Am 29.9. wurde das Dokument "Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland. Monatsbericht des RKI vom 29.09.2022" veröffentlicht. Es ist unbrauchbar.
»… Wirksamkeit der 1. Auffrischimpfung über die Zeit in der Omikronwelle Der Abfall der Effektivität der COVID-19-Impfstoffe insbesondere gegenüber symptomatischer Infektion, in geringerem Maße auch gegenüber schweren Verläufen über die Zeit ist beschrieben (s. auch Kap. 3.2). Um diesen Abfall in der Bevölkerung Deutschlands und während der Omikronwelle beurteilen zu können, wurde die Effektivität der 1. Auffrischimpfung gegenüber COVID-19 bedingter Hospitalisierung in den Meldewochen 01–36/2022 in Abhängigkeit vom Abstand zur 1. Auffrischimpfung berechnet.
Die Analysen konnten für die Altersgruppen 12–17 und 18–59 Jahre und maximal bis zu 39 Wochen nach der Impfung durchgeführt werden. Da bei den Ab-60-Jährigen inzwischen ein relevanter Anteil eine 2. Auffrischimpfung erhalten hat und sich somit in der Bevölkerung der Abstand zur 1. Auffrischimpfung nicht mehr darstellen lässt, konnten diese Analysen für diese Altersgruppe nicht durchgeführt werden…«
Für die relevante Altersgruppe weiß das RKI bedauernswerterweise nichts. Und bei Jugendlichen wird "scheinbar" etwas beobachtet:
»In der Altersgruppe 12–17 Jahre zeigen sich im Zeitraum von bis zu 23 Wochen (> 5 Monate) ähnliche Effektivitäten wie bei den Erwachsenen, anschließend ein scheinbar deutlicherer Abfall als bei den Erwachsenen. Grundsätzlich müssen die Ergebnisse bei den 12- bis 17- Jährigen mit Vorsicht interpretiert werden: kleine Fallzahlen in dieser Altersgruppe tragen zu Schwankungen in den Punktschätzern inkl. breiten 95%-Konfidenzintervallen bei…«
Das Nichtwissen wird mit einem Schwall statistischer Begriffe bemäntelt:
»Hinweise zur Datengrundlage und zu den Analysen: Als COVID-19-Fälle gingen in diese Analysen wie in den Auswertungen des Kapitels 3 nur die nach IfSG übermittelten COVID-19-Fälle ein, für die eine Symptomatik angegeben wurde, bei denen ausreichend Angaben vorhanden waren, um den Impfstatus zuordnen zu können und für die eine COVID-19 bedingte Hospitalisierung angegeben war. Die COVID-19-Fälle wurden jeweils über 4‑Wochen-Intervalle aggregiert. Die Analysen erfolgten mit einer Quasi-Poisson-Regression, um Inzidenz-Raten-Ratios (IRR) und 95%-Konfidenzintervalle zu ermitteln. Die Impfeffektivität VE wurde berechnet als VE = 1 – IRR. Die Quasi-Poisson-Regression wurde adjustiert für die 4‑Wochen-Intervalle; die Anzahl Geimpfter/Ungeimpfter aus der Population ging als Mittelwert des 4‑Wochen-Intervalls (als Offset) in die Regressionsanalyse ein. Das Grenzdatum für den Einschluss von Impfdurchbrüchen war bei 12- bis 17-Jährigen der 06.12.2021 und bei 18–59- Jährigen der 25.10.2021 (jeweils der Montag der Kalenderwoche, in der auf Populationsebene die Impfquote von 1 % überschritten wurde).«
"Impfstatus" bei jeder dritten Hospitalisierung unbekannt
»Für den in Abbildung 7 dargestellten Zeitraum (Datenstand vom 26.09.2022) konnte für 56.537 der 90.855 (62 %) übermittelten symptomatischen, aufgrund von COVID-19 hospitalisierten Fälle der Impfstatus zu einer der genannten Kategorien (grundimmunisiert, mit Auffrischimpfung, ungeimpft) zugeordnet werden.«
Der genannte Zeitraum erstreckt sich von der Kalenderwoche 28/2021 bis zur 35/2022.
Vor diesem Hintergrund muß man diese Darstellung als hochmanipulativ bewerten:
Zu den Verzerrungen tragen maßgeblich auch die Definitionen bei:
»1 War das Datum des Erkrankungsbeginns nicht übermittelt, wurde das Diagnosedatum bzw. Meldedatum verwendet.«
Die Fragwürdigkeit des PCR-Tests zur Definition einer Erkrankung sei hier nur erwähnt.
Was fällt hier auf?
Auf der Basis oben genannter Verzerrungen präsentiert das RKI diese Abbildung, mit der die Effektivität der "Impfungen" belegt werden soll. Für vier Altersgruppen wird links ein Balken mit der "Impfquote" und rechts der Anteil der Schäden durch COVID-19 dargestellt:
Aufschlußreich sind hier die absoluten Zahlen. In der Gruppe der Kinder von 5–11 Jahren gab es ganze 17 Hospitalisierungen. Das entspricht 0,0003% der "Fälle".
In der Gruppe 12 bis 17 Jahre ist die Rede von 11 Fällen.
Bei den 18- bis 59-Jährigen sieht es so aus:
Hier beträgt die Hospitalisierungsrate 0,0005 Prozent.
Selbst in der ältesten Gruppe, bei der das Alter nicht weiter differenziert wird), sind 0,004% als Hospitalisiert gemeldet
»Limitationen
Grundlage der im Kapitel 3.1 dargestellten Analysen sind die nach IfSG übermittelte Meldedaten. Diese werden nicht explizit zum Zweck der Impfeffektivitätsberechnung erhoben. Angaben zu Impf- und Hospitalisierungsstatus sind nicht Teil der Labormeldung bei Nachweis von SARS-CoV‑2, sondern müssen durch die Gesundheitsämter häufig nachermittelt werden. Todesfälle treten bei längerem Krankheitsverlauf erst mit Verzug auf. Da für einen Teil der COVID-19-Fälle die Angaben zum Impfstatus fehlen oder unvollständig sind, können damit nicht alle COVID-19-Fälle in die Analysen einbezogen werden. Die Nichtberücksichtigung von Fällen mit fehlenden Angaben zum Impfstatus führt zu einer Unterschätzung der Inzidenzen der Fälle sowohl in der vollständig geimpften wie auch in der ungeimpften Bevölkerung. Auf Berechnungen der Impfeffektivität hätte diese Unvollständigkeit der Daten nur dann einen Einfluss, wenn der Anteil der Geimpften unter den Fällen mit unbekanntem Impfstatus höher oder niedriger wäre als unter den Fällen mit bekanntem Impfstatus. Für einen Teil der Fälle fehlen zudem Angaben zu Symptomen, Hospitalisierung und Betreuung auf Intensivstation (dies vermehrt bei hohen Fallzahlen). Nicht berücksichtigt werden können zudem andere Faktoren, die die berechnete Impfeffektivität verzerren können: unterschiedliches Expositionsverhalten bei Geimpften und Ungeimpften, unterschiedliche Risiken für schwere Verlaufsformen bei Geimpften und Ungeimpften, indirekte Effekte der Impfung wie der sog. Gemeinschaftsschutz. Auch frühere SARSCoV-2-Infektionen, die zur Immunität beitragen, können nicht in den Analysen berücksichtigt werden, da sie in den Meldungen nur unvollständig abgebildet sind. Dies kann zu einer Unterschätzung der berechneten Impfeffektivität führen und stellt eine potentiell mit der Zeit zunehmende Limitation der Analysen dar. Zudem können auch die oben beschriebenen Limitationen der Datengrundlage Einfluss auf die berechneten Impfeffektivitäten nehmen.«
Das Ausmaß des Nichtwissen(wollen)s des RKI läßt sich auch einer Tabelle in "COVID-19-Fälle nach Meldewoche und Geschlecht sowie Anteile mit für COVID-19 relevanten Symptomen, Anteile Hospitalisierter/Verstorbener und Altersmittelwert/-median" vom 29.9. entnehmen:
Eine neue Analyse
„Increasing SARS-CoV2 cases, hospitalizations, and deaths among the vaccinated populations during the Omicron (B.1.1.529) variant surge in UK“
aufgrund der Daten von Public Health England auf dem Preprintserver MedRxiv erschienen, zeigt, dass die Impfeffektivität, also die Wirksamkeit von Booster-Impfungen, negativ ist
Die Autoren schlussfolgern:
Für die dritte Dosis seit dem 20. Dezember 2021 wurde eine negative Impfeffektivität (VE) beobachtet, mit einem signifikant erhöhten Anteil an SARS-CoV2-Fällen, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen unter den Geimpften und einem verringerten Anteil an Fällen, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen unter den Nichtgeimpften.
Dass man den sog. Impfstatus der Alten plötzlich als "unbekannt" beschreibt, ist doch zu erwarten, da man sonst offenbaren würde, dass der relative Anteil Gespritzter bei den Hospitalisierten viel höher als in der Bevölkerung. Von den Alten wußte man seltsamerweise noch vor einigen Wochen, wie hoch der Anteil Gespritzer war.