"Risikostreuung" der EU bei Impfstoffen

Das ver­blüfft nun doch, was faz​.net unter dem Titel "VERTRAGSVERHANDLUNGEN: Lehn­te die EU Biontech-Impf­stoff ab?" am 18.12. ver­öf­fent­lich­te. Wo doch in Rekord­ge­schwin­dig­keit fest­ge­stellt wur­de, wie sicher sie sind.

»Deutsch­land und die EU hät­ten angeb­lich deut­lich mehr Dosen der knap­pen Impf­stof­fe von Biontech und Moder­na erhal­ten kön­nen. Aller­dings ist offen­sicht­lich, war­um die Kom­mis­si­on offen­bar nicht zum Maxi­mum griff.…

Dem­nach habe Biontech bis zu 500 Mil­lio­nen Dosen ange­bo­ten. Die Kom­mis­si­on hat nur einen Ver­trag über 200 Mil­lio­nen Ein­hei­ten abge­schlos­sen, mit einer Opti­on auf wei­te­re 100 Mil­lio­nen Dosen. Auch die Fir­ma Moder­na hät­te der EU mehr von ihrem Impf­stoff lie­fern kön­nen als die ver­ein­bar­ten bis zu 160 Mil­lio­nen Ein­hei­ten, sag­te Unter­neh­mens­chef Sté­pha­ne Ban­cel dem „Spie­gel“. Die Kom­mis­si­on woll­te den Bericht unter Ver­weis auf die Ver­trau­lich­keit der Ver­trä­ge am Frei­tag nicht kommentieren.

Am Frei­tag­abend teil­te Moder­na mit, dass die EU-Kom­mis­si­on ihre Opti­on auf 80 Mil­lio­nen zusätz­li­che Impf­stoff­do­sen nutzt. Die Brüs­se­ler Behör­de hat­te für die EU-Staa­ten einen Rah­men­ver­trag aus­ge­han­delt, wonach sie zunächst 80 Mil­lio­nen Dosen bestellt mit der Opti­on auf wei­te­re 80 Mil­lio­nen. Fest bestellt sei­en nun die gesam­ten 160 Mil­lio­nen Dosen.

Frei­lich ist ziem­lich offen­sicht­lich, war­um die Kom­mis­si­on nicht das Maxi­mum des­sen aus­ge­schöpft hat, was sie viel­leicht hät­te kau­fen kön­nen. Die Brüs­se­ler Ver­trags­ver­hand­lun­gen mit den Impf­stoff­her­stel­lern, die schon im Som­mer begon­nen haben, stan­den immer unter einem gewich­ti­gen Vor­be­halt: Nie­mand konn­te damals genau vor­her­se­hen, wie wirk­sam, wie risi­ko­reich und wie schnell ver­füg­bar die ein­zel­nen Vak­zi­ne sein wür­den. Die Kom­mis­si­on hat aus die­sem Grund das Prin­zip der Risi­ko­streu­ung ver­folgt und mit allen Her­stel­lern ver­han­delt, die einen erfolg­ver­spre­chen­den Impf­stoff in Arbeit hat­ten. Ins­ge­samt hat die EU-Behör­de Ver­trä­ge mit sechs Unter­neh­men abge­schlos­sen, neben Biontech/Pfizer und Moder­na auch mit Astra-Zene­ca, Sano­fi-GSK und Cur­e­vac. Ein sieb­ter mit Nova­vax steht unmit­tel­bar bevor. „Es wäre falsch gewe­sen, nur auf ein Pferd zu set­zen“, heißt es des­halb in der Kommission…

Ein wich­ti­ger Grund kommt hin­zu: Die Impf­stof­fe von Moder­na und Biontech/Pfizer sind mit die teu­ers­ten. Das ist all­ge­mein bekannt, seit­dem am Don­ners­tag die bel­gi­sche Haus­halts­staats­se­kre­tä­rin Eva De Blee­ker die Prei­se ver­se­hent­lich auf Twit­ter preis­gab und erläu­ter­te, wie viel davon im bel­gi­schen Bud­get ver­an­schlagt ist. Der Tweet wur­de spä­ter gelöscht.«

Das darf nicht fehlen:

»Der SPD-Gesund­heits­po­li­ti­ker Karl Lau­ter­bach for­der­te im „Spie­gel“, Deutsch­land sol­le unab­hän­gig von der zen­tra­len EU-Beschaf­fung bila­te­ra­le Lie­fer­ver­trä­ge mit den Her­stel­lern abschlie­ßen. Frei­lich sind die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten bis in den Som­mer hin­ein aus­ge­las­tet.«

2 Antworten auf „"Risikostreuung" der EU bei Impfstoffen“

  1. Die­ser Hype um den Impf­stoff ist ein Ablen­kungs­ma­nö­ver. Dis­kus­sio­nen beschäf­ti­gen sich nicht mehr mit der Begrün­det­heit, das Zeug über­haupt pro­du­ziert und gekauft zu haben. 

    Sucht man nach dem Grund, fin­det man das Ver­sa­gen von Staa­ten und ihrer Gesund­heits­in­dus­trie, die schon lan­ge nicht son­der­lich gut war. Covid ist der Sün­den­bock, mehr nicht.

  2. Von Anfang an war klar, daß mRNA-"Impfstoffe" in kür­zes­ter Zeit in prak­tisch unend­li­chen Men­gen bil­ligst her­ge­stellt wer­den kön­nen. Die künst­li­che Ver­knap­pung (sie­he ers­ter Satz: "knap­pe Impf­stof­fe", sie­he das wei­te­re: viel mehr ver­füg­bar – offen­bar bemerkt nie­mand den Wider­spruch) ist ein ähn­lich bil­li­ger Trick wie bei Fast­food-Kon­zer­nen, die gewis­se Ham­bur­ger "nur solan­ge der Vor­rat reicht" anbieten.

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