"Im Amateurfußball wird mit falschen Corona-Fällen der Wettbewerb verzerrt."

Man soll­te den­ken, es gehe um gefälsch­te Negativ-Tests. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie am 6.6. auf faz​.net zu lesen ist (Bezahlschranke):

»Plötzlich fällt die Partie aus. Im Amateurfußball wird mit fal­schen Corona-Fällen der Wettbewerb ver­zerrt. Der Ärger ist groß. Ein Beispiel aus der Kreisliga zeigt, wie das fal­sche Spiel funktioniert.

An einem Freitagmittag im April wird klar, dass ein ­wei­te­rer Stammspieler des Fußball-Kreisligaklubs (der Name des Vereins ist der Redaktion bekannt) aus dem Raum Marburg-Biedenkopf für das Spiel am Wochenende aus­fällt. Der Sportliche Leiter des Vereins erfährt dies durch einen Anruf des Trainers – ver­bun­den mit einer mora­li­schen Bitte: Er möge doch zuse­hen, dass das Spiel abge­sagt wird. Die Erfolgschancen sei­en höher, wenn man eini­ge Wochen spä­ter gegen­ein­an­der spielt. Der Funktionär lässt schnell Taten folgen.

Bloß ein paar Whatsapp-Nachrichten spä­ter tru­deln nach und nach in der Summe fünf Nachweise über eine aktu­el­le Corona-Infektion auf sei­nem Smartphone ein… Schon weni­ge Minuten spä­ter ist das Spiel abgesetzt…

Möglich macht das eine Handlungsempfehlung, die der Hessische Fußball-Verband (HFV) Ende Februar aus­ge­spro­chen hat. Diese Empfehlung, der flä­chen­deckend gefolgt wur­de, sieht vor, dass in zwei Fällen eine Spielabsage infol­ge von Corona-Infektionen mög­lich ist. Entweder: Fünf Spieler, die in der Vorwoche auf dem Spielbericht stan­den, legen im Vorfeld der näch­sten Partie einen posi­ti­ven Bürger- oder PCR-Test vor. Oder: Ein Spieler, der in der Vorwoche auf dem Spielbericht stand, weist am Spieltag einen posi­ti­ven Bürger- oder PCR-Test nach…

„Es ist kein Geheimnis, dass eini­ge Vereine gro­ße Personalsorgen haben, da kommt Corona man­ches Mal gera­de recht“, sagt [der Sportliche Leiter bei den Sportfreunden Blau-Gelb Marburg] Nahrgang mit süf­fi­san­tem Unterton…

„Allerdings muss man sich fra­gen, ob man wirk­lich ein Spiel vier Stunden vor Anpfiff absa­gen muss, weil ein Spieler posi­tiv gete­stet ist, der Rest des Teams aber nega­tiv.“ Die SF/BG Marburg hät­ten von die­ser Option kei­nen Gebrauch gemacht. Allerdings gebe es zwei Teams in der Liga, „die lei­der sehr viel Pech mit Corona hat­ten“. Die Ironie ist dabei deut­lich her­aus­zu­hö­ren. Beweise dafür, dass Tests nicht echt gewe­sen sei­en, habe er „natür­lich kei­ne, aber so eine Häufung ist schon krass“…

[Der Klassenleiter der Verbandsliga Mitte,] Jörg Wolf merkt an, dass abso­lu­te Sicherheit nicht mög­lich sei: „Es soll auch Praxen oder Testzentren gege­ben haben, die fal­sche Zertifikate aus­ge­stellt haben.“ Bei allem Ärger stimmt Sascha Nahrgang ver­söhn­li­che Töne an: „Das war für alle eine neue Situation. Wenn im Herbst die näch­ste Welle oder Variante kommt, sind wir schlauer.“«

Glaubt irgend jemand in die­sem Land noch, Tests hät­ten etwas mit Gesundheit anstatt mit Geschäft zu tun?


Update Ganz anders als mit den Praxen oder Testzentren, die fal­sche posi­ti­ve Zertifikate aus­stel­len, geht man in die­sem Land im umge­kehr­ten Fall vor. Unter einer auf­ge­bausch­ten Überschrift ist am 3.6. auf faz​.net zu lesen, hier ohne Bezahlschranke:

»ARZT IN HAFT
Mutmaßlich mehr als 3000 fal­sche Corona-Atteste

Nach mona­te­lan­gen Ermittlungen wegen fal­scher Corona-Atteste haben Ermittler einen Arzt aus Leverkusen in Untersuchungshaft genom­men. Der 52 Jahre alte sei am Freitag fest­ge­nom­men wor­den, teil­ten Polizei und Staatsanwaltschaft Köln mit. Zuvor habe es Hinweise gege­ben, dass sich der Mann ins Ausland abset­zen wolle.

Die Ermittler wer­fen dem Mediziner vor, in zahl­rei­chen Fällen ohne vor­he­ri­ge Untersuchung Atteste aus­ge­stellt zu haben, denen zufol­ge Patienten aus medi­zi­ni­schen Gründen kei­ne Corona-Impfung bekom­men dürften.

Bis zu 3000 mögliche Fälle

In 66 Fällen gebe es inzwi­schen einen drin­gen­den Tatverdacht gegen den Arzt. Doch die Dimension könn­te weit grö­ßer sein, sag­ten die Ermittler. Insgesamt wer­de in rund 3000 Fällen wegen mut­maß­lich fal­scher Atteste gegen den 52-Jährigen ermit­telt.«

5 Antworten auf „"Im Amateurfußball wird mit falschen Corona-Fällen der Wettbewerb verzerrt."“

  1. Amateurfußball ist über­all. Möchte gern wis­sen, wie vie­le im Land mal eben locker läs­sig blau gemacht haben, den Onkel Doktor anrie­fen, bis­si Husten simu­liert, Woche frei. Läuft. Ach ja, gesell­schaft­lich wohl­mei­nen­de Aufmerksamkeit war natür­lich inklu­si­ve, ist ja Corona, der arme Mensch. Ja, erhol Dich, gute Besserung.

  2. PS: Coronatests bie­ten viel mehr Komfort als Dopingtests. Man kann z.B. ein­zel­ne Spieler (*) iso­lie­ren oder gan­ze Mannschaften vom Spiel ausschließen. 

    *) das konn­te man mit Doping auch aber ein Gedopter ist ja nicht ansteckend.

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