Schweigegebot im öffentlichen Nahverkehr?

Die Schnaps­idee ist geklaut, s. Fahr­gäs­te auf Mal­lor­ca sol­len den Mund hal­ten. 500 auf ver­bo­te­ner Demo. Auf spie​gel​.de gibt es heu­te ein Inter­view mit dem Prä­si­den­ten des Ver­bands Deut­scher Ver­kehrs­un­ter­neh­men. Er führt dort aus:

»Beim Spre­chen sto­ßen Men­schen vie­le Aero­so­le aus, es ist im Hin­blick auf eine Über­tra­gung des Coro­na­vi­rus ähn­lich gefähr­lich wie Hus­ten. Die Aero­so­le beim Spre­chen sind sogar noch etwas fei­ner und kön­nen län­ger in der Luft ver­blei­ben. Wir ver­ste­hen unse­ren Auf­ruf aber nicht als Schwei­ge­ge­lüb­de wie im Klos­ter. Bestimm­te Regeln gehö­ren jetzt schon zur guten Eti­ket­te, etwa das Hus­ten und Nie­sen in die Arm­beu­ge. Wir wür­den dem gern einen wei­te­ren Punkt hin­zu­fü­gen und vor allem laut­star­kes Tele­fo­nie­ren verhindern…

Wir kön­nen und wol­len unse­ren Fahr­gäs­ten das Spre­chen auf kei­nen Fall ver­bie­ten. Im Sin­ne des Haus­rechts könn­ten wir das Tele­fo­nie­ren zwar unter­sa­gen, aber auch dar­auf wol­len wir ver­zich­ten. In mei­ner Rol­le als Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der Münch­ner Ver­kehrs­ge­sell­schaft arbei­te ich zur­zeit statt­des­sen an einer neu­en Emp­feh­lung für den Nah­ver­kehr in Mün­chen. Die beinhal­tet zum Bei­spiel, dass in den älte­ren Zügen die Klapp­fens­ter dau­er­haft geöff­net blei­ben sol­len. Und eben, dass Fahr­gäs­te Tele­fo­na­te lie­ber außer­halb von Bus uns Bahn füh­ren. Wir set­zen dabei auf das Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein jedes Ein­zel­nen. Wir wol­len unse­re Fahr­gäs­te nicht gän­geln, son­dern zusätz­lich schützen…

Ich selbst habe schon beob­ach­tet, wie sich jemand in der Bahn zum Tele­fo­nie­ren die Mas­ke her­un­ter­zog – das ist völ­lig inakzeptabel…

[Wir] wol­len kein gene­rel­les Ver­bot. Damit wür­den wir mög­li­cher­wei­se eine Ver­wei­ge­rungs­hal­tung pro­vo­zie­ren. Mit einer Emp­feh­lung aber bie­ten wir deut­lich weni­ger Angriffs­punk­te. Gera­de vor dem Hin­ter­grund der hohen Zah­len von Toten soll­te doch der gesun­de Men­schen­ver­stand sie­gen. Ich glau­be, dass es in unse­rem Land deut­lich mehr mün­di­ge Staats­bür­ger als Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker gibt.«

8 Antworten auf „Schweigegebot im öffentlichen Nahverkehr?“

  1. War­um wur­de eine längst ver­füg­ba­re, inno­va­ti­ve Anti-Viren- UV-Fil­ter-Tech­nik nicht bereits in allen öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln ein­ge­baut? Eine Münch­ner Fir­ma hat die­se für Züge ent­wi­ckelt und nicht erst 2020 an Spa­ni­en, Chi­na + Russ­land ver­kauft, die ihre Staats­bah­nen damit ausstatteten.
    Aber hier bei uns hieß es ja die gan­ze Zeit, Anste­ckun­gen wür­den in Zügen nicht statt­fin­den bzw. wären nicht nachweisbar. 

    Nur weil die Kon­takt- Nach­ver­fol­gung im Zug nicht klappt, schließt das aber noch lan­ge nicht aus, dass dies nicht geschieht! 

    Genau dort pas­siert Anste­ckung ver­mut­lich doch am meis­ten, was sie – zwar etwas spät – viel­leicht end­lich wahr haben, die "Schild­bür­ger" aus der Regierung!

  2. Ich mei­ne, dass das Sprech­ver­bot bei Wei­tem nicht aus­reicht. Denn das eigent­li­che Übel ist das Atmen, ins­be­son­de­re wenn hef­tig geat­met wird. Das ist unbe­dingt zu unter­bin­den, da hier bestimmt vie­le Aero­so­le frei­ge­setzt wer­den. Es soll­te also, wenn schon nicht ein Atem­ver­bot, dann doch zumin­dest eine buß­geld­be­wehr­te Flach­at­mungs­pflicht ange­ord­net wer­den. Viel­leicht könn­te man sogar die Coro­na-App noch um eine ent­spre­chen­de Über­wa­chungs­funk­ti­on erwei­tern?! … mit auto­ma­ti­scher Daten­wei­ter­ga­be an die Ord­nungs­be­hör­den ver­steht sich. Es fin­det sich bestimmt irgend­ein Zero­Co­vid-Viro­lo­ge, der das unse­rer Füh­si­ke­rin drin­gend als alter­na­tiv­los anrät! Don‘t be shy!

    1. "…dann doch zumin­dest eine buß­geld­be­wehr­te Flach­at­mungs­pflicht ange­ord­net werden. "

      und ergän­zend die aus­ge­at­me­te Luft der CO2-Besteue­rung unterwerfen.

      1. Gute Idee! Da kann man bestimmt, wie bei der Ein­kom­men­steu­er, einen pro­gres­si­ven Tarif model­lie­ren, der sozi­al gerecht ist …

  3. "Wir kön­nen und wol­len unse­ren Fahr­gäs­ten das Spre­chen auf kei­nen Fall verbieten. "

    Dann wis­sen wir ja, was als nächs­tes ver­bo­ten wird. Wetten?

  4. Bei sol­chen Leu­ten kann ich nur den ver­kapp­ten Möch­te­gern-Nazi sehen. Das waren genau so _brave_ (!) Leu­te damals, die in Über­erfül­lungs­hoch­ge­fühl die von obnen dik­tier­ten Regeln für die Volks­ge­sund­heit mit Inbrunst und froh­lo­ckend exekutierten.

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