Das "Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland" (ZI) hat 11.157 Antworten einer anonymen Online-Befragung von ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen zur ihrer Arbeitsbelastung in Zeiten von Omikron ausgewertet. Einige Ergebnisse sind aufschlußreich. So hat sich etwa der Anteil der "impfenden" Praxen drastisch reduziert:
»Laut einer Blitzumfrage des Zi im Dezember 2021 haben zum Ende des Jahres 91,5% der Befragten zusätzliche Impfangebote in ihrer Praxis angeboten. Die Messung erfolgt damals ohne Differenzierung nach Versorgungsbereichen und wurde primär von Hausärzt:innen beantwortet. In der aktuellen Erhebung wurde dieser Wert wieder abgefragt. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Arztpraxen (57,2%) bietet weiterhin zusätzliche Impfangebote an. Diese werden außerhalb der regulären Sprechstundenzeiten angeboten.«
»Omikron Welle
Durch die höheren Fallzahlen während der Omikron-Welle kommt es auch in den Vertragsarztpraxen zu höherer Arbeitsbelastung, wie die Ergebnisse der Erhebung zeigen. Seit Januar 2022 hat sich, im Vergleich zum letzten Jahr, die Arbeitsbelastung in den Arztpraxen mehrheitlich erhöht. 71,1% der Teilnehmenden gaben eine erhöhte Arbeitsbelastung an, bei 24,1% blieb die Arbeitsbelastung unverändert, und nur bei 4,3% reduzierte sich die Arbeitsbelastung…
Ärzte und Psychotherapeuten, die ihre Arbeitsbelastung mit “erhöht” bewerteten, wurden nach Gründen dafür gefragt. 75,6% der Teilnehmenden (n=7.936) gaben an, dass die erhöhte Arbeitsbelastung in erster Linie durch erhöhten Kommunikationsbedarf der Patienten zu COVID-19 Schutzmaßnahmen verursacht würde. Das höhere Testaufkommen, insbesondere durch Verdacht auf COVID-19, wurde ebenfalls als wesentlicher Grund für die höhere Arbeitsbelastung genannt (71,4%). An dritter Stelle kam bereits der Ausfall von Praxispersonal (56,0%), der zur erhöhten Arbeitsbelastung führte. Hier waren Mehrfachnennungen möglich, die Anteilsberechnung bezieht sich auf die Summe aller Antworten..
Immunitätsnachweis und einrichtungsbezogene Impfplicht
Der hausärztliche Versorgungbereich weist nach dieser Befragung den höchsten Anteil von Immunitätsnachweisen auf. Hier haben nach Teilnehmerangaben 95,0% der Hausärzt:innen und 91,9% der Mitarbeitenden einen aktuell gültigen Immunitätsnachweis. Im fachärztlichen Versorgungsbereich wurden ähnlich hohe und im Vergleich zur Bevölkerung überdurchschnittliche Werte berichtet. 93,3% der Fachärzt:innen und 88,7% der Mitarbeitenden haben aktuell einen gültigen Immunitätsnachweis. Nach Teilnehmerangaben verfügen 80,1% aller Psychotherapeut:innen und 79,6% von deren Mitarbeitenden aktuell über einen gültigen Immunitätsnachweis.
Insgesamt ergibt sich für die vertragsärztliche Versorgung eine durchschnittliche Quote des Immunitätsnachweises in Höhe von 91,0% bei Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen sowie 89,2% bei deren Mitarbeitenden…
[Es bestehen] teils deutliche regionale Unterschiede in der durchschnittlichen Quote des Immunitätsausweises. Umsetzungsprobleme mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht sind insofern insbesondere in Sachsen, Thüringen sowie in Sachsen-Anhalt zu befürchten. In diesen Regionen bestehen in Teilen ungünstigere Versorgungsrelationen und größere Personalengpässe als in anderen Teilen Deutschlands, so dass eventuelle Versorgungseinschränkungen infolge einer stringenten Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impflicht nicht einfach kompensiert werden können. Diese Fragen können auch in anderen Bundesländern relevant werden…
Einrichtungsbezogene Impfpflicht
Als letzten Themenfeld fragte das Zi in seiner Blitzumfrage nach Folgen einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht, die auch die Vertragsärzte betreffen würde. Trotz der hohen Immunitätsquoten fürchten 21,5% der Teilnehmenden starke Einschränkungen sowie 9,2% der Teilnehmenden geringe Einschränkungen. Knapp ein Drittel der Arztpraxen würde demzufolge mit Einschränkungen in Folge einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht rechnen. 61,9% der Teilnehmenden erwarten keine Einschränkungen, 7,5% der Teilnehmenden konnte die Folgen derzeit nicht einschätzen beziehungsweise tätigten keine Angabe. Die Zahlen, differenziert nach KV-Region, zeigen dabei wieder regionale Unterschiede in der Bedeutsamkeit.
Am 03.02.2022 hat die Ständige Impfkommission eine Empfehlung für einrichtungsbezogene vierte COVID-19 Impfungen ausgesprochen. Falls diese für Vertragsarztpraxen verbindlich gilt, fragt das Zi, ob eine Umsetzung der vierten Impfung in den Praxen bis zum 16.03.2022 möglich sei. 58,6% der Teilnehmenden gehen davon aus, dass dies unproblematisch umsetzbar ist, 38,8% sehen Probleme bei der Umsetzung, 2,6% machten keine Angabe.«
Wink mit dem Zaunpfählchen
»Die Lage in den Arztpraxen spitzt sich durch die Omikron-Welle weiter zu. Neben den ohnehin schon hohen Arbeitsbelastungen seit der Delta Variante und durch die Impfkampagne 2021 kommt es nun zu zusätzlichen Arbeitsausfällen von Praxispersonal und erschwerter Kommunikation mit Patienten und Gesundheitsämtern. Insbesondere die Freitextangaben unterstreichen den Grad der Belastung und verdeutlichen Frustration mit ständig wechselnden Vorgaben. Viele machen deutlich, dass eine Wertschätzung der Politik insbesondere in Form eines finanziellen Bonus für die Mitarbeitenden vermisst wird. Während die Vertragsärzte mehrheitlich zusätzliche Impfangebote anbieten, zeigt sich, dass auch in den Praxen nicht mit vollständigen Immunitätsnachweisen für alle dort Tätigen zu rechnen ist. Eine rigorose Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht wird dort zu teils erheblichen Einschränkungen in den Praxisabläufen führen. Die breite Beteiligung und die Freitextangaben zeigen, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht wegen befürchteter Personal- und Versorgungsengpässe kontrovers diskutiert wird. Der Nutzen dieses Vorhabens wird von vielen Teilnehmenden geringer eingeschätzt als die davon ausgehende Belastung.
Die Ergebnisse sind insofern ein Aufruf an Entscheidungsträger, den ambulanten Schutzwall für das Gesundheitswesen mit allen Mittel stabil und aufrecht zu halten und verzichtbare Belastungen, deren Nutzen fraglich ist, zu minimieren.«
Fußnoten und Verweise auf Tabellen des Originals wurden hier fortgelassen
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
"Wer jetzt noch nicht "geimpft" ist, ist eine Legende
Er/Sie ist immun gegen:
Mobbing
Gruppendruck
Propaganda
Nudging
Schmeichelei
Opportunismus
Zwängerei
Nötigung
Erpressung
Diffamierung
Diskriminierung
Ich feiere euch "
https://twitter.com/MarcoSchlaepfer/
Allgemeine Impfpflicht: Die Skepsis überwiegt
Umfrage im Nordenhamer Stadtrat
Die Meinungen zur allgemeinen Impfpflicht sind sehr unterschiedlich. Eine Mehrheit für den verpflichtenden Piks zeichnet bei den Befragten aus dem Nordenhamer Stadtrat nicht ab.
Der Artikel ist hinter Bezahlschranke
https://www.nwzonline.de/plus-wesermarsch/nordenham_a_51,6,502272600.html#
In der Pressekonferenz erläuterten der konservative Bundeskanzler Karl Nehammer und sein grüner Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein dann wortreich, was zuvor schon medial durchgesickert war: Die gesetzlich verordnete Immunisierung steht davor, ausgesetzt zu werden.
Explizit ausgesprochen wird das nicht, die Politik sichert sich ab: Eine Kommission soll demnächst gebildet werden aus Mitgliedern des Corona-Expertengremiums Gecko und Juristen. Auf deren Rat hin dürfte die Regierung dann Mitte März das Projekt offiziell für eingemottet erklären. Es solle Klarheit geben, bevor erste Strafen ausgesprochen werden, versichert Nehammer.
-
Die Ankündigung wie die Aussetzung der Impfpflicht waren ein Befreiungsschlag
-
Für diese Pressekonferenz hat sich der Regierungschef besondere Formulierungen zurechtgelegt. Es gehe darum »uns die Freiheit vom Virus« zurückzuholen, beteuert der Kanzler mehrmals. Und sein Gesundheitsminister spricht von einem »würdigen Frühlingserwachen«. Es sind Sätze, die Harmonie verströmen sollen: Nicht mehr von Geimpften und Ungeimpften ist die Rede, rhetorisch soll der Graben nur mehr zwischen dem Menschen und dem Virus verlaufen.
-
Achteinhalb Wochen ist es erst her, seit bei einem Bund-Länder-Treffen in Tirol quasi über Nacht der bisherige Coronakurs auf den Kopf gestellt wurde: Auf Drängen aus den Bundesländern wurde neben einem Lockdown auf die Impfpflicht beschlossen.
Damals fühlte man sich in Österreich für kurze Zeit als europäische Avantgarde. Und in der Tat wirkte sich das Voranpreschen in Sachen Impfpflicht auch auf Deutschland aus. Nun haben es die österreichischen Polit-Entscheider schon wieder eilig – um das Thema Impfpflicht loszuwerden. In den Bundesländern gab es bereits vor Tagen ein geräuschvolles Abrücken, nun folgten Kanzler und Gesundheitsminister.
https://www.spiegel.de/ausland/oesterreich-warum-das-land-die-impfpflicht-aussetzt-a-65fd1a6e-d812-490e-8cdb-4a4ff0472160
Die Landkreise in Baden-Württemberg warnen eindringlich vor einer Einführung der Teil-Impfpflicht. Nach dem Willen der Regierung soll für Beschäftigte in Pflegeheimen und Kliniken eine Impfpflicht in Kraft treten. Dieses Vorhaben kritisiert der Tübinger Landrat Joachim Walter (SPD) scharf. In einem Schreiben an seinen Parteifreund und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisiert er den bürokratischen Aufwand, der zudem kaum positive Auswirkungen auf die Eindämmung des Coronavirus hätte. Weiterhin würde eine einrichtungsbezogene Impfpflicht „den bereits bestehenden Pflegenotstand noch zusätzlich verschärfen“, schreibt Walter, der auch Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg ist.
Damit würde eine Impfpflicht die Versorgungssicherheit im pflegerischen Bereich massiv gefährden. Knapp vier Wochen vor dem geplanten Inkrafttreten der Impfpflicht fordert Walter, die Umsetzung aufzuschieben.
In einem weiteren Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wirbt Walter um die Unterstützung seines Anliegens. Dabei verweist er auf die überwiegend milden Verläufe bei der Omikron-Variante. Obgleich die 7‑Tage-Inzidenz in Baden-Württemberg am Mittwoch (9. Februar) mit 1.542,6 einen neuen Höchstwert erreicht hat, ist die Lage auf den Intensivstationen „nicht angespannt“ – das geht aus dem Divi-Intensivregister hervor.
Der Landkreistag-Präsident hat sich auch gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ausgesprochen.
Im offenen Brief kritisiert Joachim Walter auch den baden-württembergischen Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass das Coronavirus mehrheitlich von geimpften Mitarbeitern in die Pflegeeinrichtungen gebracht werde.
Demnach habe es im Landkreis Tübingen in diesem Jahr bislang 14 Corona-Ausbrüche gegeben. Davon sollen zwölf Fälle auf Mitarbeiter zurückzuführen sein – sechs Fällen gehen von Personen mit Booster-Impfung aus und drei weitere Personen seien mindestens zweimal geimpft gewesen. Damit haben ungeimpfte Mitarbeiter lediglich drei von 14 Corona-Ausbrüchen zu verantworten. Zahlreiche bereits geboosterte Mitarbeiter würden das Virus derzeit in die Pflegeeinrichtungen tragen, so Walter.
https://www.heidelberg24.de/region/impfpflicht-bw-pflegeheim-corona-virus-booster-kritik-baden-wuerttemberg-91341130.html