Das Lager der "Corona-LeugnerInnen" wird zunehmend unüberschaubar. de.rt.de berichtet unter obiger Überschrift am 24.2. und bezieht sich auf ein Interview auf welt.de mit Gerald Gaß, bis Ende 2020 Präsident und künftiger Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) vom 22.2. Dort ist zu lesen:
»Gerald Gaß: Die Lage hat sich im Vergleich zum Höchststand der zweiten Welle spürbar entspannt. Wir hatten Anfang Januar fast 6000 Intensivpatienten und 25.000 auf den Infektionsstationen, mittlerweile sind wir bei 3000 im Intensivbereich. Das bedarf immer noch eines erhöhten Infektionsschutzes und großer Aufmerksamkeit, wir sind aber von dieser Maximalbelastung weg. Das macht mich sehr zufrieden…
Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir sagen können: Wir sind nicht überlastet.
WELT: Der Verband der Intensivmediziner DIVI sieht das anders. Entspannung gebe es erst bei weniger als 1000 Intensivpatienten, hieß es zuletzt.
Gaß: Ich halte diesen Anspruch für überzogen. Ich kann verstehen, was sich der einzelne Intensivmediziner wünscht, finde aber, dass man die gesamtgesellschaftliche Aufgabe in den Blick nehmen sollte…
WELT: Aktuell wird befürchtet, dass die Virusmutationen die Lage wieder verschärfen könnten.
Gaß: Da muss man mal den Blick in andere europäische Staaten werfen. Dänemark und die Schweiz etwa haben einen Anteil von 50 Prozent der britischen Mutation bei ihren Neuinfektionen. Es ist dort trotzdem aktuell zu keiner sprunghaften Entwicklung der Zahlen gekommen. Wir müssen die Situation sehr aufmerksam beobachten, aber ich bin kein Freund davon, maximale Krisenszenarien aufzubauen.
WELT: In Ländern wie Portugal oder Tschechien sorgt die Mutante für sehr hohe Infektionszahlen.
Gaß: Ob das in erster Linie an der Mutante liegt oder daran, dass die allgemeinen Kontaktbeschränkungen dort weniger beachtet wurden, ist noch zu bewerten. Selbst wenn die Zahlen auch bei uns plötzlich steigen sollten – was ich nicht glaube –, könnten wir schnell reagieren…
WELT: Was bedeutet das für die Kliniken?
Gaß: Wir hatten bisher an einigen Standorten vor allem deswegen Probleme, weil Personal erkrankt oder in Quarantäne gewesen ist, nicht weil Medizintechnik oder Betten gefehlt haben. Die Impfung des Personals schützt uns vor diesem Engpass. Zudem finden sich schwere oder tödliche Verläufe meistens bei älteren Patienten. Diese Gruppe wird nun geschützt, und die Krankenhäuser werden damit deutlich entlastet. Wir können in dieser Situation auch mit einer Inzidenz von 50 oder 70 leben und wieder Lockerungen zulassen, ohne dass die Kliniken überlastet sein werden.
WELT: An welche Lockerungen denken Sie denn da?
Gaß: Neben den Bildungseinrichtungen sollte man auch über Kulturveranstaltungen und Gastronomie nachdenken. Immer natürlich unter der Voraussetzung, dass dort auch Hygienekonzepte angewendet werden…
WELT: Ist Ihnen die Politik zu alarmistisch?
Gaß: Ich würde mir wünschen, dass die Politik bei ihren Beratern noch mehr Meinungsvielfalt zulässt, um ganzheitliche Abwägungen treffen zu können. Wenn Sie Wissenschaftler haben, die überwiegend in eine Richtung argumentieren, dann fehlt der konstruktiv kritische Diskurs. Es gibt dann eine Art Informationstunnel…
WELT: Die Zahl der Corona-Patienten spielt aber politisch eine große Rolle. Sollte künftig differenzierter ans RKI gemeldet werden?
Gaß: Eine Differenzierung der Meldedaten ist möglich. Man könnte etwa die Daten verwenden, die nach der Entlassung eines Patienten aus dem Krankenhaus vorliegen. Dort wird für die jeweilige Erkrankung ein Code hinterlegt. Daraus sollte auch ersichtlich sein, ob es sich um einen primär erkrankten Covid-Fall gehandelt hat oder etwa um einen positiv getesteten psychiatrischen Patienten, und auch entsprechend gemeldet werden.«
Kein Licht ohne Schatten
»Gaß: Es sind in einzelnen Kliniken gehäufter Impfreaktionen als sonst aufgetreten. Das Paul-Ehrlich-Institut hat diese aber mittlerweile ausgewertet und Entwarnung gegeben. Ich halte also nichts davon, dass jedes einzelne Krankenhaus jetzt für sich selbst entscheidet, Impfstoffe abzulehnen, weil es irgendetwas in der Zeitung gelesen hat. Die Kliniken sollten den Impfstoff von AstraZeneca gemäß der Zulassung akzeptieren. Dieser ist hochwirksam und hat in den Studien hundert Prozent der schweren Verläufe vermieden. Wir haben hochkompetente Institute, die dies bestätigen…
Dabei hatten wir beim Personal gerade erst die anfängliche Impfskepsis überwunden und uns bei der Impfung mit Biontech/Pfizer eine hohe Bereitschaft erarbeitet. Nun spüren wir, dass die Fragen und Unsicherheiten wieder losgehen.«
Übrigens, im Interview behauptet "Welt" dass die Zahlen in Portugal und Tschechien dank Muh-Tante steigen würden. Ein schneller Blick auf die Kurven bei "our world in data" offenbart aber sinkende Zahlen dort seit Wochen. Ist das eine neue Interviewtechnik?
Die meinen sicher die absoluten "Zahlen". Und die können ja nur steigen.
Neu ist die Interviewtechnik beileibe nicht. Bei Preisverleihungen wird so etwas gerne als "kritischer Journalismus" gewürdigt. Wenn Sie Glück haben dürfen Sie am Ende das ZDF-Sportstudio moderieren 😀
Erst gestern behauptete Tagesschau.de in einem kleineren Artikel, in Schweden seien die Zahlen "deutlich" angestiegen. Der Anstieg ist dabei nicht ganz so hoch wie unsere von der Kanzlerdarstellerin beobachtete dritte Welle…
Sie haben da schon ein wesentliche Punkt: genau so wird nämlich Propaganda verbreitet. Die Kernaussage steht nicht im Haupt- sondern im Nebensatz – oder die Aussage kommt nicht vom Interviewten sondern von dem Interviewer, als Tatsache einfach so behauptet und unhinterfragbar festgestellt (egal ob wahr oder falsch, gesetzt ist gesetzt. Und da der Interviewte wahrscheinlich nicht gerade die aktuellen Zahlen zur Hand hat, schweigt er dazu – und das wird dann als Einverständnis gewertet und vermittelt).
Die Methoden sind so ausgeklügelt und perfide, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, das dahinter keine lenkende und leitende und dirigierende Hand steckt … aller "Verschwörungen gibt es nie, nie, nicht"-Erzählungen zum Trotz.
Ganz Deutschland strahlt in beruhigendem Dunkelblau:
"Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Raten) in der Bevölkerung (GrippeWeb) ist in der 7. KW 2021 im Vergleich zur Vorwoche bundesweit gesunken. Die ARE-Rate liegt weiterhin unter den Werten der Vorsaisons auf einem extrem niedrigen Niveau."
Aber bei den paar wirklich Kranken ist "Corona" schon relevant:
"Der Anteil an COVID-19-Erkrankungen bei SARI-Fällen ist in den letzten Wochen leicht zurückgegangen und lag in der 6. KW 2021 bei 56 %."
https://influenza.rki.de/
Siehe auch Abb. 1 https://grippeweb.rki.de/Default.aspx zur Häufigkeit von "Corona" und anderen Erkältungen.