Bis auf die Kanzlerin eine Original-Anzeige.
Die vormals marxistische Tageszeitung setzte am 9.11. die Besprechung eines Buches des schwedischen Klimaaktivisten Andreas Malm unter die Überschrift "Ökologischer Leninismus". Im Oktober hatte er im gleichen Blatt in einem Interview gesagt:
»Ein Problem besteht darin, dass mit Ausnahme Schwedens die Linke als Befürworter des Lockdowns erscheint. Meiner Ansicht nach ist der Lockdown eine ziemlich beschissene Sache. Die Klimabewegung hat faktisch Selbstmord begangen, zumindest kurzfristig, indem sie ihn akzeptiert hat. Dies kann nicht so bleiben… Wenn die Pandemie 2021 anhält, was nicht unwahrscheinlich ist, können wir das Jahr nicht als Einsiedler vor unseren Bildschirmen verschwenden. Der Klimanotstand erlaubt uns das nicht…
Wir müssen Millionen auf die Straßen bringen, um die Kräfte hinter der Krise zu stoppen. Die Botschaft muss sein: Du willst nicht im Lockdown leben? Zum Teufel, ja, es ist schrecklich. Aber es wird eine endlose Abfolge von Pandemien geben, wenn alles so weiterläuft wie gehabt. Also, geh mit uns auf die Straße und fordere das Ende des Überkonsums der Reichen und dazu die gesellschaftliche Kontrolle über die Produktion, die die Entwaldung verursacht.
Eine Klimabewegung, die Lockdowns so gehorsam befolgt, dass sie sich selbst abschafft, trägt zur Fortsetzung des Status quo bei. Wenn sie sich um die Pandemie sorgt, sollte sie sich den Kampf gegen die Abholzungen auf die Fahnen schreiben und auf die Straßen zurückkehren. Am besten hätte sie das bereits im März getan. Mittlerweile haben wir wertvolle Zeit verloren. Wir müssen zurück auf die Straßen, in die Tagebaue, zu den Automobilmessen, auf die SUVs…
Der Kern des ökologischen Leninismus, wie ich ihn im Buch skizziere, ist eine simple strategische Orientierung. Jede Folge des ökologischen Zusammenbruchs, sei es eine Pandemie, ein Flächenbrand, ein verheerender Sturm oder ein anderes extremes Wetterereignis, muss umgemünzt werden in eine Krise für die Kräfte, die den Zusammenbruch zu verantworten haben. Die Analogie besteht darin, wie Lenin den Ersten Weltkrieg sah und wie er mit ihm umgegangen ist. Er betrachtete ihn als eine Erscheinung des Imperialismus, der in eine revolutionäre Krise verwandelt werden sollte. Alle Kräfte, die in den Krieg befohlen wurden, sollten sich gegen die Kräfte richten, die die Katastrophe produziert hatten. Ohne diesen essentiellen leninistischen Schritt sind wir dazu verdammt, stetig schlimmere und einander verstärkende Desaster auszuhalten. Die Herausforderung besteht darin, Krisensymptome wie Covid-19 oder die Flächenbrände an der Pazifikküste der USA zu nutzen für Attacken auf den Normalbetrieb…
Eine zweite übertragbare Lehre Lenins ist, dass er die Dringlichkeit von Handeln betont. Lenin verfolgte eine Politik der Ungeduld, rastloser Maßnahmen in katastrophalen Entwicklungen. Wir können diesen Charakterzug Lenins in seinen beiden möglicherweise wichtigsten Kampagnen innerhalb der bolschewistischen Partei sehen: seinem Einsatz für den sofortigen Sturz der Provisorischen Regierung im Herbst 1917 und für einen Separatfrieden mit Deutschland im Frühjahr 1918. In beiden Fällen argumentierte er, dass keine Zeit verschwendet werden dürfe, wenn die Kriegskatastrophe sich nicht verschlimmern solle. Und natürlich hatte er recht. Wir benötigen genau diesen Sinn für Dringlichkeit im Widerspruch zum sozialdemokratischen Gradualismus, demzufolge wir Zeit hätten, kleine Reformschritte zu gehen, die die Welt zu einem besseren Ort machen…«
Die Redaktion der "jungen Welt" hält davon nichts. Ihr Mantra lautet seit Monaten "Maske auf, mehr Maßnahmen, die Regierung tut das Nötige, wenn auch hier und da ein wenig unsozial".
Diese Zeitung hat das Thema verfehlt! Setzen, 6 !!!!
Diese Zitate sind das vernünftigste was ich aus linker Perspektive seit langem gehört habe.
"Eine Klimabewegung, die Lockdowns so gehorsam befolgt, dass sie sich selbst abschafft, trägt zur Fortsetzung des Status quo bei."
Es ist mir unbegreiflich was jw reitet, derart verblendet den größeren Aspekt der Krise auszublenden.
„Also, geh mit uns auf die Straße und fordere das Ende des Überkonsums der Reichen und dazu die gesellschaftliche Kontrolle über die Produktion, die die Entwaldung verursacht.“
Das neuste Geschäftsmodell ist die nächste
Stufe der Verwertung menschlicher Körper in einer Endlosschleife durch selbst ernannten Herrenmenschen. Wahrscheinlich gehört die gesellschaftliche Kontrolle von Wissenschaft und Technik auch dazu.
Ich würde mit auf die Straße gehen, nur sind Linke, die Regierungsanweisungen mißtrauen kaum zu finden, was für mich unbegreiflich ist.
Danke Herr Stache für den Buchtipp.
Nach Lektüre des verlinkten Interviews bin ich dann doch etwas skeptischer geworden.
Mit keinem Wort hinterfragt Andreas Malm das Pandemie-Szenario oder das beispiellose Hinwegfegen allgemein für unantastbar gehaltener Grundrechte.
Zudem bezeichnet er die Proteste pauschal als "verrückt" und füttert somit letzten Endes die jw- Kategorisierung der Anti-Lockdown-Bewegung.
Sein nächstes Buch soll heißen: "Wie man eine Pipeline in die Luft jagt…"
Ob das ein konstruktiver Ansatz im Sinne des Umweltschutzes sein soll, ich weiß nicht.
Bei RT Deutsch gibt es eine gute Übersicht der linken Positionen zum Corona- Thema in Deutschland.
Abgesehen von der KPD-Ost ein durchgehendes Bild des Jammers.
https://deutsch.rt.com/gesellschaft/109764-corona-proteste-in-deutschland-und/
Das Interview wurde am 17.10. (diesen Jahres) abgedruckt …