Neuinfektionen trotz Impfung: Abschied vom Ziel der Herdenimmunität?

Das wird besorgt auf faz​.net am 4.6. gefragt.

»Kein ande­res Land der Welt ist beim Imp­fen so weit fort­ge­schrit­ten wie die Sey­chel­len. 66,7 Pro­zent der Bevöl­ke­rung sind voll­stän­dig geimpft. Des­halb gilt der Insel­staat vor der ost­afri­ka­ni­schen Küs­te Gesund­heits­fach­leu­ten als wich­ti­ges Fall­bei­spiel. Vor allem seit die Sie­ben-Tage-Inzi­denz Mit­te Mai einen Höchst­stand von 2858 erreichte.

Jeder Drit­te, der sich zu die­sem Zeit­punkt neu mit dem Virus ange­steckt hat­te, sei bereits voll­stän­dig geimpft gewe­sen, sagt Jude Gede­on, der Lei­ter der natio­na­len Gesund­heits­be­hör­de der Sey­chel­len, der F.A.Z.

Auf­grund der weit fort­ge­schrit­te­nen Impf­kam­pa­gne hat­te das nicht ein­mal 100.000 Ein­woh­ner zäh­len­de Land zuvor stark gelo­ckert. Vie­le Maß­nah­men wur­den ange­sichts der stei­gen­den Zah­len aber wie­der eingeführt.

Mitt­ler­wei­le ist die Kur­ve abge­flacht. Die aktu­el­le Sie­ben-Tage-Inzi­denz von 896 ist aber noch immer um ein Viel­fa­ches höher als in Deutsch­land, wo der Wert momen­tan bei 34 liegt. Wie kann das sein, obwohl der größ­te Teil der Bevöl­ke­rung schon immu­ni­siert sein soll­te? Und wel­che Rol­le spielt dabei die Fra­ge, wel­che Impf­stof­fe ein­ge­setzt werden?

Mehr als die Hälf­te der ver­ab­reich­ten Dosen stam­men vom chi­ne­si­schen Her­stel­ler Sino­ph­arm. Die übri­gen 43 Pro­zent stell­te Astra­Ze­ne­ca. Die Infek­tio­nen, die trotz voll­stän­di­ger Imp­fung auf­tra­ten, hät­ten sich zu „etwa glei­chen Tei­len“ auf die bei­den Impf­stof­fe ver­teilt, sagt Gede­on. Genaue­re Anga­ben macht er nicht…

80 Pro­zent der Per­so­nen, die wegen einer Covid-19-Erkran­kung im Kran­ken­haus behan­delt wer­den müss­ten, hät­ten noch gar kei­nen Impf­schutz erhal­ten, sagt Gede­on. Außer­dem sei bis­lang kei­ne voll­stän­dig geimpf­te Per­son an Covid-19 gestor­ben. Die Leta­li­täts­ra­te, also der Anteil der gemel­de­ten Todes­fäl­le an den gemel­de­ten Coro­na-Infek­tio­nen, liegt auf den Sey­chel­len trotz der vie­len Neu­in­fek­tio­nen gera­de bei 0,36 Pro­zent; in Deutsch­land ist sie mit 2,4 Pro­zent mehr als sechs Mal so hoch.

Der Schutz des Ein­zel­nen scheint damit weit­ge­hend gewähr­leis­tet. Doch wie steht es um die Her­den­im­mu­ni­tät? „Viel­leicht ist es Zeit, unser Den­ken über Her­den­im­mu­ni­tät der Rea­li­tät anzu­pas­sen und zu ler­nen, mit dem Virus zu leben“, sagt der Gesund­heits­exper­te Yanzhong Huang von der ame­ri­ka­ni­schen Denk­fa­brik Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons. Eine Abde­ckung von mehr als 66 Pro­zent rei­che bei den genutz­ten Impf­stof­fen offen­sicht­lich nicht aus, um die Über­tra­gungs­ket­te zu brechen…

Die Ergeb­nis­se einer Stu­die des Insti­tuts Butantan in der bra­si­lia­ni­schen Klein­stadt Ser­ra­na deu­ten außer­dem dar­auf­hin, dass Imp­fun­gen mit Sino­vac erst dann ihre vol­le Wir­kung ent­fal­ten, wenn ein signi­fi­kan­ter Anteil der Bevöl­ke­rung voll­stän­dig geimpft ist. Erst nach­dem drei Vier­tel der Ein­woh­ner eine zwei­te Impf­do­sis erhal­ten hat­ten, schien sich die Aus­brei­tung des Virus kon­trol­lie­ren zu las­sen. Anste­ckun­gen waren dann kaum noch zu verzeichnen.

Eine der­art hohe Impf­quo­te wer­den die meis­ten Län­der in naher Zukunft wohl kaum errei­chen. Aber ist eine Unter­bre­chung der Infek­ti­ons­ket­ten über­haupt not­wen­dig, solan­ge durch fort­schrei­ten­de Impf­kam­pa­gnen – auch mit mög­li­cher­wei­se weni­ger wirk­sa­men Vak­zi­nen – zumin­dest ein Schutz vor schwe­ren Ver­läu­fen gesi­chert ist?

„Für alle, die kei­nen Zugang zu ande­ren Vak­zi­nen haben, sind Sino­ph­arm und Sino­vac bes­ser als kein Impf­stoff“, sagt der Bio­me­di­zi­ner Jin Dong-Yan von der Uni­ver­si­ty of Hong Kong. Die gerin­ge­re Wirk­sam­keit bedeu­te aber, dass Her­den­im­mu­ni­tät selbst dann nicht erreicht wer­de, wenn die gesam­te Bevöl­ke­rung voll­stän­dig geimpft sei. Des­halb bestehe das Risi­ko, dass in sol­chen Gebie­ten impf­stoff­re­sis­ten­te Virus­va­ri­an­ten ent­ste­hen.«

Zur Erin­ne­rung: In der BRD sind bis­lang 0,10 Pro­zent der Bevöl­ke­rung "an und mit" Coro­na ver­stor­ben. So prä­sen­tiert die "FAZ" eine Pandemie:

https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​p​o​l​i​t​i​k​/​a​u​s​l​a​n​d​/​c​o​r​o​n​a​-​i​n​f​e​k​t​i​o​n​-​t​r​o​t​z​-​i​m​p​f​u​n​g​-​d​o​c​h​-​k​e​i​n​e​-​h​e​r​d​e​n​i​m​m​u​n​i​t​a​e​t​-​1​7​3​7​1​8​6​1​.​h​tml

5 Antworten auf „Neuinfektionen trotz Impfung: Abschied vom Ziel der Herdenimmunität?“

  1. Ist doch klar wor­an das liegt! Die Sey­chel­len­mu­tan­te! Ganz gefähr­lich, eine Immu­ni­sie­rung ist bei die­ser Muta­ti­on (noch) gar nicht möglich.

  2. Wir wis­sen ja, dass die "Imp­fung" über­haupt kei­ne ste­ri­le Immu­ni­tät bewir­ken kann, so dass auch "Geimpf­te" nach wie vor sel­ber ange­steckt, posi­tiv getes­tet und an der Virus­wei­ter­ga­be an ande­re betei­ligt sein können.
    Die "Her­den­im­mu­ni­tät" wird man nur des­halb als Ziel pro­pa­gie­ren, weil man damit die Bür­ger unter Druck set­zen kann, was das Imp­fen, ins­be­son­de­re ihrer Kin­der anbe­langt und zum ande­ren klar ist, dass sich die­se Ziel­vor­ga­be prak­tisch nie errei­chen läßt.
    Damit ist also der dau­er­haf­te Fort­be­stand der "Maß­nah­men", also Maul­korb, Test­pflicht, Kon­takt­ver­bo­te usw. für die kom­men­den Jah­re fest­ze­men­tiert. Eben­so wird eisern an der Ein­sprit­zung fest­ge­hal­ten. Bis die Sti­Ko ein­knickt und eine 180°-Wende ihrer Mei­nung hin­legt, dürf­te nur noch weni­ge Tage dauern…

  3. Die faz stellt wie­der nicht die wesent­li­chen Fragen:

    Wann und wo wur­de wie oft getes­tet, wel­che Tests wur­den ver­wen­det, bei wel­chen ct-Wer­ten, auf wel­che und wie vie­le Mar­ker wur­de getes­tet, wur­den die PCR-Pro­duk­te auf mole­ku­la­rer Ebe­ne veri­fi­ziert, wur­den aus den Abstri­chen repli­ka­tio­nis­fä­hi­ge Viren gewonnen?

    Mir drängt sich der Ver­dacht auf, dass es sich bei sol­chen Phä­no­me­nen in ers­ter Linie um eine Fra­ge der Test­stra­te­gie han­delt. Als nächs­tes stellt sich dann die Fra­ge, ob die Imp­fung even­tu­ell nicht wirkt, oder ob sie die Geimpf­ten für Infek­tio­nen mit ver­wand­ten Viren, Muta­tio­nen oder Vari­an­ten emp­fäng­li­cher macht.

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