Licht und Schatten in Tagen der Wirrnis

Es wäre lang­wei­lig und ermü­dend, das Schauspiel mit künst­lich in die Höhe getrie­be­nen "Fällen" – etwa durch den Zwang, einen nega­ti­ven Test vor­le­gen zu müsen, um sei­nen Stadtteil zu ver­las­sen – gäbe es nicht auch schö­ne Bilder und Nachrichten. Hier eini­ge aus dem aktu­el­len NewsTicker von tages​schau​.de.

Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann | Bildquelle: dpa
Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann | Bildquelle: dpa

Der Text zu die­sem Bild mit hübsch bestick­ter Maske lau­tet über­ra­schen­der­wei­se: "'Mir berei­tet die­se Entwicklung sehr gro­ße Sorge', heißt es in einem Redemanuskript Kretschmanns anläss­lich der Corona-Lage. Die Zahlen stie­gen rasant, eine zwei­te Welle ste­he bevor, so Kretschmann."

Nach Licht folgt Schatten:

»Wegen der stei­gen­den Zahl von Corona-Infektionen sind in Dresden Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern ab sofort ver­bo­ten. Die Regelung gel­te min­de­stens bis zum 16. Oktober, teil­te die Stadtverwaltung mit. In den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen hat­te es in der Stadt mehr als 22 bestä­tig­te Fälle auf 100.000 Einwohner gege­ben. Erst wenn die soge­nann­te Sieben-Tage-Inzidenz auf weni­ger als 20 fällt, sind grö­ße­re Veranstaltungen wie­der erlaubt.«

Denn jedes Kuhdorf macht sich sei­ne Inzidenz-Schwelle selbst.

Leuchtend dage­gen die­se Nachricht:

»Frankreich: 4000 zusätz­li­che Klinikbetten
Angesichts der zwei­ten Corona-Welle will die fran­zö­si­sche Regierung 4000 zusätz­li­che Krankenhausbetten finanzieren…

Für kom­men­den Donnerstag haben Gewerkschaften in Paris zu neu­en Protesten im Gesundheitswesen auf­ge­ru­fen. Dabei geht es auch um eine bes­se­re Bezahlung von Ärzten und Pflegern.«

Noch strah­len­der, wenn auch nicht zufrie­den­stel­lend logisch, dies:

»Singapur: Geld fürs Kinderkriegen in Pandemie-Zeiten
Singapur will mit einem Babybonus zum Kinderkriegen trotz Corona-Pandemie anrei­zen. Für jedes neu­ge­bo­re­ne Baby sol­len Paare eine Einmalzahlung von umge­rech­net 1900 Euro erhalten.«

Ob das ost­asia­ti­sche Ziel auch in Köln ange­strebt wird, ist unklar. Dafür erfah­ren wir, daß in der Stadt der Jecken bis­lang Alkohol nicht etwa von Kiosken, son­dern an Hotspots ver­kauft wurde:

»Köln ver­schärft Corona-Regeln
Im öffent­li­chen Raum soll zudem abends ab 22 Uhr der Konsum von Alkohol ver­bo­ten sein, an den Wochenenden darf an Hotspots kein Alkohol mehr ver­kauft werden.

"Von Feiern in der eige­nen Wohnung raten wir drin­gend ab"«

Vielleicht bedeu­tet die Regel aber auch nur, daß den Damen und Herren Hotspot der Kauf von Alkohol unter­sagt ist.

Ist das nun Licht oder Schatten oder ein­fach nur gelogen:

»Söder und Kurz: Wir wol­len kei­ne Grenzschließungen
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Österreichs Kanzler Sebastian Kurz haben sich klar gegen neue Grenzschließungen im Kampf gegen das Coronavirus ausgesprochen…

Deutschland hat die Bundesländer Wien, Vorarlberg (mit Ausnahme der Gemeinde Mittelberg / Kleinwalsertal) sowie Tirol (mit Ausnahme der Gemeinde Jungholz) schon vor eini­ger Zeit zu Risikogebieten erklärt.«

Das Folgende ist nun defi­ni­tiv ein schlech­ter Scherz: Corona-Experten der Bundeswehr? Aus der ABC-Truppe? Mit einem neu­en aus der Luft gegrif­fe­nen Schwellwert?

»Bundeswehr und RKI sol­len in Corona-Hotspots helfen
Die Bundeswehr und das Robert Koch-Institut sol­len künf­tig Experten in Corona-Hotspots schicken. Das gilt laut einer heu­te getrof­fe­nen Vereinbarung von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Bürgermeistern von Berlin, Hamburg, Bremen, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Leipzig und Stuttgart. Die Hilfe kann in Anspruch genom­men wer­den, wenn in sie­ben Tagen mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner regi­striert wur­den.«

Was ver­mut­lich als Horror gele­sen wer­den soll, ist in Wirklichkeit eine sehr schö­ne Nachricht:

»Studie: Deutlich mehr Neuinfektionen in England als angenommen
Einer Studie des Imperial College in London zufol­ge könn­te es in England täg­lich deut­lich mehr Corona-Neuinfektionen geben, als bis­lang bekannt. Zuletzt mel­de­ten die Behörden 17.540 Neuinfektionen. Den Berechnungen der Wissenschaftler könn­te die tat­säch­li­che Zahl aber bei rund 45.000 Neuinfektionen pro Tag lie­gen.«

Denn das senkt die Sterberate – gemes­sen an den "posi­tiv Getesteten" um den Faktor 2,5.

Ein wenig hat­te sich der Konzern geziert, Staatshilfe anzu­neh­men. Deutlich mehr Zeit läßt er sich bei sei­nen Kundinnen:

»650.000 Kunden war­ten auf Erstattungen von der Lufthansa
Beim Lufthansa-Konzern war­ten wei­ter­hin rund 650.000 Kunden auf die Erstattung stor­nier­ter Tickets. Allerdings habe die Zahl abge­nom­men, und die offe­nen Forderungen belie­fen sich inzwi­schen auf weni­ger als 300 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte…

Aktuell sei man durch ver­stärk­ten Personaleinsatz in der Lage, rund 1700 Erstattungsanträge pro Stunde zu bear­bei­ten.«

Bei die­sem Höllentempo kön­nen die Menschen schon in einem hal­ben Jahr mit einer Erstattung rech­nen. So lan­ge sind 300 Millionen als zins­lo­se Kredite doch ein net­ter Geschäftsfaktor.

Berlins Regierender ist inzwi­schen für jeden Schabernack zu haben. Ob das die Eltern schul­pflich­ti­ger Kinder auch so sehen?

»Kommt ein Schichtbetrieb an Berlins Schulen?
Der Alltag für Schüler und Eltern in Berlin könn­te sich in der Coronakrise noch ein­mal deut­lich ändern. "Wir wer­den wahr­schein­lich auch da um Verständnis bit­ten müs­sen für unkon­ven­tio­nel­le Wege", sag­te der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Der SPD-Politiker nann­te neben Belüftungspausen in den Klassen die Möglichkeit, "dass wir viel­leicht eine Art Schichtbetrieb in der Schule haben wer­den vor­mit­tags und nach­mit­tags". Das ver­rin­ge­re die Kontaktmöglichkeiten in den Wintermonaten.«

Das inter­es­siert den Sozialdemokraten offen­bar sehr viel mehr als das näch­ste Thema.

»Neue Hilfen für Obdachlose drin­gend gesucht
Berlins Erzbischof Heiner Koch wirbt ange­sichts der Covid-19-Pandemie für neue Formen der Kältehilfe für obdach­lo­se Menschen. Die Notunterkünfte könn­ten wegen der Infektionsgefahr weni­ger Übernachtungsplätze anbie­ten als in den ver­gan­ge­nen Jahren, erklär­te Koch im rbb. Auch die Tagesstätten für Männer und Frauen ohne Wohnung müss­ten ihre Angebote ein­schrän­ken.«

Man könn­te noch end­los wei­ter zitie­ren. Aber letz­ten Endes wie­der­holt es sich doch nur.

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

2 Antworten auf „Licht und Schatten in Tagen der Wirrnis“

  1. "Bundeswehr und RKI sol­len in Corona-Hotspots helfen
    Die Bundeswehr und das Robert Koch-Institut sol­len künf­tig Experten in Corona-Hotspots schicken. " …

    Bei sol­chen Nachrichten ver­mis­se ich ernst­haft die dama­lig wehr­kun­di­gen "Demokraten" von Format … 

    Was wür­de wohl der ehe­ma­li­ge Amtsvorsteher des Ministeriums für Camouflagemoden, als die Kugeln aus deut­schen Gewehren noch gera­de­aus flo­gen, BW-Hubschrauber dage­gen noch Flugeigenschaften in alle Himmelsrichtungen aus­führ­ten und sogar genug anit­vi­ra­le Kampfstiefel für die Truppe zur Verfügung stan­den … , dem kri­ti­schen Bürger in die­ser bedroh­li­chen Plandemie erklären ?

    ,,Deutschlands Freiheit wird am Hotspot verteidigt …" 

    Oder auch nicht …

  2. »Singapur: Geld fürs Kinderkriegen in Pandemie-Zeiten
    Singapur will mit einem Babybonus zum Kinderkriegen trotz Corona-Pandemie anrei­zen. Für jedes neu­ge­bo­re­ne Baby sol­len Paare eine Einmalzahlung von umge­rech­net 1900 Euro erhalten.«

    Ob das reicht?
    Wenn die Mutter – wie in Deutschland – unter der Geburt eine Maske tra­gen muß und das Neugeborene sofort einen Abstrich gemacht bekommt, dann könn­ten für das erlit­te­ne psy­chi­sche Trauma und mög­li­che kör­per­li­che Schäden der Mutter sowie ein im Zweifelsfall geschä­dig­tes Kind (Stäbchen zu hoch gescho­ben) deut­lich höhe­re Kosten die­ser lächer­li­chen Summe entgegenstehen…

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