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0194599820982633?url_ver=Z39.88–2003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org&rfr_dat=cr_pub++0pubmed&

    (2) Muco­sal Immu­ni­ty in COVID-19: A Negle­c­ted but Cri­ti­cal Aspect of SARS-CoV‑2 Infec­tion >>> https://​www​.ncbi​.nlm​.nih​.gov/​p​m​c​/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​P​M​C​7​7​3​3​9​22/

    (3) Covid-19: Ful­ly vac­ci­na­ted peo­p­le can car­ry as much del­ta virus as unvac­ci­na­ted peo­p­le, data indi­ca­te >>> https://​www​.bmj​.com/​c​o​n​t​e​n​t​/​3​7​4​/​b​m​j​.​n​2​074

    (4) Trans­mis­si­on poten­ti­al of vac­ci­na­ted and unvac­ci­na­ted per­sons infec­ted with the SARS-CoV‑2 Del­ta vari­ant in a fede­ral pri­son, July—August 2021 >>> https://​ncrc​.jhsph​.edu/​r​e​s​e​a​r​c​h​/​t​r​a​n​s​m​i​s​s​i​o​n​-​p​o​t​e​n​t​i​a​l​-​o​f​-​v​a​c​c​i​n​a​t​e​d​-​a​n​d​-​u​n​v​a​c​c​i​n​a​t​e​d​-​p​e​r​s​o​n​s​-​i​n​f​e​c​t​e​d​-​w​i​t​h​-​t​h​e​-​s​a​r​s​-​c​o​v​-​2​-​d​e​l​t​a​-​v​a​r​i​a​n​t​-​i​n​-​a​-​f​e​d​e​r​a​l​-​p​r​i​s​o​n​-​j​u​l​y​-​a​u​g​u​s​t​-​2​0​21/

    (5) The epi­de­mio­lo­gi­cal rele­van­ce of the COVID-19-vac­ci­na­ted popu­la­ti­on is incre­asing >>> https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(21)00258–1/fulltext

    (6) Noso­co­mi­al out­break cau­sed by the SARS-CoV‑2 Del­ta vari­ant in a high­ly vac­ci­na­ted popu­la­ti­on, Isra­el, July 2021 >>> https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560–7917.ES.2021.26.39.2100822?crawler=true

    (7)COVID-19 breakth­rough infec­tions in vac­ci­na­ted health care workers >>> https://​www​.nejm​.org/​d​o​i​/​f​u​l​l​/​1​0​.​1​0​5​6​/​N​E​J​M​o​a​2​1​0​9​072

    (8) Increa­ses in COVID-19 are unre­la­ted to levels of vac­ci­na­ti­on across 68 count­ries and 2947 coun­ties in the United Sta­tes >>> https://link.springer.com/article/10.1007/s10654-021–00808‑7

  3. Die Impf­pflicht ist das Mit­tel zur Durch­set­zung des digi­ta­len Gesund­heits­pas­ses, wie Rubi­kon in einem aktu­el­len Bei­trag geschrie­ben hat. Sozu­sa­gen das Tor zur Höl­le. Es gilt die Imp­fun­gen und den Impf­pass gene­rell zu stop­pen. Die Ein­füh­rung der tota­len Über­wa­chung ist schon in Gang.

    1. Ja die­se Fokus­sie­rung auf Impf­pflicht seit Wochen soll nur von Schlim­me­ten ablenken! !!
      Dar­auf muss immer ver­wie­sen werden!!!
      LucaApp mit Per­so­Aus­weis kombinieren!
      Sozia­le Kreditsysteme!!
      Eine Kom­plett­kon­trol­le unglaub­li­chen Ausmaßes…
      (Hab schon über­legt ob ich mei­ne Straf­zah­lung wg Volks­be­fra­gung zurück bekom­men könn­te, denn gg das Heu­te war das damals pillepalle!!)

      1. @Maria: Ja, das war die Idee. Aber bei­spiels­wei­se die Luca-App wird gera­de über­all gecan­celt. Es ist ein Test­lauf, und der droht vor­erst zu schei­tern. Sie wer­den es wei­ter ver­su­chen und wir müs­sen wach­sam bleiben.

        1. Ein geplan­ter umfas­sen­der Kon­troll- und Über­wa­chungs­staat wird sich nicht von einer pri­vat-kom­mer­zi­el­len App abhän­gig machen. Sie wer­den dann ihr eige­nes staat­li­ches Sys­tem eta­blie­ren, also letzt­lich wie in China.
          Mit Gesund­heits­po­li­tik hat das nichts mehr zu tun und des­halb sind ihnen die Fak­ten dazu auch egal, so lan­ge es nicht zu pein­lich wird.

  4. Man kann dort den Älte­ren nun wie­der Tei­le einer unbe­que­men Rea­li­tät zumuten.

    Könn­te selbst­kri­ti­sche Refle­xi­on auslösen.
    Eventuell…

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