Neben vielen anderen Gründen nennt Schüssler:
»AZ: Welche Vorgaben sind aus Ihrer Sicht absurd?
Schüssler: … Ich musste teilweise Menschen über Wochen in Isolation schicken, obwohl sie gesund waren, keine Symptome hatten – nur weil ihr Test immer wieder positiv ausfiel. Der CT-Wert des PCR- Tests war aber so hoch, dass von ihnen keine Ansteckungsgefahr mehr ausging. Das sind freiheitsentziehende Maßnahmen.
AZ: Sie hätten sich also mehr Freiraum für individuelle Entscheidungen für das Gesundheitsamt gewünscht?
Schüssler: Ja. Vor der Pandemie hatten wir ein Mitspracherecht und konnten im Einzelfall prüfen, wie lange jemand isoliert werden musste. Man hat auf unsere Kompetenz vertraut. Seit der Pandemie wurde meine sehr selbstständige Arbeitsweise drastisch eingeschränkt… Wir wurden überschwemmt von zusätzlichen, teils fachlich unsinnigen Aufgaben und verloren dadurch den Fokus auf das Wesentliche, nämlich den Schutz der alten und vulnerablen Personen.
AZ: Aktuell sind Sie die einzige in Vollzeit beschäftigte ausgebildete Hygienekontrolleurin am Gesundheitsamt. Sie geben Ihre Stelle nun auf. Damit verlieren Sie auch Ihren Beamtenstatus. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?
Schüssler: Ich kann mich mit der Institution Freistaat Bayern und dem Beamtentum nicht mehr identifizieren. Ich fühlte mich gefangen in einem System mit streng hierarchischen, starren und veralteten Strukturen. Ich bin jung, motiviert und mag meinen Beruf sehr. Seit Pandemiebeginn kann – ja darf – ich meine Tätigkeit nicht mehr nach rein fachlichen Gesichtspunkten ausüben. Die Ämter verlieren immer mehr Fachpersonal.
AZ: Personalmangel war und ist am Aichacher Gesundheitsamt ein Problem.
Schüssler: Ja, vor allem herrscht akuter Mangel an ausgebildetem Fachpersonal. Und es wird nichts dagegen unternommen. Wenn ich gehe, steht das Amt ohne Vollzeit-Hygienekontrolleurin da. Die Stelle ist noch nicht einmal ausgeschrieben. Wir waren zeitweise sogar ohne Amtsarzt tätig. Auch aktuell gibt es in Aichach keinen festen Amtsarzt… Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatten wir vier Amtsärzte. Hinzu kommt, dass momentan ein Nichtmediziner das Amt leitet, weil es die Regierung von Schwaben in über einem Jahr nach der Abordnung von Dr. Pürner (ehemaliger Gesundheitsamtsleiter, Anmerkung der Redaktion) nicht geschafft hat, die Stelle dauerhaft zu besetzen…
Mit der Abordnung von Dr. Pürner ist das Team auseinandergefallen und alles begann zu bröckeln. Nach außen wurde die Situation anders dargestellt als sie in Wahrheit war und ist…
AZ: Haben Sie diese Themen intern angesprochen?
Schüssler: Ich habe das, was in meinen Augen schiefläuft, oft intern angesprochen. Ohne Erfolg…
AZ: Warum wenden Sie sich nun an die Öffentlichkeit?
Schüssler: Weil ich hoffe, dass sich dadurch etwas ändert. Ich bin nicht mehr bereit, diese heile Scheinwelt nach außen mit aufrechtzuerhalten… Hier ist so viel schiefgelaufen. Die massiven Versäumnisse wurden unter den Teppich gekehrt und meiner Ansicht nach vertuscht. Mich persönlich hat das richtig zerrissen…«
Zum "Fall Pürner" siehe Bayern: Gesundheitsamt-Chef strafversetzt und verschiedene andere Beiträge hier.
Der Rest vom Interview betrifft das Friedberger Krankenhaus.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/sieben-todesfaelle-task-force-belastet-friedberger-klinik-schwer,SPpJPLz
Es ist schon lange ein generelles Problem in deutschen Krankenhäusern. Viele Menschen kommen da kränker heraus als sie hineingehen.
https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2019/14_2019.html
"Die in der neuen Studie geschätzte Zahl der nosokomialen Infektionen in Deutschland liegt bei 400.000 bis 600.000 pro Jahr und damit im Bereich vorheriger Hochrechnungen. Die Zahl der Todesfälle kann durch die weiterentwickelte Methodik verlässlicher erfasst werden und liegt jetzt bei 10.000 bis 20.000. Eine frühere Schätzung hatte 10.000 bis 15.000 Todesfälle pro Jahr ergeben. Generell sind Todesfälle durch nosokomiale Infektionen schwer zu bestimmen, insbesondere weil viele Betroffene an schweren Grundkrankheiten leiden, die bereits ohne Krankenhausinfektion häufig zum Tod führen."
Ja, das kenne ich, was sie beklagt. Ich arbeite in Projekte und wenn irgendwelche Termine einreißen zu drohen, kommen die Feuerwehrmänner, die alles auf den Kopf stellen und selbst Dinge in Angriff nehmen, wo es gar keine Probleme gibt. Die Feuerwehrmänner müssen sich profilieren. Und die Politik hat bei einem medizinischen Thema versucht sich zu profilieren, deswegen stand auch nie die Behandlung einer Krankheit im Vordergrund, denn da kann sich kein Politiker profilieren. Ein Politiker kann sich profilieren, wenn er Masken bestellt und Maskenverordnungen erlässt (so geschah es). Ein Politiker kann sich profilieren, wenn er Lockdowns und Kontaktverbote erlässt und sich "sinkende Inzidenzen" ans Revers heften kann (so geschah es, auch wenn schon im Frühjahr 2020 klar war, dass der Corona-Husten mit zunehmenden Temperaturen ohnehin sinkt). Und dann ist da doch nicht diese Prophylaxe vom Onkel Ugur. Die Immunität steigt ja auf natürliche Weise, weshalb die auch in Gänze Kochsalzlösungen hätten verspritzen können. Dann wären uns Impftote erspart geblieben.
Die Kompetenz an der Spitze von Gesundheitsämtern scheint mir ein allgemeines Problem zu sein.
Die Leiterin des Gesundheitsamtes in meinem Landkreis zum Beispiel ist Psychologin. Immerhin irgendetwas medizinisches, besser als nichts, sollte man meinen.
Aber die Dame hat kürzlich gesagt, das Infektionsgeschehen würde immer diffuser, offensichtlich reiche jetzt schon, wenn im Supermarkt kurz die Maske verrutsche. Hintergrund der Äußerung war, dass man die hohen Zahlen keinen Ausbrüchen mehr zuordnen kann.
Darauf, dass symptomfreie (das sind mittlerweile fast alle) Menschen mit einem positiven PCR-Test möglicherweise niemanden mi reinreißen wollen und dem Gesundheitsamt nicht von der 2G+Party oder dem Abend mit ungeimpften Freunden erzählen kommt die Dame als Psychologin nicht…
So paart sich ideologische Blindheit mit Unwissenheit über die Verbreitung von Krankheiten. Am Ende gehen dann die Leute, die etwas von ihrem Job verstehen, und die Befehlsausführer bleiben.
Falls Frau Schüssler das mitliest:
Ich kann Ihren Schritt verstehen und bewundere ihren Mut und Ihre Aufrichtigkeit, diesen Schritt gegangen zu sein! Intelligente, mitdenkende Menschen werden im öffentlichen Dienst zerrieben. Ich kenne das System selbst von innen. Meine Hochachtung, dass sie sich dort rausretten konnten! Viele andere schaffen das nicht. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und dass sie einen Bereich finden, wo Sie sich etwas Neues aufbauen können!
Danke, dass Sie den Mut haben, diese Zustände anzusprechen. Aber wirklich viel wichtiger ist, dass sie persönlich dort weggegangen sind, denn als Handlanger des Bösen sollte man nicht arbeiten.
Das war eine gute Tat. Man kann eine Diktatur nicht verhindern, indem man mitmacht. Es werden Schlechtere nachfolgen, davon gibt es genug. Siehe die Verbrecher in Berlin.