Effekte der SARS-CoV-2-Pandemie auf die stationäre Versorgung von Januar bis November 2020

Das ist Inhalt einer Analyse der Initiative Qualitätsmedizin (IQM)1 mit Daten aus 284 Kliniken. Es heißt dort:

»Bis November 2020 wur­den in den betei­lig­ten Krankenhäusern 3.393.480 Fälle sta­tio­när behan­delt, was ca. 22% der Krankenhaus­patienten in Deutschland entspricht.

Die Analyse ist trä­ger­über­grei­fend und umfasst die unter­schied­li­chen Versorgungsstufen der Krankenhäuser…

In der Studienperiode wur­den 22.050 Fälle mit einer nach­ge­wie­se­nen Corona-Infektion sta­tio­när behandelt…

Die Sterblichkeit aller Krankenhausfälle lag im Jahr 2019 bei 2,2% und war mit 2,5% im Jahr 2020 signi­fi­kant erhöht. Das liegt im Wesentlichen dar­an, dass bei 13% Abnahme aller Fälle die Zahl der Todesfälle ledig­lich um 3,5% abnahm. Eine Zunahme der Letalität um 0,2 Prozentpunkte bei einer Fallzahl von 3.393.480 ent­sprä­che ca. 6.787 Todesfällen, sodass die­se Zunahme nicht allein durch die 3.425 COVID-19 beding­ten Todesfälle erklär­bar ist. Wir neh­men an, dass die Verschiebung der Krankenhausfälle dazu geführt hat, dass die weni­ger schwer erkrank­ten Patienten nicht ins Krankenhaus gekom­men sind, sodass es zu einer rela­ti­ven Zunahme der schwe­re­ren Verläufe mit leicht erhöh­ter Sterblichkeit gekom­men ist.

Im Untersuchungszeitraum 2020 beob­ach­te­ten wir bis KW 48 kei­ne Zunahme für den Verlauf der Intensivbehandlungen und für die Anzahl der maschi­nell beatme­ten Patienten im Vergleich zu 2019…

In den ersten 11 Monaten des Jahres 2020 wur­den ins­ge­samt weni­ger Patienten im Krankenhaus behan­delt als im Vergleichszeitraum 2019. Auch die Gesamtzahl der SARI2-Fälle, Intensivfälle und Beatmungsfälle war im Untersuchungszeitraum nicht höher als 2019. Vor dem Hintergrund stei­gen­der Infektionszahlen wird hier die Analyse der Dezemberdaten von beson­de­rem Interesse sein.

Die Krankenhaussterblichkeit sowie auch die Sterblichkeit des SARI, der Intensiv- und Beatmungsfälle waren 2020 im Vergleich zu 2019 erhöht. Neben dem direk­ten Effekt der COVID-19-Infektion müs­sen die Folgen der ver­min­der­ten Krankenhausbehandlungen zeit­nah ana­ly­siert wer­den, um auch anhand die­ser Daten zu bilan­zie­ren, wel­che Maßnahmen ange­mes­sen sind.

Diskussion vor dem Hintergrund der kürzlich publizierten Bundesstatistik der Sterbefälle

In Zusammenhang mit unse­ren Beobachtungen ist die Publikation der Sterbefälle für das Jahr 2020 durch das Statistische Bundesamt inter­es­sant, die eine Analyse der soge­nann­ten Übersterblichkeit ermög­licht, also den Vergleich der auf­tre­ten­den mit den erwar­te­ten Sterbefällen, die typi­scher­wei­se aus einem Durchschnitt der Vorjahre berech­net wer­den (https://​www​.desta​tis​.de/​D​E​/​T​h​e​m​e​n​/​Q​u​e​r​s​c​h​n​i​t​t​/​C​o​r​o​n​a​/​_​G​r​a​f​i​k​/​_​I​n​t​e​r​a​k​t​i​v​/​w​o​e​c​h​e​n​t​l​i​c​h​e​s​t​e​r​b​e​f​a​l​l​z​a​h​l​e​n​-​j​a​h​r​e​.​h​t​m​l​?​n​n​=​2​0​9​016) (Stand 20.12.2020).

Bis KW 47 sind im Jahr 2020 ins­ge­samt 855.309 Menschen ver­stor­ben, was in Summe ca. 17.173 (2,0%) über dem Durchschnitt der Jahre 2016–19 liegt, wobei auch die Jahre 2016–19 rele­van­te Unterschiede der Sterbefälle auf­wei­sen (Abb. 8), mit dem Maximum von 860.975 im Jahr 2018…

Während im April die Übersterblichkeit zeit­lich mit der Sterblichkeit an Corona zusam­men­fiel, war die Übersterblichkeit im August, September und Oktober augen­schein­lich nicht oder nur zum gerin­gen Teil auf COVID-19 zurück­zu­füh­ren. Das Statistische Bundesamt gibt in sei­ner Publikation die Hitzewelle als mög­li­che Ursache der Beobachtung im August an. Der Effekt könn­te aller­dings auch auf die ver­min­der­te Krankenhausversorgung gera­de bei Notfällen wäh­rend der vor­her­ge­hen­den Monate zurück­führ­bar sein. Eine tie­fe­re Analyse der zugrun­de­lie­gen­den Zusammenhänge ist zur wei­te­ren Beurteilung wün­schens­wert. Auch seit der zwei­ten Welle fal­len die wie­der stei­gen­den Zahlen der COVID-19-Verstorbenen mit der mess­ba­ren Übersterblichkeit zusam­men.«

1 Zu den "Gründungsinitiatoren" der Initiative Qualitätsmedizin gehören:

»Die HELIOS Kliniken GmbH, die Johanniter GmbH Gemeinnützige Gesellschaft für sozia­le Einrichtungen, die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die MTG Malteser Trägergesellschaft gGmbH, die SRH Kliniken GmbH, das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden an der TU Dresden, die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher Kliniken, das Universitätsspital Basel und die Ärztekammer Berlin grün­de­ten 2008 die Initiative. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Damp Holding AG, die Gesundheit Nordhessen Holding AG, die Klinikum Saarbrücken gGmbH, die Klinikum St. Elisabeth Straubing GmbH und die Ludwig-Maximilians-Universität München sind 2009 als wei­te­re Gründungsinitiatoren dazugekommen.«

2 SARI: Severe acu­te respi­ra­to­ry infec­tion, schwe­re aku­te Atemwegsinfektion


Einige der Illustrationen:

https://​www​.initia​ti​ve​-qua​li​taets​me​di​zin​.de/​c​o​v​i​d​-​1​9​-​p​a​n​d​e​mie
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7 Antworten auf „Effekte der SARS-CoV-2-Pandemie auf die stationäre Versorgung von Januar bis November 2020“

  1. Weniger Intensivbehandlungen und weni­ger Beatmungsfälle als im letz­ten Jahr? Aber vie­le reden immer noch von Triage oder behaup­ten es könn­ten bald nicht mehr alle geret­tet wer­den … Ich bin mal gespannt, wie die­se Panikmache im Nachhinein auf­ge­ar­bei­tet wer­den wird.

    1. Ich kann nur von der Schweiz spre­chen, aber es ist z.B. nicht erlaubt Menschen auf die Intensivstation zu ver­le­gen, bei denen abzu­se­hen ist, dass es nichts mehr bringt. Diese müs­sen auf die Palliativ-Station. Ist das nicht schon eine Art Triage?

      Im Gegenzug lässt man Alte in den Heimen in den Zimmern vor sich hin­ve­gi­tie­ren und ster­ben, alles was man Ihnen gibt ist Morphium. Ab und zu geht mal einer rein im Raumanzug.
      Selbst erlebt mit Familienmitgliedern, einer ist gestor­ben an Lungenentzündung! Arzt sag­te, Corona, ohne Test ohne gar nichts, ein­fach so, obwohl der betref­fen­de Herr die letz­ten vier Jahre immer um die­se Zeit eine Lungenentzündung hatte. 

      Die Intensivstationen in der Schweiz waren letz­tens zu ca. 72% aus­ge­la­stet, alle Medien trö­te­ten Alarm. Leider haben Sie ver­ges­sen mit­zu­tei­len, dass die Normalbelegeung der Intensivstationen durch­gän­gig über 90% liegt und dass dank den Sparmassnahmen eine Belegung von min. 92% ange­strebt wer­den muss, da sonst Minus gemacht wird.

  2. Es wird trotz der vie­len Belege immer noch die Mär der Übersterblichkeit ver­brei­tet. Selbst wenn die­se leicht vor­han­den wäre, begrün­det die­se nicht die enor­men Maßnahmen und damit ver­bun­de­nen Kollateralschäden. 

    Jetzt bekommt man zu hören das läge eben an jenen Maßnahmen, wo ein nor­mal den­ken­der Mensch sich die Frage stellt „ja was denn nun, hel­fen die Maßnahmen oder hel­fen sie nicht“. Man schiebt es sich so zurecht wie man es gera­de benötigt.
    Ich fra­ge mich ernst­haft wie lan­ge man sich noch die­sen Bären auf­bin­den lässt. Das stinkt doch zum Himmel.

  3. Was man bei den Sterbezahlen nicht ver­ges­sen darf: es han­delt sich um abso­lu­te Zahlen. Weder der Bevölkerungszuwachs von 2016 bis 2020 um rund eine Million noch die deut­li­che Zunahme des Anteils der alten Bevölkerung ist dar­in enthalten.

    1. Immer wie­der mei­ne Empfehlung: Euromomo​.eu

      Nackte Zahlen ohne Deutungen wie "Covid-19-Tote" und ähn­li­chen, mani­pu­lier­ten Mist.

      Und was sieht man da: alles geht in die Untersterblichkeit. Viele Länder zeig­ten nie ein Übersterblichkeit. Aber die mit den schärf­sten Maßnahmen und mit der am mei­sten hyste­ri­sier­ten Bevölkerungen wei­sen die stärk­sten Übersterblichkeiten auf.

      https://​euro​mo​mo​.eu/​g​r​a​p​h​s​-​a​n​d​-​m​a​ps/

      Wir haben genau nur eines: eine ANGSTSEUCHE!

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