Man hatte es fast vergessen. Doch des Präsidenten Steinmeiers Fauxpax im Tiroler Urlaub ohne Abstand und Mundschutz ruft die Erinnerung hervor, daß er Wiederholungstäter ist. Am 14.5. war er bereits einmal solcherart aufgefallen, als er die Berliner "Corona-Notfallklinik" besuchte.
Anlaß für einen Blick auf die unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern durch den Berliner Senat in dieser Angelegenheit.
Mit der Falschinformation "Die Zahl der Infizierten und Erkrankten in Deutschland steigt täglich. Die Krankenhäuser sind bereits am Limit" hatte der Senat im März begründet, warum auf dem Gelände der Messe Berlin eine "Überlaufklinik" aus dem Boden gestampft werden sollte.
In 20 bis 25 Tagen sollte dort Platz "für bis zu 1.000 Corona-Patienten" geschaffen werden.
»Woher das technische Material und das medizinische Personal kommen sollen, ist allerdings noch unklar… Der Berliner Senat will einen Amtshilfeantrag an die Bundeswehr stellen. Sie soll beim Aufbau und Betrieb der Klinik helfen.«
In doppelter Zeit halbes Ziel erreicht
Nach 53 Tagen, am 11.5. "wurde in der Messehalle 26 ein Spezial-Krankenhaus mit zunächst 500 Betten errichtet". In der doppelten Zeit wurde die Hälfte des Ziels erreicht.
Die Gesundheitssenatorin "betonte bei der Eröffnung, das Reservekrankenhaus in der Messehalle könne als Vorlage für die Notfallplanung in einer Pandemielage dienen." Sie griff damit die bekannte Tradition der SPD auf, Flops als große Erfolge zu feiern. Zu diesem Zeitpunkt war noch völlig unklar, woher das medizinische Personal kommen sollte. "In den vergangenen Wochen konnten sich Interessenten dafür bewerben. Wie viele das waren, ist noch unklar."
Daß das nicht funktionieren konnte, wurde schon bei der Formulierung der Bedingungen deutlich:
»"Die Arbeit startet, wenn die anderen Krankenhäuser wegen Corona ihr Kapazitätslimit erreichen", sagte eine Vivantes-Sprecherin am Sonntag. Da sich der Zeitpunkt nicht genau vorhersagen lasse, sollen sich die neuen Mitarbeiter für einen kurzfristigen Beginn bereithalten. Sie bekommen demnach Zeitverträge.«
Schon am 15.4. hatte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses zu bedenken gegeben:
»Allerdings hat der pensionierte Chirurg seine Zweifel, dass die umfunktionierte Messehalle je gebraucht wird. Bislang seien die Zahlen der am Coronavirus erkrankten Patienten auf den Intensivstationen überschaubar, sagte Albers am Mittwoch. Viele Berliner Krankenhäusern hätten noch ausreichend Kapazitäten, um mehr Erkrankte zu versorgen.
Sicher sei es wichtig einen Plan B zu haben, sagte Albers. Trotzdem müsse man auch schauen, dass dieser Plan B das Land viel Geld koste, "das an anderer Stelle fehlt", sagt Albers. Krankenhäuser würden seit Jahren "auf ausreichende Finanzierung" warten. "Plötzlich sind 92,5 Millionen Euro da. Unsere Krankenhäuser stehen immer mehr mit einem tränenden Auge daneben, wenn sie das sehen", zeigte sich der Politiker überzeugt.«
Doch warum sollte der Senat auf seinen Gesundheitsausschuß hören?
Noch nicht da gewesenes medizinisches Konzept
Die Senatorin hielt
»…es hingegen nach wie vor für richtig, am Messestandort Kapazitäten für bis zu 1.000 Patienten vorzuhalten…
Sollte es nicht – oder nicht – mehr gebraucht werden, würde das Corona-Behandlungszentrum so bald wie möglich wieder abgebaut werden.«
Das war gelogen. Das "Corona-Behandlungszentrum" besteht immer noch und hält sich zu Recht für die Umsetzung eines "noch nicht da gewesenen medizinisches Konzept". Noch immer sucht man MitarbeiterInnen unter diesen Bedingungen:
Dutzende Millionen für 84 leer stehende Betten
Am 25.7. war zu erfahren: "Die Klinik steht einfach leer."
»Laut des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes konnten bereits 188 Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte gewonnen werden. Sie wurden ab Anfang Juni geschult, was nun einmal im Monat wiederholt wird.
Planungen für weiteren Ausbau in Halle 25 haben begonnen
"Es wurden 84 Betten vom bezirklichen Gesundheitsamt genehmigt", sagt Moritz Quiske, Sprecher der Gesundheitsverwaltung. Alles weitere folge bei Bedarf. Die Kosten beziffert er auf insgesamt 55 Millionen Euro – 30 Millionen für den Bau und weitere 25 für die medizinische Ausstattung. "Mehr als 90 Prozent der eingesetzten Materialien sind wiederverwertbar." Die knapp 11.000 Quadratmeter frisch verlegter Linoleumfußboden in Halle 26 gehören nicht dazu. Die Messe erhalte vom Land Berlin monatlich eine Million Euro als „Vergütung, Bauherrenleistung und für das Facility Management", so Quiske weiter. Die Planungen für Halle 25, wo ein zweiter Teil mit weiteren 300 Betten entstehen soll, "haben wie vereinbart begonnen".«
Nicht genannt sind die Kosten für die Gehälter.
Ramona Pop setzt auf zweite Welle
»Der Vertrag zwischen dem Berliner Senat und der Messe läuft zum Ende des Jahres automatisch aus. Ob er gegebenenfalls verlängert wird, ist derzeit unklar. Man wolle abhängig vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zur gegebenen Zeit entscheiden, wie mit dem Behandlungszentrum weiter verfahren wird, so Quiske weiter. "Natürlich hängt auch hier alles davon ab, ob es eine zweite Welle gibt oder eben nicht", sagte Berlins Wirtschaftssenatorin und stellvertretende Vorsitzende des Messe-Aufsichtsrats Ramona Pop (Grüne).«
deutsche-wirtschafts-nachrichten.de ätzt am 5.8.:
»Steinmeier ist offenbar immun gegen das Corona-Virus
Bundespräsident Steinmeier hat kürzlich in seinem Sommerurlaub in Südtirol die Maskenpflicht und die Corona-Abstandsregeln missachtet. Ähnliches tat er im Mai 2020. Dafür kann es nur eine Erklärung geben: Unser Staatsoberhaupt ist immun gegen das Corona-Virus.«
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Was soll man dazu sagen? Unfassbar und entlarvend zugleich. Herr Steinmeier ist ausschließlich in dieser Position, weil er immer schon ein neoliberaler Apparatschik und Totquatscher ist und war.