Die kongeniale Korinna Hennig

Zu Unrecht steht die Frau im Schat­ten des gro­ßen Viro­lo­gen. Seit Mona­ten bemüht sich die Stich­wort­ge­be­rin von Chris­ti­an Dros­tens Pod­cast "Coro­na­vi­rus-Update" dar­um, das sprach­li­che und inhalt­li­che Niveau ihres Gas­tes nicht zu über­schrei­ten. Wer ist die Frau, die an den Lip­pen des Frau­en­schwarms hängt?

»Korin­na Hen­nig hat Ger­ma­nis­tik in Bam­berg, Sala­man­ca und Ham­burg stu­diert und ihre Begeis­te­rung für den Hör­funk beim Pri­vat­ra­dio ent­deckt. Seit 2002 arbei­tet sie bei NDR Info, mit einem Bein in der aktu­el­len Poli­tik, mit dem ande­ren in der Kul­tur. Sie erin­nert sich gern an ihre eige­ne Zeit im Kin­der­gar­ten, in der Schu­le und an der Uni – und blickt als Redak­teu­rin für Bil­dung nun vor­aus und hin­ter die Kulissen.

Korin­na Hen­nig hat drei Söh­ne, ein gro­ßes spa­ni­sches Herz und als ech­te Nord­deut­sche kei­ne Angst vor Wind. Ihre liebs­te Radio­sen­dung ist die Bun­des­li­ga­kon­fe­renz.«

So stellt sie ndr​.de vor. Wie aus dem Spa­gat zwi­schen "aktu­el­ler Poli­tik und Kul­tur" die Stand­fes­tig­keit einer "Wis­sen­schafts­re­dak­teu­rin" wur­de, wird nicht mitgeteilt.

In der letz­ten Aus­ga­be des Pod­casts vom 15.9. trifft sie Aus­sa­gen wie:

»Herr Dros­ten, anders als im Früh­jahr, als die Bil­der aus Ita­li­en omni­prä­sent waren und auch in deut­schen Pfle­ge­hei­men alte Men­schen schwer krank wur­den, ist die Pan­de­mie für man­che jetzt ein biss­chen vir­tu­ell gewor­den. Man sieht sie nicht so richtig.«

Gewisse Dinge sind dann schon in der Natur entschieden

Sie gibt CD damit die Gele­gen­heit, über die gan­zen Ver­kür­zun­gen zu spre­chen und ein ver­gif­te­tes Lob an Hen­drik Stre­eck loszuwerden:

»Chris­ti­an Drosten
Ich glau­be, dem Hen­drik ist das jetzt auch so gegan­gen mit die­sem Inter­view, das er da am Wochen­en­de hat­te. Da ist ja auch ganz stark ver­kürzt wor­den. Es ist sehr viel nur aus der Über­schrift und aus der Unter­zei­le über­nom­men wor­den. Und da stand dann: "Er for­dert einen Poli­tik­wech­sel", oder so etwas. Und er hat anschei­nend auch das Inter­view mit so einem State­ment ein­ge­lei­tet – und die­ser Ein­druck bleibt dann bestehen. Was er dann ansons­ten sagt, in dem gan­zen Inter­view, ist eigent­lich ziem­lich logisch Eine Kern­aus­sa­ge zum Bei­spiel, die auch in der Ver­kür­zung kom­plett falsch ver­stan­den wur­de, ist, dass er gesagt hat, man soll nicht nur auf die Infek­ti­ons­zah­len und die Mel­de­zah­len gucken. Das macht ja auch gar kei­ner. Das ist zum Teil so, je wei­ter man weg ist vom Fach, des­to mehr scheint man sich auf solche
Din­ge zu ver­le­gen und sich dar­an auf­zu­hän­gen. Aber die Leu­te, die näher am Inhalt dran sind, die machen das gar nicht, die schau­en gar nicht auf die rei­nen Zah­len der gemel­de­ten Infek­tio­nen. Die schau­en natür­lich auf zusätz­li­che Para­me­ter. Auch da ist sicher­lich in sei­nem Inter­view wie­der ver­kürzt wor­den, dass man da jetzt vor allem auf die Krankenhaus­belegung schau­en soll. Das ist natür­lich ein biss­chen gefähr­lich. Das ist schon so, dass das eher ein nach­lau­fen­der Effekt ist. Man muss schon auf­pas­sen, dass nicht zu vie­le Leu­te ins Kran­ken­haus kom­men, weil da gewis­se Din­ge dann schon in der Natur ent­schie­den sind, wenn erst ein­mal eine grö­ße­re Zahl ins Kran­ken­haus kommt, die man nicht mehr rück­gän­gig machen kann.«

Schulschließungen auf der anderen Seite der Argumentationskette

»Korin­na Hennig
Es gibt ja auch auf der ande­ren Sei­te der Argu­men­ta­ti­ons­ket­te hin und wie­der For­de­run­gen nach einer här­te­ren Gang­art, jetzt schon, bei den nicht-phar­ma­zeu­ti­schen Inter­ven­tio­nen. Es gab aus der For­schung sol­che Stim­men, aber auch Eltern, die eine Mas­ken­pflicht an Schu­len auch im Unter­richt ein­kla­gen woll­ten – hier in Ham­burg zum Bei­spiel. Der Gedan­ke dahin­ter ist: Mit här­te­ren Maß­nah­men könn­te man die Zah­len so weit drü­cken, dass wir rich­tig gute Vor­aus­set­zun­gen für den Win­ter schaf­fen. Kön­nen Sie bei so einer Argu­men­ta­ti­on mitgehen?«

Kann er. Und zieht es vor, der nächs­ten wirk­lich guten Fra­ge von Frau Hen­nig auszuweichen.

»Korin­na Hennig
Ein ande­rer kri­ti­scher Punkt… ist die For­de­rung danach, mehr Trans­pa­renz in die Sta­tis­tik zu brin­gen, also nach Sym­pto­ma­tik zu unter­schei­den, aus­zu­wei­sen: Die­ser Anteil sind wirk­lich Erkrank­te und die­ser Anteil sind Infi­zier­te. Könn­te man das?«

Zu viel Information nutzt nur Irrlichtern in der Öffentlichkeit

»Chris­ti­an Drosten
Im Prin­zip tut das RKI das schon, also die die Unter­tei­lung in Grup­pen, in Alters­ko­hor­ten und so wei­ter, die ist schon nicht so schlecht beim RKI. Da wür­de man in ande­ren Län­dern län­ger suchen müs­sen. Und es wäre schön, das noch genau­er zu haben. Aber ich fra­ge mich, ob die­se noch genaue­ren Zah­len dann viel­leicht dazu füh­ren wür­den, dass die­se Irr­lich­ter in der Öffent­lich­keit anders argu­men­tie­ren wür­den oder auf­hö­ren wür­den, so destruk­tiv zu argu­men­tie­ren. Denn das ist es doch letzt­end­lich: Man ver­sucht, irgend­wie mit gemein­sa­men Kräf­ten hier etwas zu manö­vrie­ren, das ande­re Län­der nicht so gut hin­be­kom­men. Und unse­re Poli­tik macht das schon gut…

Und da jetzt immer mit die­sen destruk­ti­ven Bot­schaf­ten zu kom­men, zu sug­ge­rie­ren, das wäre doch alles nicht nötig gewe­sen, das ist genau­so intel­li­gent, wie in die­ser schö­nen Spät­som­mer­wo­che zu sagen, es reg­net doch gar nicht. Was machen wir uns denn Sor­gen über den Herbst? Was reden wir über Nebel und Regen und die­si­ges Wet­ter? Schau­en wir doch mal nach drau­ßen. Es ist doch alles super und die letz­ten Wochen waren auch total gut vom Wet­ter her.«

Viele Fehler im Lesen der dahinterstehenden wissenschaftlichen Artikel

Wie­der eine kla­re Fra­ge von Frau Hen­nig, ange­lehnt an das Papier des Netz­werks Evi­denz­ba­sier­te Medi­zin, wie­der das Drü­cken um eine Antwort:

»Korin­na Hennig
Wäre das sinn­voll, grund­sätz­lich nur Hoch­ri­si­ko­grup­pen zu tes­ten, also die, die Kon­takt zu einem Infi­zier­ten hat­ten oder selbst schon Sym­pto­me ent­wi­ckelt haben?

Chris­ti­an Drosten
Ja, die­ser Begriff "Hoch­ri­si­ko­grup­pe" kommt tat­säch­lich aus die­sem Papier und der ist in dem Kon­text kom­plett falsch gewählt. Ich will mich jetzt gar nicht über die­ses Papier erge­hen. Da sind sehr vie­le Feh­ler drin, gera­de auch in der Ver­wen­dung wis­sen­schaft­li­cher Zita­te, in dem Lesen der dahin­ter­ste­hen­den wis­sen­schaft­li­chen Arti­kel. Da wird zum Bei­spiel eine bestimm­te Zahl genannt, was es denn kos­tet ein "qua­li­ty adjus­ted life" hier zu gewin­nen durch Lock­down-Maß­nah­men. Und dar­über wird dann argu­men­tiert, was das kos­tet. Es wird kom­plett über­se­hen, dass der zugrun­de­lie­gen­de Arti­kel dar­über gar nicht argu­men­tiert, son­dern sagt: Was kos­tet es, wenn man den Lock­down ver­län­gert hät­te über den Juni hin­aus? Das heißt, hier haben wir ein Papier über evi­denz­ba­sier­te Medi­zin, wo Lite­ra­tur zitiert wird, also die Evi­denz – das ist das Prin­zip von evi­denz­ba­sier­ter Medi­zin – die offen­bar gar nicht gele­sen wur­de… Und jetzt noch mal zu den vie­len Ansprü­chen, die hier ans Tes­ten gestellt wer­den. Ich glau­be, auch ohne die­ses Stel­lung­nah­me-Papier fin­det in Deutsch­land eine sich immer wei­ter fort­ent­wi­ckeln­de Dis­kus­si­on über die Labor­tes­tung statt… Und man muss dann irgend­wann auch mal sagen: „Okay, das The­ma ist jetzt geges­sen. Wir haben uns jetzt dar­über aus­ge­tauscht. Eini­ge haben das auch zuge­spitzt, egal, am Ende hat ein guter Dis­kurs statt­ge­fun­den und die Poli­tik hat schon längst reagiert. Jetzt muss man auch mal auf­hö­ren mit die­sen Vor­wür­fen und mal vor­wärts den­ken."«

Da rechnen wir jetzt irgendwelche Zahlen oben auf die Tests

Frau Hen­nig wächst über sich hin­aus und stellt die drit­te sinn­vol­le Fra­ge. Doch ist ihr auch dies­mal egal, daß CD ausweicht.

»Korin­na Hennig
Wenn die Prä­va­lenz nied­rig ist, also das Virus in der unter­such­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pe wenig vor­kommt, dann schlägt der falsch-posi­ti­ve Anteil mehr zu Buche. Muss man da auch anpas­sen – je nach­dem, wie sich das Infek­ti­ons­ge­sche­hen ver­hält – in der Teststrategie?

Chris­ti­an Drosten
Ja, sicher. Wir müs­sen jetzt hier nicht in die Test­theo­rie ein­stei­gen. Das tun im Moment ande­re Krei­se in der Gesell­schaft, die eif­rig Test­theo­rie dis­ku­tie­ren, ohne dabei aber die tat­säch­li­che medi­zi­ni­sche Pra­xis zu ken­nen. Und die sagen dann: "Da gibt es irgend­wel­che Zah­len von Spe­zi­fi­tät und das rech­nen wir jetzt oben auf die Tests." Und dann sagen wir [wohl gemeint "die", AA]: "Alle Nach­ge­wie­se­nen in Deutsch­land, die kön­nen gar nicht echt sein, das sind alles Falsch-Posi­ti­ve" – so ein Unsinn. Wenn es so ein­fach wäre, dann müss­te man eigent­lich gar nicht Medi­zin stu­die­ren. Dann könn­te man auch ein­fach ein Labor aufmachen.

Korin­na Hennig
Aber es gibt sie, die Falsch-Posi­ti­ven, wenn es wenig Infek­tio­nen gibt – das muss man sagen.

Chris­ti­an Drosten
Es gibt sicher­lich die­sen Grund­ef­fekt, genau. Aber wenn wir im Labor einen posi­ti­ven Befund sehen, da haben wir noch wei­te­re Ein­bli­cke. Es gibt Befun­de, die sind so ein­deu­tig posi­tiv – das hat ja einen quan­ti­ta­ti­ven Aspekt – dar­über muss man nicht nach­den­ken. Es gibt Befun­de, die sind grenz­wer­tig posi­tiv, die wer­den immer über­prüft. Da wird die Pro­be noch mal getes­tet und so wei­ter. Das sieht man alles gar nicht von außen, was in den Labo­ren gemacht wird. Aber wir haben nicht die Situa­ti­on, auch nicht in der nied­rigs­ten Inzi­denz, dass wir hier rei­hen­wei­se falsch-posi­ti­ve Mel­dun­gen in die Sta­tis­ti­ken krie­gen, hin­ter denen gar kei­ne Krank­heits­fäl­le ste­hen. Das ist ein­fach nicht der Fall. So funk­tio­niert das nicht im Labor.«

Nicht entscheidend: Schnelltests an beiden Ende des Spektrums nicht perfekt

»Korin­na Hennig
Also die Virus­last spielt da schon auch noch eine Rolle.

Chris­ti­an Drosten
Ja, das ist eines der Kri­te­ri­en. Aber man macht auch Zusatz­tests und so wei­ter. Und zu der Fra­ge, die Sie gestellt haben: Natür­lich wür­de man das ent­spre­chend der jewei­li­gen momen­ta­nen epi­de­mio­lo­gi­schen Situa­ti­on, also wie häu­fig die Krank­heit im Moment ist, auch anders bewer­ten. Wenn man zum Bei­spiel mit­ten in einer Win­ter­wel­le steckt, dann ist man froh, dass man sol­che Anti­gen­tests hat. Und wenn man von denen weiß, dass die ab und zu mal einen falsch-posi­ti­ven machen, dann fällt das über­haupt nicht mehr ins Gewicht. Denn auf der ande­ren Sei­te wer­den die auch ganz vie­le Fäl­le über­se­hen, denn auch an dem Ende des Spek­trums, bei der Sen­si­ti­vi­tät, sind die­se Tests nicht per­fekt. Aber sie haben einen Rie­sen­vor­teil: Sie sind sehr schnell und vor Ort ver­füg­bar. Und das ist auch ent­schei­dend. Also der Geschwin­dig­keits­ge­winn in der Dia­gnos­tik durch einen Schnell­test, der über­wiegt bei Wei­tem den rei­nen Sen­si­ti­vi­täts­ge­winn der PCR-Dia­gnos­tik mit tage­lan­gen Logistikzeiten…

Da wer­den wir die­se Anti­gen­tests wirk­lich gebrau­chen. Und die kon­kre­ten Din­ge, an denen wir da argu­men­tie­ren müs­sen, das sind nicht irgend­wel­che nicht ganz rich­tig ver­stan­de­nen Lehr­buch­in­hal­te über Test­theo­rie, Sen­si­ti­vi­tät, Spe­zi­fi­tät und prä­dik­ti­ven Wert, son­dern was wir ein­fach auch gesell­schaft­lich, aber zumin­dest poli­tisch dis­ku­tie­ren müs­sen, ist die Regu­la­ti­on. Wir wer­den das nicht hin­krie­gen, nach gän­gi­gen Kautelen, die­se Tests als soge­nann­ten "Heim­test" zu vali­die­ren, bevor eine Win­ter­wel­le der Pan­de­mie vor­bei ist. Der Auf­wand für die­se Vali­die­rungs­stu­di­en ist zu groß. Da müs­sen zum Bei­spiel Bele­ge erbracht wer­den – ich sage es mal ganz salopp –, dass das alles idio­ten­si­cher ist. Da geht es gar nicht um die Para­me­ter der Leis­tungs­fä­hig­keit der Tests, son­dern da müs­sen die Fir­men bele­gen, dass der Durch­schnitts­bür­ger sich nicht all­zu unge­schickt anstellt in der Anwen­dung des Tests. Da müs­sen wirk­lich Anwen­dungs­be­ob­ach­tun­gen gemacht wer­den. Und so etwas ist zeit­lich gar nicht zu schaf­fen. Das heißt, die Kom­pro­miss­lö­sung wird sich da abspie­len, wo wir sagen: "Das ist jetzt ein tech­nisch zuge­las­se­ner Test, der für die Hän­de von medi­zi­ni­schem Fach­per­so­nal frei­ge­ge­ben ist." Und jetzt müs­sen wir überlegen:«

In Hinterzimmern diskutieren: Braucht die Theaterkasse einen Laborarzt?


»Wo defi­nie­ren wir medi­zi­ni­sches Fach­per­so­nal, an wel­chen Kri­te­ri­en? Neh­men wir ein Bei­spiel aus der Hoch­kul­tur im Ver­an­stal­tungs­be­reich. Da will jetzt ein gro­ßes bekann­tes Thea­ter eine Auf­füh­rung ermög­li­chen, die lan­ge geplant war und die auch durch­ge­führt wer­den soll. Und jetzt wird über­legt: Kön­nen wir an der Thea­ter­kas­se die­se Schnell­tests machen? Geht das?
Das sind die Din­ge, die jetzt schon in der Öffent­lich­keit dis­ku­tiert wer­den. Und da sage ich jetzt, und ich sage das jetzt auch so ganz unge­prüft… Viel­leicht wer­den auch Juris­ten sagen: Was der Dros­ten da wie­der in sei­nem Pod­cast von sich gege­ben hat, das ist ja mal wie­der der tota­le Quatsch. Das mag schon sein, aber ich sage das jetzt trotz­dem mal auf die Gefahr hin, ein­fach als Bei­spiel: Kann denn die­ses Thea­ter sich einen medi­zi­nisch-tech­ni­schen Assis­ten­ten anstel­len für die Dau­er der Ver­an­stal­tung, sodass der das testet?
Oder muss sich die­ser Ver­an­stal­ter einen Labor­arzt anstel­len? Oder reicht es, wenn ein Thea­ter­kas­sen­mit­ar­bei­ter einen Aus­bil­dungs­kurs über zwei Tage macht? Und ist er dann qua­li­fi­ziert genug für die Anwen­dung sol­cher Tests?
Das sind Fra­gen, die wir in den nächs­ten Wochen – und zwar wirk­lich drin­gend – dis­ku­tie­ren müs­sen. Viel­leicht nicht unbe­dingt in der brei­ten Öffent­lich­keit, aber in der Poli­tik, in den Hin­ter­zim­mern der Abtei­lun­gen der Minis­te­ri­en, da müs­sen sol­che Din­ge jetzt vor­ge­dacht wer­den. Und das ist nicht nur das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um.«

Hier hat Frau Hen­nig einen Wink von der Regie bekom­men, oder sie hat selbst gemerkt: Sie soll kei­ne Fra­gen stel­len, die den Meis­ter zu unbe­dach­ten Äuße­run­gen brin­gen könn­ten (sicher eine schwe­re Auf­ga­be). Sie fährt also fort:

»Korin­na Hennig
Das sind Fra­gen, wenn die geklärt wären, dann wür­den sie möglicher­weise eine Per­spek­ti­ve bie­ten, zum Bei­spiel für den extrem gebeu­tel­ten Kul­tur­be­reich, der ganz lan­ge auf alles ver­zich­ten musste.

Chris­ti­an Drosten
Wobei das jetzt von mir nur als Bei­spiel genannt war. Das gilt für vie­le Berei­che, wo das nütz­lich wäre.«

"Man" hat bei Afrika einfach durchgerechnet und die Logistik bei Militärlastwagen übersehen

Wie­der blitzt bei Frau Hen­nig die Erin­ne­rung an jour­na­lis­ti­sche Aus­bil­dung auf:

»Korin­na Hennig
Wir haben für heu­te auch ein ande­res The­ma ver­ab­re­det…Wir in Euro­pa nei­gen immer dazu, von Afri­ka zu reden. Dabei sind es über 50 ver­schie­de­ne Staa­ten, ganz ver­schie­de­ne Rea­li­tä­ten und oft eine hete­ro­ge­ne Situa­ti­on. Aber eines fällt auf: Ins­ge­samt gese­hen – viel­leicht mit einer Aus­nah­me, die wir spä­ter noch bespre­chen – die dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung, die vie­le in vie­len afri­ka­ni­schen Län­dern befürch­tet hat­ten, so sieht es aus, ist erst mal aus­ge­blie­ben, oder?

Chris­ti­an Drosten
Ja, es sieht so aus, als sei das bis­her aus­ge­blie­ben. Also zumin­dest Din­ge, die man im frü­hen Früh­jahr befürch­tet hat, wenn man bestimm­te Modell­rech­nun­gen pro­ji­ziert hat, als man noch nicht wuss­te, dass es die­se sehr star­ke Alters-Imba­lan­ce gibt in der Sterb­lich­keit. Also dass so über­be­tont stark die Alten ster­ben und man ein­fach durch­ge­rech­net hat, anhand der Popu­la­ti­ons­grö­ße und so wei­ter, da hat man schon befürch­tet, dass man viel­leicht in afri­ka­ni­schen Groß­städ­ten auch in der Öffent­lich­keit sol­che Pro­ble­me sieht, wie sie damals in der Früh­pha­se zum Bei­spiel in Nord­ita­li­en auf­ge­tre­ten sind, wo dann eben – wir erin­nern uns alle – die Ver­stor­be­nen nicht mehr nor­mal trans­por­tiert wer­den konn­ten, son­dern dann Mili­tär­last­wa­gen ein­ge­setzt wer­den muss­ten. Wenn man das jetzt pro­ji­ziert hät­te auf eine afri­ka­ni­sche Groß­stadt, wo die­se Logis­tik nicht besteht, da hat man sich schon gro­ße Sor­gen gemacht. In den afri­ka­ni­schen Groß­städ­ten haben wir anschei­nend sol­che Bil­der bis­lang nicht gese­hen, jeden­falls nicht in der öffent­li­chen Bericht­erstat­tung. Ich muss aber sagen: Ich kann jetzt auch nicht die Situa­ti­on in Afri­ka erläu­tern. Es ist aber schon eine Pro­ble­ma­tik, die mich auch wirk­lich umtreibt.«

Zur Prä­zi­sie­rung des Wor­tes "man": Im Arti­kel "Top-Viro­lo­ge Dros­ten zer­legt wir­re Coro­na-The­se von Lun­gen­arzt" vom 20.3. liest man die­se Zitat von CD:

»Wir haben eine Epi­de­mie, die ziem­lich par­al­lel läuft in allen Län­dern der Welt. Gera­de kommt es im gan­zen mitt­le­ren Osten an und da ist eine hohe Kon­nek­ti­vi­tät nach Afri­ka. In afri­ka­ni­schen Län­dern, die nichts dage­gen machen kön­nen, die orga­ni­sa­to­risch nicht in der Lage sind sol­che sozia­len Distanzierungs­maßnahmen zu machen, die nicht in der Lage sind zu tes­ten, wo es aber auch Groß­städ­te gibt – da wer­den wir Bil­der sehen zwi­schen Juni und August, die wir nur aus Kino­fil­men ken­nen. Da wird es Sze­nen geben, die wir uns heu­te noch nicht vor­stel­len kön­nen und ich bin mir nicht sicher, was das dann in uns auslöst«

Und am 21.3. auf stern​.de:

»Ich mag mir gar nicht aus­ma­len, wel­che Bil­der man sehen wird. Wir wer­den noch erle­ben, dass die Leu­te dar­an auf den Stra­ßen ster­ben in Afri­ka. Die Situa­ti­on wird schlimm sein, sehr schlimm

Herdenimmunität gefährdet EU-Impfstoffpolitik

CD warnt vor Stu­di­en, bei denen

»… man sehr vor­sich­tig sein muss, ob man sol­che Daten wirk­lich in epi­de­mio­lo­gi­sche Model­lie­rungs­stu­di­en ein­rech­nen will, die am Ende zu sol­chen gra­vie­ren­den Aus­sa­gen kom­men wie: "Die Her­den­im­mu­ni­tät in die­sem Land ist schon erreicht." Denn man muss sich klar­ma­chen, wel­che poli­ti­schen Impli­ka­tio­nen das hat. Der­zeit bemüht sich allen vor­an die EU, aber auch vie­le ande­re Staa­ten welt­weit, dar­um, eine gemein­sa­me Unter­neh­mung hin­zu­krie­gen, dass auch ärme­re Län­der, Län­der des glo­ba­len Südens, mit Impf­stoff ver­sorgt wer­den. Dass also Län­der nicht einen natio­na­len Allein­gang machen bei der Akqui­se von Impf­stof­fen, bei Lie­fer­ver­trä­gen mit der Indus­trie, son­dern dass gesagt wird: Wenn jemand für sich ein Impf­stoff-Kon­tin­gent sichert, dann soll er auch für ärme­re Län­der mit­be­zah­len über einen gemein­sa­men Mecha­nis­mus. Es ist natür­lich nicht gera­de poli­tisch zuträg­lich, wenn dann wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en erschei­nen, die sagen: "Ach, wie­so? Das Pro­blem in Afri­ka ist doch schon längst erle­digt, ist doch schon längst alles durch­seucht. Und es ist ja alles gut gegan­gen, es ist ja kaum einer gestor­ben." Das sind ganz schwie­ri­ge Wahr­neh­mun­gen, die man da jetzt macht…

Und ich glau­be ger­ne auch, dass es im Moment die Obser­va­ti­on, die Beob­ach­tung gibt, dass die PCR-Nach­weis­ra­ten gerin­ger sind. Ob das aber dar­an liegt, dass Her­den­im­mu­ni­tät erreicht ist, da bin ich mir nicht sicher, ob die Stu­die da genü­gend Evi­denz für bringt. Dann ist immer die Gefahr: Eine Stu­die wird gemacht und das geht durch die BBC und wird gene­ra­li­siert. Und dann heißt es ganz schnell: In Afri­ka ist der Käse schon geges­sen.«

Das hört sich nach Soli­da­ri­tät an, ist aber in Wirk­lich­keit die Sor­ge, die EU blei­be mit ihren Mil­li­ar­den-Sub­ven­tio­nen für die Phar­ma­in­dus­trie auf den Impf­stof­fen sit­zen, weil sie nicht gebraucht werden.

In mei­ner Kind­heit gab es noch kei­ne Pod­casts, aber eine Sen­dung, die immer schloß mit "Und nächs­tes Mal, lie­be Kin­der, erzäh­le ich Euch ein ande­res Märchen."

9 Antworten auf „Die kongeniale Korinna Hennig“

  1. Tut mir leid, aber ich packe das Dros­ten-Geschwur­bel gar nicht. Sprach­lich unmög­lich, ist das Deutsch? Vom Inhalt her unlo­gisch, ver­wor­ren und wider­sprüch­lich. Ich bin kei­ne Wir­ro­lo­gin, habe aber Deut­sche Phi­lo­lo­gie stu­diert. Die Dame könn­te Herrn D. in Deutsch unter­rich­ten. Wäre bes­ser als die­se ener­vie­ren­den Pod­casts zu produzieren.

  2. Naja, Korin­na macht ja schon Sinn. Aus­ge­pro­chen wesent­lich näher an der Dich­tung der epi­de­mo­lo­gisch latent viru­len­ten Pan­de­mie als z.B. Sabi­ne oder Jes­si­ca. Aller­dings fän­de ich vor­na­ment­lich Pan­do­ra noch attrak­ti­ver, weil am Ende Hoff­nung viel­leicht bleibt.

    Schön gru­se­lig thea­tra­li­sche Stel­le ist die Sache mit der Hoch­kul­tur und dem am Ein­gang zu erbrin­gen­den Nachweis.

    Eben­so ent­lar­vend aber auch die afri­ka­ni­sche Exkur­si­on mit anschlies­sen­dem auf Impf­stoff Sit­zen­blei­ben. Lässt sich tech­nisch bestimmt leicht vete­ri­när lösen, Imp­fen wir halt die Hüh­ner, das hilft rest­end­lich in Afri­ka kur­ze Zeit spä­ter auch, und gibt erst noch Profit.

    Schluss­fol­gernd: der fik­ti­ve Impf­stoff ist bereits jetzt eine Win-Win Situa­ti­on, denn die Kne­te wird bereits aus­ge­ge­ben. Kommt dabei was raus, kos­tet es halt bloss noch ein biss­lein mehr. Sonst – Schul­ter­klopf – haben wir ja gespart.

  3. Ich kann das auch nicht lesen, ohne das mein Hirn Brech­reiz bekommt.

    Wes­halb mir – auch wegen AAs Abkür­zung – gera­de eine Wer­bung (aus mei­ner Jugend ohne Pod­casts) ein­fiel, die man pas­send viel­leicht so abwan­deln könnte:

    An mein Ohr lass' ich nur Panik und CD

  4. "die man im frü­hen Früh­jahr befürch­tet hat, wenn man bestimm­te Modell­rech­nun­gen pro­ji­ziert hat, ALS MAN NOCH NICHT WUSSTE, dass es die­se sehr star­ke Alters-Imba­lan­ce gibt in der Sterblichkeit. "

    "da wer­den wir Bil­der sehen zwi­schen Juni und August, die wir nur aus Kino­fil­men ken­nen. Da wird es Sze­nen geben, die wir uns heu­te noch nicht vor­stel­len kön­nen und ich bin mir nicht sicher, was das dann in uns auslöst«
    .…sagt die Com­pu­ter­si­mu­la­ti­on, die kei­ne Ahnung hat, vor was sie eigent­lich war­nen soll… 

    Viel­leicht ster­ben ein­fachbso weni­ge, weil sie kein Kor­ti­son bekom­men, kein Mala­ria-Mit­tel, kein sons­ti­ges Medi­ka­ment mit extre­men Neben­wir­kun­gen, die bei Viren schwer kon­tra­pro­duk­tiv sind..
    Lügenbaron…und das seit mind. 2 Jahr­zehn­ten… Und die­ser Hirst darf immer wei­ter­ma­chen… WARUM NUR?
    Wer sitzt denen im Nacken und droht ihnen, damit sie wei­ter ihre fata­len Angst-Wahr­hei­ten verbreiten?
    WER UND WARUM? Was kann das tat­säch­li­che Ziel dahin­ter sein?

    1. Patrick Wood sagt es ist eine welt­wei­ter Staats­streich der soge­nann­ten Tech­no­kra­ten. Eine Bewe­gung ent­stan­den in 30ger Jah­ren in den Usa, anschei­nend in Deutsch­land waeh­rend der 30ger und waeh­rend des Krie­ges aktiv in den Minis­te­ri­en der Natio­nal­So­zia­lis­ten Der Grund­ge­dan­ke ist mensch­li­ches Han­deln und Ent­schei­den durch eine mathe­ma­ti­sche bere­chen­ba­re Metho­dik zu erset­zen. Er betont sehr die Tech­no­kra­ten sei­en nicht poli­tisch moti­viert son­dern rein wirt­schaft­lich . Heutz­ta­ge sind die Tech­no­kra­ten aktiv durch das Welt­wirt­schafts Forum ( Klaus Schwab ) und die UN ( mitt­ler­wei­le fast aus­chliess­lich durch gros­sen Kon­zer­ne finan­ziert ). Ver­wen­det wer­den Begrif­fe wie Sus­taina­bi­li­ty, Equa­li­ty, Fair­ness. Wenn man sich ansieht wer hin­ter dem Welt­wirt­schafts­fo­rum ist und wer die UN finan­ziert darf man die­se Paro­len anzwei­feln. Es geht dar­um das Wachs­tums­mo­dell mit einem neu­en Modell zu erset­zen, da Wachs­tum in der Form und den Bedin­gun­gen­wie bis­her nicht mehr mög­lich ist .

  5. Also ich habe mir das Gemun­kel doch noch­mal ange­tan und fra­ge mich aufs neue: Wie kann die Öffent­lich­keit bei sol­chen Wor­ten eigent­lich nicht hell­hö­rig werden?

    "»… man sehr vor­sich­tig sein muss, ob man sol­che Daten wirk­lich in epi­de­mio­lo­gi­sche Model­lie­rungs­stu­di­en ein­rech­nen will, die am Ende zu sol­chen gra­vie­ren­den Aus­sa­gen kom­men wie: "Die Her­den­im­mu­ni­tät in die­sem Land ist schon erreicht.""

    Wir haben Signa­le von ver­schie­dens­ten Ebe­nen, poli­ti­schen "wis­sen­schaft­li­chen", "exper­to­kra­ti­schen", jour­na­li­sit­schen, … dass die Sach­la­ge auf kei­nem Fall objek­tiv betrach­tet wer­den darf, son­dern immer die Hys­te­rie-Vari­an­te befor­zugt wer­den muss. Wenn Aus­sa­gen wie "die Her­den­im­mu­ni­tät ist schon erreicht" als "gra­vie­rend" bezeich­net wer­den, dann muss man doch fra­gen "gravierend/schwerwiegend für was?" und die Ant­wort is ganz klar: "Schwer­wie­gend für die erfolg­rei­che Durch­set­zung ein­schnei­den­der Maß­nah­men – egal wie die tat­säch­li­che Sach­la­ge sei!"

    Hier wird nur rein der Panik vor mög­li­chen Gefah­ren das Wort gere­det. Und jeder Hin­weis, dass die Gefahr gar­nicht vor­han­den ist, wird als "gra­vie­ren­de" dennunziert.

    War­um mer­ken das die Leu­te nicht? Weil sol­ches Gemun­kel wie das von Hr. Dros­ten das Hirn ver­ne­belt und verklebt.

  6. Manch­mal ist Dros­ten ja erfri­schend ehr­lich, ich glau­be aber, dass er das gar nicht merkt. "Es ist natür­lich nicht gera­de poli­tisch zuträg­lich, wenn dann wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en erschei­nen, die sagen: "Ach, wie­so? Das Pro­blem in Afri­ka ist doch schon längst erle­digt, ist doch schon längst alles durch­seucht. Und es ist ja alles gut gegan­gen, es ist ja kaum einer gestor­ben." – Will hei­ßen: Das darf natür­lich nicht sein, dass das Pro­blem ohne Imp­fung gelöst ist, alle Pro­fi­teu­re sit­zen doch schon in den Startlöchern.
    Bei Stu­di­en, die nahe­le­gen, dass alles nicht so schlimm ist, wie befürch­tet, pocht Dros­ten auf stren­ge Evi­denz, hat aber nicht die gerings­ten Pro­ble­me, auf der Basis von Ver­mu­tun­gen und wack­li­gen Daten Unter­gangs­sze­na­ri­en zu ent­wi­ckeln ("die Lage ist ver­zwei­felt", "schlimm", "wir wer­den da Bil­der sehen zwi­schen Juni und August, die wir nur aus Kino­fil­men ken­nen. Da wird es Sze­nen geben, die wir uns heu­te noch nicht vorstellen."
    Die Rich­tung ist doch sonnenklar!

  7. Lie­ber Blogherausgeber,
    mit die­ser Zusam­men­stel­lung haben Sie sich selbst über­trof­fen. Muss man sogleich zum off­line-lesen kom­plett spei­chern. Damit hin­ter­her nie­mand sagen kann „Wir haben das doch alles nicht gewußt!“. Ich glau­be im neo­li­be­ral-post­de­mo­kra­ti­schen Deutsch­land 2020 gibt es kei­nen wei­te­ren „Autor“ der so non­cha­lant alles sagt, inklu­si­ve aller Dre­ckig­kei­ten, aber so dass nie­mand glau­ben will was er da lies oder hört oder sieht – wie eben Chris­ti­an Dros­ten. Ein Mensch von dem selbst ein Bill Clin­ton noch ler­nen kann. Slick.

  8. Herrn Dr.? Dros­ten kann ich stun­den­lang zuhö­ren, wenn ich Pro­ble­me mit dem Ein­schla­fen habe. Ich füh­le mich durch den Klang sei­ner Stim­me und ver­wor­re­nem Inhalt zurück­ver­setzt in die Zeit der Mär­chen­stun­den. Ein Feu­er knis­tert im Kamin, Dr. Dros­ten erzählt Geschich­ten, hie und da Bedroh­li­ches, viel Unver­ständ­li­ches und inter­es­sant klin­gen­de Fremd­wör­ter las­sen mich teil­ha­ben an der Wissenschaft.
    Ich bin männ­lich und hetero.
    Dan­ke Frau Hen­ning, dan­ke Herr Dros­ten – für die wun­der­ba­ren Sen­dun­gen. Und wenn ich mich wirk­lich bil­den möch­te, schal­te ich zur "Sen­dung mit der Maus"

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