"Wenn jemand wirklich Symptome hat, kann man das gar nicht machen"

Auf rbb24​.de ist am 14.1. unter genann­tem Titel über­ra­schend ein erschüt­tern­der und recht kri­ti­scher Beitrag zu lesen und zu hören:

»Als ihr sie­ben­jäh­ri­ger Sohn am Donnerstag in der Schule posi­tiv auf Corona gete­stet wird, macht sich Mutter Maren K. mit ihm auf zu einer der PCR-Nachteststellen des Senats. Davor: eine Schlange von etwa zwei Kilometern. Fünf Stunden Wartezeit im Nieselregen.

rbb24: Guten Tag Frau K., Sie haben zwei Söhne im Alter von sie­ben und zehn Jahren. Ihr klei­ne­rer Sohn wur­de am Donnerstagmorgen in sei­ner Grundschule posi­tiv auf das Coronavirus gete­stet und Sie mit ihm zur PCR-Nachtestung geschickt. Wie lief das ab?

Maren K.: Das posi­ti­ve Ergebnis hat­te mein Sohn beim Routine-Test auf Corona mit Schulbeginn. Um kurz nach acht Uhr habe ich den Anruf bekom­men, dass das so sei und ich ihn abho­len möge. Die Klasse war auf dem Weg zu einem Ausflug, des­halb war die Aufregung groß. Denn es gab einen gewis­sen Zeitdruck. Ich soll­te mei­nen Sohn dann im Sekretariat abho­len. Als ich ankam, saß er dort in einem gro­ßen Vorraum und hat auf sei­ne Abholung gewar­tet – samt der Kinder, die sich in sei­nem nähe­ren Umfeld in der Klasse befanden.

Wie vie­le Kinder wur­den denn nach Hause geschickt?

Die Klassenlehrerin hat mir erklärt, man gehe da im Helikopter-Prinzip vor: Die direk­ten Banknachbarn und die Mitschüler, die vor und hin­ter dem betrof­fe­nen Kind sit­zen, wer­den nach Hause geschickt. Außerdem noch zwei Mitschüler, mit denen mein Sohn regel­mä­ßig spielt. Sein gro­ßer Bruder, der die­sel­be Schule besucht, wur­de auch aus der Klasse geholt. Das mache man ein­fach vor­sichts­hal­ber so.

Der gro­ße Bruder wur­de dann auch aus der Klasse geholt, obwohl er nega­tiv gete­stet war?

Mein gro­ßer Sohn wur­de am Donnerstag selt­sa­mer­wei­se gar nicht gete­stet in der Schule. Obwohl das ja noch die gan­ze Woche täg­lich statt­fin­den soll­te. Warum nicht, konn­te ich bis jetzt noch nicht klä­ren. Es hieß, die Tests sei­en aus gewe­sen. Im Sekretariat war näm­lich die Mitarbeiterin mit der Gesamtsituation etwas über­for­dert. Ich habe im Nachhinein mit­be­kom­men, dass es noch in meh­re­ren Klassen posi­ti­ve Tests gab, und da war wohl eini­ges zu tun und vie­le Eltern waren zu informieren.

Meinen gro­ßen Sohn habe ich dann zuhau­se nega­tiv getestet.

Mit dem klei­nen Sohn sind Sie dann zur PCR-Nachtestung auf­ge­bro­chen, den­ke ich. Wohin muss­ten Sie da?

Ich habe erst­mal nach­ge­schaut, wo die Teststellen des Senats sind. Von der Schule kriegt man ein abge­stem­pel­tes Formular mit, auf dem steht, dass das Kind zum Zeitpunkt X posi­tiv gete­stet wur­de. Damit hat man in den Teststellen des Senats den Anspruch auf einen kosten­frei­en PCR-Test.

Wir sind also in die Müllerstraße im Wedding gefah­ren, das war für uns die nächst­ge­le­ge­ne Teststelle. Dort haben wir dann eine sehr lan­ge Schlange gese­hen. Als wir deren Ende gesucht haben, muss­ten wir mehr­fach um Straßenecken bie­gen. Das nahm schier kein Ende. Ich habe dann einen Ordner ange­spro­chen und gefragt, wie lan­ge das wohl dau­ert. Der Mann mein­te, bei der Länge der Warteschlange, die etwa zwei Kilometer sei, müs­se ich mit einer Wartezeit von nicht unter fünf Stunden rechnen.

Das heißt, Sie haben sich dann bei Nieselregen mit dem Siebenjährigen da eingereiht?

Nein, ich habe sofort ent­schie­den, dass wir das nicht machen. Bei einer Stunde Wartezeit wäre das schon schwie­rig gewe­sen, das hät­ten wir aber sicher­lich gemacht. Wir sind dann noch zum Senftenberger Ring in die näch­ste Teststelle gefah­ren. Da sah es ganz ähn­lich aus. Ich habe dann die Senatsverwaltung ange­ru­fen und bin nach etwa zehn Minuten durch­ge­kom­men. Die Frau, die ich dann dran hat­te, sag­te, ich kön­ne es noch beim Kinderarzt pro­bie­ren – ande­re Möglichkeiten gebe es nicht.

Ich habe dann noch nach­ge­fragt, wozu genau ich den PCR-Test brau­che. Denn ich hat­te ja zuhau­se schon einen zwei­ten Schnelltest mit mei­nem Sohn gemacht, der auch wie­der posi­tiv war. Da hat mir die Dame erklärt, dass man den PCR-Test braucht, weil die Infektion so erst beim Gesundheitsamt gemel­det wird und man eine Quarantänebescheinigung bekommt. Die wie­der­um brau­chen wir Eltern ja zur Vorlage beim Arbeitgeber. Oder auch für die Schule. Und wegen der Kontaktnachverfolgung.

Kurz hat­te ich schon gedacht, ich las­se das ein­fach. Insbesondere, solan­ge mein Sohn kei­ne Beschwerden hat. Ich hät­te ihn ja auch so 14 Tage iso­lie­ren können.

Wenn ich mir das so anhö­re, war es da ja inzwi­schen schon um die Mittagszeit. Und Sie waren die gan­ze Zeit mit dem posi­ti­ven Kind in der Stadt unter­wegs und hat­ten noch immer kei­nen Abstrich machen können?

Genau. Denn auch der Kinderarzt konn­te mir nicht wei­ter­hel­fen. Er hat kein Labor zur Verfügung für PCR-Tests.

Ich muss ganz ehr­lich sagen, wenn jemand wirk­lich Symptome hat, kann man das gar nicht machen. Da geht es ja auch nicht nur um das posi­tiv gete­ste­te Kind: Man kann ja auch nicht ein­fach davon aus­ge­hen, dass die Eltern beschwer­de­frei sind. Selbst wenn man, anders als wir, mit dem Auto fah­ren wür­de. In der Müllerstraße kriegt man kei­nes­falls einen Parkplatz. Ein Taxi kommt ja noch weni­ger in Frage – auch wegen des Fahrers. Wir sind mit dem Bus gefah­ren, dann in die Straßenbahn umge­stie­gen und dann muss­ten wir wegen Bauarbeiten noch ein gan­zes Stück gelau­fen – das kann man alles nur schaf­fen, wenn es einem gut geht.

Haben Sie im Laufe des Tages noch eine Lösung gefun­den, ihren Sohn testen zu lassen?

Ich habe auf den Seiten des Senats dann, als wir zuhau­se waren, gele­sen, dass man auch einen Anspruch auf einen kosten­lo­sen PCR-Test hat, wenn man in einem gewerb­li­chen Testzentrum einen posi­ti­ven Schnelltest hat­te. Dann hat man den Anspruch, den PCR-Test dort gleich kosten­los zu erhalten.

Aber Ihr Sohn hat­te den Schnelltest ja in der Schule gemacht …?

Ja. So hät­ten wir den Test nicht kosten­frei bekom­men. Ich hat­te vor­her ange­ru­fen in einem Testzentrum. Da hät­ten wir 60 Euro zah­len müssen.

Wir haben dann unse­ren Sohn dann für den Nachmittag bei einem Testzentrum in unse­rer Nachbarschaft zum kosten­lo­sen Bürgertest ange­mel­det, als hät­ten wir kei­ne Vorgeschichte. Dort war der Test erwar­tungs­ge­mäß auch wie­der posi­tiv. Daraufhin hieß es, dass wir eine Stunde war­ten müss­ten, weil es erst dann wie­der freie Kapazitäten für einen PCR-Test gäbe. Wir haben uns dann so lan­ge drau­ßen die Beine ver­tre­ten und dann hat unser Sohn schluss­end­lich sei­nen PCR-Test bekommen…

Diese lan­ge Schlange in der Müllerstraße mit poten­zi­el­len Corona-Fällen war für mei­nen Sohn schon beäng­sti­gend. Und es ist ja auch für die Anwohner dort auch sicher­lich schwie­rig. Man steht ja nicht irgend­wo auf einem Feld, son­dern auf den Gehwegen vor den Wohnhäusern…

Wie hat sich Ihr Sohn im Verlauf des Tages mit der Tatsache aus­ein­an­der­ge­setzt, dass er nun even­tu­ell Corona hat?

Erstmal war es schwie­rig für ihn, dass es so schnell kein Ergebnis geben wird und man nichts wei­ter tun kann als abwar­ten. Wir haben uns dafür ent­schie­den, uns etwas zu sepa­rie­ren in den ein­zel­nen Räumen unse­rer Wohnung, uns aber Masken auf­zu­set­zen und ihn nicht die gan­ze Zeit allein in einem Raum zu lassen.

Was sehr nett war, dass die Lehrerin mei­nes Sohnes noch bei uns zuhau­se vor­bei­kam. Sie hat­te Lehrmaterialen und Schulbücher dabei, hat sich erkun­digt nach mei­nem Sohn und gute Besserung gewünscht.

Vielen Dank für das Gespräch.«

13 Antworten auf „"Wenn jemand wirklich Symptome hat, kann man das gar nicht machen"“

  1. Und wie groß die Verwunderung sein wird, wenn der Bengel ein­fach nicht krank wird … Na wenig­stens ist für den end­lich mal die­ser Impfspuk vorbei.

  2. „Was sehr nett war, dass die Lehrerin mei­nes Sohnes noch bei uns zuhau­se vor­bei­kam. Sie hat­te Lehrmaterialen und Schulbücher dabei, hat sich erkun­digt nach mei­nem Sohn und gute Besserung gewünscht.“

    Gute Besserung bei was? Dem Kind geht es gut! Es lei­det ledig­lich unter dem Testwahnsinn!

  3. "Wie hat sich Ihr Sohn im Verlauf des Tages mit der Tatsache aus­ein­an­der­ge­setzt, dass er nun even­tu­ell Corona hat?"

    In die­ser Formulierung habe ich den Gap, den Unsinn noch nicht ver­nom­men – "Corona haben", das Missverständnis, das dar­in sich ver­birgt, das damit erkenn­bar ist, ist der Grund des Irrsinns, in dem wir stecken.

  4. Ergänzende Hinweis:

    Der Kinderarzt hat gelo­gen. Zwar kann er kei­nen PCR Test durch­füh­ren, son­dern nur einen Abstrich machen. Aber den kann jeder Arzt machen und in das näch­ste Labor ein­sen­den, wie das auch mit Blutproben gemacht wird.

  5. Ich fas­se es nicht.
    Mal ange­nom­men, das mit dem gefähr­li­chen Virus und der Ansteckung hät­te so Bestand, wie irre ist es dann, dass die Menschen mit Bus und Bahn von a nach b rei­sen, und dann in den Testzentren auch noch lau­ter Leute, die völ­lig grund­los bzw. nur wegen der Verordnungen einen Test machen, gefährden?
    Meine Anfrage, ob es eine Gefährdungsanalyse bezüg­lich der Testzentren, wo Symptomatische und Symptomlose auf­ein­an­der­tref­fen, gege­ben hat, wur­de nicht beantwortet.
    Mit die­ser Praxis haben die Verantwortlichen sich selbst zuzu­schrei­ben, dass ihnen immer weni­ger geglaubt wird.

  6. Wieder ein Beispiel, wor­an man erkennt, dass die gan­ze Sache nicht durch­dacht ist.
    Wieso kon­zen­triert man sich nicht ein­fach dar­auf, Menschen mit Symptomen in Testzentren zu testen? Diese wären dann auch nicht über­rannt, man müss­te nicht zig Teststellen abklap­pern, um eine zu fin­den, wo die Wartezeit nicht 5 Stunden beträgt und die Gefahr, wei­te­re Menschen anzu­stecken, wäre geringer.

    Was soll die­ser gan­ze Schwachsinn? Ein nega­tiv gete­ste­ter ohne Symptome hat ver­mut­lich eine rela­tiv gerin­ge Viruslast. Wer aber 5 Stunden im Regen steht, um sich sei­nen nega­ti­ven Schnelltest bestä­ti­gen zu las­sen, des­sen Immunsystem wird sich sicher­lich NICHT freu­en, son­dern geschwächt wer­den. Wenn dann die Symptome schlim­mer wer­den, braucht sich nie­mand wundern.

    Das gan­ze Konzept ist ein­fach über­haupt nicht durch­dacht, auch der Schwachsinn mit dem Kontakte nach­ver­fol­gen (jeder, der Symptome zeigt, wird sich doch eh testen las­sen, was soll da die Kontaktnachverfolgung, die doch auch immer zu spät kommt, da schon ein Kontakt statt­ge­fun­den hat).
    Der PCR-Test wird nur für die Statistik benö­tigt und das sinn­lo­se Kontakte-nachverfolgen. 

    Es besteht doch über­haupt kei­ne Veranlassung, jeman­den ohne Symptome zu testen, in Quarantäne zu stecken usw. Das ist men­schen­un­wür­di­ge Schikane, die schon seit Monaten gegen das Grundgesetz ver­stößt. Gesunden Menschen wird unter­stellt, sie sei­en krank und ihre Menschenrechte wer­den ihnen ver­sagt. Das ist ein Verbrechen.

    Man stel­le sich nur vor, der Schüler hät­te kei­ne so enga­gier­te Mutter. Oder es wäre ein Rentner ohne fahr­ba­ren Untersatz, der nicht mehr gut zu Fuß ist, jemand mit wenig Geld, der kei­ne Fahrkarten kau­fen kann, um 3 Teststellen nach­ein­an­der anzu­fah­ren oder ein psy­chisch labi­ler Mensch. Diese Leute wer­den das doch nie­mals hin­be­kom­men. Mal abge­se­hen davon, dass man mit einem posi­ti­vem Test gar kei­nen Bus betre­ten dürf­te. Was machen also die ohne Auto??? Es ist eine abso­lu­te Zumutung, für nichts und wie­der nichts (nur der Bürokratie wegen) stun­den­lang Teststellen anzu­fah­ren und Ewigkeiten zu war­ten. Für ein­fach nichts.
    Erst darf und soll man stun­den­lang Viren in der Gegend ver­brei­ten (auf dem Weg der Suche einer Teststelle), um dann gesagt zu bekom­men, dass man sich 2 Wochen zu Hause ein­schlie­ßen soll, weil man ja ach so gefähr­lich ist (Menschen ohne Bekanntenkreis und ohne Großstadtlieferservice wür­den ver­hun­gern in der Quarantäne. Das inter­es­siert auch wie­der nie­man­den). Das ist ein­fach nur noch alles krank, unlo­gisch und nicht zu Ende gedacht.
    Deutschland geht an sei­ner Bürokratie unter. Ich den­ke, es wer­den immer mehr Menschen mer­ken, wie wider­sin­nig die Regelungen sind.

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