WHO lobt Schweden

Deutschlands Medien sind irri­tiert über die Position der Weltgesundheitsorganisation. Bevor in weni­gen Worten die eigent­li­che Nachricht ver­mit­telt wird, kom­men in aller Regel aus­führ­lich­ste Bedenken. Dazu pas­sen Überschriften wie "Plötzlich wird Schwedens Corona-Strategie zum Vorbild" (Focus), "WHO lobt plötz­lich Corona-Sonderweg" (Merkur)

'Bis Ende April sind in Schweden 2586 Menschen mit einer Corona-Infektion gestor­ben. Auf eine Million Einwohner kom­men 248 Corona-Tote. . Damit liegt der aktu­el­le Wert um mehr als das Dreifache höher als in Dänemark (76 Todesfälle pro Million Einwohner) und Deutschland (78).…

Doch den ober­sten Seuchenbekämpfer in Schwedens Gesundheitsbehörde ficht die­se Relation nicht an. Stoisch steht Staatsepidemiologe Anders Tegnell, 64, fast täg­lich in einem sei­ner Wollpullover vor der Presse, selbst­ge­wiss wie ein Mathelehrer beim Unterrichten des Einmaleins."

Hierzulande käme ver­mut­lich kein seriö­ses Medium auf die Idee, einen Christian Drosten als "Staatsvirologen" zu bezeich­nen. Der trägt ja auch den wei­ßen Kittel und kei­nen Wollpullover. Wenigstens an Selbstgewißheit kann er aber mit­hal­ten. Dafür stim­men nur sei­ne Behauptungen nicht:

"Die Sterbezahlen gehen rapi­de nach oben."

Das sind die Zahlen der WHO von heu­te (3.5.): Link

"Schweden sei nicht auf dem Holzweg. „Im Gegenteil begin­nen nun meh­re­re Länder sich nach dem schwe­di­schen Weg zu rich­ten.“ Dänemark etwa. Das Land öff­ne­te bereits nach Ostern die Grundschulen wie­der – vor allem, um die Eltern und damit die Wirtschaft zu ent­la­sten, wie die däni­sche Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklär­te. „Die lang­fri­sti­ge Haltbarkeit in strik­ten Regelwerken ist nicht so groß“, sag­te Tegnell dem däni­schen Fernsehen DR. Es bräuch­te Lösungen, die über lan­ge Zeit durch­halt­bar sind, um Wirtschaft und Gesellschaft nicht zu schaden.

In Genf sagt Mike Ryan, als Direktor für Notstände und Katastrophen ganz oben in der Hierarchie der Weltgesundheitsorganisation WHO: „Wir kön­nen mög­li­cher­wei­se von unse­ren Kollegen in Schweden ler­nen.“ Nämlich, „wie man zu einer Gesellschaft ohne Lockdown zurückkehrt.“

Es sei ein gro­ßes Missverständnis, dass Schweden es dem Virus erlaubt habe, sich in der Gesellschaft zu ver­brei­ten, ohne not­wen­di­ge Restriktionen. „Anders als ande­re stütz­te sich Schweden sehr stark auf sei­ne Beziehung mit sei­nen Bürgern.“ Das Land habe den Menschen zuge­traut, dass sie bereit sei­en, sich sel­ber zu regu­lie­ren und „Social Distancing“ einzuhalten…

„Ich glau­be, Schweden zeigt ein Modell für die Zukunft“, sagt WHO-Direktor Mike Ryan. „Wenn wir zu einer Gesellschaft ohne Schließungen zurück­wol­len, muss sie über einen poten­ti­ell lan­gen Zeitraum hin­weg die phy­si­schen und sozia­len Bedingungen an das Virus anpas­sen.“ ' Link, vgl. Link

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Eine Antwort auf „WHO lobt Schweden“

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    Dr Michael Ryan, Executive Director, WHO Health Emergencies Programme 

    who​.int/​d​i​r​e​c​t​o​r​-​g​e​n​e​r​a​l​/​w​h​o​-​h​e​a​d​q​u​a​r​t​e​r​s​-​l​e​a​d​e​r​s​h​i​p​-​t​eam

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    27.03.2020
    aljazeera 

    WHO’s Dr Mike Ryan: Coronavirus vac­ci­ne ‘at least a year’ away

    Executive direc­tor of the World Health Organization’s emer­gen­ci­es pro­gram­me dis­cus­ses the glo­bal respon­se to COVID-19. 

    alja​ze​era​.com/​p​r​o​g​r​a​m​/​t​a​l​k​-​t​o​-​a​l​-​j​a​z​e​e​r​a​/​2​0​2​0​/​3​/​2​7​/​w​h​o​s​-​d​r​-​m​i​k​e​-​r​y​a​n​-​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​-​v​a​c​c​i​n​e​-​a​t​-​l​e​a​s​t​-​a​-​y​e​a​r​-​a​w​ay/

    .

    12.05.2020
    Ärzteblatt 

    (…) Der Abteilungsleiter der WHO für Ge­sundheitsnotfälle, Michael Ryan, warn­te jedoch vor der Gefahr einer zwei­ten Ansteckungswelle. 

    Die schritt­wei­sen Lockerungen in etli­chen euro­päi­schen Ländern bezeich­ne­te Ryan als Zeichen der Hoffnung. Zugleich rief er Regierungen welt­weit auf, dafür Sorge zu tra­gen, dass Neuinfektionen schnell fest­ge­stellt und alle Kontaktpersonen von Infizierten identi­fiziert und iso­liert wer­den könn­ten. Dies kön­ne hel­fen, „eine rie­si­ge zwei­te Welle zu verhindern“. 

    Länder müss­ten in der Lage sein, Ansteckungsherde schnell aus­zu­ma­chen, sag­te Ryan wei­ter. Andernfalls dro­he selbst bei einer zum jet­zi­gen Zeitpunkt nied­ri­gen Infektionsrate ein rasan­ter Neuanstieg an Coronafällen. Wichtig sei des­halb eine dra­sti­sche Erhöhung von Testkapazitäten sowie der Möglichkeiten, Kontaktwege von Infizierten nachzuvollziehen. (…) 

    aerz​te​blatt​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​1​1​2​7​7​8​/​S​A​R​S​-​C​o​V​-​2​-​W​H​O​-​r​u​f​t​-​z​u​-​e​x​t​r​e​m​e​r​-​V​o​r​s​i​c​h​t​-​auf

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    13.05.2020
    WHO 

    Virtual Press con­fe­rence 13 May 2020 

    TJ = Tarik Jasarevic 

    TAG = Tedros Adhanom Ghebreyesus 

    MR = Michael Ryan 

    MK = Maria van Kerkhove 

    who​.int/​d​o​c​s​/​d​e​f​a​u​l​t​-​s​o​u​r​c​e​/​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​e​/​t​r​a​n​s​c​r​i​p​t​s​/​w​h​o​-​p​r​e​s​s​c​o​n​f​e​r​e​n​c​e​-​1​3​m​a​y​2​0​2​0​.​p​d​f​?​s​f​v​r​s​n​=​e​e​0​d​2​c​d​e_2

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