Immer deutlicher wird, welch große Lücke das vorläufige Ausscheiden von Christian Drosten aus der PR-Arbeit hinterläßt. Der zuvor schon stets eher blasse Prof. Wieler kann sie ebensowenig ausfüllen wie Karl Lauterbach.
Auch dieser Experte ist gebeutelt von einer fragwürdigen Dissertations-Historie. Ihn jedoch hindert dies nicht daran, die aberwitzigsten Tweets zu versenden.
Hier eine kleine Auswahl aktueller Wortmeldungen.
Der Virus ist nachts kälter als exponentiell, so am 31.7.:
»Es wird höchste Zeit, grössere Veranstaltungen wieder einzuschränken. Superspreader treiben die Pandemie. Wenn es kälter wird und mehr im Innenraum stattfindet wird es wieder exponentielles Wachstum geben.«
Ebenfalls am 31.7.:
»Hier mein Interview zur Arbeit Gesundheitsämter im neuen
@derspiegel Wir laufen der Pandemie mit RKI Strategie hinterher und müssen dringend umsteuern. Die von mir und auch von @c_drosten favorisierte Japan Strategie, Focus auf Superspreader, ist überlegen«
Er kann noch nicht einmal eine Statistik interpretieren oder auch nur deren Verfasser korrekt zitieren:
»(1) Das ist die weltweit bisher grösste und methodisch beste Studie zur Bedeutung von Schulschliessungen für Covid-19. Die US-Studie in 50 US-Staaten zeigt folgende Ergebnisse: Staaten, die besonders früh Schulen schlossen, stoppten die Pandemie am besten«
Diesem Tweet fügt er das Bildchen der Tabelle einer Studie hinzu, die zu dem Schluß kommt:
»Conclusions and Relevance Between March 9, 2020, and May 7, 2020, school closure in the US was temporally associated with decreased COVID-19 incidence and mortality; states that closed schools earlier, when cumulative incidence of COVID-19 was low, had the largest relative reduction in incidence and mortality. However, it remains possible that some of the reduction may have been related to other concurrent nonpharmaceutical interventions.«
Dieser Satz hat rein gar nichts zu tun mit der Behauptung von Herrn Lauterbach. Macht man sich die Mühe, die gezeigte Tabelle anzusehen, stellt man etwa fest:
Am 16.3. schlossen Schulen z.B. in North Dakota. Dort gab es eine "Cumulative incidence per 100 000 residents" von 0.13. Delaware schloß die Schulen am gleichen Tag mit einem Wert von 0.84, Massachusetts mit 2.88.
Der Höchstwert der Fälle wurde erreicht in Washington (14.75) bei einer Schulschließung am 17.3. Insgesamt stellt die Studie sehr viel mehr differenzierte Daten zur Verfügung als Prof. Lauterbach verstehen oder benennen will.
Es klingt absurd, aber manchmal wünscht man sich einen Christian Drosten zurück.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)