So überschreibt aponet.de ("Das offizielle Gesundheitsportal der deutschen ApothekerInnen") einen Artikel am 12.2. Es handelt sich um PR für Apple, wobei weder darauf hingewiesen wird, daß es sich bei der Studie lediglich um einen ungeprüften Preprint handelt, noch erst recht auf den dystopischen Gehalt der Nachricht:
»Mit solch einer Technologie könnte man nicht nur die Gesundheit verfolgen und vorhersagen, sondern auch frühzeitig aus der Ferne eingreifen, was bei einer Pandemie von entscheidender Bedeutung ist: „Diese Studie beleuchtet die Zukunft der digitalen Gesundheit“, sagte Dr. Robert P. Hirten, Assistenzprofessor für Gastroenterologie von der Mount Sinai Hochschule in New York. „Sie zeigt, dass wir diese Technologien nutzen können, um das Krankheitsmanagement zu verbessern. Die Identifizierung von Menschen, die krank sind, noch bevor sie wissen, dass sie infiziert sind, wäre ein Durchbruch bei der Bekämpfung von Covid-19.“
Für die „Warrior Watch-Study“ wurde die Herzfrequenzvariabilität über eine App auf Smartwatches bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen verfolgt. Zusätzlich erfolgte täglich eine Umfrage zur Bewertung von Symptomen einer möglichen Covid-19-Infektion. Demnächst sollen neben der Herzfrequenzvariabilität weitere biometrische Daten wie Schlafstörungen und körperliche Aktivität eingehender untersucht werden, um zu untersuchen, inwieweit die Mitarbeiter durch die psychologische Belastung gefährdet sind, die die Pandemie mit sich bringt.«
Die Deepl-Übersetzung einer Passage aus der Studie bringt es schön auf den Punkt:
»Mitarbeiter des Mount Sinai Health System wurden prospektiv in einer fortlaufenden Beobachtungsstudie mit Hilfe der speziell entwickelten Warrior Watch Study App, die auf ihre Smartphones heruntergeladen wurde, verfolgt. Die Teilnehmer trugen für die Dauer der Studie eine Apple Watch…
Schlussfolgerungen:
Längsschnittlich erfasste HRV-Metriken von einem häufig getragenen kommerziellen Wearable Device (Apple Watch) können die Diagnose von COVID-19 und COVID-19-bezogenen Symptomen identifizieren. Vor der Diagnose von COVID-19 durch nasale PCR wurden signifikante Veränderungen in der HRV beobachtet, was ihre prädiktive Fähigkeit zur Identifizierung einer COVID-19-Infektion belegt.«
Werden wir in den Apotheken demnächst die Apple Watch samt Warrior Watch Study App erwerben können?
"… noch bevor sie wissen, dass sie infiziert sind.." minority report lässt grüßen.. Mit Riesenschritten Richtung Wahnsinn.
Die "Digitale Gesundheit", großartig. Wer gesund ist, wurde nur nicht gründlich genug untersucht.
Endlich hat das Elend einen Namen. Das muß bekämpft und verhindert werden, die digitale Gesundheit.
Ich weiß, ich wiederhole mich. Meine Frau schimpft auch schon.
Digitales Panoptikon.
https://de.wikipedia.org/wiki/Panopticon#/media/Datei:Presidio-modelo2.JPG
@ fabianus I
Das ist doch spätestens seit Jeremy Bentham das erklärte Ziel des real existierenden Kapitalismus: Ein Freiluftknast mit ausgefeilter Dauerüberwachung.
Ich zitiere mal das erste, was ich zu HRV gefunden habe: „ Wenn eine Person jedoch chronisch gestresst oder überanstrengt ist – physisch oder mental – kann das natürliche Zusammenspiel der beiden Systeme gestört werden und der Körper in einem sympathisch dominierten Stresszustand, mit geringer HRV und erhöhtem Stresshormonlevel verbleiben, selbst wenn die Person ruht. Das ist sehr belastend für den Körper und kann zu zahlreichen mentalen und physischen Gesundheitsproblemen führen.“ Weiter heißt es „ Genetische Faktoren erklären etwa 30% des allgemeinen HRV-Levels, aber eine Person kann ihre individuelle HRV verbessern, indem aktiv an der Gesundheit, Fitness, dem Stressmanagement und den Erholungsfähigkeiten gearbeitet wird. Eine hohe HRV wird allgemein als Zeichen eines gesunden Herzens angesehen und mit psychologischer Gesundheit, höherer Lebensqualität und geringerer Anfälligkeit für Krankheiten in Verbindung gebracht. Wir müssen mit dem Leben, was uns unsere Gene mitgeben und obwohl es ein paar allgemeine Referenzwerte für die HRV eines Menschen gibt, so ist der Vergleich der HRV von zwei verschiedenen Menschen nicht zielführend.“ Da wäre ich doch mal interessiert, wie das Studiendesign mit der „Warrior Watch Study App“ so aussieht. Wieso wieder so ein martialischer Name für eine (vordergründig?) friedliche Nutzung eingesetzt wird, wird wohl ein Geheimnis der Entwickler bleiben.
Irgendwie erinnert mich das alles ein bisschen an den Film „Minority Report“; das Unheil quasi schon erkennen, bevor es passiert. Und was lehrte uns der Film? Jedes vermeintlich noch so sichere System hat seine Schwachstellen und Fehler.
und jede Erkältung.…alter das ist so ein Unsinn.…
warum erinnert mich das alles nur so an Juli Zeh und "Corpus Delicti"???
Abgesehen davon, dass ich es abscheulich und sehr gefährlich finde, für mich stellen sich die Fragen: z,B. was passiert mit „identifizierten Menschen“ – würde eine Interventionseinheit gesunde Menschen, die noch nicht wissen dass sie infiziert sind, aber die Software weißt es, einfach „mitnehmen“, und weshalb der Name „Warrior Watch Study App“ … sind wir im Krieg?! Flooding mit „Krieg“ fängt an? Haben die Mantras „es ist ernst“, „nehmen Sie es ernst“, „serious issue“, „a threat to humanity“ u. Ä. bereits ausgedient? Falls „Kriegszustand“, wer sei der Böse: die identifizierten Menschen, die Maskenverweigerer, die Impfgegner, die Lockdown Gegner oder alle zusammen? Die Guten seien vermutlich nur die geimpften und nicht infizierten? (da geimpft ≠ nicht infiziert, soweit bekannt)
Jetzt weiß ich, weshalb es an „Minority Report“ erinnert. Norbert Häring hat auf seinem Blog am 18.08.2020 einen Beitrag geschaltet: „ Der Macher des Gleichschritt-Szenarios der Rockefeller Stiftung wirbt nun offen für Totalüberwachung“. Darin heißt es:
„Im Jahr 2010 hat Peter Schwartz zusammen mit der Rockefeller Stiftung das Schöne-neue-Überwachungswelt-Szenario “Lock Step” (Gleichschritt) entwickelt, als Zukunftsvision für die Zeit nach einer Pandemie. Während Rockefeller eifrig an der Vertiefung arbeitet, kümmert sich Schwartz um die Verbreiterung und wirbt in einem Interview sogar ganz offen für die Totalüberwachung.
Peter Schwartz (73) ist Futurologe. Er war schon für das Pentagon und das Weltwirtschaftsforum aktiv. Er ist u.a. Senior Vice President für strategische Planung des Cloud-Anbieters Salesforce, er sitzt im Vorstand des (militaristischen) Center for a New American Security (CNAS).
In einem aktuellen Interview lässt Schwartz den totalitären Fantasien des Silicon Valley freien Lauf und sagt (meine Übersetzung):
Wir werden nach und nach sehr viel mehr Überwachung akzeptieren. Und am Ende wird es uns nicht stören, weil es – für die meisten Menschen in den meisten Situationen – mehr nützt als schadet.
Warum das wichtig ist, sogar sehr wichtig? Schwartz ist nicht einfach ein durchgeknallter, unwichtiger Futurologe. Er arbeitet für und zieht an einem Strang mit der Rockefeller Stiftung, Deloitte und vielen mächtigen Kooperationspartnern, darunter die Gavi-Impfallianz und Accenture, mit denen die Rockefeller Stiftung am Projekt ID2020 arbeitet, die Gates Stiftung mit Weltbank und verschiedenen gekauften UN-Organisationen, die gemeinsam in und an einer kaum überschaubaren Vielzahl von Überwachungsallianzen und ‑projekten arbeiten.“
Und weiter:
„ Dank ihrer langjährigen Befassung mit der Nutzbarkeit von Pandemien für solche Zwecke war die Stiftung schon in der Frühphase der Pandemie, im April 2020, mit einer Hochglanzbroschüre auf dem Markt. Darin ist als Forderungen präsentiert, was vorher noch Szenario hieß. Sie passen auch gut zu dem, was die Stiftung – ohne Pandemiebezug – mit dem Projekt ID2020 vorantreibt.“
Dann kommt der Hinweis:
„ Ein Hinweis zum Verständnis des Folgenden: Schwartz hat die Macher des Films “Minority Report” beraten. Darin werden künftige Kriminelle schon unschädlich gemacht, bevor sie ihre Tat begehen können. Es stellt sich heraus, dass ein Verantwortlicher das Programm zum eigenen Vorteil manipuliert.“
Ich habe jetzt sehr viel von N. Häring zitiert, wichtig finde ich aber folgendes: wir werden mit allen Mitteln (Film, Funk, Fernsehen, Printmedien) auf die Visionen einiger Leute (hier Silikon Valley) eingestimmt, die wiederum eng mit großen Global Players zusammenarbeiten. Wenn schon kein Plan dahintersteht, dann aber unterstelle ich Absprache über große Ziele, die diesen Institutionen Nutzen bringen.
Dazu passt dann auch, wiederum N. Häring am 29.01.2021 im Beitrag „ Bundestag verabschiedet ID2020-Gesetz für Deutschland“:
„Die Steueridentifikationsnummer soll zu einer umfassenden Bürgernummer werden, die den Behörden den Zugriff auf schon vorhandene Personendaten bei einer anderen Behörde ermöglicht. Das hat die rot-schwarze Regierungskoalition im Bundestag gegen geschlossenen Widerstand der Opposition und gegen alle Bedenken von Datenschützern beschlossen. Der Bundesrat muss noch zustimmen, bevor das Gesetz, das viele für verfassungswidrig halten, in Kraft treten kann.“
Und weiter:
„Bei der Einführung der Steuer-Identifikationsnummer 2008 wurde uns mitgeteilt: “Diese Nummer wird ausschließlich zu steuerlichen Zwecken genutzt”. Versprechen gebrochen. Wie war das mit dem Versprechen, Maut-Überwachungsdaten nur zur Maut-Erhebung zu nutzen, als sich die Gelegenheit bot, Sexualverbrecher mit den Daten zu überführen? Der Beispiele gibt es viele.“
Es finden also auch bei uns – infiziert von amerikanischen Modellen oder auch nicht – viele politisch relevante Personen Gefallen am gläsernen Bürger. Vielleicht ist das aber auch ab einem gewissen Stadium einfach eine Art Selbstläufer, wenn vorher schon die passenden Ideen in den Raum gestellt wurden.