Kündigungsdrohung "medialer Aufreger"

Ein Schreiben der Pflegedienst Hennigsdorf GmbH sorgt für Unruhe nicht nur im Netz. Dort heißt es:

»Natürlich besteht kei­ne Pflicht zur Impfung, da die­se frei­wil­lig ist. Jedoch haben wir als Pflegedienst eine beson­de­re Sorgfaltspflicht gegen­über unse­ren Pflegekunden zu erfül­len, die es ver­hin­dert, Personal, wel­ches nicht die Möglichkeit zur Schutzimpfung nutzt, ein­zu­set­zen. […] Und da unge­impf­te Beschäftigte eine Gesundheitsgefahr für die Kunden bedeu­tet, sind arbeits­recht­li­che Konsequenzen mög­lich.«

Netzfund

Ich habe zunächst gezö­gert, die­ses Schreiben ohne nach­voll­zieh­ba­re Quelle zu ver­öf­fent­li­chen. Eine Anfrage bei dem Betreiber blieb unbe­ant­wor­tet. Inzwischen gibt es eine Erklärung auf des­sen Webseite.

»Aktuelles
11.01.2021 – Hennigsdorf

Zum jüng­sten media­len Aufreger

Aus gege­be­nem Anlass geben wir fol­gen­de Erklärung ab.

Seit Ende der ver­gan­ge­nen Woche macht ein betriebs­in­ter­nes Schreiben, wel­ches sich auch auf die in den Medien aktu­ell dis­ku­tier­ten Fragestellungen bzgl. der Corona-Schutzimpfung bei MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens bezieht und nur einen Teil einer inter­nen Diskussion abbil­det, in ver­schie­de­nen Foren die Runde. Es ist nicht nur bedau­er­lich, son­dern auch in Anbetracht der in den letz­ten Tagen ein­ge­gan­ge­nen teils hef­ti­gen Anfeindungen und Drohungen gegen das Unternehmen und Privatpersonen erschreckend, dass eine aus­schließ­lich inter­ne Abstimmung nach außen getra­gen und aus dem Zusammenhang geris­sen wur­de und mit Falschmeldungen und wil­den Spekulationen und Behauptungen ver­se­hen im Internet kursiert.

Aber auch vie­le mut­ma­chen­de Worte von ande­ren Pflegediensten, Politikern und Privatleuten erreich­ten uns in den letz­ten Tagen. Das gibt Kraft und zeigt, wie groß die Solidarität und der Zusammenhalt immer noch sind.

Wir als Akteur im Gesundheitswesen möch­ten an die­ser Stelle deut­li­chen machen [so im Original, AA], dass zu Hass und Gewalt auf­for­dern­de Aufrufe und eine abwer­ten­de, belei­di­gen­de und men­schen­ver­ach­ten­de Sprache in E‑Mails, Kommentaren oder Telefonanrufen in unse­rem Unternehmen kei­nen Platz haben.

Worum geht es denn in Wirklichkeit?

Es geht um den Schutz vor einem sehr gefähr­li­chen Virus. Es geht dar­um, dass jeder gefor­dert ist, sein Bestes zur Eindämmung bei­zu­tra­gen, die Risikogruppen, die wir als Pflegedienst täg­lich ver­sor­gen, zu schüt­zen und sich selbst nicht zu gefähr­den. Damit ste­hen wir als Arbeitgeber und Dienstleister für beson­ders von der Pandemie betrof­fe­ne Bevölkerungsgruppen in der Verantwortung, mög­lichst weit­ge­hend sowohl den Arbeits- als auch den Infektionsschutz zu gewähr­lei­sten. Leider wird die Diskussion um alles, was mit die­sem Thema in Zusammenhang steht, oft miss­braucht und wie an unse­rem Beispiel deut­lich wird, genutzt, um Frust, Angst, Hass und Überforderung an uns stell­ver­tre­tend für alle Unsicherheiten ein­zel­ner Menschen auszulassen.

Wir erhal­ten sehr vie­le Anfragen aus der Presse für etwa­ige Kommentare oder Stellungnahmen. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unse­re Ressourcen dies nicht ermög­li­chen. Wir haben mit den Herausforderungen der Covid-19-Pandemie und der Versorgung unse­rer pfle­ge­be­dürf­ti­gen Klienten, für die wir in erster Linie da sind, alle Hände voll zu tun und haben kei­ne Reserven, uns an unnö­ti­gen Diskussionen zu betei­li­gen oder belei­di­gen­de Aussagen und kru­de Spekulationen zu kom­men­tie­ren. Wir bit­ten von Nachfragen abzusehen.

Für unse­re Klienten und deren Angehörige ste­hen wir selbst­ver­ständ­lich jeder­zeit in allen Fragen zur Verfügung.

Mit freund­li­chen Grüßen – Die Geschäftsleitung«

rtl​.de berich­te­te auch über die­sen Fall unter "Nicht geimpft? Pflegeeinrichtungen dro­hen Mitarbeitern mit Kündigungen".

15 Antworten auf „Kündigungsdrohung "medialer Aufreger"“

    1. "aus dem Zusammenhang geris­sen wur­de" – Aus wel­chem Zusammenhang? Das Schreiben ist kom­plett ver­öf­fent­licht. Gibt es noch mehr Schreiben die­ser Art?

  1. Gut, dass die­ser Vorfall an die Öffentlichkeit kam.
    Es gibt noch mehr Arbeitgeber, die sol­che Schreiben an ihre Mitarbeiter ver­sen­det haben.
    Stellen wir uns wei­ter­hin vor, ganz abge­se­hen davon, ob das arbeits­recht­lich legi­tim ist, die­se Arbeitgeber wür­den die­je­ni­gen, die sich noch nicht oder gar nicht imp­fen las­sen wol­len, einem ande­ren Arbeitsplatz zuwei­sen oder ihnen sogar kün­di­gen, wer soll dann bit­te unse­re Senioren in den Pflegeheimen ver­sor­gen bzw. unse­re Kranken in den Krankenhäusern? Bei der sowie­so schon bestehen­den Unterversorgung wäre das Chaos dann perfekt.

  2. Also ich sehe, wie der Geschäftsführer eines Pflegedienstes sei­ne Angst, sei­nen Frust und sei­ne Überforderung stell­ver­tre­tend an sei­ne Mitarbeiter wei­ter­gibt, und zwar ‑zumin­dest bis­her- ohne das Vorliegen einer Notwendigkeit, son­dern aus­schließ­lich unter Vorliegen von vor­aus­ei­len­dem Gehorsam.
    Im übri­gen waren mir Menschen, die ihre Appelle mit drei Ausrufezeichen ver­se­hen, schon immer suspekt.

  3. scheint ein Pfllegedienst ohne Kundschaft zu sein ? Wohl kaum. Diese typi­sche ver­ach­tens­wer­te Vorgehensweise zeigt mir immer wie­der- offen­bar ist das Gejammer um feh­len­de Pflegekräfte eine Lüge – oder war­um kön­nen sich die Arbeitgeber in der Pflege SO auf führen???

    1. @Jutta W.
      Weil sie mit unqua­li­fi­zier­ten Arbeitskräften arbei­ten. Und weil bei man­chen die Aufenthaltsgenehmigung (z.B. Westbalkan-Staaten, Ukraine) vom Job abhängt
      Qualifizierte Arbeitskräfte mit unbe­schränk­tem Aufenthalts-Status haben die Wahl und kön­nen ein­fach "tschüss" sagen.
      Bei den Kunden – weil die­se Pflegedienste bil­lig sind. Das Pflegegeld der Pflegekassen reicht nie, man muss immer zuzahlen.

      Die Diskussion ist jetzt aber gegessen
      https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​b​i​o​n​t​e​c​h​-​m​o​e​g​l​i​c​h​e​-​n​e​b​e​n​w​i​r​k​u​n​g​e​n​-​d​e​s​-​i​m​p​f​s​t​o​f​f​s​-​1​7​1​4​8​2​4​2​.​h​tml

      "In Norwegen haben nun die Gesundheitsbehörden vor Risiken für kran­ke Patienten über 80 Jahren gewarnt. Den Informationen zufol­ge sind bis­lang 23 Menschen im Land kur­ze Zeit nach ihrer ersten Impfdosis gestor­ben. 13 die­ser Toten wur­den unter­sucht – die Ergebnisse legen nahe, dass sie unter den übli­chen Nebeneffekten einer Impfung lit­ten. Diese Nebeneffekte sol­len bei ihnen zu sehr schwer­wie­gen­den kör­per­li­chen Reaktionen geführt haben. Die Rede ist von gebrech­li­chen älte­ren Personen.
      Schon eigent­lich rela­tiv mil­de Nebenwirkungen könn­ten bei die­ser Gruppe zu ern­sten Konsequenzen führ­ten, beton­te das nor­we­gi­sche Institute of Public Health. Für Menschen mit einer ohne­hin noch kur­zen Lebenszeit kön­ne der Vorteil einer Impfung dann mar­gi­nal oder irrele­vant sein, hieß es. Die Empfehlung bedeu­tet nicht, dass jun­ge und gesun­de Menschen auf die Impfung ver­zich­ten soll­ten. Beobachter sehen sie aber als Indiz, wor­auf künf­tig die Verantwortlichen ver­stärkt zu ach­ten haben."
      Das fol­gen­de in dem Artikel ist unfass­bar an Zynismus
      "Die Impfstoffanbieter Pfizer und Biontech sag­ten in einer gemein­sa­men Stellungnahme, sie sei­en über die gemel­de­ten Todesfälle in Kenntnis gesetzt wor­den und arbei­te­ten mit der nor­we­gi­schen Gesundheitsbehörde zusam­men. Die Unternehmen wie­sen dar­auf hin, dass in Norwegen der­zeit in erster Linie Menschen geimpft wür­den, die sehr alt und teil­wei­se unheil­bar krank sei­en. Die Gesundheitsbehörde stu­fe die Zahl der Vorfälle bis­lang als „nicht alar­mie­rend“ und „im Rahmen der Erwartungen“ ein; es wer­de geprüft, ob ein Zusammenhang zu den Impfungen bestehe. Die Regierung erwä­ge der­weil, ihre Impfanweisungen anzu­pas­sen und dabei den Gesundheitszustand von Patienten stär­ker zu berücksichtigen."
      Ach ja – Todesfälle auch in Deutschland.

    2. So und jetzt wird es in dem FAZ Artikel eher kriminell:

      "Schon die Genehmigung für den Impfstoff hat­te die Europäische Arzneimittel-Agentur mit einer Reihe von Einschränkungen ver­se­hen. Aufgelistet wur­de eine Reihe eigens benann­ter Risiken einer Impfung für bestimm­te Personengruppen. Dazu gehö­ren unter ande­rem Menschen mit Vorerkrankungen und wei­te­ren gesund­heit­li­chen Problemen. Zu den auf­ge­führ­ten Gefahren gehö­ren dem­nach mög­li­che ana­phy­lak­ti­sche Reaktionen wie ein all­er­gi­scher Schock, der nach der Einnahme von Medikamenten auf­tre­ten kann. Auch gebrech­li­che und immun­ge­schwäch­te Patienten oder sol­che mit Autoimmunerkrankungen wer­den als Risikogruppen benannt."
      https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​b​i​o​n​t​e​c​h​-​m​o​e​g​l​i​c​h​e​-​n​e​b​e​n​w​i​r​k​u​n​g​e​n​-​d​e​s​-​i​m​p​f​s​t​o​f​f​s​-​1​7​1​4​8​2​4​2​.​h​tml

      Hat das RKI vor der Impfung in den Altenheimen in der Weihnachtsaktion dar­auf hingewiesen?

  4. Worauf genau begrün­det sich die Aussage "sehr gefähr­li­ches Virus"?
    Auf den Meldungen des RKI, die auf PCR basie­ren? Auf die Medienberichterstattung?
    Auf die Panikmache? Wie viel sozia­ler Druck und vor­aus­ei­len­der Gehorsam wird denn noch zu bestau­nen sein? Wissen wir nach 10 Monaten eigent­lich mehr dar­über, wer mit und wer an Corona gestor­ben ist oder sind wir mitt­ler­wei­le so erschöpft und zer­mürbt, dass die­se Frage gleich­gül­tig gewor­den ist? Spielt die Frage nach empi­ri­scher Evidenz über­haupt noch eine Rolle? Wie tief hat sich der Aberglaube ein­ge­gra­ben in die Köpfe, dass es "ja wirk­lich schlimm sein muss, denn war­um sonst gäbe es welt­weit sol­che Restriktionen?" Wie konn­te die­se unre­flek­tier­te Kennzahlenhörigkeit in unse­rem doch auf­ge­klär­ten Land so Fuß fas­sen? Der Lockdown tötet und ist als Therapie schlim­mer als die Krankheit. Die" Impfung" ist in ihrer Langzeitwirkung nicht erforscht, Teleskopierei hin oder her, wir wis­sen nicht, was sie ver­ur­sacht, wir wis­sen nur um ihre Irreversibilität Einmal drin, nicht wie­der zurück. Ich ver­ste­he jeden, der hier zögert und jeden, der sich dage­gen ent­schei­det. Dieses Aufbauen von Konformitätsdruck – war­um eigent­lich? Ich hof­fe instän­dig auf das klä­ren­de Augenmaß der Justiz, denn die aus (geschür­ter) Hysterie ent­ste­hen­den Ideen sind nicht wohl über­legt. Kinder des Alarmzustands. Bitte, auf was begrün­det sich der Alarm? Taumeln wir wei­ter durch die näch­sten dunk­len Monate, weil wir artig glau­ben sol­len und nicht nach­fra­gen ? Ich bin froh, dass Reitschuster in der BPK die rich­ti­gen Fragen stellt, dass der Corona Ausschuss exi­stiert und gewis­sen­haft recher­chiert. Es muss nur bald wei­ter­ge­hen, vor Gericht und in ordent­li­che Beweisaufnahmen. Die Angst muss auf­hö­ren. Die Angstmacherei vor allem anderen.

  5. "Wir als Akteur im Gesundheitswesen möch­ten an die­ser Stelle deut­li­chen machen, dass zu Hass und Gewalt auf­for­dern­de Aufrufe …"

    Die Drohung mit "Arbeitsrechtlichen Konsequenzen", sprich: Kündigung, ist ein Akt der Gewalt.

    Vielleicht ist dem sym­pa­ti­schen Arbeitgeber da zurück­ge­schallt, was er zuvor in den Wald hin­ein­ge­ru­fen hatte?

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