So ist ein Artikel in der heutigen "jungen Welt" überschrieben, einer Publikation, die sich seit Monaten für genau diese Maßnahmen erwärmt und kritiklos jede noch so absurde Behauptung der Regierungsseite übernommen hat. Wir lesen:
"…Ein Hauch von Weihnachten umweht das Kanzleramt. Ernsthafte Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie wurden auch am Mittwoch abend nicht getroffen. In mehreren Bundesländern werden die Ferien vorgezogen. Da jubeln die Eltern vor Glück, die im Homeoffice nebenbei mit den jauchzenden Engeln Plätzchen stechen dürfen.
Auf freiwilliger Basis wird dem Virus der Garaus gemacht. Merkels Botschaft vom Donnerstag liest sich wie eine Drohung: »Wir haben es in der Hand. Wir sind nicht machtlos. Wir haben ganz ohne Zweifel noch einmal schwierige Monate vor uns.« Jeder und jede könne aber »aktiv dazu beitragen, dass wir diese Zeit gut durchstehen«.
Was heißt da wir? Banken und Konzerne werden vom Christkind im Kanzleramt üppig beschenkt. Der Dax an der Frankfurter Börse hat in der größten Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Allzeithoch erklommen. Zu den 2,1 Millionen Millionären in Deutschland haben sich während der Pandemie weitere 58.000 hinzugesellt. Der Staat füttert die Monopole durch die kalte Zeit. Die deutschen Exporte lagen im September bereits fast wieder auf Vorkrisenniveau. Die Scharte wird schnell ausgewetzt. Noch ein paar »Hilfestellungen«, wie es der Verband deutscher Maschinenbauer zart umschreibt, und dann wird wieder die ganze Welt mit Waren aus der BRD niederkonkurriert.
Damit das Fest für die Kapitalisten üppig ausfällt, holt Merkel die Rute raus. Das öffentliche Gesundheitswesen untersteht dem Renditezwang. In den Schulen sind Kinder auf engstem Raum zusammengepfercht, sollen aber Abstand halten. Rund 450 Milliarden Euro fehlen an öffentlichen Investitionen. Der Niedriglohnsektor wird ausgebaut, um die Konkurrenz in der Arbeiterklasse anzuheizen. Keinen Cent wird es für Hartz-IV-Bezieher geben. Mehr als 13 Millionen Menschen leben mittlerweile hierzulande in Armut, darunter 2,1 Millionen Kinder. Gewerkschaften, Mieter- und Sozialverbände fordern ein Belastungsmoratorium. Mieten und Nebenkosten sollen gestundet werden können. Kündigungsschutz in der Krise müsse gewährleistet werden, damit die vielen Menschen, die Einkommensverluste erleiden, nicht auf die Straße gesetzt werden.«
Alles richtig in der Analyse. Die Krux liegt in den Worten am Anfang des Artikels: "Auf freiwilliger Basis wird dem Virus der Garaus gemacht." Was der Autor sagen will, ist: Mehr und strengere Maßnahmen sind erforderlich. Was kümmert ihn da seine Analyse?
Der linke Journalismus leidet nicht mehr unter kognitiven Dissonanzen – der genießt sie.
Corona bzw. der Great Reset wäre die einmalige Chance für die inner- und außerparlamentarische Linke gewesen, sich als Alternative zu präsentieren. Aber sie war einmal mehr zu blöd dafür. Man ist auf die Pervertierung des Begriffs Solidarität reingefallen und hat es sich viel lieber im Enddarm der Neoliberalen gemütlich gemacht.
@DS-spektiven: Genauso zynisch sehe ich das auch; gut in Worte gefasst. Das Schlimme ist, dass die "aufgeweckten" linken Demonstrant:innen, bisherigen LINKEN- Wähler:innen und Denker:innen pauschal missinterpretiert und sogar mit den Rechten in einen Topf geworfen werden. Dass deren Kritik gar nichts mit rechts oder links zu tun hat, sondern an einem dreisten Wissenschafts- Betrug und einem unaufgeklärten Verbrechen ansetzt, wird gar nicht wahrgenommen.