Es soll "vor Corona" in manchen Zeitungsredaktionen so gewesen sein, daß der Redakteur oder die Redakteurin eine Aufgabe bekam, für die er oder sie recherchieren sollte. Die Ergebnisse wurden dann in Worte gefaßt, die sie die LeserInnen verständlich machen sollten. Wenn es gut lief, las noch mal wer Korrektur.
Heute – Folge von Home Office? – scheint der Produktionsprozeß von Nachrichten ein anderer zu sein. Wir lesen dann etwa im Tagesspiegel:
"Start des "Drive-by" des Gesundheitsamtes Reinickendorf für COVID-19 Tests
Ab sofort können Reinickendorferinnen und Reinickendorfer, die entweder Kontakte zu an COVID-19 Erkrankten hatten oder die selber Krankheitssymptome zeigen, einen Termin beim Gesundheitsamt für einen Abstrich im Drive-by vereinbaren. Das teilte das Bezirksamt Reinickendorf am Mittwoch mit.
Ausschließlich nach Terminvereinbarung können sie eigenständig, möglichst mit einem PKW, zum Drive-by beim Gesundheitsamt kommen und dort vor Ort einen Abstrich nach Anleitung durchführen."
Uneigenständig geht also gar nichts, wäre ein Fahrrad zulässig? Und sollen die Reinickendorferinnen und Reinickendorfer sich tatsächlich den Abstrich selbst entnehmen?
"Das Bezirksamt erhofft sich durch das zusätzliche Angebot einerseits noch mehr Personen testen zu können, andererseits damit auch den Personenkreis für die Testung künftig nach den neusten Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts auszuweiten."
Es sollen also einerseits mehr Menschen getestet werden, andererseits aber mehr Menschen getestet werden.
"Über 3.450 Menschen nutzten nach Angaben des Bezirksamtes bisher die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit Corona-Hotline."
Und danach sind sie wieder hause gegangen…
"Das bezirkliche Abstrichteam des Gesundheitsamtes hat nach Angaben des Bezirksamtes in den letzten Wochen über 1.450 Personen mobil im gesamten Bezirk getestet. Die Rachenabstriche werden durch das Robert-Koch-Institut untersucht, das Ergebnis liegt in der Regel am darauffolgenden Tag vor."
Gibt es Ergebnisse der wochenlangen Tests? Waren die 2.000 nicht getesten Personen AnruferInnen, die nur mal mit Corona-Hotline plaudern wollten?