Lockdown auf Verdacht

Unter die­sem Titel wird am 21.1. auf neu​lan​d​re​bel​len​.de der Para­dig­men­wech­sel für die neu­en Maß­nah­men bespro­chen und kritisiert.

»Etwas war anders an die­ser neu­en Ver­schär­fungs­run­de. Es wur­de im Vor­feld über die tiefs­ten denk­ba­ren Ein­schnit­te gespro­chen – und das, wäh­rend die Zah­len bereits etwas abflau­ten. Im Lau­fe der Bericht­erstat­tung vor der letz­ten Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz schwenk­te man dann auch um. Nun ging es weni­ger um das aktu­el­le Infek­ti­ons­ge­sche­hen an sich als um eines, das uns dro­hen könn­te: Das mutier­te Virus sei näm­lich die nächs­te Kata­stro­phe, weil ver­meint­lich schnel­ler über­trag­bar. Ganz sicher ist man sich aber noch nicht. Zunächst hieß es ja auch, dass die Muta­ti­on weni­ger schwe­re Krank­heits­ver­läu­fe ver­ur­sa­che. Den­noch sah sich die Poli­tik in der Pflicht: Um zukünf­ti­ges Leid zu vermeiden.

Der Ver­dachts­lock­down

Die­se neue Eska­la­ti­ons­stu­fe der Lock­down-Poli­tik hat erst­mals die Grund­ebe­ne der Zah­len­ba­siert­heit ver­las­sen. Erst­ma­lig ging es nicht mehr um Indi­zes, Zah­len und Wer­te: Zum ers­ten Mal begrün­de­te man wei­te­re Maß­nah­men mit einer vagen Aus­sicht, mit einem Umstand, der uns in Zukunft dro­hen könn­te. Die Bun­des­kanz­le­rin erklär­te das auch so im Nach­gang. »Es geht um Vor­sor­ge«, sag­te sie…

Man kennt das ja ein biss­chen aus dem Kri­mi. Wenn jemand zur Poli­zei läuft und sagt, er ver­mu­te, dass ihm sein Nach­bar was antun wol­le. Der Beam­te fragt, ob es Bewei­se gäbe und der Ver­ängs­tig­te ver­neint, es sei mehr so ein Gefühl. Dann kön­ne er nicht han­deln, ant­wor­tet der Beam­te dar­auf­hin. Und das poten­zi­el­le Opfer fragt empört, ob die Poli­zei denn erst han­deln wol­le, wenn es zu spät sei? Ob sie das erst dann will, kann man nicht beant­wor­ten – was man abee sagen kann: Sie muss es. Für sie gilt im Grun­de das Nach­sor­ge­prin­zip. Auf Ver­dacht fest­neh­men: Mehr Poli­zei­staat ist kaum denkbar.

Dieses Vorsorgeprinzip ist brandgefährlich

So ein vor­sorg­li­cher Lock­down sei aber doch wirk­lich ver­nünf­tig, wer­den nun vie­le ein­wen­den. Bes­ser vor­her reagie­ren als nach­her. Vor­sor­ge ist bes­ser als Nach­sor­ge: Die Rede­wen­dung ken­ne doch jeder. Das mag für einen selbst gel­ten, wenn er zur Vor­sor­ge­un­ter­su­chung geht. Oder auch als Spiel­re­gel für den Markt, wenn man Unter­neh­men regu­liert, die ohne Absi­che­rung irgend­ei­nen Impf­stoff auf den Markt wer­fen wol­len. Okay, den­ken wir mal aus­nahms­wei­se kurz mal nicht an BioNTech. An die­ser Streit­fra­ge über Vor- oder Nach­sor­ge ent­zün­de­te sich übri­gens man­cher Streit zum Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP.

Als Schutz­mo­dell für die Gesell­schaft ist so ein Vor­ge­hen aber völ­li­ger Wahn­sinn. Wer auf Ver­dacht Grund­rech­te ein­schränkt, der fin­det zwangs­läu­fig immer einen Ver­dachts­mo­ment, der zu Ein­schrän­kun­gen berechtigt.

Die­ser Para­dig­men­wech­sel beinhal­tet mehr noch, als alles, was wir bis­lang in die­ser Pan­de­mie als Seu­chen­schutz­maß­nah­me­pa­ket kann­ten, exakt das, was die Gesell­schaft für Deut­sche Spra­che als eines der letzt­jäh­ri­gen Unwör­ter dekla­rier­te: Die Coro­na-Dik­ta­tur. Oder genau­er gesagt: Die Gesund­heits­dik­ta­tur. Der Rück­griff auf etwas, was noch nicht gesche­hen ist, aber even­tu­ell gesche­hen könn­te, birgt brand­ge­fähr­li­ches Poten­zi­al. Es ermäch­tigt dazu, im Namen der ver­sorg­li­chen Für­sor­ge Grund­rech­te ein­zu­schrän­ken. Weit­rei­chen­de Seu­chen­schutz­maß­nah­men wie die, die man uns im Wochen­takt ser­viert, kön­nen aber schlech­ter­dings nur als Reak­ti­on erfol­gen. Wenn sie als Akti­on ein­ge­lei­tet wer­den, mag die Kanz­le­rin das den Men­schen zwar als Vor­sor­ge ver­kau­fen, aber im Kern birgt das einen unüber­prüf­ba­ren, weil auf poten­zi­el­le Zukunfts­sze­na­ri­en basie­ren­den Tota­li­tät­s­a­an­spruch [so im Ori­gi­nal, AA].«

16 Antworten auf „Lockdown auf Verdacht“

    1. Scha­de, dass Füll­mi­chs Inter­view-Spe­zi Mross nicht zur Wahl steht. 

      Ich bin sicher, die rocken hart. Mit dem Kopp anne Wand.

  1. Ist das auch durch das neue Infek­ti­ons­schutz-Gesetz über­haupt abge­deckt? Ich habe es nicht mehr genau auf dem Schirm, aber waren da nicht sowohl die Inzi­denz als auch das kon­kre­te Virus fest­geta­ckert? Also wenn man da jetzt irgend­wel­che Mor­gen-könn­te-die-Welt-unter­ge­hen-Sze­na­ri­en als Begrün­dung angibt, ist das über­haupt juris­tisch trag­fä­hig, selbst unter der neu­en Gesetzgebung?

    1. Ja und war da nicht auch was das die Befug­nis­se immer wie­der vom Par­la­ment in regel­mä­ßi­gen Abstän­den über­prüft wer­den müssen…und das waren kei­ne Abstän­de von einem Jahr…
      Ich wür­de mich nicht wun­dern wenn ein­fach dar­über hin­weg regiert wür­de, wun­dert mich sowie­so wie weni­ge Ver­fas­sungs­kon­form das Regie­ren von Frau Dr. Mer­kel mit plötz­li­cher prä­si­dia­ler Gewalt ist.

      1. @DS-pektiven
        "Das" ist die Fol­ge der Tat­sa­che, dass durch das Feh­len einer rele­van­ten Oppo­si­ti­on , die in der Gro­ko " und deren Dunst­kreis über­win­tert", alles schnell und wider­spruchs­los in Geset­ze gegos­sen wird. Das ist mög­lich, weil Legis­la­ti­ve und Exe­ku­ti­ve hier­zu­lan­de das glei­che sind: die Exe­ku­ti­on schreibt sich die Geset­ze, die sie braucht. Schon vor Coro­na im Übri­gen. Da könn­te auch Grimms Mär­chen ste­hen, wer soll es verhindern?

        Der ein­zi­ge, der die Gesetz­ge­bung angrei­fen kann, das BVerfG oder auch der EuGH. Nur: da muss man erst mal hin­kom­men (Weg­wei­send Pie­ter Schlei­ter, wobei das BVerfG sich auch tot stel­len kann – was in 99,9 % der Ver­fas­sungs­be­schwer­den auch tut). Einer der Grün­de, wes­halb die Ver­ord­nun­gen schleu­nigst Gesetz "wer­den", denn gegen­über Ver­ord­nun­gen haben ande­re Rich­ter Norm­ver­wer­fungs­kom­pe­tenz, gegen­über Geset­zen niemals.

  2. „Die Gewalt“ von Erich Fried

    Die Gewalt fängt nicht an,
    wenn einer einen erwürgt.
    Sie fängt an, wenn einer sagt:
    „Ich lie­be dich:
    du gehörst mir!“

    Die Gewalt fängt nicht an,
    wenn Kran­ke getö­tet werden.
    Sie fängt an, wenn einer sagt:
    „Du bist krank:
    Du musst tun, was ich sage!“

    Die Gewalt fängt an,
    wenn Eltern
    ihre folg­sa­men Kin­der beherrschen,
    und wenn Päps­te und Leh­rer und Eltern
    Selbst­be­herr­schung verlangen.

    Die Gewalt herrscht dort wo der Staat sagt:
    „Um die Gewalt zu bekämpfen
    darf es kei­ne Gewalt mehr geben
    außer mei­ner Gewalt!“

    Die Gewalt herrscht
    wo irgend­wer oder irgend etwas
    zu hoch ist oder zu heilig,
    um noch kri­ti­siert zu werden.

    Oder wo die Kri­tik nichts tun darf,
    son­dern nur reden,
    und die Hei­li­gen und die Hohen
    mehr tun dür­fen als reden.

    Die Gewalt herrscht dort wo es heißt:
    „Du darfst Gewalt anwenden!“
    Aber auch dort wo es heißt:
    „Du darfst kei­ne Gewalt anwenden!“

    Die Gewalt herrscht dort,
    wo sie ihre Geg­ner einsperrt
    und sie verleumdet
    als Anstif­ter zur Gewalt.

    Das Grund­ge­setz der Gewalt
    lau­tet: „Recht ist, was wir tun.
    Und was die ande­ren tun,
    das ist Gewalt!“.

    Die Gewalt kann man viel­leicht nie
    mit Gewalt überwinden,
    aber auch nicht immer
    ohne Gewalt.

  3. Fehlt jetzt nur noch, dass es die Frau wei­te­re 4 Jah­re macht. Aber die Nach­fol­ger wer­den in den­sel­ben Fuss­stap­fen wei­ter machen.
    Schaut Euch die Köp­pe an.
    Nur wenn sich in den Köp­fen der Men­schen etwas grund­le­gend ver­än­dert und sie die Mühe nicht scheu­en, alles zu hin­ter­fra­gen und auch für eine Lösung ein­zu­ste­hen, könn­te sich was ändern. Vor­her nicht !
    Ich habe nicht viel Hoffnung.

  4. "Weit­rei­chen­de Seu­chen­schutz­maß­nah­men ( …) kön­nen aber schlech­ter­dings nur als Reak­ti­on erfol­gen. Wenn sie als Akti­on ein­ge­lei­tet wer­den, (birgt das) im Kern einen unüber­prüf­ba­ren, weil auf poten­zi­el­le Zukunfts­sze­na­ri­en basie­ren­den Totalitätsanspruch" 

    Das galt schon im letz­ten März. Nichts dar­an ist neu.
    Was wäre denn, falls jemand hier wider­spre­chen möch­te, die drin­gen­de SACH­la­ge gewe­sen, die Lock­down 1 NÖTIG hät­te erschei­nen las­sen? Waren es nicht Simu­la­tio­nen, und ver­zerr­te Berich­te z.B. aus Ita­li­en, des­sen Lan­des­ge­sund­heit­dienst auch kei­ne Seu­chen­la­ge erken­nen konn­te – also Pro­jek­tio­nen von etwas zukünf­tig Möglichem?

    1. So sehe ich das auch: gar nichts ist neu oder anders. Aber irgend­wel­che Möch­te­gern-Intel­lek­tu­el­le möch­ten ver­schlei­ern, dass sie bis­her blind waren. Naja, lie­ber spä­ter als nie!

  5. Seit März sind wir von Kon­junk­ti­ven umzin­gelt, von model­lier­ten Schät­zun­gen, deren zu Grun­de lie­gen­de Annah­men intrans­pa­rent sind, von „Zah­len“, die Infek­tio­nen sug­ge­rie­ren sol­len, von „an und mit“-Toten und schließ­lich vom lang kul­ti­vier­ten Para­dig­ma der Alternativlosigkeit.
    Es ist zum Ver­rückt­wer­den, wie geschichts­ver­ges­sen die brei­te Mas­se ist und wie erschre­ckend wenig Demo­kra­tie- und Ver­fas­sungs­ver­ständ­nis in 70 Jah­ren ins kol­lek­ti­ve Bewusst­sein gesi­ckert ist.

  6. "Wer auf Ver­dacht Grund­rech­te ein­schränkt, der fin­det zwangs­läu­fig immer einen Ver­dachts­mo­ment, der zu Ein­schrän­kun­gen berechtigt."

    Das ist genau mein Punkt. Ich gehe aber sogar noch wei­ter: wer über­haupt irgend wel­che Optio­nen offen lässt, unter denen Grund­rech­te ein­schränk­bar sein sol­len, öff­net Tür und Tor für Des­po­tie und Diktatur. 

    Wir sehen gera­de wie durch eine Orches­trie­rung der Medi­en in Kon­zern­hand ein Gleich­schal­tung von Exe­ku­ti­ve, Legis­la­ti­ve und Judi­ka­ti­ve mög­lich ist. Und wie dadurch jede belie­bi­ge Bedin­gung her­bei­ge­re­det wer­den kann, um die Grund­rech­te nach Poli­ti­ker-Belie­ben abzuschalten.

    Es darf kei­nen Aus­nah­me­zu­stand für Grund­rech­te geben!

  7. 20.1.21, "SPÖ-Bür­ger­meis­ter Micha­el Lud­wig hat sich wohl nichts dabei gedacht, als er im Inter­view mit der Klei­nen Zei­tung etwas ver­riet, was die Bür­ger in Rage bringt.
    Mit einem Glas Wein auf “Lockdown”-Verlängerung anstoßen
    Gegen­über dem Blatt sag­te er, dass er nach der Pres­se­kon­fe­renz vori­gen Sonn­tag, 17. Jän­ner, mit Bun­des­kanz­ler Sebas­ti­an Kurz (ÖVP) und dem stei­ri­schen Lan­des­haupt­mann Her­mann Schüt­zen­hö­fer (ÖVP) in das Büro des Kanz­lers ging, um dort mit einem Glas Wein anzu­sto­ßen. Es wäre ihm auch eine Klei­nig­keit zum Essen ange­bo­ten wor­den, was er aber nicht in Anspruch genom­men hätte. …
    https://www.unzensuriert.at/content/121539-bevoelkerung-wird-zu-hause-eingesperrt-aber-kurz-macht-alkoholparty-im-kanzleramt/?utm_source=Unzensuriert-Infobrief&utm_medium=E‑Mail&utm_campaign=Infobrief&pk_campaign=Unzensuriert-Infobrief

  8. @Jana
    Das ist der Punkt.
    „Seit März sind wir von Kon­junk­ti­ven umzin­gelt, von model­lier­ten Schät­zun­gen, deren zu Grun­de lie­gen­de Annah­men intrans­pa­rent sind, von „Zah­len“, die Infek­tio­nen sug­ge­rie­ren sol­len, von „an und mit“-Toten und schließ­lich vom lang kul­ti­vier­ten Para­dig­ma der Alternativlosigkeit.“
    Das soll­ten wir ver­su­chen zu ändern. War­um nicht mit dem ver­nünf­ti­ge­ren Teil der Zeu­gen Coro­nas? Gegen ehr­li­che Daten kann ja nie­mand was haben, nicht wahr? Mal hier nach­se­hen, Fig. 1:
    https://www.nature.com/articles/s41467-020–20568‑4
    Man sieht nur Leu­te mit posi­ti­ven PCR-Tests., die durch Züch­tung bestä­tigt wer­den konn­ten (schwarz), und sol­che bei denen der posi­ti­ve Test nicht durch Züch­tung bestä­tigt wer­den konn­te. Das heißt: Coro­na-irgend­et­was. Pi mal Dau­men ist die Zahl der „rea­len“ Covid-19-Erkrank­ten maxi­mal bei 20%.
    Heu­te mel­det das RKI 16 000 „Fäl­le“. Falls man dies Bei­spiel über­tra­gen könn­te hät­ten wir rund 3000 rea­le Covid-19-Erkran­kun­gen, etwa. Also 30–40 pro Mil­lii­on Einwohner.
    Und damit kei­ne Basis mehr für die­sen Irrsinn.
    Wie käme man dahin?
    1. Bei jedem Test muss genau ange­ge­ben wer­den von wem. – Damit man nach­se­hen kann ob die­ser, wann, wo, von wem vali­diert ist oder nicht.
    2. Es muss ange­ge­ben wer­den auf wel­che Gene getes­tet wur­de. Das ORF-1-Gen muss dabei sein und es müs­sen immer min­des­tens 2 Gene nach­ge­we­sen sein. – Wenn nicht: Müll
    3. Die Zyklen­zahl ist anzu­ge­ben. – Alles was über 25 liegt darf nur extra als vor­läu­fig, als „ver­mut­lich“, auf­ge­führt werden.
    Dann wäre Ruhe. So haben es die Chi­ne­sen in Wuhan auch gemacht und schlicht die „Pan­de­mie“ für been­det erklärt.
    Ob das rea­lis­tisch ist weiß ich nicht. Es muss ja der Bevöl­ke­rung erst mal mehr Gen­tech­nik in die Adern gejagt werden.

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