"Falsch positive Ergebnisse bei ausgeweiteten Corona-Tests?" Diese berechtigte Frage stellte sich für wz.de am 2.9. Wie es sich gehört, steigt das Blatt ein mit:
»Der Verdacht kursiert schon seit einiger Zeit: Könnte es sein, dass bei der momentanen Teststrategie viele Corona-Nachweise falsch positiv sind, die Betroffenen also doch gar nicht infiziert sind – mit weitreichenden Folgen?
Christian Drosten, dessen Labor für fachlichen Rat bei Coronaviren zuständig ist, sieht dieses Problem nicht. Bei den Rechnungen seien entscheidende Faktoren wie Mehrfachtests nicht berücksichtigt…
Solche Tests sind ziemlich genau, können aber in sehr seltenen Fällen – das ist unter Experten ziemlich unstrittig – auch daneben liegen. In der Folge bekommt in Einzelfällen auch einmal ein Nicht-Infizierter als Diagnose, infiziert zu sein.«
(Der Beitrag wurde inzwischen entfernt.)
Kurz wird Dagmar Lühmann, Vizevorsitzende des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EBM-Netzwerk) zitiert, die das erheblich kritischer sieht. Das aber kann nicht sein, denn:
»Die Grundannahmen sind rein theoretisch und basieren nicht auf tatsächlichen Angaben etwa zur Fehlerrate beim Umgang mit den derzeit genutzten Testsystemen – schlichtweg auch deshalb, weil solche Daten nicht öffentlich vorliegen.«
Vorsichtshalber wird aber doch noch einmal der richtige Experte befragt:
»Könnte tatsächlich ein merklicher Teil der gemeldeten Infizierten in Wahrheit gar nicht infiziert sein?
Nein, sagt Christian Drosten, der Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Coronaviren. "Das Ergebnis einer Labortestung ist immer eine Diagnose, nie ein rohes Testergebnis", erklärt er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Und das mache einen großen Unterschied. "Ganz besonders bei positiven Testergebnissen wird immer durch einen Zusatztest bestätigt (zusätzliche Genstelle). Damit wird das Vorkommen von falsch positiven Diagnosen praktisch auf Null unterbunden“, erklärte der Virologe.«
Die Zeitung wagt anschließend die Frage:
»Testen Labore bei positiven Ergebnissen tatsächlich immer doppelt?
Die Deutsche Presse-Agentur hat beispielhaft mehrere große Labore angefragt. Konkret geantwortet hat Synlab, ein Anbieter, der nach eigenen Angaben aktuell bis zu 80.000 Tests pro Woche durchführt. Synlab schreibt, dass standardmäßig nicht auf mehrere Genstellen getestet wird. Auch werde nicht jedes positive Testergebnis mit einem Zusatztest bestätigt. Dies sei in Anbetracht der Expertise und der Qualität der Tests nicht mehr erforderlich.
Der Laborbetreiber Bioscientia erläutert auf seiner Internetseite, dass bei den Tests nach drei Virusgenorten gesucht werde. Daher addiere sich die sogenannte Gesamt-Spezifität auf 99,99 Prozent. Von 10.000 Nicht-Infizierten bekommt demnach einer ein falsch positives Ergebnis, glaubt also fälschlicherweise, er sei infiziert.«
Die Westdeutsche Zeitung verfügt also danach über diese Informationen: Ein Labor antwortet auf eine Anfrage von dpa und widerlegt die Behauptung von Drosten. (Ein RKI-Statistiker könnte daraus fabrizieren: 100% der befragten Labore bezichtigen Drosten der Lüge.) Der nicht antwortende Laborbetreiber Bioscientia schreibt nach WZ auf seiner Internetseite nichts zur eigentlichen Fragestellung. Daten liegen öffentlich nicht vor.
Nichtsdestotrotz gelangt das Blatt zu diesem
»Fazit
Kursierende Beispielrechnungen zu falsch positiven Nachweisen basieren auf rein theoretischen Grundannahmen. Die realen Werte – etwa für die Fehlerquote bei der Durchführung der Tests – lassen sich mit den bisher vorliegenden Daten kaum abschätzen. Dass, wie als Aussage im Netz kursiert, ein Großteil der derzeit erfassten Infektionen in Wirklichkeit nicht existiert, ist nach Einschätzung von Christian Drosten auszuschließen. "Diese Gefahr ist zahlenmäßig irrelevant", betont er. Allerdings, so gibt Dagmar Lühmann zu bedenken, sei eine Forderung sehr berechtigt: Es müssten unbedingt valide Studiendaten zur Testgüte wissenschaftlich publiziert werden.«
Nicht, daß die WZ selbst recherchiert hätte. Es übernimmt ungeprüft einen dpa-Bericht. Das tut auch die Berliner Zeitung vom gleichen Tag. Hierhin hat es immerhin diese Grafik geschafft:
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
"Das Ergebnis einer Labortestung ist immer eine Diagnose, nie ein rohes Testergebnis"
Wenn es eine Diagnose wäre, dann müßte die von einem Arzt kommen, nicht von einem Laboranten. Zwar müssen solche Labore einen verantwortlichen Arzt haben, aber ich glaube nicht, daß der 80000 Diagnosen die Woche stellen kann. Nehmen wir mal an, eine Diagnose dauert 5 min, bei 80000 Tests, 40h-Woche … müßte das eine Labor allein 167 Ärzte angestellt haben.
Soviel dazu, Herr Drosten.
Ein Traum von einem Wissenschaftler. Erfinder sagt, PCR sei ungeeignet für Diagnose – Drosten "diagnostiziert" dennoch fleißig mit selbigem Test. PCR kann den Status des nachgewiesenen Gensequenz nicht erkennen, Drosten spricht dennoch fleißig weiter von "Infektion". Drosten weiß wirklich alles, und vor allem alles noch besser als andere.