Prof. Ulrich Dirnagl wird auf deutschlandfunkkultur.de die Gelegenheit gegeben zu einem Kommentar unter der Überschrift
»Pandemie-Modellrechnungen
Gefährliche Zahlenspiele
Inzidenz-Zahlen und furchterregende Corona-Szenarien dienen als Begründung für massive Einschränkungen. Der Charité-Mediziner Ulrich Dirnagl kritisiert die dafür erstellten Modelle. Prognosen seien für politische Zwecke missbraucht worden.«
Er grenzt erfolgreiche Modellierungen in der Meteorologie mit ihrer soliden Datenbasis ab von denjenigen, die uns die "Pandemie-ModelliererInnen" anbieten.
»Wie aber steht es angesichts dessen um die Vorhersagekraft und somit um die Nützlichkeit der so allgegenwärtigen Modellierungen in der Pandemie? Leider gibt es mittlerweile eine Menge Hinweise darauf, dass es damit nicht zum Besten steht. Die Modellierer bauen allerdings lieber neue Modelle, als sich mit der Untersuchung der Güte ihrer Vorhersagen zu befassen. Dies bleibt dann meist Journalisten überlassen.
So analysierte etwa die Tageszeitung „Die Welt“, dass die meisten Schlussfolgerungen aus den Modellrechnungen von Deutschlands prominentester Modelliererin, Viola Priesemann, nur sehr vage verfasst sind. Wie bei Horoskopen passen sie damit zu jedem Verlauf. Und dort, wo konkrete Zahlen vorhergesagt wurden, sind diese sehr häufig nicht eingetreten.
Vorhersagen basierend auf schlechten Daten
Noch viel problematischer wird es, wenn mit Modellen versucht wird, die Wirksamkeit von Pandemiemaßnahmen zu ermitteln. Ein Beispiel hierfür ist die Vorhersage aus der Leopoldina-Stellungnahme vom 8. Dezember letzten Jahres. Das Modell der Leopoldina sollte die Wirksamkeit und damit die Notwendigkeit eines harten Lockdowns in Deutschland belegen. Wie wir alle wissen, ist dies trotz erfolgtem hartem Lockdown aber nicht eingetreten: Die Inzidenzraten verharrten auf hohem Niveau.
Die zugehörige Modellierung basierte auf Daten aus dem Frühjahr 2020. Das Modell bezog sich damit auf eine völlig andere Umsetzung und Akzeptanz von Maßnahmen als im Vorhersagezeitraum. Wenn man das gleiche Modell im Sinne einer Kontrolle aber beispielsweise auf Schweden angesetzt hätte, wäre dort ein ganz ähnlich geartetes Absinken der Fallzahlen vorhergesagt worden. Nur dass es dort keinen Lockdown gab!
Das gleiche Phänomen übrigens aktuell mit der Schweiz. Modell sagt Wirksamkeit des Lockdowns vorher. Lockdown wirkt in Schweiz wie in Deutschland. Nur ohne Lockdown! Ist dies alles überraschend? Keineswegs. Im Gegensatz zu den Meteorologen basieren die Pandemie- Modellierungen auf schlechten Daten und bloßen Annahmen.
Was ist eigentlich der Sinn der Pandemie-Modelle?
Dies gilt sowohl für die Corona-Inzidenzen wie auch viel mehr noch für die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen. Außerdem hängt alles entscheidend davon ab, ob und wie die Maßnahmen in der Bevölkerung dann tatsächlich umgesetzt werden. Das ist, als würde sich das Wetter ändern abhängig davon, ob man einen Regenschirm mitnimmt, wenn Regen vorhergesagt wird.
Bei einer höchst unsicheren Datenlage, wie sie zum Beispiel allein schon durch die sich ständig ändernden Testkapazitäten und ‑raten vorkommt, ist es unabdingbar, diese elementare Fehlerbehaftung kritisch zu berücksichtigen.
Aber besteht der eigentliche Nutzen der Pandemie-Modellierungen vielleicht gar darin, Worst-Case-Szenarien wissenschaftlicher erscheinen zu lassen, wie Kritiker der Modellkritiker nun häufig einwerfen? Sollen die Modelle, die von ihnen vorhergesagten Szenarien, verhindern, um damit bewusst falschzuliegen?
Das ist allerdings eine gefährliche Strategie: Zum einen, weil Vorhersagen, die daneben liegen, ihre Überzeugungskraft verlieren – aber noch viel wichtiger, weil die Modelle ja auch behaupten, die Nützlichkeit oder Schädlichkeit bestimmter Maßnahmen und Verhaltensweisen zu „objektivieren“.
Wie zum Beispiel Schulschließungen, Ausgangssperren oder Abstandsregeln. Wenn die offensichtlichen und teils schwerwiegenden Limitationen der Modelle nicht erkannt oder berücksichtigt werden, sie aber dennoch die Grundlage für unser Handeln in der Pandemie liefern sollen – dann läuft etwas schief.«
Siehe auch Priesemann gesteht: Ich bin Astrologin.
Das mit dem Wetter ist gut: „es sind valide Daten vorhanden“. Na da bin ich aber anderer Meinung. Es sind Erfahrungswerte vorhanden, die die aktuellen Daten (gemessen und gerichtet) hochzurechnen erlauben. Nach drei Tagen ist Schluss, wenn keine stabile Wetterlage auszumachen ist.
Und nun zu den Modellierern: die besten findet man am PIK. Fast Alle keine Meteorologen, sondern Physiker und Informatiker. Die können das Wetter aka Klima bis ins nächste Jahrhundert berechnen – äh – modellieren. Das PostdamerKlimaFolgenForschungsInstitut wurde extra von der Politik eingerichtet, um derartige Horrorszenarien wissenschaftlich fundiert unter die Leute zu bringen.
Nach dem CoronaLockdown kommt der KlimaLockdown. Oder es läuft alles parallel. Bis der Arzt kommt!
@Wolfgang Mayer: Es gibt gute Literatur, die ganz ohne Ideologie zeigt, daß Modelle kein Teufelswerk per se sind. Sie werden übrigens seit Jahrzehnten schon in der Produktion oder etwa der Verkehrsplanung eingesetzt. Selbst KI kann in technischen Kontexten hilfreich sein, wenn sie denn wissenschaftlich begleitet eingesetzt wird. Ich benutze gerne das Beispiel Powerpoint. Damit kann man prima veranschaulichen, wenn man denn weiß, was man sagen will. Jedem ein solches Werkzeug in die Hand zu drücken und zu meinen, alle könnten damit umgehen, führt zu Erschreckendem. Bei Tabellekalkulationen ist es ähnlich.
Was spricht dagegen, Wetterdaten wissenschaftlich zu untersuchen? Es kommt auf den Input an und die Ziele. Die Potsdamer könnten stundenlang erzählen, daß ihre Ergebnisse gerade nicht von der Politik genutzt werden. Das im Kommentar dargestellte Bild ist insofern falsch.
Vielleicht war ich zu plakativ. Klima sind eben Wetterdaten über einen Zeitraum von 30 Jahren zurück! Es fällt mir schwer zu erkennen, dass es keine Kaffeesatzleserei sein soll, wenn die Klimamodellierer das Klima in 70 Jahren errechnen. Mit Wissenschaft hat das jedenfalls nichts zu tun.
@aa: Produktion oder Verkehr sind im Gegensatz zum Wetter oder einer Pandemie relativ überschaubar, was die einzelnen Variabeln betrifft. Nehmen wir die Pandemie: Man müsste z.B. in eine Berechnung auf jeden Fall das Wetter mit einfließen lassen, denn wenn die Sonne scheint, gehen viele Menschen raus, grillen draußen usw. was ja bekanntlich zu Null Ansteckung führt. Da beißt sich dann schon die Katze in den Schwanz. Anfang 2020 hätte man auch alle Veranstaltungen in die Berechnungen miteinfließen lassen müssen, denn Großveranstaltungen könnten! zu mehr Infektionen führen. Dann wäre noch der absolute Faktor Mensch, denn wenn ich sehe, vor meiner Haustür werden massenweise Menschen krank, bin ich vorsichtig. Das alles ist in diesen "Modellen" nicht berücksichtig, also sind sie auch völliger Quatsch und können in einer virtuellen Umgebung immer so angepasst werden, wie man sie braucht. Was ja auch gemacht wurde, wie ja nun auch öffentlich wurde. Was auf den den geschwärzten Seiten steht, das wäre mehr als spannend.
@Thorsten W.: Dem widerspreche ich nicht, danke!
Ich denke, wir als Programmierer wissen auch, wie schnell eine Kleinigkeit große Auswirkungen haben kann. Wer weiß überhaupt, ob die Programme der Modellberechnungen selber wirklich fehlerfrei sind ? Wer programmiert diese und wer prüft diese unabhängig ? Müssten nicht Modellberechnungsprogramme, die ein ganzes Land in "Lockdown" bringen, irgendwie zertifiziert und unabhängig geprüft werden? Was ist mit dem Sourcecode, welche Daten wurden eingegeben. Das wäre mal eine Anfrage über fragdenstaat.de wert.
Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit, das kann man nicht oft genug sagen.
Der Zertifizierungsgedanke ist ebenso schlau wie leider unrealistisch. Die Kontrollierenden wollen nicht kontrolliert oder überprüft werden können.
Auf den geschwärzten Seiten fänden sich wahrscheinlich nur noch die Seitenzahlen…
@aa: ich schätze ihre Arbeit sehr und bin fast von Anfang an mit dabei. Ich versäume fast keinen Hinweis. Ich bewundere auch Ihre genialen Kommentare, auch wenn sie mich betreffen.
Dennoch:
Zur Modellierung der „Katastrophe“ sei bemerkt, dass, wie Thorsten W. richtig feststellt, ein Parameter nicht ausreicht. Für diesen Nichtwiderspruch der Thorsten W.-Analyse danke ich ihnen ausdrücklich.
Beim Wetter haben wir auch nicht nur den einen Parameter, sondern viele:
Kosmische Einflüsse:
Ekliptik, Sonnenflecken, Umlauf Erde-Sonne: mal fast Kreis—mal große Elypse, Magnetfeld Sonne: mal stark=wenig Staub in der Atmosphäre—mal schwach=viel Staub in Atmosphäre, Magnetfeld Erde: mal stark, mal schwach, oft schwankend und sogar „löchrig“, der Mond lässt auch nicht locker.
Irdische Einflüsse:
Wolkenbildung, Jetstream, Vulkane, hochfrequente Wellen, Erdbeben, eigene Wärmestrahlung durch Magma aus Stoffwechselprodukten von Fauna und Flora und verrichteter Arbeit.
Vielleicht gibt es noch mehr Parameter, die das Wetter aka Klima auf der Erde beeinflussen. Jedenfalls ist es ein chaotisches System, das weder im Detail noch im Ganzen von „der“ Wissenschaft verstanden wird. Aber uns wird erzählt, das CO2 ist an der ganzen Misere schuld und zwar nur das CO2, das was anthropogen ist. Schon mehrmals in der Geschichte waren die Menschen am schlechten Wetter schuld. Aber Geschichte ist ja ihr Metier und das ist auch gut so.
Der natürliche Treibhauseffekt wurde schon vor mehr als 60 Jahren definiert mit ohne: ‑18C und mit: +15C also: 33K. Die +15 Grad Celsius aus dem natürlichem Treibhauseffekt wurden lt. WMO in den letzten 150 Jahren noch nie überschritten. Das Jahr 2020 war das wärmste mit 14.9C seit den meteorologischen Aufzeichnungen.
Was bedeutet das?
Es gibt bisher keine bedrohliche Erderwärmung oder eine Klimakatastrophe. Alles was läuft ist natürlich Natur!
@Wolfgang Mayer: Danke für das zu große Lob! Zu Klima/Wetter gäbe es viel zu streiten. Das werden wir hier nicht leisten können. Nicht weil ich keinen Streit mag, sondern es das Thema des Blogs sprengt. Dafür bitte ich um Verständnis.
@ Thorsten W.:
Zumindest bezüglich der Modellierungen aus der Ferguson-Gruppe vom Imperial College habe ich eine Diskussion des verwendeten Codes gefunden:
https://lockdownsceptics.org/code-review-of-fergusons-model/
Das war ja im letzten Frühjahr eine der besonders einflussreichen Arbeiten. Die verlinkte Analyse kommt zu dem Schluss, dass nicht nur handwerklich sehr unsauber gearbeitet wurde, sondern auch diverse echte Fehler enthalten sind, die das Ergebnis praktisch unbrauchbar machen.
All das wundert mich überhaupt nicht angesichts meiner Erfahrungen in meinem eigenen Forschungsgebiet – Bis auf ein paar sehr gut dokumentierte Gemeinschaftprojekte strickt eben fast jeder seinen eigenen Code ohne verbindlichen Standard. Ob darin Fehler enthalten sind, die physikalisch zwar mögliche, aber falsche Zahlen zur Folge haben, kann auf die Schnelle praktisch niemand prüfen, insbesondere bei komplexen Problemen. Kein Gutachter kann selbst einen entsprechenden Code schreiben und das Ergebnis nachrechnen. Auch zehntausende Zeilen Code anderer Leute zu begutachten ist relativ aussichtslos.
Interessieren würde mich tatsächlich, wie die Arbeitspraxis auf dem Gebiet der Klimamodelle ist und wie gut dort die Qualitätskontrolle durch die Community funktioniert. Aber machen wir uns nichts vor, kein Modell kann die Realität zweifelsfrei erklären oder gar vorhersagen. Und wer unbedingt daran festhalten will, dass unser "zivilisierter" Lebensstandard keinerlei Konsequenzen hat, der wird immer irgendein argumentatives Schlupfloch finden.
@steini: Vielen Dank für den Link. Sehr interessanter Artikel. Vielleicht hat der Originalcode noch Zeilennummern 😉
Ja bitte, starte mal eine Anfrage bei FragDenStaat.de zum Modellierungsprogrammtext! Ich folge gerne. Bestimmt haben die was mit MatLab oder R zusammengeklöppelt.
""Die Welt“, dass die meisten Schlussfolgerungen aus den Modellrechnungen von Deutschlands prominentester Modelliererin, Viola Priesemann, nur sehr vage verfasst sind. Wie bei Horoskopen passen sie damit zu jedem Verlauf. Und dort, wo konkrete Zahlen vorhergesagt wurden, sind diese sehr häufig nicht eingetreten."
(Quelle s.o.)
Gibt es eigentlich schon ein "Max-Planck-Institut für angewandte Astrologie und massenmediale Horrorprognostik"?
Die von VP sowieso verzweifelt gesuchte und gewünschte Professur könnte man ihr damit aufgrund ihrer erworbenen PR-Verdienste antragen. Eine Bessere liesse sich kaum finden…
Was würde Max Planck wohl dazu sagen?
@aa
„Danke für das zu große Lob!“
Mein Lob kommt aus voller Überzeugung. Es ist eine großartige Dokumentation der Medienlandschaft. Wir alle sehen es schon jetzt am „Projekt Illa“. Fantastisch und Herz zerreißend.
„Zu Klima/Wetter gäbe es viel zu streiten. Das werden wir hier nicht leisten können. Nicht weil ich keinen Streit mag, sondern es das Thema des Blogs sprengt. Dafür bitte ich um Verständnis.“
In soweit, dass es den Rahmen sprengt- ja da bin einverstanden.
In der Sache nicht. Vielleicht können wir uns aber in der Sache Klima/Wetter auf dieses hier einigen:
Wie auch Thorsten W. darlegte, gibt es in beiden Feldern – COVID-19 und Klima/Wetter – zu viele Faktoren bzw. Parameter, bzw. Freiheitsgrade, um sichere Szenarien für Projektionen in die Zukunft zu erstellen.
@Wolfgang Mayer: Was dazu nicht ganz passt ist, dass Studien von Exxon, Shell und anderen schon in den 70ern und 80ern relativ genau die Klimaentwicklung bis heute vorhersagen konnten und die Auswirkung fossiler Brennstoffe erkannten. Sie haben die Erkenntnisse allerdings geheim gehalten und stattdessen lieber Lobbyorganisationen finanziert, die öffentlich das Gegenteil propagieren. Und zwar im Wesentlichen mit dem Argument, dass man es ja nicht hundertprozentig wissen kann, und deswegen ihr systemrelevantes Geschäft nicht riskieren dürfe.
Es ist wohl keine große Weisheit notwendig, dass nach Ende der „Kleinen Eiszeit“ das System Erde wieder auf Ausgleich bedacht ist. Auch der „Club of Rome“ visionierte anfangs der 80er vom Ende aller Ressourcen zum Jahrtausendwechsel. Aber sei es, wie es ist. Mit unter 15C Jahresdurchschnittstemperaturen hatten wir in den letzten 150 Jahren (WMO) keine bedrohliche Erderwärmung. Schellnhuber sprach vom „Fieber“ der Erde, ohne zu sagen, was denn eigentlich die „Normaltemperatur“ der Erde sei. Der natürliche Treibhauseffekt liegt bei +15C. Ich will jetzt wirklich nicht den Rahmen sprengen. Daher nur noch einmal: die Methode „Angsterzeugung“ ist die gleiche wie bei Corona.
Hab noch einen, wenn auch etwas verspätet:
Priesemann hat 20!!! Modelle errechnet. Eines wird wohl passen.
Wenn das nicht höchst lächerlich ist und auch vielleicht einen Bericht wert ? 😉
Leider jetzt bei Spiegel hinter der Bezahlschranke.
Google: preisemann 20 modelle, dort findet man noch einige Twitterbeiträge.
Dass andere von Priesemann erstellte Modelle weiter steigende Fallzahlen prognostiziert haben, begründet die Physikerin vor allem mit der Systematik ihrer Arbeit und falschen Interpretationen. „Das Modell, das einige Medien aufgegriffen hatten, ist nur eines von 20“, so die 39-Jährige. „Wir untersuchen gerade gemeinsam mit Kolleginnen, ob diese 20 simplen Modelle gemeinsam eine bessere Vorhersage machen können als eines allein.“
https://www.merkur.de/welt/coronavirus-sommer-prognose-deutschland-viola-priesemann-impfung-infektionen-90651946.html