So überschreibt tagesschau.de die Ansprache des Bundespräsidenten zum Einheitstag. Damit hat er endlich den Slogan "Ich bin stolz, Deutscher zu sein!" aus der rechten Schmuddelecke geholt. Was Franzmann und Russe nicht geschafft haben, wird auch Corona nicht gelingen.
Das war auch das einzige Neue an seiner Rede. Ansonsten gab es die seit 30 Jahren bekannten Leerformeln. Ein "Steinmaier"-Porträt, ebenfalls auf tagesschau.de, schleimt:
»Das Verhältnis von Ost und West in Deutschland sei für ihn ein roter Faden seiner Präsidentschaft. "Ich freue mich, wenn sich das vermittelt", sagt er im Gespräch mit tagesschau.de…
Ortstermin Bellevue. Steinmeier steht noch unter dem Eindruck eines sehr fordernden Gesprächs mit Kritikern der Corona-Politik, die er in seinen Amtssitz zum Gespräch geladen hatte – als er plötzlich nachdenklich schweigt bei der Frage, ob dieses präsidiale Amt ihn, den bisherigen Spitzenbeamten und Berufspolitiker, verändert habe. Spontan fällt ihm dazu nichts ein – und reagiert einfach mit einer Gegenfrage: "Was vermuten Sie denn?"
Das ist typisch Steinmeier: Nachdenklich, zuhörend, auch mal ohne eine Antwort sein. Dabei scheint er auf dem Weg zu sein, die Rolle des Bundespräsidenten neu zu definieren. "Durch seine Art, aufsuchend unterwegs zu sein und einen durch Argumente inspirierenden öffentlichen Dissens zu organisieren, prägt er einen sehr eigenen Stil", sagt der Politologe Karl-Rudolf Korte…
So begegnete Steinmeier auch den Corona-Kritikern: Nachfragend, aber nicht nur. Argumentierend, aber nicht belehrend. Der 64-Jährige versucht, Politik gerade in Corona-Zeiten als lernendes System transparent zu machen. Demokratie brauche Kritik, auch in Corona-Zeiten, betont Steinmeier oft. "Aber dass eine Maske gleich die ganze Freiheit eines Menschen einschränkt, das kann ich nicht nachvollziehen."..
Das neue Amt hat ihn durchaus verändert, so scheint es. Jemand, der ihn gut kennt, sagt, dass er den parteipolitischen Blick auf die Gesellschaft völlig abgelegt habe. Ein anderer aus seinem Umfeld sagt, das erste Jahr sei durch den abrupten Wechsel aus der aktiven operativen und gestaltenden Politik in die zurückhaltendere präsidiale Rolle das Schwierigste gewesen. Sei es für ihn selbst, sei es in der Außenwirkung…
Wenn es sein muss, greift er in das politische Geschehen ein – auch im neuen Amt. Spürbar war das gleich im ersten Amtsjahr, als er nach den gescheiterten "Jamaika"-Koalitionsverhandlungen die Parteien, auch die damals zögerliche SPD, zur Räson rief statt mit Neuwahlen zu spekulieren. Hier kommt der Gestaltungswille des ehemaligen Politikers durch: "Ich hätte mich nicht für dieses Amt beworben, wenn ich es für ein unpolitisches Amt gehalten hätte."…
Man könnte sagen, der Mensch Steinmeier, als Spitzenbeamter im Hintergrund gestartet, kam der Gesellschaft über seine politische Laufbahn immer näher – bis hin zum eigenen Wahlkreis in Brandenburg…«