Amateurfußball: Keine Eier, mit System

»Gast­bei­trag eines Ehren­amt­li­chen vor Ort

Die Coro­na-Maß­nah­men wir­ken gegen alle. Auch der Ama­teur­fuß­ball ist betrof­fen, der mit der Arbeit von Ehren­amt­li­chen steht und fällt. Dort kann man sich nicht frei­tes­ten wie die Pro­fis, bei denen es um Mil­li­ar­den Euro geht, son­dern „nur“ um Mil­lio­nen Kin­der, Jugend­li­che und meist jun­ge Erwach­se­ne, also um unse­re nächs­te Generation.

Im Volks­sport Num­mer eins bro­delt es schon: Die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit aller Betei­lig­ten will unbe­dingt schnellst­mög­lich wie­der ihre Mann­schaf­ten sehen, trai­nie­ren, spie­len. Der Wider­stand dringt aber nicht an die Ober­flä­che der Öffent­lich­keit, nicht mal in die ver­bands­in­ter­nen Kanä­le. Denn in dunk­len Zei­ten von „Kon­takt­schuld“ und nicht-unbe­dingt-staat­li­cher Ver­fol­gung von poli­tisch Anders­den­ken­den mag sich kein Ehren­amt­li­che leis­ten, als haupt­be­ruf­li­cher Ange­stell­ter oder Beam­ter mit Namen, Pri­vat­an­schrift, Ver­ein, Funk­ti­on, Foto und Arbeit­ge­ber von radi­ka­len Spin­nern an den Pran­ger gestellt zu wer­den, zumal das Inter­net nichts vergißt.

Aber nicht nur das. Nie­mand will nicht nur sei­nen sozia­len Besitz­stand ris­kie­ren, son­dern auch nicht das Wohl sei­nes Ver­eins, sei­ner ehren­amt­li­chen Kol­le­gen und der Schutz­be­foh­le­nen (Spie­le­rin­nen und Spie­ler) gefährden.

Etwa durch „zufäl­lig“ inten­si­ve­re Kon­troll­be­su­che von Polizei/Ordnungsamt beim gera­de wie­der „erlaub­ten“ Trai­ning, durch „plötz­li­che“ Post von Aufsichtsbehörden/Finanzamt, die mit hau­fen­wei­se unnö­ti­gem Papier­kram unter Andro­hung des Ver­lusts der Gemein­nüt­zig­keit ver­bun­den sein kann. Man ist froh, wenn man von der Macht in Ruhe gelas­sen wird.

Oben­drein gibt es noch die Kon­troll­in­stanz der Fuß­ball-Lan­des­ver­bän­de im DFB. Inzwi­schen genügt es, sei­ne Miß­bil­li­gung an den inter­nen Mail-Ver­tei­ler zu kom­mu­ni­zie­ren. Schon droht ein Funk­ti­ons­ver­bot und man ist sein schöns­tes Hob­by los, lebens­läng­lich. Man kann sei­ne Mei­nung äußern, wenn man die Kon­se­quen­zen trägt. Also ist Schwei­gen ange­sagt, auch wenn das (dank aus­blei­ben­der Dis­kus­si­on) letzt­lich Fried­hofs­stil­le bedeutet.

Des­halb ist es das höchs­te der Gefüh­le, wenn ein Bezirks- oder Kreis­vor­sit­zen­der eine Mail mit der neu­es­ten Coro­na-Ver­ord­nung an die Ver­ei­ne in sei­nem Gebiet sen­det und anmerkt, daß er sich ange­sichts des Hü und Hott an Maß­nah­men und Öff­nungs­plä­nen ver­arscht fühlt, aber im glei­chen Atem­zug bit­tet, sich trotz­dem an sämt­li­che Vor­schrif­ten zu hal­ten. Ver­bun­den mit der Hoff­nung, daß wenigs­tens die nächs­te Sai­son wie­der nor­mal wird. Im tra­di­tio­nel­len Sin­ne, nicht im Orwell-Merkel’schen Sin­ne der „neu­en Normalität“.

Anläß­lich „Ein Jahr Ver­kün­dung von Coro­na durch die Bun­des­kanz­le­rin“ woll­te ein klei­ner Dorf­ver­ein (einer von 25 Tau­send über­wie­gend klei­nen Ver­ei­nen im DFB) einen offe­nen Brief zunächst ver­öf­fent­li­chen, bis die mög­li­chen Fol­gen klar­wur­den. Es blieb beim Ent­wurf (PDF, 77 KB), ohne Namens­nen­nung, ohne „Eier“, ohne Ver­brei­tung in den ver­eins­ei­ge­nen digi­ta­len Kanä­len, ohne Ver­öf­fent­li­chung auf der Homepage.

Wie soll man glaub­haft „Frei­heit statt Angst“ for­dern, wenn man bis in den letz­ten Win­kel selbst Angst hat, öffent­lich Dis­sens zu bekun­den? Nicht in Ruß­land, nicht in der DDR, son­dern in der BRD, 2021.«

Hier gibt es den Ent­wurf des Offe­nen Briefs.

7 Antworten auf „Amateurfußball: Keine Eier, mit System“

  1. Die Fuß­ball­fans und ‑ver­ei­ne (gera­de im Ama­teur­be­reich) sind eben­falls eine her­be Ent­täu­schung. Ich hät­te ja nie geglaubt, dass sich die Deut­schen den Gang ins Sta­di­on oder gar das Trai­ning der Klei­nen ver­bie­ten las­sen wür­den. Haben sie.

    Und selbst nach einem Jahr und noch einer qua­si kom­plett aus­fal­len­den Sai­son hal­ten sie alle die Schnau­ze. Weil die­ses absur­de Pseu­do-Soli­da­ri­täts-Framing immer noch wie am 1. Tag der "Bil­der von Ber­ga­mo" wirkt. Die haben 1000 x mehr Angst vorm jeg­li­che Form von Intel­li­genz belei­di­gen­den Grundrechte-Verteidiger=Nazis-Framing, als vorm "Todes-Virus".

    War­um sagen die Leu­te nicht wenigs­tens mal ganz ein­fach, total anonym im Inter­net, was sie wirk­lich den­ken? Dann wür­de ihnen Gewahr, dass sie gar nicht so weni­ge sind? Und ihre Mei­nung gar nicht so "Nazi"?

    1. Ich bin selbst Abtei­lungs­lei­ter (nicht Fuß­ball) in einem Sport­ver­ein und man ist da zwi­schen Baum und Bor­ke. Ich wür­de am liebs­ten alles frei­ge­ben, also ohne Beschrän­kung der Anzahl. Wenn es not­wen­dig ist, dann mit Teil­neh­mer­lis­ten. Ich weiß aber auch, dass da eini­ge im Ver­band und Ver­ein auf Panik gebürs­tet sind. 

      Es soll­te Ende Okto­ber bei uns noch Heim­spie­le statt­fin­den. Der Geg­ner hat ange­fragt, ob man nicht einen Aus­weich­ter­min hät­te. Ich schrieb: Solan­ge man es uns nicht ver­bie­tet, wird gespielt. Pro­phy­lak­tisch irgend­wel­che Spie­le abzu­sa­gen, emp­fand ich nicht als gute Idee. Der Ver­band hat­te aber vor­ab jedem Ver­ein und jedem Schieds­rich­ter die Mög­lich­keit ein­ge­räumt, ohne Straf­gel­der zu ris­kie­ren, Spie­le abzu­sa­gen. Die Opti­on wur­de dann lei­der gezo­gen. Der Ver­tre­ter der Gast­mann­schaft wur­de ziem­lich harsch, da könn­te man sich ja nur an den Kopf fas­sen, hat geschrie­ben, bei einer Inzi­denz­zahl, die auf die 50 zuge­he und wir spie­len wol­len. Sein Ver­ein hät­te alle Spie­le der eige­nen Mann­schaf­ten abge­sagt, nur wir stell­ten uns quer. Ich habe da nicht drauf geant­wor­tet. Ich wuss­te damals schon, dass die Zah­len Unsinn sind. Nach der heu­ti­gen Coro­na-Aus­schuss­sit­zung ist noch ein­mal ganz deut­lich gewor­den, dass die Jungs und Mädels im RKI nicht rech­nen können.

      Wir bie­ten seit fünf Wochen wie­der Indi­vi­du­al­trai­ning an. Die Hal­le ist groß genug. Wenn genug Leu­te da sind, schlie­ßen wir die Tür ab und spie­le 4x4.

      Wenn ich sehe, was neben­an auf dem Fuß­ball­platz los ist: Immer­hin ist wie­der Trai­ning und ich freue mich für die Steppkes.

      Übri­gens habe ich null Angst vor dem Virus, aber sehr viel Angst vor staat­li­cher Repres­si­on. Es muss ja nur ein Nach­bar denun­zie­ren: "Da brennt ja Licht in der Hal­le!" Mei­ne Sor­ge war und ist, dass sich die Poli­zei, obwohl man regel­kon­form Indi­vi­du­al­trai­ning macht, durch Gewalt Zutritt ver­schafft. Dass die Poli­zei Kin­der am Rodeln und am Schlitt­schuh­lau­fen hin­dert, ist ja bekannt. Die­se Bil­der haben es bestimmt nicht in die Tages­schau geschafft. Da wür­de für vie­le ÖRR-Gläu­bi­ge 'ne Welt zusammenbrechen.

      1. Ein­fach machen, Owi-Anzei­ge anneh­men, Geld sam­meln, Wider­spruch ein­le­gen, vom Amts­rich­ter frei­spre­chen las­sen. Ggf. noch eine Fest­stel­lungs­kla­ge gegen irgend­ei­ne Art von Zwangs­schlie­ßung, Straf­an­zei­gen gegen Gesundheits‑, Ord­nungs­amt und Poli­zis­ten. Ja, ich weiß – kos­tet Ner­ven und die Chan­cen sind eher gering – aber ohne der­ar­ti­gen Wider­stand im Klei­nen wird sich auch in dem Bereich nix ändern.

        Sich am Ende doch anzu­pas­sen, zeigt nur, dass das Sys­tem gewon­nen hat.

      2. An Stel­le der Kin­der wür­de ich ein­fach auf der nächs­ten Wie­se ohne Trai­ner Fuß­ball spie­len. Die Poli­zei darf ger­ne kom­men und rumnörgeln.

  2. Zumin­dest die­ser eine Ver­eins-Akti­ve und Ver­fas­ser des Offe­nen Brie­fes hat aber eigent­lich alles zur Genü­ge begrif­fen; er hat es in eine sehr gute Form gegos­sen, bravo!
    Viel­leicht ist er der Ein­zi­ge in sei­nem Ver­ein und in dem klei­nen Ort, der das Verbrechen/ den Betrug so klar durchschaut.
    Auch wir hier sind doch in unse­ren Freun­des­krei­sen +/- Fami­li­en oft die­se Aus­nah­men und ver­zwei­feln dar­an, wie wir die ande­ren wach­rüt­teln könn­ten und füh­len uns ausgegrenzt.
    Dar­um wür­de ich nicht so hart hier ins Gericht gehen!

    Die­sen Offe­nen Brief kön­nen sich Ande­re hier aber aus­dru­cken und in ihren Ver­eins­häu­sern aus­hän­gen, wer sich das traut!!!
    Jede/r kann nur für sich selbst das Risi­ko abwä­gen, das er/sie bereit ist, ein­zu­ge­hen; es ist auch indi­vi­du­ell verschieden.

    Ich fin­de es jeden­falls unglaub­lich trau­rig, wohin Deutsch­land wie­der gera­ten ist; pfui Deiwel!

  3. @ D. D.

    Ja, es ist absto­ßend und widerlich.

    Die Aus­la­ge von Fly­ern an öffent­li­chen Plät­zen, Bahn­sta­tio­nen und Bus­hal­te­stel­len ist eben­falls sehr zu emp­feh­len. Groß­for­ma­ti­ge Krei­de-Aktio­nen sah ich auch schon.

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