Hyperexponentielles Wachstum

»In kei­nem Bun­des­land gras­siert das Coro­na­vi­rus so stark wie in Sach­sen… Im Okto­ber sei­en meh­re­re ost­deut­sche Bun­des­län­der in eine Pha­se hyper­ex­po­nen­ti­el­len Wachs­tums geschlit­tert. "Das heißt, die Fall­zah­len ver­dop­pel­ten sich in immer kür­ze­ren Abstän­den", erklärt [Mar­kus] Scholz, Pro­fes­sor für gene­ti­sche Sta­tis­tik und Sys­tem­bio­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Leip­zig." spie​gel​.de, 10.1.

Wenn Rea­li­tät sich wei­gert, den Com­pu­ter-Model­len zu entsprechen:

Labor­be­stä­tig­te Fäl­le in Sach­sen in den zurück­lie­gen­den 28 Tagen

Selbst die­se Gra­fik kann das Ver­dop­peln in immer kür­ze­ren Abstän­den kaum oder nur für einen äußerst kur­zen Zeit­raum belegen:

Ent­wick­lung der labor­be­stä­tig­ten Neu­in­fek­tio­nen im Frei­staat Sachsen

18 Antworten auf „Hyperexponentielles Wachstum“

  1. Ich kri­ti­sie­re nur ungern… die Zah­len der letz­ten 28 Tage sind hier nicht maß­ge­bend; der Bericht bezieht sich auf den Stand ab Okto­ber, und da sieht es tat­säch­lich nach einem star­ken Anstieg aus… die Gra­fik ist auf der ver­link­ten Sei­te ein biss­chen wei­ter oben.

      1. @aa
        Klar – unter "hyper­ex­po­nen­ti­ell" tuts die Bericht­erstat­tung nicht mehr…
        Aber ein star­ker Anstieg ist natür­lich durch­aus in den Gra­fi­ken zu sehen. Wie der pro­du­ziert wur­de, ist ja auch hin­läng­lich bekannt.
        Ich bin halt nur mitt­ler­wei­le etwas emp­find­lich, wenn's rudi­men­tär wird.
        Wen wunderts…

      2. Hyper­ex­po­nen­ti­ell ist eine Wort­schöp­fung zur Beschrei­bung eines star­ken expo­nen­ti­el­len Wachs­tums. Mathe­ma­tisch gibt es das nicht. Die For­mel zur ite­ra­ti­ven Berech­nung des expo­nen­ti­el­len Wachs­tums lau­tet I(t)=I(t‑1)x R(t), wobei R(t) die Repro­duk­tio­ne­ra­te ist, t die zeit und I die zahl der Neu­in­fek­tio­nen. Man kann nun R(t) leicht bestim­men, wenn man ver­läss­li­che Zah­len hat indem man ein­fach I(t) durch I(t‑1) divi­diert. Wenn dabei eine gezack­te Kur­ve sicht bar wird, dann gibt es ent­we­der loka­le Super­sprea­der oder es han­delt sich um Nach­mel­dun­gen. Das RKI glät­tet die Kur­ven mit­tels Impu­ta­ti­on. Im Übri­gen: Die Anga­ben für R(0) in Höhe von etwa 3 stim­men vor­ne und hin­ten nicht. Wenn man auf worl​do​me​ters​.info die Neu­in­fek­tio­nen abgreift so fin­det man zu Beginn nir­gend­wo auf der Welt ein der­ar­ti­ges Wachs­tum. Nach mei­nen Recher­chen ist R(0) über­all irgend­wo zwi­schen 1,2 und 1,4. Das hat Kon­se­quen­zen für die Berech­nung der mini­mal erfor­der­li­chen Her­den­im­mu­ni­tät . Ist näm­lich R(0)= 1,26 [Das ist etwa der Wert bei der ers­ten Wel­le die zu einer Ver­dop­pe­lungs­zeit von 3 Tagen führt, wie das BMI in sei­nem Stra­te­gie­pa­pier aus­nahms­wei­se mal rich­tig ermit­telt hat), dann ist H, die mini­mal erfor­der­li­che Her­den­im­mu­ni­tät nicht 70%, wie immer behaup­tet und stän­dig abge­schrie­ben wird, son­dern nur 20%. Wenn man annimmt, dass die von Joann­idis berech­ne­te IFR 0,25% beträgt und es bis­her 50.000 Todes­fäl­le in Deutsch­land gege­ben hat, dann haben sich bis­her 20 Mil­lio­nen hier­zu­lan­de infi­ziert. Die Her­den­im­mu­ni­tät müss­te damit erreicht sein. Wohl­ge­merkt ist sie erreicht, wenn jeder nur einen ande­ren ansteckt, also bei R(t)=1.
        Imp­fen wäre, wenn mei­ne Über­le­gun­gen rich­tig sind überflüssig.

    1. Auch linea­res Wachs­tum kann steil sein. Die Zah­len­rei­he 2.6,10,14,18, 22, 26 bil­det eine linea­re Fol­ge. 2,4,8,16,32 wäre expo­nen­ti­ell. Alle mir bekann­ten Infek­ti­ons­kur­ven seit März 2020 waren und sin eher line­ar, von einem expo­nen­ti­el­len Wachs­tum war und ist weit und breit nichts zu sehen. Ein Pro­fes­sor für "gene­ti­sche Sta­tis­tik" (gibt's das?) soll­te nicht so einen Unsinn verzapfen.

  2. Da geht jetzt die Rela­ti­on zur Anzahl der Durch­ge­führ­ten Tests nicht her­vor, die Tests sind wohl häu­fi­ger durch­ge­führt worden. 

    Aber auch so sieht das so aus, als sei der Höhe­punkt Mit­te Dezem­ber gewe­sen und seit­dem rückläufig.

    Und wenn den Test­po­si­ti­ven kei­ne Hos­pi­ta­li­sie­run­gen etc im glei­chen Mas­se fol­gen, so what?

    Je mehr sich in Sach­sen anste­cken, des­to frü­her errei­chen sie 'Her­den­im­mu­ni­tät'.

  3. "die Fall­zah­len"
    Der alte Wort­ver­drechs­ler hat bestimmt gemeint "die Zah­len fal­len", und sich nur etwas unent­schärft ausgedrückt…

  4. War­um bekom­men die es ein­fach nicht hin auch mal die Zahl der Tests mit anzugeben?
    Spie­le sehr ger­ne mit dem Data Explo­rer von OWID, ins­be­son­de­re dem Ver­gleich zwi­schen Schwe­den und Deutsch­land (type to add coun­try) – man sieht 3 Din­ge sehr schön:
    1. wie sich unse­re Dis­zi­plin und knall­har­tes Durch­hal­ten im Lock­down sogar posi­tiv auf die Kur­ve in Schwe­den aus­wirkt, die fällt dort näm­lich genau­so ab wie hier…
    2. wie die Anzahl der Tests sich auf die Zahl der Infi­zier­ten aus­wirkt (über cus­to­mi­ze chart)
    3. wie ein Land, das über ein 5tel der Inten­siv­ka­pa­zi­tä­ten pro Ein­woh­ner ver­fügt bei höhe­ren Infi­zier­ten­zah­len trotz­dem weni­ger oder genau­so vie­le Coro­na-Tote im Ver­hält­nis zu den Ein­woh­nern haben kann, nur eben ohne lock­down. wur­de ja schon hin­rei­chend doku­men­tiert aber ich mag die­se Vari­an­te weil man das auch mal auf die Schnel­le einem Fana­ti­ker zum Inne­hal­ten und Reflek­tie­ren auf dem iPho­ne vor­le­gen kann…

    https://ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer?yScale=log&zoomToSelection=true&time=2020–10-14..latest&country=DEU~SWE&region=World&casesMetric=true&interval=smoothed&perCapita=true&smoothing=7&pickerMetric=total_cases&pickerSort=desc

  5. Irgend­wie erin­nert mich das gan­ze absur­de Thea­ter, was sich hier im Zusam­men­spiel von Panik, Medi­en, Behör­den und Poli­tik auf der Basis eines nicht vali­den Tests immer wei­ter und teu­rer abspielt, ohne die Evi­denz zu prü­fen, an den Sati­re-Film von Eph­ra­him Kishon/ 1969 : "Der Blaumilchkanal".
    Den wür­de ich ger­ne mal wie­der sehen, habe aber nur die Beschrei­bung noch­mal gefun­den: http://​www​.ephraim​ki​shon​.de/​f​i​l​m​_​d​e​r​_​b​l​a​u​m​i​l​c​h​k​a​n​a​l​.​htm

  6. O nein, ein extre­mes Wachs­tum der Infek­ti­ons­zah­len bei einer Atem­wegs­er­kran­kung zu Beginn einer Infek­ti­ons­pha­se, das gab es noch nie! Na gut, das gibt es jedes Mal bei einer Influ­en­za, sie­he den epi­de­mio­lo­gi­schen Bericht des RKI zur Influ­en­za 2018/19, z.B. auf Sei­te 36 ff.
    https://​edoc​.rki​.de/​b​i​t​s​t​r​e​a​m​/​h​a​n​d​l​e​/​1​7​6​9​0​4​/​6​2​5​3​/​R​K​I​_​I​n​f​l​u​e​n​z​a​b​e​r​i​c​h​t​_​2​0​1​8​-​1​9​.​p​d​f​?​s​e​q​u​e​n​c​e​=​1​&​i​s​A​l​l​o​w​e​d=y

    Tja­ja, Coro­na ist halt ganz anders als alle ande­ren Viren und ver­hält sich auch völ­lig anders, da kann man als Sta­tis­ti­ker schin mal den Über­blick verlieren…

  7. Das Pro­blem: wir haben seit lan­gem zu vie­le Abitu­ri­en­ten und zu vie­le Wis­sen­schaft­ler und damit zu vie­le Leu­te, die sich wich­tig machen müs­sen um ihern Job zu behalten.

    The­ma: Bullshit-Jobs.

    Wenn ich sowas höre: "Pro­fes­sor für gene­ti­sche Sta­tis­tik und Systembiologie " 

    ist das schon Kunst oder kann das weg?

    War­um nicht "Pro­fes­sor für ger­ma­ni­sche Sta­tis­tik und Sys­temir­ro­lo­gie "… klingt doch genau­so hoch­wich­tig – und genau­so sinnfrei.

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