So schnell kann's gehen in Alfeld

Ich bin immer inter­es­siert, wenn es um Bericht­erstat­tung über den Vor­wurf fal­scher Dok­tor­ti­tel geht. Bei Frau Gif­fey plät­schert das seit vie­len Mona­ten vor sich hin, über Herrn Dros­ten hat noch kein ein­zi­ges Blatt berich­tet. Um so erstaun­li­cher ist die Eile, mit der man in Nie­der­sach­sen bei einem sol­chen Ver­dacht vorgeht.

alfel​der​-zei​tung​.de (24.3.)
goet​tin​ger​-tage​blatt​.de (23.3.)

Ob es damit zusammenhängt?

alfel​der​-zei​tung​.de (11.3.)

Vor der groß ange­leg­ten Kam­pa­gne des Lokal­blat­tes, beglei­tet durch eine sehr "zeit­na­he" Ände­rung des Wiki­pe­dia-Ein­trags zu Levo­nen ("Nach Recher­chen der Alfel­der Zei­tung führt Levo­nen einen nicht aner­kann­ten Dok­tor­ti­tel. Sei­ne Dis­ser­ta­ti­on habe er bei einer Titel­fa­brik ein­ge­reicht, sein Dok­tor­va­ter sei ein Hoch­stap­ler."), hat­te der Land­rat eine sehr gemä­ßig­te Kri­tik an den "Coro­na-Maß­nah­men" geübt:

»Seit einem Jahr befin­den wir uns im Land­kreis Hil­des­heim im Kri­sen­mo­dus mit allen Ein­schrän­kun­gen für Men­schen und Ressourcen.

In Nie­der­sach­sen bewe­gen wir uns nun schon seit etli­chen Wochen auf einem etwa glei­chen Niveau und das trotz des zwei­ten gro­ßen Lock­downs. Ganz lang­sam scheint eine Wen­de zum Bes­se­ren ein­zu­set­zen; doch das sind zar­te Knos­pen. Die­se kön­nen schnell wie­der ver­wel­ken, wenn wir uns wei­ter­hin an den Inzi­den­zen ori­en­tie­ren müs­sen. Die Fäl­le in den Ein­rich­tun­gen für älte­re und pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen sind auf­grund der durch­ge­führ­ten Imp­fun­gen zum Glück zurück­ge­gan­gen. Aus­brü­che dort haben immer zu schnell stei­gen­den Fall­zah­len geführt, oft ver­bun­den mit schwe­re Ver­läu­fen und bedau­er­li­cher­wei­se einer hohen Sterb­lich­keit. Aber auch wei­ter­hin kön­nen die Inzi­den­zen schnell wie­der nach oben schnel­len, näm­lich immer wenn sich eini­ge nicht an die not­wen­di­gen Regeln hal­ten. Die dar­auf resul­tie­ren­den Kon­se­quen­zen wer­den uns dann lei­der alle tref­fen, da sich die recht­li­chen Restrik­tio­nen nun ein­mal an den Inzi­denz­wer­ten orientieren.

Wenn Sie in die die­se Woche in Kraft getre­te­ne nie­der­säch­si­sche Coro­na-Ver­ord­nung schau­en, wer­den Sie fest­stel­len, dass mög­li­che Locke­run­gen unmit­tel­bar abhän­gig sind von der Höhe des Inzi­denz­wer­tes. Also muss es in unser aller Inter­es­se sein, die­sen Wert nach­hal­tig auf ein mög­lichst nied­ri­ges Niveau zu sen­ken. Nur so kön­nen wir mit einer all­mäh­li­chen Rück­kehr zu Nor­ma­li­tät rech­nen. Aber das kann nicht der Staat für Sie gewähr­leis­ten; da sind Sie zual­ler­erst selbst gefordert.

Des­halb las­sen Sie nicht locker, auch wenn es nervt. Die not­wen­di­gen Regeln sind uns doch mitt­ler­wei­le schon ins Blut über­ge­gan­gen. Tra­gen Sie auch wei­ter­hin die Mund-Nasen-Bede­ckung auf und hal­ten Sie Abstand. Der Rest kommt dann von ganz allein.

Abschlie­ßend noch ein paar per­sön­li­che Anmer­kun­gen zu den The­men Ver­ord­nung, Imp­fen und Testen:

Corona-Verordnung

Ver­ste­hen Sie die aktu­el­le Rechts­la­ge? Wenn Ja: herz­li­chen Glück­wunsch. Denn selbst für uns Pro­fis ist es mitt­ler­wei­le schwie­rig auf Anhieb zu erken­nen, was geht und was nicht. Gera­de die Ver­kün­dung der aktu­el­len Nie­der­säch­si­schen Coro­na-Ver­ord­nung war, sagen wir mal, „holp­rig“. Etli­che Umstän­de, wie das The­ma der Tes­tun­gen und die Ver­fah­rens­wei­se bei unter­schied­lich hohen Inzi­den­zen, haben zu erheb­li­chen Irri­ta­tio­nen geführt. Die erneu­te Kor­rek­tur der Ver­ord­nung durch die Lan­des­re­gie­rung am Abend vor ihrem Inkraft­tre­ten ohne Anhö­rung der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de hat nicht nur bei uns für erheb­li­che Ver­wir­rung gesorgt (bspw. Bau­märk­te). So schafft man mei­nes Erach­tens – bei allem Ver­ständ­nis – kein Ver­trau­en in die Rechts­si­cher­heit…«

Wei­ter erklärt er, war­um Imp­fen und Tes­ten tol­le Sachen sind. Soll­te die­se zag­haf­te Kri­tik Anlaß dafür gewe­sen sein, ihn abzusägen?

Damit kei­ne Miß­ver­ständ­nis­se ent­ste­hen: Wenn die Vor­wür­fe zutref­fen, dann ist der Mann fehl an sei­nem Platz. Die Beflis­sen­heit, mit der das Innen­mi­nis­te­ri­um bei ihm prüft, steht aller­dings in kei­ner­lei Ver­hält­nis zum bered­ten Schwei­gen aller betei­lig­ten Stel­len zu der zwei­fel­haf­ten Dok­tor­ar­beit von Chris­ti­an Drosten.

5 Antworten auf „So schnell kann's gehen in Alfeld“

  1. Viel­leicht soll­te man mal die inves­ti­ga­tiv so erfolg­rei­chen Repor­ter der Alfel­der Zei­tung bit­ten, auch bei den Nach­for­schun­gen zu Chris­ti­an Dros­tens Dok­tor­ti­tel­er­werb zu hel­fen. Der ist ja zumin­dest auch Nie­der­sach­se. Das Blatt wür­de Welt­be­rühmt­heit erlan­gen, soll­te es den einen oder ande­ren Dreck­fle­cken an Krischans Ste­cken ent­de­cken. Und das nicht nur in Mal­ta oder der Karibik.

  2. Man darf wohl davon aus­ge­hen, dass das innen­mi­nis­te­ria­le Inter­es­se an sei­ner Dissertation/ Pro­mo­ti­on mit Insub­or­di­na­ti­on in Sachen Coro­na-Poli­tik zusam­men­hängt. Wenn sich da kein Hebel fin­det und man sich in einer ent­spre­chend ein­fluss­rei­chen Posi­ti­on befin­det, erlei­det man eben einen Herz­in­farkt oder die Brem­sen ver­sa­gen. So ist das in der BRD – Bana­nen­re­pu­blik Deutschland.

  3. es ist wohl dieser:

    https://​www​.unis​eli​nus​.edu​ca​ti​on/​d​e​g​r​e​e​-​p​r​o​g​r​a​m​/​d​o​c​t​o​r​-​p​h​-​d​-​d​e​g​r​e​e​-​o​n​l​i​n​e​-​v​i​a​-​d​i​s​t​a​n​c​e​-​l​e​a​r​n​ing

    "cour­te­sy of":
    https://​www​.world​cer​ti​fi​ca​ti​on​.org/

    Eitel­keit macht wohl blind.
    Und die Jour­nail­le beson­ders aggres­siv, wie wir wissen.
    Für Iko­nen gibt's natür­lich Ausnahmen.
    Lei­der hat es der Typ mit dem ein­präg­sa­men skan­di­na­vi­schen Namen nicht bis dahin geschafft.
    Mein Mit­leid hält sich in Gren­zen. Wäre bei sym­pa­thi­schen Schwät­zern aus dem Ems­land ebenso

  4. öffentl. Stel­lung­nah­me vom 25.03.2021:
    "Habe ich Feh­ler gemacht, hät­te ich genau­er prü­fen müs­sen, wel­cher Hoch­schu­le ich da ver­traue? Unum­wun­den: Ja! Dafür bit­te ich die Men­schen in unse­rem Land­kreis sowie Sie hier alle um Ent­schul­di­gung. Ich habe mich ent­schie­den, weder an dem Titel fest­zu­hal­ten noch ihn wei­ter zu führen."
    Ob die­ser edel­mü­ti­ge Ver­zicht auch auf den Land­rats­pos­ten aus­ge­dehnt wird, bleibt unklar.

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