Die Überschrift der heutigen Fleischhauer-Kolumne auf focus.de mag melodramatisch klingen: "Wer zählt als Opfer? Der Lockdown nahm mir den Vater, jetzt bedroht er meine Mutter". Er erzählt dort von seiner 84-jährigen Mutter, die vor drei Wochen mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus mußte:
»… Ich dachte, das Kontaktverbot in der Klinik wäre temporär. Irgendjemand werde schon ein Einsehen haben, dass dies für eine alte Frau, die plötzlich aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, ein untragbarer Zustand ist. Aber es hatte niemand ein Einsehen. Alles, was wir zu hören bekamen, war, dass die Corona-Regeln grundsätzlich keine Besuche von Angehörigen erlauben würden.
Ob man die Mutter nicht im Rollstuhl vor die Tür schieben könne, fragte mein Bruder. Nicht möglich, sagt die Stationsärztin. Sie wissen, die Ansteckungsgefahr! Aber die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken, tendiert draußen doch gegen null. Es tut uns leid, keine Ausnahme möglich.
Wir versuchen, uns aus den Bruchstücken an Informationen, die wir erhalten, ein Bild zu machen. Erst heißt es: ein leichter Schlag, man müsse sich keine Sorgen machen. Dann ist plötzlich von Lähmungserscheinungen die Rede. Ach, das hat Ihnen niemand gesagt? Ja, Lähmung der rechten Seite, das Sprachzentrum ist ebenfalls betroffen. Damit entfällt auch die Möglichkeit zum Telefonat. Später heißt es, meine Mutter habe im Krankenhaus eine Hirnblutung erlitten, Folge einer dort erfolgten medikamentösen Behandlung.
Das ist also die Lage: eine 84-jährige Frau, mutmaßlich verwirrt und geschockt, ohne Aussicht auf ein tröstendes Gespräch oder die Chance, sich mit jemandem, den sie kennt, über die Risiken einer Behandlung zu beraten. Angeblich hat man ihr empfohlen, einen Herzschrittmacher einsetzen zu lassen, da man Herzrhythmusstörungen festgestellt hat. Es heißt, sie habe die Operation abgelehnt. Ob sie wusste, was sie ablehnt?
Ich bin es leid, dass so getan wird, als habe der Lockdown keine Opfer zur Folge
Ich erzähle das nicht, weil ich Mitleid schinden will. Es gibt Menschen, die es noch schlimmer getroffen hat. Meine Schwägerin berichtet am Telefon von einer Freundin, die beide Eltern verloren hat, ohne dass sie Abschied hat nehmen können. Sie liege nachts manchmal wach und frage sich, wie die letzten Momente ihrer Eltern ausgesehen haben mögen, in der Isolation, ohne Gelegenheit, noch einmal die Hand eines vertrauten Menschen zu spüren.
Inzwischen sind immerhin die Palliativpatienten vom Kontaktverbot ausgenommen. So gesehen hat man Pech, wenn man zu langsam oder zu schnell stirbt. Was in den Krankenhäusern passiere, sei furchtbar, sagt die Schwägerin, und sie ist kein sentimentaler Mensch. Sie ist selbst Ärztin…
Mein Vater und der Lockdown: Das Virus hat ihn ausgelöscht
… Mein Vater ist im April letzten Jahres gestorben. Er lebte in einem Pflegeheim. Er hat sich furchtbar gegen den Umzug gewehrt, wie viele alte Menschen, die wissen, dass der Schritt unumkehrbar ist. Fast ein Jahr lang hat er gebettelt, dass man ihn wieder nach Hause lasse. Irgendwann hat er sich gefügt. Was ihn aufrecht hielt, waren die Besuche meiner Mutter. Morgens um 10 Uhr kam sie, um ihm beim Frühstück zu helfen. Sie saß neben ihm, wenn er in der Zeitung las, und auch, wenn er in seinem Rollstuhl döste.
Als die erste Welle Deutschland heimsuchte, hieß es, niemand außer dem Pflegepersonal dürfe das Heim betreten. Man kann der Heimleitung keinen Vorwurf machen, sie hat alles getan, was in ihrer Macht stand. Als meine Mutter wieder zu meinem Vater durfte, gab es den Mann, den sie verlassen hatte, nicht mehr. Wäre ich pathetisch, würde ich sagen: Das Virus hat ihn ausgelöscht, wie eine Kerze, der man den Sauerstoff entzieht. Zehn Tage später war mein Vater tot.
Ist er ein Corona-Opfer? Gehört er zu denen, die der bayerische Ministerpräsident als die „wahren Opfer“ der Krise bezeichnet hat? Was ist das überhaupt, ein wahres Opfer?
…Ich fürchte, wenn ich noch einmal höre, dass den Leuten, die für Lockerungen sind, Menschenleben egal seien, muss ich speien. „80.000 Menschen tot“, brüllte der ZDF-Moderator Jan Böhmermann im Streit um die Videos, mit denen eine Reihe von Schauspielern gegen die Corona-Maßnahmen protestierte, ins Netz. Nur das: „80.000 Menschen tot“. So, als sei die Zahl der Menschen, die seit dem Beginn des Lockdowns an Covid gestorben sind, ein Argument, gegen das sich jeder Einwand erübrige.
Hat Jan Böhmermann einen geliebten Menschen verloren? Trauert er um den Verlust? Oder ist sein Auftritt nur ein Stunt, eine der Aktionen, mit denen er sich im Gespräch hält? Ein Ressortleiter des Redaktionsnetzwerkes RND schrieb, die Schauspieler würden die Angehörigen verhöhnen. Ich weiß nicht, welche Angehörigen der Mann kennt. Ich fühlte mich nicht verhöhnt.
Am Dienstag durfte mein Bruder meine Mutter nach 16 Tagen sehen. Die Oberärztin sagte, ihr Zustand sei so traurig, dass er nahe an dem einer Palliativpatientin sei, da könne man eine Ausnahme machen. Er durfte eine Stunde lang ihre Hand halten. Bei der Verabschiedung erinnerte man ihn daran, dass dies wirklich eine einmalige Ausnahme gewesen sei.«
Ist nur noch traurig, wie unmenschlich Deutschlamd geworden ist. Und das unter der Tarnkappe der Solidarität, die in keine andere Richtung als die propagierte weisen darf
@J.A.: Am traurigsten ist die Unmenschlichkeit dieser irren Sekte den Kindern gegenüber.
Ich verlor auch einen Freund, den ich in den letzten Tagen seines Lebens nicht mehr besuchen konnte. Das war vor einem Jahr, im März, als es gerade losging. Damals hatte ich selbst noch Angst, weil es hieß, es handle sich bei SARS-CoV‑2 um ein Killervirus aus dem Hochsicherheitslabor. Da hatte ich sogar Verständnis für die Maßnahme. Heute aber kann jeder erkennen, dass wir belogen wurden. Es ist unerträglich, wie lange diese ganze Sch.… in die Länge gezogen wird, bloß weil die Drahtzieher und Verschwörer meinen, auf diese Weise straflos davon kommen zu können.
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Böhmermann hat´s grad noch nötig . Er sollte sich erinnern an seine eigenen , seiner Meinung nach wohl "witzigen" Beiträge und vor allem an seine gelieferten Geschmacklosigkeiten der letzten Jahre.
Auch meine Mutter wurde zu Tode geschützt. Während des Besuchsverbotes im Pflegeheim hat sie innerhalb weniger Wochen die Sprache verloren und alsbald das Bett nicht mehr verlassen. Vorher hatte ich ihr noch ein paar Jahre zugetraut …
Fleischhauer hat zu beginn der Pandemie voll ins Regierungshorn gestoßen und Gegenargumente selber diskreditiert – ja Menschen die Ihn auf Fehler hinwiesen selber angegriffen statt zuzuhören !
Irgendwann trifft es jeden – auch den der dran mitgearbeitet hat!
Das ist das wirkliche, widerwärtige, nie wieder gut zu machende Verbrechen. Es wäre eher bedeutungslos, wenn ich eine völlig sinnlose Maske aufesetzen muss oder nicht ins Restaurant kann. Aber dafür, dass Menschen sich anmaßen, alten Menschen ihre letzten Tage zur Hölle zu machen, kann keine Strafe schlimm genug sein…
Traurig ist eher, dass derartiges Vorgehen immer noch als feststehende Gesetzmässigkeit unwidersprochen bleibt.
Ich empfehle, einen befreundeten Mediziner mit in's Boot zu holen, sowie notfalls anwaltliche Unterstütung einzuholen. Nichts fürchten Krankenhausärzte mehr als rechtliche Konsequenzen.
Running Gag aus Klinikzeiten:
Bei uns steht der Patient im Mittelpunkt…
…und somit allen nur im Weg.
Wehrt Euch, verdammt nochmal und kämpft für die, die Euch nahestehen (und ihre Interessen nicht mehr selbst wahrnehmen können). Die Gelegenheit kommt (eventuell) nicht wieder.
alle Tage wieder: verkehrte Welt.
die Fleischhauer, die früher mit demonstrativem Konservatismus nervten, schreiben plötzlich die passenden Texte und die
Böhmermänner, die damals mit herzerfrischender politischer Unkorrektheit den satten Laden aufmischten, erzeugen jetzt bei mir Brechreiz.
Solche Berichte (auch die in den Kommentaren) sind in der Tat erschütternd. Mir graut es, wenn ich an die Zukunft denke. Ein Rad greift ins andere, Ausnahmen werden keine gemacht. Regeln strikt befolgt.
Wir haben uns bei Covid 19 am Beginn aus der Menge an Erzählungen für eine Horrorgeschichte entschieden. Die Lücken dieser Theorie wurden mit erfundenen Zahlen und Fakten gestopft. Nachfragen nicht erwünscht. Nun leiten wir ab, und die neuen "Erkenntnisse" sind dann immer Wahr. Immer absurder wächst nun dieses Maschinensystem. Grenzen gibt es nicht.
"80.000 Menschen tot“, brüllte der ZDF-Moderator Jan Böhmermann im Streit um die Videos …"
Hab ich zwar nicht gesehen, aber "Brüllen" erinnert mich an Adolf.
Brüllen ist immer schlecht.
Ich nehme mal das Stichwort "Opfer".
Der Biologe Clemens Arvay hat sich das Leben genommen.
Ich bemühe mal den Reitschuster, der deutet auch ein paar Hintergründe an.
https://www.youtube.com/watch?v=QgJG2raPyig
Dieses Ausschlachten durch Leute, die nichts wirklich von den Umständen wissen, halte ich für schwer erträglich. Ich kenne das zu Genüge von der "anderen Seite".
Bei der Gelegenheit eine weitere Idee für die Zeit "nach corona", aber das muß mglw. "intern" bleiben: Eine Art Bewertung der verschiedenen Infoquellen, wer hat wann und wo zuverlässige Information festgestellt, wo findet man eher verkleisterte oder offene Regierungsverlautbarung, wissenschaftlich verbrämte Propaganda oder einfache Hetze, wie sind Plattformen TKP, Reitschuster, oder auch achgut zu bewerten, oder auch Volksverpetzer, psiram, correctiv, usw. …
Ich finde es in diesem Fall gut, dass das aufgegriffen wird und viele Leute davon erfahren. Die RTV-Meldung war nicht besser, und das Statement von Bonelli war mir zu persönlich.
Natürlich machen Leute Klicks. Manche von ihnen brauchen das auch, es ist ja schließlich Kapitalismus.