So bewertet der Philosoph Prof. Markus Gabriel auf welt.de am 22.4. das neue "Infektionsschutzgesetz" (Bezahlschranke). Er schreibt:
»Im zweiten Jahr der Pandemie ist das viel beschworene Licht am Ende des Tunnels erloschen und einer allzu stillen Verzweiflung und Resignation gewichen. Nach einer Phase der hitzigen und ergebnislosen Diskussion darüber, wie Wissenschaft und Politik ins Verhältnis gesetzt werden sollten, sind wir längst in einen Dämmerzustand versetzt worden, in dem eine angeschlagene und müde Politik unter dem Druck einer viel zu großen moralischen Verantwortung im wahrsten Sinne des Wortes den Geist aufgegeben hat.
Dies kulminiert in diesen Tagen in der absurden Zumutung, die Bürgerinnen und Bürger hätten sich diejenige gesetzlich hergestellte „Klarheit“ gewünscht, dass sie bis zu einer Inzidenz von 150 noch „Click & Meet“ (mit oder ohne Test?), bis zu 165 noch in die Schule (Wechselunterricht oder Distanz? Abschlussklasse oder nicht und so weiter) und bis 22 oder gar bis 24 Uhr (joggend oder spazierend, aber nur alleine) auf die Straße dürfen. Ob Letzteres eine Ausgangssperre, eine Ausgangsbeschränkung oder eine massive Freiheitsberaubung ist, sei dahingestellt…
Für die spürbare Verzweiflung in diesem Land gibt es viele Gründe, zu denen insbesondere der Umstand gehört, dass die Bevölkerung nach sieben Monaten immer neuer politischer Fehleinschätzungen und ununterbrochener Demoralisierung durch allenfalls partiell rational rekonstruierbare Zwangsmaßnahmen weitgehend um den Verstand gebracht wurde.
Zu der ungebrochen hohen Bedrohung durch das garstige Coronavirus gesellt sich eine permanente Drohkulisse, die darin besteht, dass diese staatlichen Zwangsmaßnahmen, gepaart mit abscheulichen Neologismen („Click & Meet“, „Click & Collect“, „Mega-Lockdown“, „Brücken-Lockdown“), unser Denken vernebeln und die Lebensvollzüge vieler Menschen, die von diesen Maßnahmen massiver als vom Virus getroffen sind, auf eine bis 2020 unvorstellbare Weise unterminieren…
Um unser Land besorgt, brachte dies ein New Yorker Freund jüngst in einem Gespräch auf den Punkt: „The virus is Germany’s Trump.“ Die Gestalt, die das postfaktische Zeitalter bei uns annimmt, ist dabei paradox: Im Gewand einer angeblich an der Wissenschaft orientierten Politik wird eine Serie von politischen Maßnahmen durchgesetzt – doch die sind mit keiner jener wissenschaftlichen Positionierungen vereinbar, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wie man die Pandemie gezielt, differenziert und interdisziplinär erforschen und bewältigen kann…
Seit dieser Woche steht fest, dass keine realistische Aussicht darauf besteht, dass wir in den kommenden Wochen oder gar Monaten in Deutschland so leben können, wie es die Grundwerte einer modernen liberalen Demokratie (ich erinnere an alle drei: Freiheit, Gleichheit und Solidarität) vorsehen. Und diejenigen, die der Lockdown besonders hart trifft, werden gar nicht erst gefragt, was ein gigantisches Gleichheitsdefizit produziert…
Gleichzeitig wird Menschen großes Leid zugefügt mit dem Hinweis, man wolle sie und andere beschützen – ohne dass jemals mit wissenschaftlicher Hilfe Mittel gesucht oder gar gefunden wurden, um Kindern, Jugendlichen, Studierenden, Genesenen und Geimpften nach Monaten eines nicht nachvollziehbaren Lavierens und Zögerns endlich wieder ein Leben in Würde und Freiheit zu ermöglichen (man denke an das uneingelöste Versprechen der Luftfilter und die hanebüchene Diskussion über angebliche „Privilegien“ für Geimpfte)…
Das Sozialleben von Kindern über ein Jahr lang weitgehend lahmzulegen, die Schulen willkürlich zu öffnen und zu schließen, das unsinnige Schließen etwa der Außengastronomie, der Museen, Theater und Kinos sind schlichtweg nicht mit einem aufgeklärten, modernen und liberalen Gemeinwesen vereinbar. Sie sind ein Eingriff in unsere grundlegenden Freiheitsrechte, mit dem die Bundesrepublik über den gesamten Herbst, Winter und nun Frühling im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern besonders schlecht hervorsticht…
Der Neid als Bürgertugend
… Jede Minute, in der Menschen ihre Grundrechte – die Grundrechte eines jeden Individuums – nicht vollumfänglich genießen können, ist eine Minute zu viel, und Solidarität besteht darin, dies für diejenigen unserer Mitmenschen einzufordern, die unzulässig eingeschränkt werden.
Stattdessen grassieren Neiddebatten, die sich als „Ethik“ tarnen, als ob Neid plötzlich zu den Tugenden des Citoyen zählte: Wer sich fragt, ob die Nichtgeimpften neidisch sein könnten, wenn die Geimpften in ein Restaurant dürfen, hat nicht verstanden, was Grundrechte sind…«
Eine solche Stimme der Vernunft und der Richtigstellung des Begriffes Ethik müsste in allen Medien gedruckt und auf allen Kanälen gesendet werden, um der kompletten Vernebelung des Bewusstseins der Menschen entgegen zu wirken.
Ich habe den Kriegsdienst verweigert, weil ich auf Geheiß eines anal-sadistischen Bundeswehrarztes die Beine breit machen sollte. Ich finde das staatlich verordnete Diktat, bei gesunden Kindern und Erwachsenen zu Testzwecken (Prävention!) mit Stäbchen in denTiefen ihrer Nasenwände schürfen zu müssen, um damit dubiose Erkenntnisse in punkto "alltägliche Funktionstüchtigkeit" zu erhalten, nicht nur hinsichtlich des Freiheitsbegriffes im allgemeinen und hinsichtlich des demokratischen im speziellen fragwürdig, sondern sehe vornehmlich auch wesentliche Aspekte in Bezug auf die Würde des Menschen und sein Recht auf körperliche Unversehrtheit in Frage gestellt. Abgesehen von dem ganzen Müll, den uns die irrationalen Ideen zur Bekämpfung unsichtbarer Faktizität einbringen und den Kollateralschäden, die unsere Gesellschaft in Folge noch sehr lange verstören werden.
Sehr gut. Von der Politik werden strafbare Handlungen vorgenommen. Wo sind die Judikative?
Lesenswert dazu:
"Von der Pflicht des öffentlichen Intellektuellen":
https://www.fluegel-und-pranke.de/von-der-pflicht-des-oeffentlichen-intellektuellen/
Hervorragender Kommentar, sollte in allen großen Zeitungen gedruckt werden.
Endlich, KünstlerInnen treten heraus aus dem regierungsoffiziellen Gefährdungsnarrativ.
https://allesdichtmachen.de/