Zur Demonstration der "Demokratiebewegung" am 29.8.
Die Menschen, die sich der von ihren Veranstaltern so genannten "Demokratiebewegung" anschließen, dürften sehr unterschiedliche Motivationen haben. Wahrscheinlich ist das einigende Band das tiefe Mißtrauen in Regierende und weitgehend uniforme Medien, das ja nicht erst seit "Corona" berechtigt ist. Es gibt Grund genug, auf die Straße zu gehen.
Neu entstehenden Bewegungen ist eigen, daß sie eine gewisse Zeit benötigen, um sich auch auf positive Ziele zu verständigen. Ist es also noch zu früh dafür? Es scheint, als könne die Debatte bislang nicht ernsthaft geführt werden.
Kaum Kommunikation
Da wirft etwa Albrecht Müller, Mitherausgeber des kritischen und eher linken Portals NachDenkSeiten unter der Überschrift »Querdenken wohin, woher? Widerstand wogegen?« einige Fragen auf. So zum Freiheits-Begriff, für den er einige Beispiele der Nutzung durch Stramm-Konservative benennt. Er verweist auf Thorsten Schulte, einen der Hauptredner vom 1.8. und seine Vergangenheit als AfD-Wahlaufrufer 2017. Seine These lautet:
»Die Menschen, die zum Beispiel am 1. August in Berlin demonstriert haben und am 29. August erneut in Berlin demonstrieren werden, und jene, die dazu einladen, müssten erkennen lassen, in welche Richtung das Querdenken gehen soll.«
Auf den vielleicht etwas altväterlich klingenden Beitrag antwortet Michael Ballweg, Initiator von Querdenken 711, in einer von Rubikon verbreiteten Mail recht knapp:
»Guten Tag Herr Müller,
viel zu tun, deshalb hier ein kurzes Statement zum Artikel
https://www.nachdenkseiten.de/?p=63881
Wir haben uns recht deutlich positioniert.
Einfach mal die Playlists unserer frühen Demos ansehen:
Demo in Leonberg am 07.06.2020
https://www.youtube.com/playlist?list=PLCnQglIw_eOovlGTeG0L564q-J2rLuCh9
Demo in Stuttgart am 20.06.2020
https://www.youtube.com/playlist?list=PLCnQglIw_eOqrndCg0lnrax-4MAkxKXIk
[Links nicht mehr vorhanden, AA]
Auf der Demo in Berlin war ja auch Hr. Kuby, der sich für ein neues Geldsystem ausspricht, Hermann Ploppa hat ebenfalls auf mehreren Demos gesprochen.
"Die Kraft die mich antreibt – Mein Nordstern
Ich setze mich ein für eine Welt, in der alle Menschen in Freiheit und in Frieden miteinander leben. Für eine Welt in der alle Menschen ihrer Bestimmung folgen können. Für eine Welt, in der wir respektvoll mit unserer Umwelt umgehen und die Kraft der Natur nutzen."
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Statement veröffentlichen, da wir viele Nachfragen erhalten.
Herzliche Grüße
Michael Ballweg«
Ist das, was hier unter "Nordstern" (?) steht, nicht ein Allgemeinplatz, der sich in jedes beliebige Parteiprogramm integrieren ließe? Wie kann deutlich werden, daß "Frieden & Freiheit" anderes meint als das, was die NATO tut, wenn sie mit den gleichen Worte noch jeden ihrer Militäreinsätze begründet? Würde nicht der stupideste Nazi unterschreiben, daß wir respektvoll mit unserer Umwelt umgehen sollten?
Widersprüchliches…
In der Flugschrift "DEMOKRATISCHER WIDERSTAND N° 15" vom 8.8. liest man gleichzeitig zu "Menschen mit Reichsflaggen": "Am Ende ist‘s alles ein Stück Stoff" und:
»Wir erleben den Versuch einer terroristischen Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals. Thomas Schäfer (CDU), Finanzminister des Landes Hessen, hat sich bereits das Leben genommen. Viele andere Tragödien spielen sich ab. «
Thomas Schäfer paßt nun wirklich nicht in den Kontext der "terroristischen Diktatur". Und der erste Satz ist plumpes Heranwanzen an links-sozialisierte Sympathisierende. Diese kennen ihn nämlich als Definition der Kommunistischen Internationale für die faschistischen Terrorregime der 1930er Jahre. Mit ihr sollte verwiesen werden auf die Auflösung von Parteien und Gewerkschaften, auf zehntausende in KZs Inhaftierte und Ermordete, auf Gebietsansprüche gegenüber anderen Ländern und nicht zuletzt auf die Drahtzieher in großen Unternehmen, die recht früh die Hitlers, Mussolinis und Francos finanzierten.
Sollte die Redaktion von DW tatsächlich der Meinung sein, dies wiederhole sich gerade, dann kann man sie nicht ernst nehmen oder muß ihr vorwerfen, den historischen Faschismus zu relativieren. Ist es Zufall, daß in ihrem Bericht über die Kundgebung vom 1.8. der oben genannte Thorsten Schulte, einer der umjubelten Hauptredner, nicht vorkommt?
… und Falsches
Tut Anselm Lenz der Bewegung einen Gefallen, wenn er ohne Not im gleichen Blatt solche – sorry! – Fake News verbreitet:
»In mehreren Polizeimeldungen wurden 1,3 Millionen Menschen genannt. Teilnehmer und Journalisten schätzten teilweise noch erheblich mehr…
Präsentiert wurden häufig auch Fahnen der Länder Schweden und Belorussland, wo es praktisch keine Restriktionen gegen Corona gibt, ohne dass dies negative Folgen hätte.«
Auf diesem Blog wurde aufgedeckt, daß es eine (!) Information der Polizei zur Zahl von 1,3 Millionen gegeben hat. Welche Journalisten schätzten noch mehr?? Daß der Umgang Schwedens mit Corona in den Medien völlig undifferenziert dargestellt wird, rechtfertigt nicht die Ignoranz gegenüber der hohen Sterblichkeit.
Großkotzigkeit
Und was soll seine vollmundige Bemerkung "Die Polizei hätte gegen das Volk nicht den Hauch einer Chance gehabt"? Ja, da standen Viele, ziemlich sicher mehrere Hunderttausend, aber doch bitte nicht "das Volk" (wen immer man dafür halten will). So gar nicht passen will die Chancenlosigkeit der Polizei auch zur Erzählung der Corona-Diktatur, die gerade aufgerichtet werde.
Diese Verblendung wird auch an anderer Stelle deutlich, wenn er unter dem Titel "Millionen Demokraten in Berlin erwartet" auf den Veranstalter Ballweg verweist, der für den 29.8. "nach eigenen Angaben, Zitat: '10 Millionen Menschen'" erwartet. Auch die von Lenz vorgenommene Ankündigung der "Gewerkschaftsneugründung Demokratische Gewerkschaft (DG)" geht in die gleiche Richtung. Auf deren Webseite heißt es nur:
»Die DGB-Gewerkschaften haben sich als Beiboot der Regierung und des globalen Großkapitals erwiesen.
Seit Jahrzehnten ließen sie bereits ernsthafte Arbeit für uns schleifen, dafür aber fürstlich von uns bezahlen.
Unter Corona stellen sie sich offen gegen alle ArbeiterInnen, Angestellte, Freiberufler, Gewerbetreibende und Tagelöhner.«
Mehr sei später zu erfahren. Es lohnt, in Geschichtsbüchern nachzulesen, wo derartiger Jargon in der Vergangenheit benutzt wurde. Laut DW wurde der Verein von "62 Beschäftigten aus allen Sektoren der Wirtschaft" gegründet.
Noch einmal: Es gibt gute Gründe, gegen die "Corona-Maßnahmen" auf die Straße zu gehen. Da muß nicht jede Demo "historisch" werden und die "Diktatur" zurückschlagen. Hilfreich wäre es, über Bekenntnisse zu Frieden und Freiheit hinaus Forderungen zu präzisieren, aus denen erkennbar wird, mit wem und gegen wen man wofür kämpfen will.
Eine Bewegung, die nur auf Schlagworte gegen Eliten, Regimes und globales (wieso nicht das nationale?) Kapital setzt, kann leicht in eine Richtung geraten, die alles andere als Aufklärung und Selbstbestimmung, Frieden und Freiheit verspricht. Deshalb wird es Zeit für eine solche Debatte und Selbstverständigung.

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
Sehr geehrter Herr Aschmoneit,
es ist sehr schön, dass Sie neben dem Drosten Krimi nun auch die Frage nach der Herkunft des Widerstandes behandeln.
Sicher haben auch Sie schon länger die Vermutung, dass auch eine (verborgene) Agenda der Corona Gegner existiert, die den medialen Inszenierungen eine ganz besondere Brisanz verleiht.
Bitte schauen Sie hier:
https://no4right.wordpress.com/2020/08/
Auch wenn ich mich mit der dort verwendeten Artikulationseise im Widerspruch befinde, werden wesentliche Zusammenhänge und Akteure völlig korrekt dargestellt.
Ja natürlich ist auch dieses "Eventtheater" so wie alle vorherigen Bewegungen entsprechend unterwandert, da nur so eine Ventilfunktion für aufgestauten Unmut gegeben und kontrolliert werden kann.
Erinnern Sie sich an die MLPD geführten Aufmärsche gegen die Agenda 2010, die Mahnwachen für den Frieden von Lars Mährholz, an das Bürgerkonvent des seligen Meinhard Miegel oder gar die von Neuen Forum geführte Erstürmung der Stasizentrale in der Normannenstrasse?
Bei all diesen Events war ich persönlich dabei und kann Ihnen versichern, dass es in keinem Fall der Wille des Volkes war, der zu den sich jeweils anschliessenden Veränderungen geführt hat.
Lassen Sie mich eine Prognose wagen:
Ab dem 29.08.2020 endet der "Widerstand" der Ballweg ‑Bewegung. Alle werden befriedet und entweder von System eingenommen oder aber " vernichtet" wobei die mir noch gut erinnerlichen Diversions-Methoden der StaSi Verwendung finden werden.
Es sei den:
Es würde die Machtfrage gestellt oder was gleichbedeutend ist: eine Verfassung nach Art 146 GG gefordert werden.
Ich kann nicht erkennen, dass derzeit in Deutschland Personen mit dem Format "historischer Persönlickeiten" existieren, die als Integratoren mit Führngsanspruch auftreten könnten.
Solange jedenfalls der "Bund" die Kosten der Bestzung und die Kriegsfolgelasten trägt, muss jedenfalls nicht darüber gestritten werden, wer in Deutschland Macht ausübt.
Fakt ist ob beim Kapp Putsch, der Castroschen Machtüberhahme in Kuba oder der Oktoberrevolution, immer war in Größenordnung "ausländisches" Kapital im Spiel und nich immer läuft alles nach Plan.
In diesem Sinne: " Kommunismus ist Sowjetmacht plus elektrifizierung des ganzen Landes" (ausgeführt durch General Electric und bezahlt durch die Vergabe der Öl und Gasschürfrechte an Standard Oil) – LENIN
Gruß Marco B.
Nun, es ist wohl ganz einfach. Es geht schlicht um die freiheitlich demokratische Grundordnung. Diese wird von den Regierungen, unter dem Vorwand der Seuchenbekämpfung, angegriffen.
Das Protestkonglomerat verteidigt diese freiheitlich demokratische Grundordnung, die man gefährdet sieht. Das ist und war die Motivation von Anfang an.
Deshalb hat man auch das Grundgesetz wiederholt verteilt. Sie erinnern sich vielleicht.
Eine Bewegung kann auch über die Organisatoren hinauswachsen. Mögen manche Aktivisten verschiedene Hintergründe haben – ohne Organisation, Behördenkontakte, Spendensammlung, Geld, geht kaum etwas.
Aber man kann sich doch fragen: war nicht die wirkliche Botschaft vom 01.08.2020 die Friedlichkeit sowie die pure Masse? Waren die Reden auf der Bühne denn überhaupt wichtig im Vergleich zu dem, was sich da real manifestiert hat?
Manchen Ihrer Kritiken, Herr Aschmoneit, kann ich nun garnicht nachvollziehen. ZB ist doch sehr sicher, dass Personen, die sich selbst als Journalisten bezeichnen – oder sogar offiziell Journalisten sind – von über 1,3 Mio. Demonstranten gesprochen haben. Oder warum können Sie das prizipiell ausschließen? Oder sind für Sie nur Journalisten von ARD, ZDF und ein paar privaten Medien, bzw. solche mit großen Reichweiten und hohen Aufmerksamkeitswerten "echte" Journalisten?
Und Ihr Satz "Daß der Umgang Schwedens mit Corona in den Medien völlig undifferenziert dargestellt wird, rechtfertigt nicht die Ignoranz gegenüber der hohen Sterblichkeit." lässt mich vollends ratlos. Schauen Sie bei Euromomo Schweden im Vergleich mit anderen Ländern: es gibt welche mit geringerer Übersterblichkeit – und welche mit deutlich höherer Übersterblichkeit. Ich kann Ihr Urteil: "Ignoranz gegnüber der hohen Sterblichkeit" daher kein kleinstes bisschen nachvollziehen.
Schweden liegt mit 55,80 Toten pro 100.000 Einwohner auf Platz 8 weltweit. Das ist ähnlich hoch wie bei den Lockdown-Ländern Spanien und Italien. Deshalb kann man daraus keine Überlegenheit des Lockdowns ablesen.
In der Schweiz liegt die Zahl bei 23,24, in der BRD bei 11,02. Derartige Rankings sind immer problematisch, doch zu behaupten, es gebe in Schweden keine negativen Folgen, ist fahrlässig. Quelle zu den Zahlen: https://www.poehm.com/liste-corona-infizierten-laender-realitv-zu-einwohnerzahl/
Die Schweden haben Fehler im Umgang mit den Alten- und Pflegeheimen eingestanden. So ein Eingeständnis von Fehlern kann man sich hier nur wünschen. Das Durchschnittsalter in Schweden liegt bei 86 Jahren.
Herr Aschmoneit, Sie verweisen auf 55,8 Tote bei 100.000 Einwohnern für Schweden. Ich gehe davon aus, dass sich diese Zahl auf (ich sage: angebliche) "Covid-19-Tote" bezieht. Nun ist diese Zahl sicher mit sehr großen Unsicherheiten behaftet: Definition, Zählweise, Kausalität, …
Warum könne wir uns nicht auf die Betrachtung verlässlicher (und sehr klar definierter) Zahlen einigen: die allgemeinen Sterbezahlen, und da insbesondere die "excess mortality"? Denn sicherlich sind die "Covid-19-Tote" darin mit enthalten.
Um solche "excess mortalities" für verschiedene Zeiten und verschiedene Ländern vergleichbar zu machen, wurden die z‑Scores erfunden.
Was sieht man bei den schwedischen z‑Scores im Vergleich zu anderen Ländern? Ein Zacken, der in der Fläche (Höhe und Breite) deutlich kleiner ist als diejenigen für England, Spanien, Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande – alles Länder mit "Lockdown" soweit ich weiß.
Was soll Schweden im Vergleich zu diesen Ländern denn bitte falsch gemacht haben? Sollte etwa an anderen Todesarten weniger gestorben worden sein – wegen Corona oder aus anderen Gründen – so dass die Gesamtsterblichkeit relativ unauffällig bleiben kann? Und noch einmal: in Schweden wurde die Bevölkerung relativ wenig drangsaliert und die Wirtschaft nicht ruiniert. Was wir noch für Folgeschäden (auch Opfer an Menschenleben durch wirtschaftlichen Ruin und psychische Zerrüttung) zu erwarten haben, steht noch in den Sternen … die Rechnung zeigt uns der Wirt erst noch. Ich bin mir sicher, dass Schweden da doch sehr gut wegkommen wird – und uns Gnade Gott …
Nachtrag zu Albrecht Storz
20. August 2020 um 10:34 Uhr
Siehe bei Euromomo die z‑scores für Schweden und zB Spanien oder UK
https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps/
ich kann da nicht erkennen, dass Schweden irgend etwas dramatisch falsch gemacht hätte im Vergleich zu einem anderen Land. Aber Schweden hat seine demokratischen Grundwerte aufrecht erhalten und hat seine Wirtschaft nicht in Grund und Boden gefahren wie wir es – OHNE NOT – tun.
@AA:
Die Schweden haben ihre Alten m. W. genau so abgeschottet wie wir, trotzdem sind mehr von ihnen gestorben. Das muss Gründe haben, die nicht im fehlenden Lockdown liegen.
Dazu kommt die Unzuverlässigkeit des PCR-Tests und der Statistiken: Auch in Schweden wurde jeder positiv getestete Tote als Covid-19-Toter gezählt.
Sicher ist nur, dass die "Welle" in Schweden ab einem gewissen Zeitpunkt ebenso vorbei war wie bei uns. Das Abebben der Welle bei uns war also nicht der Erfolg des Lockdown.
@AA, Ihren Link
https://www.poehm.com/liste-corona-infizierten-laender-realitv-zu-einwohnerzahl/
kann ich leider nicht abrufen.
Vielleicht sind sie gerade in die wöchentliche Aktualisierung gerutscht. Der Link funktioniert eigentlich.
Habe jetzt auch verschiedene Browser probiert – und nein, funktioniert bei mir nicht.