Druck auf Luca-App wächst

tages​schau​.de berich­tet am 7.4. über eine inter­es­san­te Aktions-Idee:

»Die Luca-App gilt als Hoffnungsträger bei der Kontaktnachverfolgung. Doch kri­ti­sche Stimmen häu­fen sich: Es geht um fal­sche Check-Ins und um recht­li­che Bedenken. Konkurrenten füh­len sich übergegangen.

Es soll viel los gewe­sen sein im Osnabrücker Zoo in der Nacht auf Mittwoch. Wie sich auf Twitter nach­le­sen lässt, sol­len sich mehr als 100 Nutzer über die Luca-App beim eigent­lich geschlos­se­nen Zoo ein­ge­checkt haben – von zuhau­se aus. Nötig dafür war nur ein Foto des QR-Codes vom Zoo-Eingang, das jeder mit der Luca-App ein­le­sen kann.

Das eigent­li­che Ziel von Luca: Die Gästeregistrierung, egal ob bei Zoos oder Restaurants, soll digi­ta­li­siert und mit den Gesundheitsämtern ver­knüpft wer­den. Die Twitter-Trolle wol­len wie­der­um zei­gen, dass das Funktionsprinzip der App feh­ler­an­fäl­lig ist, wenn sich nur genug Menschen in den sozia­len Medien zusammentun. 

"Wir haben den Zoo infor­miert und sie haben den QR-Code aus­ge­tauscht", sagt Luca-Geschäftsführer Patrick Hennig. An den "Manipulationsversuchen" kön­ne man nichts ändern. "Das sind dann aber wie­der­um bewuss­te Falschangaben", sagt Hennig. Er habe dafür kein Verständnis. "Die Pandemie ist etwas, wo man gemein­schaft­lich dar­an arbei­ten muss." Seine App gilt als gro­ße Hoffnung der Politik, um Öffnungen wie­der mög­lich zu machen. 

Überlastung der Gesundheitsämter befürchtet

… Mehr als zehn Bundesländer haben bereits ange­kün­digt, Luca ein­set­zen zu wollen…

Kritiker befürch­ten jedoch, dass mit Luca erst recht die Überlastung der Gesundheitsämter wei­ter­ge­trie­ben wird. Die Befürchtung: Werden die Gesundheitsämter künf­tig mit end­lo­sen digi­ta­len Kontaktlisten überflutet?… 

Wenn etwa in rie­si­gen Parks ein Infektionsfall auf­tritt, wür­den die Gesundheitsämter mit den Daten der vie­len gleich­zei­tig ein­ge­check­ten Gäste über­for­dert wer­den. "Was sol­len die Gesundheitsämter mit so einem Datenwust anfangen?"…

Prüfung von dezentraler Speicherung gefordert

Auch Datenschützer drän­gen auf den Einsatz von digi­ta­len Hilfsmitteln bei der Kontaktnachverfolgung. Das Prinzip, nach dem Luca funk­tio­nie­re, sei sehr gut, sagt etwa der Datenschutzbeauftrage von Rheinland-Pfalz, Dieter Kugelmann, gegen­über dem SWR.

Zu einem ähn­li­chen Schluss kommt die Datenschutzkonferenz, das Gremium der deut­schen Datenschutzbehörden. Zugleich kri­ti­sie­ren die Datenschützer jedoch, dass die Nutzerdaten bei Luca an zen­tra­ler Stelle gespei­chert wer­den. "Die unbe­fug­te Einsicht in die­sen gro­ßen Datenbestand kann je nach Umfang zu einer schwe­ren Beeinträchtigung für die Einzelnen und das Gemeinwesen füh­ren", schrei­ben sie…

Vergabeverfahren in der Kritik 

Hinter sol­chen Fragen zur Technik schwelt unter­des­sen ein recht­li­cher Streit. Denn vie­le Konkurrenten von Luca füh­len sich von der Politik hin­ter­gan­gen. Kern der Kritik ist, dass es kein offe­nes Ausschreibungsverfahren sei­tens der Bundesländer gab, wie "Zeit Online" recher­chiert hat… 

Kurswechsel in Thüringen

… Das Land [woll­te], wie vie­le ande­re auch, Luca als zen­tra­le Lösung anschaf­fen – hat sich dann aber ument­schie­den. "Wir sehen ver­ga­be­recht­li­che Probleme, wenn man sich nur auf einen Anbieter fest­legt", sagt die Sprecherin…«

9 Antworten auf „Druck auf Luca-App wächst“

  1. Fanta 4 blie­ben sehr still als 2020 ihre Sommerkonzerte absagt wur­den. Auffällig still. Damals schrieb ich eine Massnahmenkritische Email an das Management – kei­ne Antwort. Gibt es da 2020 viel­leicht schon Absprachen oder sogar Stillhalteverträge um die Poprocker ruhig zu stellen?

    1. an Jörn:
      Thomas D macht doch auch bei ARD kurz vor 8 die Maus,
      und Smudo hat sich doch auch schon mehr­mals als systemdevot
      offenbart.
      Andy Ypsilon kennt eh kaum einer und Michi Beck woll­te wahr­schein­lich ein­fach nur Musik machen.

  2. Interessant ist viel­leicht fol­gen­der Aspekt.
    Patrick Henning ist u.a. mit Philipp Berger Geschäftsführer der neXion GmbH .

    https://www.northdata.de/neXenio+GmbH,+Berlin/Amtsgericht+Charlottenburg+%28Berlin%29+HRB+172016+B

    Diese hat im November 2019 eine Förderung i.H. v. 254.757 € erhalten
    ( steht lei­der nicht dabei vom wem ) für:
    Kryptobibliothek Botan für lang­le­bi­ge Sicherheit – KBLS – , Teilvorhaben: Kryptoagilität, Implementierung und quan­ten­com­pu­ter­re­si­sten­te Updateverfahren
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Botan_(Software)?oldformat=true
    ( falls sich jemand damit aus­kennt, bit­te hier veröffentlichen) 

    Könnte mit dem jet­zi­gen Hype der App zusammenhängen.
    Vermutung:
    Smudo fun­giert als Aushängeschild, weil bekannt und kas­siert im Hintergrund mit. 

    Folge dem Weg des Geldes.…

  3. Wie stellt man eigent­lich sicher, dass der QR-Code am Eingang einer Location auch tat­säch­lich für den Betreiber die­ser Location erstellt und nicht ein­fach irgend­wo abfo­to­gra­fiert wur­de. Ich selbst habe die­sen Schwachsinn schon an Parkautomaten im Freien gesehen.
    Die Gesundheitsämter wür­den dann mit einer Flut von Nonsens Daten über­flu­tet. Spätestens wenn sich her­aus­stellt, das eine Kontaktperson an zwei Orten gleich­zei­tig war bestä­tigt sich mei­ne Theorie: Jede Technik die dazu da ist Menschen zu über­wa­chen kann auch dazu benutzt wer­den den Großen Bruder hin­ter die Fichte zu führen.
    Alleine schon die Tatsache, dass so etwas mög­lich ist soll­te dazu füh­ren den Mist sofort zu beenden.

  4. Die Luca-App wird vom "Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit" pro­mo­tet, hin­ter dem pri­va­te Stiftungen stehen:
    http://www.inög.de

    InÖG ist eine Lobby-Organisation für ver­schie­de­ne digi­ta­le Gesundheitsapps. Sie ging aus dem "Hackathon Wir vs. Virus" her­vor, der erstaun­li­cher­wei­se bereits vom 20. bis 23.3.2020 statt­fand. Dieser Hackathon wur­de durch die BMW Stiftung, Susanne Klatten, Stefan Quandt, Google und wei­te­re finanziert.
    https://​wirvsvi​rus​.org/

    InÖG wird laut Website direkt durch das "Projekt Together" finan­zi­ell unter­stützt, das eben­falls durch die BMW-Stiftung und vier wei­te­re pri­va­te Investoren finan­ziert wird.
    https://​pro​ject​tog​e​ther​.org/​f​i​n​a​n​z​i​e​r​u​n​g​s​p​a​r​t​n​er/

    Die InÖG macht übri­gens auch die Lobby-Arbeit für die SORMAS-Software, die Spahn in allen Gesundheitsämtern zu deren Vernetzung ein­füh­ren will. Der Deutsche Landkreistag und vie­le Gesundheitsämter sind gegen die flä­chen­decken­de Einführung, aber die InÖG ist wohl recht effek­tiv im Lobbying:
    https://​www​.aerz​te​blatt​.de/​a​r​c​h​i​v​/​2​1​8​0​3​0​/​O​e​f​f​e​n​t​l​i​c​h​e​r​-​G​e​s​u​n​d​h​e​i​t​s​d​i​e​n​s​t​-​D​e​b​a​t​t​e​-​u​m​-​n​e​u​e​-​S​o​f​t​w​are

    Hinter der über­stürz­ten Einführung von unaus­ge­reif­ten Software-Lösungen schei­nen also einer­seits Politiker unter Handlungsdruck, ande­rer­seits die Wirtschaftsinteressen von Milliardären wie den Quandts zu stecken.

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