"Eine asymptomatische Infektion ist ja zunächst einmal nichts Schlimmes"

Auch die bedäch­ti­ge­ren VirologInnen hal­ten fest an "AHA" und hof­fen auf einen Impfstoff. Entweder, weil sie davon über­zeugt sind oder weil sie sonst vor kei­ne Kamera mehr gelas­sen wür­den. Auch bei ihnen lohnt ein Blick auf ihre Finanziers. Immerhin set­zen sie dem Maßnahmen-Wahn der PerkolationistInnen etwas ent­ge­gen. In einem Interview mit dem Bonner Generalanzeiger gibt Hendrik Streeck ("Wir hat­ten bis­lang nie einen expo­nen­ti­el­len Anstieg") am 29.9. zu bedenken:

»Eine asym­pto­ma­ti­sche Infektion ist ja zunächst ein­mal nichts Schlimmes. Die Person kann sich danach ver­mut­lich erst­mal nicht mehr infi­zie­ren und auch nicht mehr zum Infektionsgeschehen bei­tra­gen. Zudem ist es nicht aus­zu­schlie­ßen, Langzeitfolgen zu haben. Daher fin­de ich es wich­tig, dass wir nicht nur auf die rei­nen Infektionszahlen schau­en. Wir dür­fen sie natür­lich nicht außer Acht las­sen. Aber wich­ti­ger ist, dass wir aus den Daten ler­nen. Die Auslastung in der sta­tio­nä­ren Behandlung und der Anteil der beleg­ten Intensivbetten müs­sen mei­nes Erachtens nach im Verhältnis mit ein­ge­rech­net wer­den. Anhand die­ser Daten müs­sen wir die Schwellenwerte defi­nie­ren, ab denen Maßnahmen strik­ter werden.

Es ist immer wie­der von einem Kipppunkt die Rede, ab dem die Fallzahlen schlag­ar­tig stei­gen kön­nen. Gilt das auch für Deutschland?

Streeck: Dafür gibt es kei­ne Erfahrungswerte. Den Kipppunkt haben wir noch nie gehabt. Wir hat­ten bis­lang nie einen expo­nen­ti­el­len Anstieg. Auch jetzt sehen wir eher einen linea­ren Anstieg.

Wäre es nicht den­noch rat­sam, die Infektionszahlen jetzt vor der kal­ten Jahreszeit wie­der mas­siv zu drücken?

Streeck: Das Virus ist ja schon Teil von unse­rem Alltag. Wir wür­den es nur mit den aller­här­te­sten Maßnahmen schaf­fen, es ein­zu­däm­men. Dann aber errich­ten wir eine Art künst­li­chen Staudamm, wäh­rend es in ande­ren Ländern wei­ter­läuft. Und irgend­wann wird es dann auch bei uns wie­der los­ge­hen. Daher müs­sen wir mit Augenmaß und intel­li­gen­ten Systemen – etwa Schnelltests am Eingang eines Pflegeheims – das Geschehen kon­trol­lie­ren. Es kann nicht dar­um gehen, es kom­plett einzudämmen.

Herbst und Winter sind auch Grippe-Saison. Werden wir Doppelinfektionen sehen? Und wie gefähr­lich ist das?

Streeck: Gleichzeitige Infektionen mit Grippe und einem ande­ren Virus sind sehr, sehr unwahr­schein­lich. Weil das Immunsystem im Moment einer Infektion so im Alarm ist, dass eine zusätz­li­che Infektion mit einer wei­te­ren vira­len Erkrankung sehr sel­ten vor­kommt. Es kann in Ausnahmefällen pas­sie­ren und es gibt auch Publikationen, in denen das beschrie­ben wird. Aber dann ist die zwei­te Infektion unter­ge­ord­net. Daher gibt es kei­ne Doppelsymptomatik im eigent­li­chen Sinne.

Glauben Sie, dass Deutschland gut auf den Herbst und Winter vor­be­rei­tet ist mit sei­nem Gesundheitssystem?

Streeck: Ich glau­be, im Gesundheitssystem sind wir sehr gut vor­be­rei­tet. Mental sind wir dage­gen in Deutschland weni­ger gut vor­be­rei­tet, so emp­fin­de ich es zumin­dest. Es gibt zu viel Angst. Und wir haben es über den Sommer hin­weg nicht geschafft, prag­ma­ti­sche Lösungen zu fin­den, wie man in bestimm­ten Bereichen wei­ter machen kann, wenn die Infektionszahlen deut­lich stei­gen. Da wur­den Chancen aus­ge­las­sen. Meine Sorge für den Herbst ist, dass wir zu wenig über Lösungen dis­ku­tie­ren und zu viel dar­über, wie wir das Leben wie­der zurück­fah­ren.«

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

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