Was wollen sie jetzt noch aufbieten? Mutti mahnt, der Präsident salbadert fast schon so gut wie weiland Gauck, aber beachtliche Teile der Bevölkerung lassen sich ihr Urteilsvermögen nicht nehmen. Wochenlange Dauerberieselung in buchstäblich allen Lebensbereichen verpufft zunehmend.
#WirBleibenZuhause hat de facto ausgedient. Millionen Menschen lassen sich die frische Luft und die Bewegung nicht mehr nehmen.
Es gelingt der Polizei noch, Demonstrationen zu verhindern oder aufzulösen, und zwar egal, in welcher Farbzusammensetzung ein Bundesland regiert wird. Aber das Meutern gegen die immer unsinniger erscheinenden Freiheitsbeschränkungen erfaßt zunehmend den Alltag. Da wird oft gar kein politischer Anspruch vorgetragen, sondern Menschen kommen einfach zusammen.
Z.B. gestern im Klausener-Platz-Kiez in Berlin-Charlottenburg. Bereits zum dritten Mal hatte die Hausgemeinschaft im "Brotgarten"-Haus zu gemeinsamem Singen geladen. Liedtexte wurden per Internet verteilt und die NachbarInnen zum Kommen vor dem Haus eingeladen. Diesmal waren es wohl 50 Leute, die bei bester Stimmung und unter Beobachtung eines RBB-Kamerateams ihrer Lebensfreude Ausdruck verliehen und das Versammlungsverbot ad absurdum führten.
Es wird Menschen geben, die das für verantwortungslos halten. Das ist ihr gutes Recht. Ein Recht ist jedoch auch, mit seinem Handeln zu demonstrieren, daß die Angstkampagne kein Grund sein darf, elementare Freiheitsrechte außer Kraft zu setzen. Daß der politische Mainstream statt auf die beschworene Gemeinsamkeit auf Ausgrenzung kritischer Stimmen setzt, rächt sich nun – die Glaubwürdigkeit ist bei vielen Menschen dahin.