In einem Artikel der FAZ Sonntagszeitung vom 26.4., der bemerkenswerterweise auf der Webseite der Zeitung nicht zu finden ist, setzt sich der Autor Thilo Komma-Pöllath mit der Corona-Erkrankung seines 85-jährigen dementen Vaters auseinander.
Er versucht zu verstehen, warum sein Vater trotz eines seit dem 18. März geltenden Kontaktverbots infiziert werden konnte. Er kontaktiert den Stationsleiter des Pflegeheims.
"Am Tag es positiven Testergebnisses hatte er umgehend meine Mutter informiert. Neben meinem Vater seien neun weitere Patienten erkrankt, so der Leiter zu meiner Mutter. Als ich dem Stationsleiter auf den Kopf zusage, dass das Virus ja nur über die Pflegekräfte oder das Küchenpersonal in das Heim eingeschleppt worden sein konnte, wiederholt er nur, dass man die Infektionskette nich nachvollziehen könne. Wie viele Pflegekräfte erkrankt seien? Dazu könne er nichts sagen. Ob denn die Pflegekräfte alle zwei Tage, wie von Experten gefordert, auf das Virus regelgetestet werden? Jetzt endlich ein Antwort: 'Leider nein, regelmäßige Tests gibt es nicht.' Vom örtlichen Gesundheitsamt bekomme man nicht genügend Tests zur Verfügung gestellt…
Das Pflegeheim meines Vaters gehört zu den besseren in meiner Heimatstadt. Aber auch hier konnte man schon früher nicht übersehen, dass die Pflege von demenzkranken Menschen bereits im Alltag eine Mammutaufgabe ist, für die trotz des enormen Einsatzes des Personals die notwendigen Kapazitäten fehlen…
[Der Pfleger] sagt, inzwischen gebe es zwölf infizierte Bewohner… Das größe Problem sei, dass zwölf der insgesamt 20 Pfleger auf seiner Station inzwischen selbst infiziert sind…
Die Oberpfalz, Heimat meines Vaters, ist ein Corona-Epizentrum in Bayern… 65 sind Corona-beschleunigt in den Heimen gestorben, das ist offiziell. Und das soll ich als Sohn eines Betroffenen einfach so hinnehmen – alternativlos?
Meine Schwiegereltern, 72 und 75 Jahre alt, definieren Solidarität dann auch ganz anders… Sie halten Abstand, tragen auch Mundschutz, wollen sich aber nach einem erfolgreich gelebten Leben nicht vom Staat erklären lassen, dass sie nicht mehr das Haus verlassen oder selbst einkaufen dürfen. Vor Ostern riefen sie uns an und baten uns zu kommen, obwohl es offiziell untersagt war…, vor allem mochten sie unbedingt ihre beiden Enkeltöchter sehen, 4 und 8 Jahre alt.
Wir, die Eltern, haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht, wir haben das Risiko abgewogen und sind gefahren. Wir haben niemanden über Maß gefährdet, niemand ist krank geworden, meine Kinder hatten eine tolle Zeit mit Oma und Opa… Mein Schwiegervater… war sein ganzes Leben lang im sozialen Bereich ehrenamtlich tätig. Ein verantwortungsbewusster, ein vorbildlicher Staatsbürger. Dass er im hohen Alter von 75 Jahren seinem Staat gegenüber ungehorsam werden muss, nur um mit seinen Enkeln im Garten Stockbrot backen zu dürfen, das hätte er niemals gedacht. Es ist der gleiche Staat, der das Leben meines Vaters in Gefahr gebracht hat."
Solches lesen wir in der FAZ. Vormals linke Medien wie taz, Neues Deutschland und junge Welt würden solches Verhalten und solche Erkenntnisse vermutlich als verantwortungslos brandmarken. Irgendwer in deren Redaktionen wird dem Autoren Verschwörungstheorien oder Antisemitismus schon nachweisen können.