Mit dem Wissen von heute hätte das Propagandaministerium aus Zeiten, die mancher verharmlosend einen "Vogelschiss der Geschichte" nennt, vielleicht den Namen "Ministerium für Verhaltensökonomie" getragen.
In der FAZ vom 20.11. macht sich Verhaltensökonom Gerhard Fehr (FehrAdvice & Partners) stark für die Impfpflicht:
»Herr Fehr, Impfstoffhersteller melden Fortschritte. Sind Sie zuversichtlich, dass Corona bald besiegt sein wird?
Leider nicht.
Warum? Immerhin sagen etwa 70 Prozent der Deutschen, dass sie sich gegen Corona impfen lassen würden.
Die tatsächliche Impfrate wird viel niedriger sein. Wir Verhaltensökonomen unterscheiden zwischen angegebenen Präferenzen und tatsächlichem Verhalten. Das ist so ähnlich wie Silvester, da sagen auch sehr viele Menschen, dass sie mehr Sport treiben und abnehmen wollen. Und dann machen sie es auch nicht.
Was schätzen Sie, wie viele Menschen sich am Ende impfen lassen werden?
35 Prozent vielleicht. Wenn wir Pech haben, nur 20 Prozent. Das reicht nicht.
Aber ist bei Corona der Anreiz nicht viel größer, sich impfen zu lassen, weil jeder weiß, dass es hilft, wenn sich viele impfen lassen, und man sich danach wieder viel freier bewegen kann?
Das wäre ein sogenannter positiver Ansteckungseffekt. Aus der Forschung wissen wir aber, dass es viel wahrscheinlicher eine Negativspirale geben wird, das „Trittbrettfahrertum“. Menschen lassen sich nicht impfen, weil sie sehen, dass es genügend andere auch nicht tun. Je mehr Menschen so denken, desto niedriger die Impfrate.
Glauben Sie nicht, dass die Menschen diese Negativdynamik durchblicken?
Diese Kausalkette ist gar nicht so trivial, und ich bin leider nicht optimistisch. Die Menschen und leider auch die Politiker lernen in dieser Krise viel zu langsam.
Was kann Nudging, also kleine Stupser, die das Verhalten ändern, ohne Zwang auszuüben, daran ändern, dass die Menschen sich nicht impfen lassen?
Sehr wenig – hinsichtlich dem Lösungsbeitrag bei der Corona-Impfung würde ich sogar so weit gehen, dass Nudging absolut nichts dazu beitragen kann, dass die Krise schnell durch Impfen ausgestanden ist.
Wie bitte? Wir dachten immer, Nudging wäre so eine Art Wunderwaffe, die Menschen auf die sanfte Art lenkt?
Es gibt schon Möglichkeiten. Unternehmen können beispielsweise die Impfung anbieten und Opt-out-Verfahren nutzen, bei denen sich Mitarbeiter aktiv gegen eine Impfung entscheiden müssen. Das kann die Impfrate erhöhen, aber nur langsam. Der Impfstoff wird uns nicht in eine neue Zeit katapultieren, wenn nicht komplementär eine Impfpflicht eingeführt wird.«
Die Firma des Mannes stellt sich so vor:
»… Die Ultima Ratio unseres Behavioral Design Ansatzes ist klar und einfach: Die Killer-App der Vergangenheit, der Gegenwart und derZukunft ist der Mensch. Nur wer den Menschen ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit setzt, ist in der Lage, erfolgsversprechende Prototypen, Massnahmen, inkludierende Institutionen und von Menschen akzeptierte Märkte zu designen. Behavioral Design bildet die Grundlage für bessere Entscheidungen in unserer Gesellschaft.…«
Dem muß man einfach vertrauen.
… ich habe gerade ein neues Schimpfwort in meinen Beleidigungswortschatz eingefügt : ,, Du Verhaltensökonom … ! "
(diese "Berufsgruppenwortschöpfung" war mir bisher auch eher unbekannt…)
Nein nein nein nein nein. Der Herr Spahn hat doch sooo oft gesagt das es „definitiv keine Impfpflicht“ geben wird. Dem vertraue ich voll und ganz. Wurden wir jemals von Politikern hinters Licht geführt? Seht Ihr, so einfach ist das.…
"Menschen lassen sich nicht impfen, weil sie sehen, dass es genügend andere auch nicht tun." ‑Nein, die Menschen lassen sich nicht impfen, weil ein völlig neues, gentechnisches Verfahren im Eiltempo durchgepeitscht wird und niemand absehen kann, was für Folgen das haben wird. Die Menschen wollen nicht mit Narkolepsie, anderen neurologischen Erkrankungen, Autoimmunreaktionen und sonstigen schon aufgetretenen Impfschäden ihre Gesundheit ruinieren. Verhaltensdepp!
immerhin liegt Spindoctor Fehr da näher an der Realität als die Internationale der "Meinungsforscher", die seit März zuverlässig ständig neue Maßnahmenzustimmungsrekorde liefern.
Glaubt man der (gut 2/3) Pöbler-Mehrheit in z.B. Online-Foren (Spiegel-online ist da ein besonders ernüchterndes Beispiel), so könnte man dies ja durchaus glauben.
Aber schon bei der Corona-App sind "wir" (Doppel-Installationen mal mitgerechnet) nur bei 25% – und das bei wesentlich geringerer Hemmschwelle (gut, selbst wenn man Minderjährige und Ü70er-"Smartphone-Muffel" rausrechnet, dann sind die von den Spahniern erhofften 40% immer noch nicht erreicht).
Die Nervosität der Berliner Junta ist also vollauf berechtigt. Die wissen natürlich auch, dass auf die 25% Hardcore-Zeloten und Hysteriker nebst Pseudo-"Antifa" im Zweifel 0 Verlass ist.
Und falls die Junta (wie ich vermute) auf eine Impfpflicht durch die Hintertür setzt (Jobs und/oder Freizeitgestaltung nur noch mit Impfpass) so kann man immer noch der Beweisaufnahme in entsprechenden Prozessen gelassen entgegen blicken.
(Andererseits: 1933/34 hat es auch nicht viel und lange genutzt, dass das Reichsgericht Georgi Dimitroff freigesprochen hat)
Und damit so etwas nicht noch einmal passiert müssen wir uns alle noch viel akribischer und genauer als beim Nebenschauplatz Dissertation auf die Art und Weise konzentrieren, wie diese Impfmittel geprüft werden, inbesondere im Hinblick auf Nebenwirkungen. Es ist eine traurige Tatsache dass kaum jemand weiß was bei der Schweinegrippe passiert ist. Das darf sich nicht wiederholen.
@gelegentlich: Einverstanden, was das Thema Nebenschauplatz angeht. Zur Schweinegrippe gibt es auf diesem Blog etwa 20 Beiträge, unlängst Drostens Schweinegrippe