Wissenschaftler: „Keine evidenzfreie Maskenpflicht“

Auf ber​li​ner​-zei​tung​.de wird ein Offe­ner Brief doku­men­tiert, der von Prof. Dr. Paul Cul­len, Dr. Agnes Imhof, Prof. Dr. Boris Kot­chou­bey, Prof. Dr. Klaus Kroy, PD Dr. Moni­ka Mel­ters, Prof. Dr. Klaus Mora­wetz, Prof. em. Dr. med. Wolf­ram Schüf­fel, Prof. Dr. med. Hen­rik Ull­rich initi­iert wurde:

»Ab Okto­ber soll eine Mas­ken­pflicht im Fern- und Flug­ver­kehr sowie eine Mas­ken- und Test­pflicht in Kran­ken­häu­sern und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen gel­ten. Zudem sol­len die Län­der laut geplan­tem Infek­ti­ons­schutz­ge­setz die Mög­lich­keit haben, die Mas­ken­pflicht in Innen­räu­men und teils sogar im Frei­en wie­der anzu­ord­nen. Eine Grup­pe von Wis­sen­schaft­lern kri­ti­siert den Plan der Bun­des­re­gie­rung scharf. Das Schrei­ben der Wis­sen­schaft­ler im Wortlaut:

„Wer in einem Rechts­staat ele­men­ta­re Bür­ger­rech­te ein­schrän­ken will, muss zunächst die Not­wen­dig­keit dafür nach­wei­sen. In der aktu­el­len Neu­auf­la­ge des IfSG kommt der Mas­ken­pflicht als ‚mög­lichst wenig ein­schrän­ken­de‘ Maß­nah­me zen­tra­le Bedeu­tung zu. Exper­ten wie K. Stöhr oder J. Schmidt-Cha­na­sit haben hin­ge­gen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es kei­ne wis­sen­schaft­li­che Evi­denz für den Nut­zen einer Mas­ken­pflicht gibt und die­se auch den Emp­feh­lun­gen wis­sen­schaft­li­cher Fach­ge­sell­schaf­ten widerspricht.

Selbst der Eva­lua­ti­ons­be­richt einer von der Bun­des­re­gie­rung ein­ge­setz­ten Exper­ten­grup­pe konn­te kei­ne aus­rei­chen­den Bele­ge für eine Wirk­sam­keit anfüh­ren: ‚…denn ran­do­mi­sier­te, kli­ni­sche Stu­di­en zur Wirk­sam­keit von Mas­ken feh­len.‘ Die Wir­kung sei v.a. psy­cho­lo­gi­scher Art ‚… da durch Mas­ken im All­tag all­ge­gen­wär­tig auf die poten­ti­el­le Gefahr des Virus hin­ge­wie­sen wird.‘ (S. 87f). In den For­mu­lie­rungs­hil­fen zum Gesetz (S. 64) wird indes behaup­tet: ‚Die Stu­die von Talic et al. (…) stellt auf Basis der Aus­wer­tung von sechs Stu­di­en (…) fest, dass ein Mas­ken­man­dat zu einer Reduk­ti­on der Inzi­denz um 53 Pro­zent führt.‘ Der Inzi­denz­be­griff ist aller­dings epi­de­mio­lo­gisch inad­äquat. Dazu kommt: Kei­ne der Stu­di­en lässt die­se Schluss­fol­ge­rung zu.

Vier davon basie­ren auf retro­spek­tiv geführ­ten Fall-Con­trol-Stu­di­en, in denen die Daten in nicht veri­fi­zier­ten Tele­fon­ge­sprä­chen oder Fra­ge­bö­gen ein­ge­holt wur­den – dar­un­ter wur­den drei von den staat­li­chen Stel­len bezahlt, wel­che auch die Maß­nah­men ange­ord­net haben. Nur die Arbeit von Bund­gaard et al. stellt eine pro­spek­ti­ve, ran­do­mi­sier­te, kon­trol­lier­te und damit metho­disch ver­läss­li­che Stu­die dar. Deren Ergeb­nis­se aller­dings zeig­ten kei­nen signi­fi­kan­ten Unter­schied zwi­schen der Grup­pe mit und der ohne Mas­ke. Dies ist nur ein Bei­spiel dafür, wie grob fehl­in­ter­pre­tier­te Stu­di­en zur Begrün­dung der Mas­ken­pflicht her­an­ge­zo­gen werden.

„Schädigung elementarer Sozialisierungsprozesse bei Kleinkindern“

Wie groß ist der tat­säch­lich dro­hen­de Scha­den, der die­ses Mit­tel recht­fer­ti­gen soll? Inter­na­tio­nal wird Covid-19 inzwi­schen weit­ge­hend als nor­ma­les Lebens­ri­si­ko ein­ge­ord­net. Die Fra­ge der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit muss daher neu gestellt wer­den, umso mehr, als eine Mas­ken­pflicht alles ande­re als ein gerin­ger Ein­griff ist. Selb­st die Exper­ten­grup­pe benennt etwa Kopf­schmer­zen als Fol­gen. Zahl­rei­che Stu­di­en bele­gen noch weit gra­vie­ren­de­re Gesund­heits­ge­fah­ren bis hin zu dau­er­haf­ten Gehirn­schä­den durch zu hohe CO2-Kon­zen­tra­ti­on, bak­te­ri­el­len Ent­zün­dun­gen oder Pilz­be­fall der Lun­ge, die straf­recht­li­che Fra­gen auf­wer­fen. Außer­dem wur­den über rein Phy­si­sches hin­aus­ge­hen­de Fol­gen (Traumatisierung/Retraumatisierung, Zwangs­stö­run­gen, ethisch frag­wür­di­ge Steue­rungs­me­cha­nis­men) bis­her in der Debat­te völ­lig aus­ge­blen­det, ein­schließ­lich schwe­rer sozi­al­psy­cho­lo­gi­scher Schä­den (etwa durch gestei­ger­te Aggres­si­vi­tät) oder der Schä­di­gung ele­men­ta­rer Sozia­li­sie­rungs­pro­zes­se bei Kleinkindern.

Die Mas­ke ist zum Sym­bol des ent­leer­ten Gesichts gewor­den: nicht mehr Indi­vi­du­en tre­ten auf, son­dern es wird eine Mas­se erzeugt. Die Gesichts­be­de­ckung steht für den Ver­such, das Unkon­trol­lier­ba­re zu kon­trol­lie­ren und sym­bo­li­siert nicht sel­ten eine zuneh­men­de Nähe zum magi­schen Den­ken: Auf nicht unmit­tel­bar über­prüf­ba­ren Über­zeu­gun­gen basie­ren­des Ver­hal­ten mit Unheil abweh­ren­der Absicht wird in der ver­glei­chen­den Reli­gi­ons­wis­sen­schaft der Magie zuge­ord­net (nach B. Mali­now­ski eine anthro­po­lo­gi­sche Konstante).

Ein kom­mu­ni­ka­ti­ver Kon­troll­me­cha­nis­mus, der stark emo­tio­nal besetzt ist und v.a. sozia­le Funk­ti­on hat: die Stär­kung des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts, Demons­tra­ti­on von ‚Recht­gläu­big­keit‘ sowie die Visua­li­sie­rung der Bedro­hung. Allein schon, um einer der­ar­ti­gen Wahr­neh­mung der Mas­ken­pflicht ent­ge­gen­zu­wir­ken, ist drin­gend davon abzuraten.

„Generelle Zulässigkeit muss infrage gestellt werden“

Und schließ­lich: Ist eine Mas­ken­pflicht vor dem Hin­ter­grund der jüngs­ten ‚Mas­ken­ga­tes‘ über­haupt noch glaub­wür­dig? Wenn die Bevöl­ke­rung sich fragt, ob die Maß­nah­men für Poli­ti­ker nicht gel­ten, muss deren gene­rel­le Zuläs­sig­keit spä­tes­tens jetzt drin­gend infra­ge gestellt wer­den. Offen­bar sind Ver­ord­nun­gen auf Basis eines Not­stan­des zu feh­ler- und missbrauchsanfällig.“

Autoren: Prof. Dr. Paul Cul­len, Dr. Agnes Imhof, Prof. Dr. Boris Kot­chou­bey, Prof. Dr. Klaus Kroy, PD Dr. Moni­ka Mel­ters, Prof. Dr. Klaus Mora­wetz, Prof. em. Dr. med. Wolf­ram Schüf­fel, Prof. Dr. med. Hen­rik Ullrich.

Mit­un­ter­zeich­nend: Prof. Dr. Rai­ner Bau­le, Prof. Dr. Kers­tin Behn­ke, Assoc. Prof. Dr. Jan Doch­horn, Prof. Dr. Ole Döring, Prof. Dr. Micha­el Esfeld, Prof. Dr. Lothar Harz­heim, Prof. Dr. med. Sven Hil­de­brandt, Prof. Dr. Det­lef Hil­ler, Prof. Dr. Georg Hör­mann, Prof. Dr. Mar­tin Kirsch­ner, Dr. San­dra Kost­ner, Dr. Axel Kun­ze, Prof. Dr. Sal­va­to­re Lavec­chia, Dr. Chris­ti­an Leh­mann, Prof. Dr. Jörg Maty­sik, Dr. Chris­ti­an Mézes, Dr. med. Chris­ti­an Schel­len­ber­ger, Prof. Dr. Andre­as Schnepf, Prof. Dr. Hen­rie­ke Stahl, Prof. Dr. Wolf­gang Stölz­le, Prof. Dr. Lutz Stüh­ren­berg, Prof. Dr. Tobi­as Unruh, Dr. Chris­ti­ne Wehr­stedt, Prof. Dr. Chris­tin Wer­ner, Prof. Dr. Mar­tin Wink­ler, Prof. Dr. Chris­ti­na Zenk.«

4 Antworten auf „Wissenschaftler: „Keine evidenzfreie Maskenpflicht““

  1. Das wischt der obers­te Mas­ken­kas­per mit zwei Sät­zen auf Twit­ter bei­sei­te. Zur Not schiebt er noch einen Pre­print hin­ter­her. Dafür ist er schließ­lich Minis­ter geworden.

  2. Scha­de, dass so vie­le Men­schen in Sor­ge sind, dass sie beim Flie­gen Mas­ke unnö­ti­ger­wei­se tra­gen müss­ten – noch unsin­ni­ger ist ja nur die Mas­ken­pflicht in Arzt­pra­xen: In aller regel wer­den die ja von Leu­ten auf­ge­sucht, die krank sind, also wegen Schmer­zen, Atem­wegs­er­kran­kun­gen oder Regel­un­ter­su­chun­gen beim Arzt auf­schla­gen – Schmer­zen und Atem­wegs­er­kran­kun­gen sowie Herz-Kreis­lauf­erkran­kun­gen, die dau­er­haft behand­lungs­be­dürf­tig sind, gehen meis­ten mit Atem­schwie­rig­kei­ten ein­her – da ist es natür­lich beson­ders gesund­heits­för­dernd oder gar ein ers­ter Schritt in die Hei­lung, wenn man mit Mas­ke beim Arzt sitzt! – Wer­den sich natür­lich vie­le, denen es gera­de schei­ße geht, knei­fen, wenn sie beim Arzt mit mas­ke sit­zen müs­sen… Tja – es hat wohl (nicht) sol­len sein-

  3. Stimmt, es gibt zwar mas­sig Mas­ken­stu­di­en, die alle­samt deren Nut­zen wider­le­gen, aber halt kei­ne ran­do­mi­sier­ten, dou­ble-blind und mit Placebogruppe -.-

    Naja, die Plan­de­mis­ten, Phar­ma­lob­by­is­ten und kon­trol­lier­te Oppo­si­ti­on sagen dann halt, dass es ja Labor­ex­pe­ri­men­te gibt, in wel­chen die Mas­ken so-und-so-vie­le "SARS-CoV-2-Iso­la­te" abge­fan­gen haben.

    Nur hat halt nie­mand bewie­sen, dass die­se Isolate
    1. sich im Kör­per (oder in einer Gewe­be­kul­tur) ver­meh­ren können
    2. krank machen
    Muss BEIDES erfüllt sein, um eine Mas­ken­pflicht wäh­rend einer Kil­ler­pan­de­mie zu rechtfertigen.

    Eine Kil­ler­pan­de­mie, die laut Gesamt­sterb­lich­keit nicht exis­tiert*, womit die Maß­nah­men so oder so rechts­wid­rig sind.

    *Bzw nicht exis­tiert hat, bevor Men­schen 2 1/2 Jah­re lang mit Maß­nah­men, Imp­fun­gen und jeder Men­ge Panik­ma­che von allen Sei­ten gegän­gelt wurden.

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