Er sei geimpft, sagt er. „Aber ich lag wie eine Leiche im Bett.“

Ob sich der posi­tiv Getestete tat­säch­lich beim zwei­ten "Ausbruch" in der Hochsicherheits-Tanzdiele Berghain infi­ziert hat, weiß kein Mensch. Doch der Fall steht am 21.10. auf mor​gen​post​.de unter der Überschrift "Corona: Weitere Infektionen nach Besuch im Berghain". Mußte eine Woche zuvor das Gesundheitsamt 2.500 Kontaktnachverfolgungen vor­neh­men (s. Berghain: Ins Knie geimpft), sind es dies­mal 3.300 – bei 2G-Events.

"Sie haben am 10.10.2021 den ‘Berghain’ in Berlin besucht. Es haben sich auf der Veranstaltung meh­re­re nach­ge­wie­se­ne Infektionen mit Covid-19 ereig­net." Diese Nachricht wur­de vom Bezirksamt an alle nament­lich regi­strier­ten Gäste ver­schickt; über ihre Logik lie­ße sich streiten.

Ein Besucher schil­dert sei­nen Fall so:

»Er habe sich am Sonntagmorgen, 10. Oktober, um 6 Uhr zusam­men mit drei Freunden in der Schlange vor dem Berghain ange­stellt. Nach einer Stunde sei er durch­ge­las­sen wor­den, so der Besucher. Mitarbeiter hät­ten sei­nen digi­ta­len Impfpass ein­ge­scannt und ihn mit sei­nem Personalausweis abgeglichen.

Anschließend habe er einen QR-Code scan­nen müs­sen, den soge­nann­ten Berghain-Pass. Ähnlich wie bei ande­ren Apps zur Kontaktnachverfolgung habe er dort sei­ne Anschrift und E‑Mail-Adresse hin­ter­le­gen müs­sen. Die Eingabe einer fal­schen E‑Mail-Adresse schließt er aus, da man sofort im Anschluss eine Bestätigungs-E-Mail erhal­te, mit der man ein­tre­ten dür­fe. „Der Vorgang wur­de auch kon­trol­liert“, so der Besucher.

Den Tag beschreibt er als schön. Doch die dar­auf­fol­gen­den Tage waren es weni­ger. Er ging zur Arbeit, ent­wickel­te aber in der Woche nach dem Besuch im Berghain Symptome – Halskratzen und Husten. Am Donnerstag zeig­te ein Schnelltest an sei­nem Arbeitsplatz ein posi­ti­ves Ergebnis. „Mein Arbeitgeber hat dar­auf­hin ver­sucht, mit dem Gesundheitsamt Kontakt auf­zu­neh­men“, so der Besucher. Eine Rückmeldung von­sei­ten des Bezirks habe er nicht erhal­ten. Um einen PCR-Test habe er sich selbst bemüht, am Freitagmorgen einen Termin für Sonntag aus­ge­macht. Dort sei das posi­ti­ve Ergebnis bestä­tigt wor­den, so der Besucher. Er sei geimpft, sagt er. „Aber ich lag wie eine Leiche im Bett.“ Ob ein Zusammenhang der Erkrankung zum Berghain besteht, bleibt unklar. Mittlerweile gehe es ihm wie­der bes­ser.«

Ein wei­te­rer Gast berich­tet über sei­ne Erlebnisse nach dem ersten "Ausbruch". Auch er bekam eine Mail, immer­hin schon nach fünf Tagen:

»„Sie haben am 03.10.2021 den Berghain in Berlin besucht. Es haben sich auf der Veranstaltung fünf nach­ge­wie­se­ne Infektionen mit Covid-19 ereig­net“, steht dar­in. Er beschreibt den Vorgang an der Tür des Berghain genau­so wie der Besucher vom 10. Oktober. „Mir ist das alles sehr was­ser­dicht vor­ge­kom­men“, so B. Doch auch er ent­wickelt leich­te Symptome einer Corona-Erkrankung, bekommt Halsschmerzen und Gliederschmerzen. Die E‑Mail des Bezirksamts habe er am 8. Oktober, einem Freitag, erhal­ten. Ihm wur­de dar­in auch emp­foh­len, sich testen zu las­sen und sich bei Symptomen einem PCR-Test zu unter­zie­hen. „Ich habe mir Mühe gege­ben“, sagt er.

Corona-Hotline im Bezirksamt Mitte wegen Personalmangels geschlossen

B. berich­tet, dass er ver­sucht habe, Ärzte an die­sem Nachmittag zu kon­tak­tie­ren, um einen PCR-Test zu machen, aber habe kei­nen errei­chen kön­nen. Auch das für ihn zustän­di­ge Gesundheitsamt Mitte habe er nicht erreicht. Dort ist die Corona-Hotline ohne­hin geschlos­sen, da Personal im Gesundheitsamt fehlt. Also habe B. sich selbst iso­liert, wie in einer Allgemeinverfügung ange­ord­net und eine Anfrage wegen eines PCR-Tests an das Gesundheitsamt gerich­tet. Bis heu­te habe er nur eine auto­ma­ti­sche Antwort erhal­ten. Der Mailverlauf liegt der Morgenpost vor. Ob er posi­tiv war, weiß er nicht…«

8 Antworten auf „Er sei geimpft, sagt er. „Aber ich lag wie eine Leiche im Bett.““

  1. Der Berghain-Pass wäre ja even­tu­ell auch gera­de inter­es­sant für jeg­li­che über­trag­ba­ren Krankheiten! Sind HIV, Syphilis & Co. da auch hin­ter­leg­bar? Ich fin­de da nix in den Einstellungen und für den Darkroom wäre das natür­lich super nützlich…

  2. Und auch im UKE-Wohnheim in HH:
    "Bei ins­ge­samt 13 Bewohnern sei­en im Vorfeld posi­ti­ve PCR-Testergebnisse fest­ge­stellt wor­den, zehn davon sei­en voll­stän­dig geimpft gewe­sen. Zu der frei­wil­li­gen Massentestung, die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes durch­führ­ten, sind 200 Personen ein­ge­la­den wor­den. Die Ergebnisse dazu lie­gen dem Gesundheitsamt noch nicht vor."
    https://​www​.mopo​.de/​h​a​m​b​u​r​g​/​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​-​h​a​m​b​u​r​g​-​n​o​r​d​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​-​n​e​w​s​t​i​c​k​e​r​-​i​n​z​i​d​e​n​z​-​f​a​l​l​z​a​h​l​en/

    ähmmm.… Was muss eigent­lich noch pas­sie­ren, um zu mer­ken dass die "Impfung" nix taugt?

    Das boo­stern soll ja unheim­lich gut wir­ken.…. oder als Geimpfter sich anstecken gibt SUPER-Immunität.…*

    Oder sich ein­fach nicht imp­fen (so wie mei­ne Familie). Dann kann auch nix durch­bre­chen. Laut eine Oxforder Webseite* zum checken des Risikos einer schwe­ren Erkrankung haben wir näm­lich keine.….
    Aber was weis ich denn schon.……
    Ich geh dann mal raus in den Sturm zum abhärten.

    *Links kann man sehr leicht ergoo­geln. Sogar bei Google.

    1. @ Mr. X

      Helm auf­set­zen nicht ver­ges­sen, für den Fall, dass Äste run­ter­fal­len (für den Fall, dass einer trifft, 0,1% Chance auf Exitus). Helmdurchbruch bleibt natür­lich trotz­dem mög­lich, auch wenn der Helm zu 95% schützt. Und selbst­ver­ständ­lich bringt er nur was, wenn die ande­ren Spaziergänger eben­falls einen tragen.

      1. Dann aber am besten gleich den Booster-Kammhelm mit Gehörschutz. Der hin­dert zwar die Äste auch nicht am fal­len, aber man hört sie nicht kom­men und der Aufprall ist sanf­ter. Das ver­kürzt den Enttäuschungsmoment ganz ungemein.

  3. Das ficht den Herrn Theaterleiter Holger Hagemeyer vom Theater an der Niebuhrg in Oberhausen nicht an:

    "1G für alle

    Das Theater an der Niebuhrg wird ab dem 15. Oktober 2021 nur noch Zuschauer:innen mit Impf-Nachweis im Theatersaal und zu Veranstaltungen zulassen.

    Es greift die 1G Regel.

    Ausnahmen gibt es nur für Kinder unter 14 Jahren, für die noch kein Impfstoff zuge­las­sen ist, und für Menschen, bei denen medi­zi­ni­sche Gründe eine Impfung ver­hin­der­ten mit Nachweis – die­se müs­sen einen nega­ti­ven Test vor­zei­gen. Bei Schülern gilt der Schülerausweis als Nachweis."

    https://​nie​buhrg​.de/

    1G gilt dort übri­gens auch für alle ande­ren, die ihren Fuß in die gehei­lig­ten Hallen set­zen – Künstler, Personal …

  4. Auch ich lie­ge eigent­lich jede Nacht wie eine leben­di­ge Leiche im Bett und ste­he doch jeden Morgen danach wie­der auf

  5. Aha. Mit Halskratzen und Husten liegt man heut­zu­ta­ge also "wie eine Leiche im Bett".
    Ich ver­mu­te, der zitier­te Herr ist zwi­schen 18 und 35 (soweit ich ahne, dürf­te in die­sem Altersbereich das aktu­el­le Berghain-Publikum sich befin­den). Also so ein Millenial- oder Generation Z‑Angehöriger.
    Vermutlich also
    ein Panik-Kind vom dau­er­des­in­fi­zier­ten Nucki an.
    Ein Hypochonder seit Mamis Fleisch-Flagellantentum und Papis Burn Out.
    Ein ADHSler sowieso.
    Ein Hochsensibler desgleichen.
    Ein Gemobbter oder/und Fairplayer-Schülerpolizist.
    Ein aktu­el­ler oder spä­ter FFF, aber defi­ni­tiv familienSUV-motorisiert.

    Tschuldigung. Aber mich kotzt es ein­fach nur noch an, dass seit etwa 10, 15 Jahren bei jedem noch so klei­nen "Unwohlsein" zum Arzt gerannt oder das Bett gehü­tet wird.
    Und vor allem: Dass jedes ver­klemm­te Wimperchen und jeder quer­sit­zen­de Pups und der win­zig­ste Pickel und das klein­ste Schnüpperken und die kurz­le­big­ste Stimmungsverschattung zur lebens­be­droh­li­chen Krankheit hoch­sti­li­siert wird.
    Mich kotzt das nur noch an. 

    Nicht zuletzt die­sen völ­lig per­ver­tier­ten Wahrnehmungen des eige­nen Körpers und der eige­nen Psyche sei­tens all die­ser über­be­schütz­ten, ver­lang­weilt-ver­wöhn­ten, und des­halb nie zu sich selbst gefun­den haben­den jun­gen Leute schul­det sich die aktu­el­le Situation.
    (Ich habe mich mit die­ser neue Hype-Serie aus Asien noch nicht näher beschäf­tigt, genau genom­men: so wenig, dass ich ihren Titel nicht weiß; aber ich weiß: die hypt so, weil dar­in Menschen um eines Wettspiels wil­len kre­pie­ren – und das fin­den die 15–35-Jährigen offen­bar welt­weit toll. Ja, wun­dert mich nicht. Erschreckt mich aber immer noch.
    Bin nur froh, kein Kind in die Welt gewürgt zu haben.

    Übrigens: Ich habe ein Nichtenkind, Mitte 30, das "macht" seit zehn Jahren "in China". Mit allem Start up-Pipapo. Wenn ich die­ses Kind über China spre­chen höre, wird mir nicht schlecht, wird mir nicht bang – nö: Dann weiß ich, dass die Monstren gera­de im Begriff sind, die Macht zu über­neh­men, und dass mei­ne zivi­li­sier­te Welt kei­ne Chance mehr hat vor die­sem Nachwuchs.)

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